Hauptsache Devisen

Wie entwickelte sich die Wirtschaft der DDR, wie die der Bundesrepublik während der Teilung Deutschlands. Welche Anzeichen gab es für die Entwicklung? Was waren die Ursachen?
Hier der Bereich für alle wirtschaftlichen Themen.

Hauptsache Devisen

Beitragvon turtle » 20. Juli 2010, 17:05

Mich macht doch immer wieder betroffen was man sich alles in der DDR alles hat einfallen lassen um an Devisen zu kommen. Hat letztendlich zwar auch nicht geholfen die DDR zu retten. Aber für mich war es Perfide. Einige Beispiele . Häftlinge wurden verhökert, Kriminelle wurden mit darunter gejubelt, Sondermüll wurde abgenommen, Gespendete Blutkonserven wurden in den Westen verkauft .etc. Heute Abend im TV.
http://www.sz-online.de/Nachrichten/Pol ... id-2514842.
Einige sehen immer noch die heile DDR Welt wo das Wohl des Bürgers im Vordergrund stand!
Gruß Peter(turtle)
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon 17.Juni » 20. Juli 2010, 17:18

[hallo] Peter,

turtle hat geschrieben:..........Einige sehen immer noch die heile DDR Welt wo das Wohl des Bürgers im Vordergrund stand!
Gruß Peter(turtle)


mal mit Humor ausgedrückt, "Alles was nicht niet und nagelfest war, hat man umgerubelt" bzw. zur harten D-Mark gemacht. Und "Vieles" ist ja noch nicht an das Tageslicht gekommen.
Peter, leider haben die Einigen noch nicht mitbekommen in welcher Zeitrechnung sich das Rad der Geschichte gedreht hat. Leider sind sie zu schwach um es zurückzudrehen und das ist gut so. Schweigen und aussitzen ist die Devise dieser Herren, es sind ja vorwiegend Herren der Schöpfung die sich hartnäckig gegen beweisbare Tatsachen stellen, sie verdrehen und mit idiologischen Phrasen versuchen sie sie uns doch noch schmackhaft zu machen.

Danke für den Tipp !

Es grüßt, der
17.Juni
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Alfred » 20. Juli 2010, 18:48

ABV,

ich finde die Sache nicht so aufregend.

Übrigens wurd es den Touristen aus Moskau im Metropol oder Palasthotel ähnlich gegangen sein !!
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon karl143 » 20. Juli 2010, 18:50

Hallo Uwe,
solche Geschichten kenne ich vom Hörensagen. Wir hatten 1998 drei Wochen in Sifok/Ungarn Urlaub gemacht. Gemietet hatten wir ein Haus. Wir lebten im Haus der Gastgeber, die zogen im Sommer in ein größeres Gartenhäusen hinter dem Haus und hatten dadurch eine gute Zusatzeinnahme. Durch den räumlichen Kontakt ergaben sich mehrere nette und schöne Grillabende mit den Gastgebern und die erzählten uns auch diese Geschichten aus der Zeit vor der Wende. Die DDR Urlauber waren eigentlich immer nur Zweiter, jeder Kellner, jedes Restaurant wollte eigentlich nur Touristen und Gäste aus dem Westen haben. DDR Mark wollte keiner, die war ja auch nichts Wert. Die Ungarn waren eigentlich schon immer so etwas wie die Kapitalisten im Ostblock und besonders auf westliche Devisen aus. Unsere Gastgeber sagten auch öfter, das sie nichts gegen die Menschen aus der DDR hatten, nur an denen konnte man eben nichts verdienen. Und an denen man verdienen konnte, zu denen sei man eben freundlicher.
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon glasi » 20. Juli 2010, 18:57

turtle hat geschrieben:Mich macht doch immer wieder betroffen was man sich alles in der DDR alles hat einfallen lassen um an Devisen zu kommen. Hat letztendlich zwar auch nicht geholfen die DDR zu retten. Aber für mich war es Perfide. Einige Beispiele . Häftlinge wurden verhökert, Kriminelle wurden mit darunter gejubelt, Sondermüll wurde abgenommen, Gespendete Blutkonserven wurden in den Westen verkauft .etc. Heute Abend im TV.
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Gruß Peter(turtle)
hallo peter. du hast recht. die devisen haben die ddr nicht gerettet, aber sie haben ihr leben verlängert. vieleicht hätte der ganze spuck schon früher ein ende gehabt. voallem den menschenhandel fand ich damals sehr schlimm. lg glasi
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Alfred » 20. Juli 2010, 18:58

Karl,

richtig, DDR - Geld wollte man in der VR Ungarn nicht - weil kein offizielles zahlungsmittel - , Devisen wurden sehr gern genommen aber es gab keine Probleme wenn man in der Landeswährung Forint zahlte.
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Luchs » 20. Juli 2010, 19:07

Alfred hat geschrieben:Karl,

richtig, DDR - Geld wollte man in der VR Ungarn nicht - weil kein offizielles zahlungsmittel - , Devisen wurden sehr gern genommen aber es gab keine Probleme wenn man in der Landeswährung Forint zahlte.


In der SU wohl schon:
ABV hat geschrieben:...
Meine Rubel wollte er als Zahlungsmittel auch nicht akzeptieren. "Deutsch-Mark, Dollar, oder Franken, sonst nix Wodka" herrschte mich der Mixer an. Als ich ihm meine DDR-Mark anbieten wollte, stellte er das "Gesöff" weg.
...

Viele Grüße [hallo]
Micha
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon manudave » 20. Juli 2010, 19:14

@Glasi

Ich glaube nicht, dass der Spuk schneller vorbei gewesen wäre.
Nicht umsonst hat F.-J.-Strauß der DDR die Milliardenkredite gewährt. Er glaubte wohl selbst kaum daran, dass die Staatsregierung eines bankrotten Staates freiwillig geht. Das hätte dann eben das Volk mit Einsparungen zu spüren bekommen und wie sollte das in der DDR aussehen?

Zumal die Kredite z.B. gar nicht so schlecht für den Untergang der DDR waren. Schließlich erhöhten diese die Bonität der DDR bei anderen Banken und man konnte neue Kredite aufnehmen. Die Schuldenflut wuchs und wuchs und am Ende ging es (wie Günther Mittag bereits Mitte der 80er vorhersagte) "gegen die Wand - Totalschaden".
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Alfred » 20. Juli 2010, 19:22

Luchs,

es gab in der UdSSR sogenannte Berioska -Läden - Einrichtungen. Diese waren mit dem Intershop bzw. Devisenhotels in der DDR zu vergleichen.

Sprich, die nahmen als Währung nur Devisen.
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon manudave » 20. Juli 2010, 19:30

Das mit den Blutkonserven hielt sich allerdings in Grenzen - soviele wurde da gar nicht verscherbelt.
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon ex-maja64 » 20. Juli 2010, 19:37

In den bulgarischen Bettenburgen (Albena,Goldstrand,Sonnenstrand) war es auch gang und gebe wenn man Abends in diverse Restaurants ging, das einen der Kellner (nachdem er mitbekommen hat das man deutsch sprach) die Fragen stellte Deutsch? Ost oder Westdeutsch?, teilweise wurde nach der Antwort die Freundlichkeit geändert.
Auch gab es einige Lokale bzw.Abendprogramm Anbieter wo schon am Eingang stand Bezahlung nur in Devisen, hier mußte man etwas hartnäckig bleiben, den am Ende stellte sich heraus das man auch in Lewa bezahlen konnte.
Vorteile gegenüber den "Bundis" gab es aber auch, so mußten diese die Strandgebühr,die Sonnenschirme bzw. die Liegestühle in DM bezahlen, währenddessen wir das mit bulgarischer Landeswährung tun konnten.
Zu meinen in einen anderen Bereich angeführten Urlaub in Jalta (Krim) muß ich hinzufügen das das Hotel Jalta in Sommer ausschließlich mit devisenbringenden Gästen ausgefüllt war, als ich dort war Anfang Dez. 1988 war dann mal Platz für DDR-Bürger und Polen.


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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon CaptnDelta » 20. Juli 2010, 20:30

Ein anderer Weg an Devisen war Leuten ihre Antiquitaeten abzuschwatzen (oder auch mal "abzudrohen"). Dabei war im Sueden der Republik der "Antikhandel Pirna" federfuehrend, welcher der KoKo zugeordnet war.
Puppen-Pirna.png


Dies bekam auch mein Vater zu spueren, welcher jahrelang Antiquitaeten (zumeist aus der Verwandtschaft) gesammelt hatte. Schon vor unserem Ausreiseantrag tauchten Leute der Firma bei jeder unmoeglichen Gelegenheit auf, um ihm Porzellanpuppen, Regulatoren/Uhren und Meissner Porzellan abzuschwatzen. Nachdem wir unseren Ausreiseantrag gestellt hatten, wurde versucht uns ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung anzuhaengen (ja sowas gabs auch in der DDR, und war damals eine moegliche Art, an die Stuecke hartnaeckiger Verweigerer ranzukommen). Allerdings verlief die Suche nach stichfesten Gruenden im Sande, und wurde somit eingestellt. Mein Vater konnte seine gesamte Sammlung mitnehmen, Schwierigkeiten wurden nur bei einem Buch gemacht (einer Enzyklopaedie aus dem 17ten Jahrhundert).

Ein Buch hierzu: Die Kunst und Antiquitäten GmbH im Bereich Kommerzielle Koordinierung

-Th
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon 17.Juni » 21. Juli 2010, 13:37

Hallo,

übrigens 0,03 % der Beschaffung von harter Währung machte der Handel mit Exoten aus, wie Zierfische (der größte Anteil), Ziergeflügel und Terranrientiere.
Große Zentren der Zierfischzucht, befanden sich im heutigen Sachsen und Thüringen. Und wer noch ein aufmerksamer Thüringer ist, in der alten Kahlaer Porzellanfabrik befand sich so eine Züchterei von Zierfischen.

Also wenn ihr wieder mal einen Guppy für Euere Aquarium kaufen solltet, denn könnte dieser aus der ehemaligen DDR stammen, bei einem Papagei ist die Erforschung der Abstammung noch einfacher...... [grins]

Mit freundlichen Grüßen
17.Juni
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Affi976 » 21. Juli 2010, 16:13

@all,
gestern abend im MDR-Fernsehen, Magazin - Exakt. Dort wurden Praktiken der DDR - Krankenhäuser bestätigt, die bestimmten Patienten, die auch nur unter entsprechenden Umständen aufgenommen wurden, in Versuchen, westliche Medikamente verabreichten und damit Westgeld einnahmen. Somit waren die DDR - Patienten Versuchskaninchen für westliche Pharmakonzerne, die sich so, teure Versuche an Hunden und Kaninchen und .... ersparten. Der Haken an der Sache war der, dass das Westgeld nicht die Krankenhäuser bekamen, sondern es im allgemeinen Haushalt verschwand.
Was sich da für Abgründe auftun, die unsere "teuren Genossen" an ihren eigenen Leuten verbrochen haben!!!!!
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon augenzeuge » 21. Juli 2010, 16:23

Alfred hat geschrieben:Karl,

richtig, DDR - Geld wollte man in der VR Ungarn nicht - weil kein offizielles zahlungsmittel - , Devisen wurden sehr gern genommen aber es gab keine Probleme wenn man in der Landeswährung Forint zahlte.


Was uns Alfred verschweigt: Der DDR Bürger konnte nur sehr wenig Geld umtauschen, um an Forinth heranzukommen. Wenn ich mich richtig erinnere, waren das nur 30-40 DDR-Mark am Tag. Hiervon musste alles bezahlt werden, Benzin, Übernachtung, Essen....aber die begehrten Klamotten vom Kleidermarkt, oder LP's wollte man auch mitnehmen....

Was auch interessant ist: Der in der DDR offiziell gehandelte Kurs von DM zu DDR Mark lag bei 1:1. Aber hier in Ungarn bekam man für die DM das 3-4 fache..... als für die DDR-Mark. [shocked]

Es war kein Geheimnis, dass viele DDR-Bürger sich zahlungsunfähig oder hungrig an die DDR-Botschaft wenden mussten, um einen "Kredit" zu erhalten bzw. die Umtauschmöglichkeit weiterer DDR-Mark......ich selbst hatte 1983 hier einen Freund begleitet.
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Berliner » 21. Juli 2010, 16:29

augenzeuge hat geschrieben:Es war kein Geheimnis, dass viele DDR-Bürger sich zahlungsunfähig oder hungrig an die DDR-Botschaft wenden mussten, um einen "Kredit" zu erhalten bzw. die Umtauschmöglichkeit weiterer DDR-Mark......ich selbst hatte 1983 hier einen Freund begleitet.

wie war das Joerg, wofuer war solche "Hilfe" seitens der DDR-Botschaft urspruenglich gedacht ? [ich auch]

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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon augenzeuge » 21. Juli 2010, 16:40

Mal noch eine erlebte Geschichte.

Wir hatten 1987 eine großes Familientreffen am Balaton gemacht. Die Übernachtung wurde für alle bereits im Reisebüro-West erledigt. Hier mieteten wir ein Haus für 6 Personen. Für Forint hätte das keiner bekommen.

Weil das Geld der DDR-Bürger nicht reichte, hatten sie 40 Liter Sprit "geschmuggelt"......ich konnte es nicht glauben was die alles aus dem Trabbi zauberten... [grins]

Abends waren wir essen. Ich werde nie vergessen, wie billig alles war. Für 25 DM wurden 6 Leute satt, Schnitzel, incl. Getränke.

Als wir wieder abreisen mussten, wollten die DDR_Leute noch gern bleiben.....und suchten ein Zimmer.....sie suchten überall, aber schon nach dem Vorfahren mittels Trabbi schüttelten die Eigentümer den Kopf, nein alles voll. Wir bekamen mit, das man nur keine DDR-Bürger haben wollte. Ok, nun wurde getrickst.... Alle rein in den "Westwagen" und auf Zimmersuche.....

Schon an der ersten Adresse fanden wir ein Zimmer, bezahlbar in Forint. Nachdem wir schon mal angezahlt hatten, holten die echten Gäste den Trabbi...... [grins] ...die Augen des Vermieters hättet ihr sehen sollen........

Wir haben dann noch eine schönen Tag gewünscht.....
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon augenzeuge » 21. Juli 2010, 16:44

Berliner hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Es war kein Geheimnis, dass viele DDR-Bürger sich zahlungsunfähig oder hungrig an die DDR-Botschaft wenden mussten, um einen "Kredit" zu erhalten bzw. die Umtauschmöglichkeit weiterer DDR-Mark......ich selbst hatte 1983 hier einen Freund begleitet.

wie war das Joerg, wofuer war solche "Hilfe" seitens der DDR-Botschaft urspruenglich gedacht ? [ich auch]

Berliner [hallo]


Die Hilfe war dafür gedacht, dass die Leute sich etwas zu essen kaufen konnten und möglichst schnell ins "DDR-Körbchen" zurückfuhren.
Meist war es so, dass man noch DDR-mark hatte, aber nichts umtauschen durfte. Hierzu brauchte man eine leere Zollerklärung....die man bekam....

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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Wosch » 21. Juli 2010, 21:53

In den 80er Jahren war ich mit dem "Extra Tip" (Kasseler Zeitung) in Moskau. In einem georgischen Restaurant wurden wir als Wesdeutsche in den Gewölbekeller geführt und es war ein kulinarisches Erlebnis für relativ wenig DM. DDR-Bürger mußten eine Treppe hoch, da sah es aus wie in einem Wartesaal der Deutschen Reichsbahn, wir hatten uns zwei Tage später als DDR-Bürger ausgegeben und waren echt erstaunt, wie der "Klassenbruder" mit den "Klassenbrüdern" umging. An der Garderobe wurde man gefragt: Ost oder West?" Der aus dem Osten wurde behandelt wie ein "Klassenfeind", angefangen von den dreckigen Tischdecken, über miese Bedienung, schlechte Getränke, Unansehliches auf dem Teller, der DDR-Bürger war nur "zweite Wahl"!!
Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Berliner » 22. Juli 2010, 04:47

17.Juni hat geschrieben:bei einem Papagei ist die Erforschung der Abstammung noch einfacher...... [grins]

OK, ich beisse an... [grins]

Wieso ist die Erforschung der Abstammung eines Papageis leichter als die eines Zierfisches ? [ich auch]

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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Berliner » 22. Juli 2010, 04:56

eine Frage:

ich verstehe schon, dass die DDR-Mark im sozialistischen Ausland "wertlos" was, weil die einheimischen nichts vor Ort damit kaufen konnten.

Aber gab es nicht Banken und einen Umtauschkur, wo die DDR wieder einen Wert haben konnte ? Was war eigentlich das Problem mit der DDR-Mark in diesem Sinne, Geld ist Geld, oder ?

OK, ein paar dumme Fragen, aber intelligente Antwort dafuer gibt es bestimmt. [grins]

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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon CaptnDelta » 22. Juli 2010, 05:36

Berliner hat geschrieben:
17.Juni hat geschrieben:bei einem Papagei ist die Erforschung der Abstammung noch einfacher...... [grins]

OK, ich beisse an... [grins]

Wieso ist die Erforschung der Abstammung eines Papageis leichter als die eines Zierfisches ? [ich auch]

Berliner [hallo]


Weil er warscheinlich noch lebt [flash]

Zierfische werden nur ~1/50tel so alt wie Papageien...

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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon CaptnDelta » 22. Juli 2010, 05:46

Berliner hat geschrieben:eine Frage:

ich verstehe schon, dass die DDR-Mark im sozialistischen Ausland "wertlos" was, weil die einheimischen nichts vor Ort damit kaufen konnten.

Aber gab es nicht Banken und einen Umtauschkur, wo die DDR wieder einen Wert haben konnte ? Was war eigentlich das Problem mit der DDR-Mark in diesem Sinne, Geld ist Geld, oder ?

OK, ein paar dumme Fragen, aber intelligente Antwort dafuer gibt es bestimmt. [grins]

Berliner [hallo]

Die DDR-Mark war (wie die anderen Ostblock-Waehrungen) keine konvertible Waehrung. Das heisst es gab keine offizielle Bank etc. ausserhalb des Landes, welche diese Waehrung (ausser minimalen Kleinbetraegen) annahm, da die Banken dieses Geld selbst nicht legal losgeworden waehren (die Notenbank der DDR haette das Geld nicht umgewechselt).

Ist so ungefaehr wie im Moment mit dem chinesischen Yuan, welcher -nachdem die Waehrung nicht konvertibel ist- von der chinesischen Notenbank manipuliert (devaluiert) wird, und somit einen der Gruende fuer die weltweite Krise darstellt.

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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon augenzeuge » 22. Juli 2010, 15:54

Berliner hat geschrieben:eine Frage:

ich verstehe schon, dass die DDR-Mark im sozialistischen Ausland "wertlos" was, weil die einheimischen nichts vor Ort damit kaufen konnten.

Aber gab es nicht Banken und einen Umtauschkur, wo die DDR wieder einen Wert haben konnte ? Was war eigentlich das Problem mit der DDR-Mark in diesem Sinne, Geld ist Geld, oder ?
[hallo]



Für die Bewohner der RGW-Länder, die in die DDR reisten, war meist auch der Umtausch in DDR-Mark beschränkt. Doch es gab vieles, was in der DDR auch lukrativ war, beispielsweise Werkzeuge, Kindersachen....und hier tauschten auch schon mal die Menschen schwarz.....um etwas mehr Geld zu haben.
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Berliner » 22. Juli 2010, 23:44

augenzeuge hat geschrieben:Doch es gab vieles, was in der DDR auch lukrativ war, beispielsweise Werkzeuge, Kindersachen....und hier tauschten auch schon mal die Menschen schwarz.....um etwas mehr Geld zu haben.

Joerg, Du hast weiter oben Benzin erwaehnt. Eine Familie hat extra 40l mitgebracht, um Geld zu sparen.

Ich gehe davon aus in diesem Fall hatten sie das Benzin nicht getauscht, sondern selber verwendet und das Geld so gespart, oder ?

PS als ich mich gestern ein bisschen ueber den GAZ 24 informierte, erfuhr ich das Benzin Russland billig war. Traf das auf den anderen RGW-Laendern (ausser der DDR) zu ? [ich auch]

Danke ! [hallo]
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon augenzeuge » 23. Juli 2010, 07:48

Berliner hat geschrieben:Joerg, Du hast weiter oben Benzin erwaehnt. Eine Familie hat extra 40l mitgebracht, um Geld zu sparen.

Ich gehe davon aus in diesem Fall hatten sie das Benzin nicht getauscht, sondern selber verwendet und das Geld so gespart, oder ?

PS als ich mich gestern ein bisschen ueber den GAZ 24 informierte, erfuhr ich das Benzin Russland billig war. Traf das auf den anderen RGW-Laendern (ausser der DDR) zu ? [ich auch]

Danke ! [hallo]
Duane


Ja, Duane, das Benzin wurde mitgenommen, damit man dafür nicht die wenigen Forint ausgeben musste.

Richtig, das Benzin war in der UdSSR sehr viel billiger als in anderen RGW-Ländern. Man saß ja auf den Quellen... [flash] ....

Im Vergleich zum Verdienst war der Sprit teuer. In der DDR 1,65 Mark für den Liter bei einem Stundenlohn von meist unter 5 DDR-Mark. (1983)

Teilweise war das Benzin in anderen RGW-Ländern noch teurer. Ich kann mich daran erinnern, das in Rumänien den DDR-Urlaubern auf der Durchreise nach Bulgarien zeitweise kein Sprit verkauft wurde. Es gab ihn nur gegen Devisen....
Hier brachte das westdeutsche Fernsehen einen Bericht, in dem eine DDR-Urlauberin diese Zustände anprangerte und deutlich sagte, dass man als DDR-Bürger
das Allerletzte wär.......ich bin mir ganz sicher, dass die Dame für diese Äusserung im West-TV später zu Hause "vorgeladen" wurde.....auch wenn sie natürlich recht hatte. Ob man hierfür eine Akte anlegte, wissen sicher Andere....
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon augenzeuge » 12. November 2019, 19:39

THOMAS BRUSSIG, Schriftsteller

Als ich zehn war, habe ich mal sehr viel Geld gefunden, einen Tausender. Er lag in einem Lüftungsschacht am S-Bahnhof Alexanderplatz, und ich brauchte einen halben Nachmittag, den Schein herauszuangeln. Er war schmal und braun, aber es war ganz zweifellos ein Tausender, und zweifellos Westgeld, schließlich stand da was von „Banco Italia“ oder so. Meinen Eltern sagte ich nichts davon, denn ich wollte sie reich beschenken.

Was kann man mit einem Tausender Westgeld kaufen? Ich ging in den Intershop im Hotel „Stadt Berlin“, um mir ein Bild zu verschaffen. Da standen Farbfernseher, in allen möglichen Größen, wenn auch zu sehr komischen Preisen: 499 oder 699 oder sogar 999. In den DDR-Läden kosteten die Dinge 3,45 oder 1,72 oder, wenn es sich um einen Farbfernseher handelte, 3765. Ich hatte, wenn ich diese Preise sah, immer einen Mann mit einem spitzen Bleistift vor Augen, der genau ausrechnete, was eine Ware wirklich wert war. Das war doch was Reelles, nicht so ein Muschebubu wie diese Intershop-Preise.

Eigentlich hatte ich in einem Intershop nichts zu suchen; gerade als Kind sollte ich mich nicht von den Verlockungen des Westens verderben lassen. Ein Intershop von innen war einfach mal ein K.-o.-Argument gegen den Realsozialismus. Die maßregelnden Blicke der Verkäuferinnen ignorierte ich, bis ich schließlich zu hören bekam: „Na du, das ist wohl eher nicht dein Laden.“ Pah, wenn die wüssten!

Ich ging mit einem hochmütigen Blick, aber am nächsten Tag kehrte ich mit drei meiner Freunde zurück. Mein Plan war, den Karton mit dem Fernseher auf zwei Roller zu hieven und ihn so nach Hause zu schieben. Wenn was zu schleppen ist, wollten wir zu viert anfassen. Ich steuerte direkt den Verkaufsstand mit den Fernsehern an und zeigte: „Den!“ Weil mir die Verkäuferin einen Blick zuwarf, dem ich entnahm, dass sie einem Zehnjährigen niemals einen Farbfernseher verkaufen werde, präsentierte ich mein Geld. Was in den nächsten zwei, drei Minuten geschah, ist im Orkus einer gnädigen Amnesie gelandet; meine Erinnerung setzt erst da wieder ein, als ich mit meinen Freunden Tic Tac und Haribo-Schaumerdbeeren futternd über den Alex zog.
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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Grenzwolf62 » 12. November 2019, 19:47

Banco Italia, 1000 Lire?
Da hat es wahrscheinlich wirklich nur für paar Süßigkeiten gereicht.
Alles wird, vielleicht, gut.
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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon augenzeuge » 12. November 2019, 19:50

Grenzwolf62 hat geschrieben:Banco Italia, 1000 Lire?
Da hat es wahrscheinlich wirklich nur für paar Süßigkeiten gereicht.


Schöne Geschichte, nicht wahr. [grins]

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Re: Hauptsache Devisen

Beitragvon Sperrbrecher » 12. November 2019, 23:58

Berliner hat geschrieben:Wieso ist die Erforschung der Abstammung eines Papageis leichter als die eines Zierfisches ?

Der in der DDR gezüchtete Papagei sprach Sächsisch.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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