Knastzeit
Spartacus hat geschrieben:Sirius hat geschrieben:Spartacus hat geschrieben:Man hat mal eine Zelle aus Cottbus rekonstruiert und ja ist gut gelungen, da kommen Erinnerungen hoch.
Welchen Zweck hatten die orange-farbenen Streifen auf der Kleidung? Das der Häftling bei einer Flucht eher auffällt?
Wie du siehst, wurden damals alte Uniformen + Fleischerhemden getragen. Wozu die Streifen gut sein sollten, kann ich
Dir nicht mal sagen, ich bin damals nicht auf die Idee gekommen, mal nachzufragen. Zur Unterscheidung von
verschiedenen Kommandos können sie nicht gedient haben, denn all hatten das selbe an, bis auf die von der Küche.
Ich kann mich gut daran erinnern, das die Küchenmannschaft auf den weißen Klamotten, die die hatten, auch diese
gelben Streifen trugen.
Klar, aus militärischer Sicht machen die Streifen dann Sinn, wenn sie in der Nacht halt gut gesehen werden konnten,
sprich eine potentielle Flucht leichter zu verhindern wäre.
Nur wer wollte da fliehen, bei Sicherheitsvorkehrungen wie an der Grenze?
Bei Außeneinsätzen, wie von Thoth erwähnt, machten sie natürlich Sinn. Aber sonst?
LG
Sparta
Ich nehme an sie dienten zum einen der demütigung ein "gestempelter" zu sein (siehe judenstern) , zum zweiten der besseren identifizierung bei aussenarbeiten, zum dritten, um sie von dem wachpersonal unterscheidbar zu machen, die man nur ZU LEICHT für SCHWERKRIMINELLE HÄTTE HALTEN KÖNNEN..hihi
Was sollten die gelben streifen auf dem boden bei der arbeit, in den völlig geschlossenen beton-hallen, wo es völlig egal gewesen wäre ob du nun auf diesem gekennzeichneten weg gehst, oder dich an der wand lang gedrückt hättest?! Warum achtete man wie ein schiesshund darauf das man sich in der stasi-u-haft ja nichts antun konnte, kein messer, nichts scharfes, alle 15min tag und nacht lichtkontrolle, gucken ob du noch lebst? Weil du ja evt. unschuldig warst, man dich schützen wollte ?? Na ganz sicher nicht, denn wer in stasi-haft saß kam da nicht als unschuldig wieder heraus, hätte ansonsten nie dort eingesessen...also unsinn!
Im späteren vollzug haben wir in der nacht fast die zellentür eingedroschen, es kam trotztdem niemand. Eine älterer häftling hatte einen herzanfall und wenn nicht zufällig ein junger werdender arzt mit in der zelle gewesen wäre, wär der uns verreckt, das kümmerte kein schwein.
Mir kam das allerdings zugute, das man uns nachts in ruhe ließ. Ohne licht bastelte ich mir aus einer creme-dose mit schmalz und schnürsenkel eine kerze, so das ich halbe nächte lang in ruhe zeichnen konnte. (hatte ja schon beschrieben wofür ).
Wer erinnert sich noch an impe (fragt mich nicht warum mann tee dort so nannte) ? Ein päckchen schwarztee, draussen für evp: 1, 60 mark zu haben, kostete im knast unter der hand mal schnell einen monatslohn, 40 mark. Der wurde so oft wieder aufgekocht, bis wirklich gar keine färbung mehr aus den blättern kam. Das war natürlich illegal und kocher strengstens verboten.
Diese selbstgebastelten tauchsieder nannten sich ufos, und regelmäßig ein mal die woche, kam man von der arbeit und alle schränke und spinte waren umgeschmissen, klamotten, bettzeug, alles wild durcheinander auf einem haufen in der zelle...man suchte mal wieder ufos, selbstgebastelte tauschsieder. Wie so ein spint mit schätze sieben mann auszusehen hatte, dafür waren fotos an der innentür. Die zahnbürste so im becher das die borsten na rechts guckten, im zentimeter-absatand die handtücher, und wenn bei einer kontrolle nur die zahnbürste von einem verkehrt im becher war, riss man den ganzen spint um, kollektiovstrafe. Kästchen zählen bei der karrierten bettwäsche, wehe die lag nicht exakt wie vorgesehen, dann riss man das bett um, ein dreistock-bett, und bestrafte zwei gleich mit. Armee-schikane, um dir zu zeigen was du für ein nichts bist und einfach zu gehorchen hast, sonst eben strafe.
Diese ufos bastelte man sich im übrigen aus zwei isolierten drähten, einem holzstück, und gummis oder strippe, um an den enden der drähte metallscheiben anzubringern, das holzstück dazwischen damit sich die platten nicht berührten. Stromquelle, wassereimer, und sobald man diese scheiben eintauchte, zitterte der ganze eimer, und fast dröhnend fing das wasser ganz schnell zu kochen an. Manchmal waren die teile zu groß, und im ganzen knast schwankte der strom, wenn man die anschloss...dann war was los..haha. Man fand wohl immer wieder welche, aber von der mewa (metallwaren) schmuggelte man immer wieder material, so das das impe-trinken zu einem genuss-ritual wurde. Ebenso die tattoo-nadeln, die man aus sehr spitz gefeilten kleinen bolzen zum nieten machte.
Eine füller-patrone mit echter schwarzer ausziehtusche zum verbotenem tattoowieren kostete 50 mark. Eine west-seife, die auch ich hatte um nur daran zu riechen, und sie am ende vor dem freikauf verschenkte, kostete 40 mark. West-rasierwasse bis zu 80 mark. Man schickte in meiner knastzeit vom westen und der wohlfart west-pakete an meine familie, zigaretten, (die wir nicht haben durften...im übrigen WEST--haha), seife und solch zeug, das ich dann im knast als sprechergeschenk bekam.
Schon in stasi-u-haft durfte es nicht mehr wert sein , als ein mal im monat für 20 mark sprechergeschenk. Mein bruder kaufte die billigste ostschokolade, und verpackte darin dann statt dessen lecker west-schokolade, die schnallten es nicht. Ebenso mit dem tabak, die billigsten päckchen, in dem teurer tabak vertauscht drin war.
Ein mal die woche konnte man sich EIN BUCH für die woche ausleien, das natürlich schon in stunden gelesen war, verwärts und rückwärts. Man kam ja 5 monate nicht aus dieser mit galasbausteinen verschlossenen winzigen zelle raus, im sommer stickig bis zum geht nicht mehr, ein winziger lüftungsschlitz, zwischen übereinander lappenden glasbausteinen. Du hattest nie eine vorstellung wie das wetter draussen ist, nicht gucken können war schlimm. Keine musik, und nur die bescheuerte nd täglich.
Aus den gummiezügen die in den trainingsanzügen am fussende waren, bastelte ich mir aus einer streichholzschachtel ein winziges intrument, aus dem silberpapier der schokolade einen kleinen weihnachtsbaum, es war weihnachten 1983. Kaum stand der auf dem kleinen tisch, ging die klappe der zellentür auf..was haben sie da? Her damit..war nicht erlaubt.
Heilig abend bekamen wir eine strohige cuba-apfelsiene, und nicht zu fassen, der schliesser ging draussen mit einem glöckchen entlang...waren die noch ganz dicht ???
Mit viel glück bekam man in der woche mal ein brettspiel. mühle oder gar schach. Ich lernte in der stasi-u-haft schach spielen, und wir bastelten uns die figuren am ende selbst aus brot, die schwarzen figuren vermischt mit asche. Das ließ man uns sogar mal. Überhaupt dachten wir uns die verrücktesten spiele zu zweit auf zelle aus, erzählten nächte lang, unterhielten uns mit nie gesehenen leuten in den nachbarzellen neben, unter und über uns die halbe nacht mit klopf-alphabet. Ich hatte eines tages ein pärchen, die frau links in der zelle, ihr mann rechts neben mir. So wechselte ich die halbe nacht von einer wand zu anderen, um die jeweiligen nachrichten des partners weiter zu geben.
Da man sich die bonner telefonnummer meiner west-verwandten gut merken konnte (werbung im west tv so ähnlich) rief das pärchen später tatsächlich dort an und bedankte sich noch mal für meine vermittlung, getroffen habe ich sie leider nie.
Klopfalphabet.
Es war natürlich streng verboten, und die schliesser da draussen sau blöd..haha. Sie versuchten einen sehr oft dabei zu erwischen, kamen ja sowieso jeder 15 min gucken. Was die deppen nicht ahnten, man sah sie durch den lichtschlitz der zellentür vor der tür lauern, bei uns war es ja dunkel in der zelle. Kaum machten sie einen schritt weiter, klopften wir auch weiter..hahaha.
Die spätere variante war dann noch effektiver. Das wasser aus dem toilettenknick mit klobürste rausstampfen, und der der das ebenfalls tat, war dann wunderbar durch die toilette zu verstehen. Lustiges bild in eine kloschüssel zu quatschen..hahaha.
Was die schliesser gar nicht lustig fanden, ich war auf einmal weg, nicht mehr in der zelle?? Sie schlossen extra die ganze tür auf um zu gucken, und alexander hing mit den füssen an der einen wand, und mit den händen an der gegenüberliegenden..oben an der decke und machte sport..hahahaha. Ganz zu anfang drei tage alleine auf der zelle, wo ich mir einen kopf machte wie das wohl mit den klopfzeichen funktionierte, dann zu beginn mit einem jungen kerl, der in schönefeld am flughafen auf viele ausländer wartete, und dann ein großes transparent ausbreitete./ ich will aus der ddr raus !!/
Wir wurden zwischendurch immer wieder auf andere zellen velegt, und als nächstes hatte ich einen ungarn in der zelle, der kein wort deutsch sprach, den ganzen tag auf und ab ging, und dabei dieses grässliche enten-lied vor sich hin pfiff. ich hätte ihn prügeln können haha. Anschliessend eine potsdamer tankwart, der wegen "devisenschmuggel" und illegalem west-handel in der u-haft saß. Er besorgte über west-beziehung ddr leuten videorekorder, die es in der ddr natürlich nicht gab. Der hat mich mächtig beeindruckt der mann. Erstens lernte ich von ihm schach, spielte viele erdachte spiele mit ihm, zweitens bat er solange nach goethes faust, bis er es bekam und sich da durchackerte..draussen nie die muße dafür hatte.
Die bücher die man dort bekam, waren ALLE buchstaben-markiert, so das man den nagelabdrücken und buchstaben nach die ganze geschichte einzelner häftlinge da nachlesen konnte. Nicht zu fassen, bekam ich BEI DER STASI gedichtbände mit wolf biermann gedichten und bettina wegner texten..das ahnten die deppen wahrscheinlich nicht mal haha. Heinrich heine schrieb wunderbar passende gedichte zu unserer situation, und wir rezitierten heine gedichte auswendig.
Wirklich fertig war ich nur mal nach einem verhör, kam zurück in die zelle und heulte. Mein unsichtbarer zellennachbar klopfte was los ich, ich klopfte ihm zurück..und er antwortete nur--schweine. Da ging es mir augenblicklich besser.
Ein zellengenosse traf ich nur für drei tage. Er tat mir furchtbar leid denn ihm hängte man eine mio.klage und sabotage an den hals. Er bestückte aus versehen eine teure italienische band-maschine falsch, so das die produktion stoppte und die maschine einen mio-schaden verursachte..der arme kerl hatte einfach nur große große angst.
Dann kam mein christian zellner, mein bayer aus pullach..und ich ahnte da, mich lassen die nicht wieder im osten raus, sonst hätten die unseren engen kontakt zum "klassenfeind" niemals zugelassen..sicher war man nie, das man in den westen kam.
Die sklavenarbeit für ikea, mewa und quelle kam eben noch dazu, aber die beschrieb ich schon und erinnere da wirklich sehr ungerne dran. Jeden morgen noch im duklen auf dem knasthof unter den laternen und bewachung spalier stehen zu müssen, manchmal eine stude lang, bevor es in die vergitterten bussen zur mewa ging, waren original-bilder wie man sie aus nazi-kz-filmen kannte..unwirklich und unfassbar.
Von der stasi- u-haft in den vollzug ging es mit dem sogenanntem grotowohl-express, bei manchen für tage, weil man durch die ganzer ddr fuhr, diese waggons hinten an normale regionalzüge hängte, um einzelne häftlinge in die verschiedenen haftanstalten zu bringen. Uns stellte man im sommer in die pralle sonne auf die gleise, so das wir da drin kaum noch luft bekamen. Ein abteil wo sich normaler weise acht leute gegenüber saßen, wurde in der mitte noch mal geteilt, jeweils gegenüberligende bänke dazugebaut, so das man in der hälfte dieser abteile zu acht eingepfercht war, sechzehn zusammen in einem normalen abteil also, getrennt durch eine eingezogene wand. Die türen nach innen hatten spiegel, durch die die schliesser von aussen reingucken konnten, man selbst nur spiegel sah. Die fenster waren milchgalscheiben, mit engen gitter innen, so das man nie sehen konnte wo der zug gerade war.
Uns, meinen flugblatt-mithäftling und freund, lud man eigenartiger weise zusammen in magdeburg aus, eine woche zwischenknast. Dort war es grauenhaft, dreckig, so gut wie nur krimis, die allerdings an uns unseren spass hatten. Hofgang, ein riesen hof, autobahn in der nähe, an dem fiese losungen an den wänden standen. "-Wenn du willst, wir helfen dir, wenn du nicht willst, zwingen wir dich-"..so ähnlich und sinngemäß.
Thobias und ich stellten uns zum hofgang etwa 15 m gegenüber auf, und fingen an wie wild und rein pantomimisch tennis zu spielen. Ich "ärgerte mich" wenn ich ein "ball nicht berkam"..haha, und es dauerte nicht lange, und die ganzen knastis dort feuerten uns an..wie bei einem echten mach.
Die ankunft in magdeburg war allerdings erst mal alles andere als lustig. Wir neuen, etwa 40 mann jeden alters, mussten uns im gebäude im flur gegenüberstehend in spalier aufstellen, splitternackt ausziehen, die klamotten auf dem boden in die mitte, und so ließ man uns beschämend lange stehen, ging mit schäferhunden an leinen zwischen uns her, knüppel in den händen, hielten die hunde lachend zurück, wenn sie einen anspringen wollten. Nach evt. 20min hiess es alle in eine richtung umdrehen, und nackt in die dusche gehen.
Nein, es war so gar kein scherz als ich sagte..und jetzt kommt gas, kein wasser...auch wenn dann wasser kam.
Thobias liess sich dann auf der zelle von mithäftlingen eine glatze schneiden, bekam dafür gleich mal einen knüppel eines schliessers vor den kopf, und wurde ab da locke getauft. Eine woche später kamen wir dann nach naumburg, zur mewa, ikea und qeulle.
der alexander
ps: sorry für`s doppel, aber ich kopiere mir meinen text hier mit auf meine vorstellungs-seite, weil sie auch dorthin gehört, nicht nur zum thema hier.