Thoth hat geschrieben:von dem das Dussel wie du meinst nicht die Bohne einer Ahnung hat.
Fangen wir mal mit diesem Zitat an. Du bist kein Dussel, weil du keine Ahnung hast, das sehe ich auch so nicht und habe es nie gesagt, du bist für mich einer in diesem Fall, weil du zuvor etwas bewusst falsch unterstellst, von dem du selbst weißt, dass es Unsinn ist. Kein 19jähriger kann das im Detail.
Aber es ist korrekt, ich hatte in diesem Alter „etwas“ erkennen können, was mich zur Überzeugung führte, dort weg zu müssen, etwas was dir erst später verständlich bzw. bewusst wurde, das liegt immer an persönlichen Erlebnissen und ist keinesfalls abwertend gemeint.
Zu deinen Gründen:
Es ist nichts neues, Thoth, was du hier erzählst. Weder deine mittlerweile langweilenden Feststellungen, dass andere eh keine Ahnung von der Materie haben, noch deine angeblichen Fakten, mit welchen du das System Sozialismus versuchst als Ursache seines Scheiterns zu entlasten, treffen den Grund.
In dieser Sache denken wir beide absolut unterschiedlich. Du siehst die überwiegende Schuld an Fehlentscheidungen bestimmter Personen. Ich dagegen sehe die Schuld am System, welches nicht ermöglichte, flexibel und vorausschauend auf Krisen des Weltmarktes reagieren zu können, welches gleichzeitig den Freund und Bruder abküsste, von welchem man gleichzeitig wirtschaftlich erpresst und in den Hintern getreten wurde und sich dafür noch bedankte.
Und ich bin auch ganz sicher, da du meinst, eh die Weisheit der anderen zu übertreffen, du schreibst es indirekt selbst, ich nie. Hierin unterscheiden wir uns übrigens auch.
Dir ist sicher bekannt, dass man hier in D 1991 überrascht war, dass man überhaupt Investoren für die Chemiestandorte gefunden hatte, oder?
Die 50 Milliarden waren später für die Region notwendig, um überhaupt in den Standorten bestehen zu können. Schlaue Ex-DDR Experten meinten, ein kleiner Bruchteil hätte es auch getan….lachhaft. Geh mal nicht von aus, dass der Kapitalist auch gern Milliarden sparen würde.
Wenn man 20 Jahre früher in der DDR mit Investitionen angefangen hätte, wäre es billiger geworden. Aber auch eine Milliarde hatte man dafür nicht! Das ist das Dilemma des realen Sozialismus, er war selbst dann noch zu schwach, die richtigen Entscheidungen zu treffen, als er das Volk einsperrte und es ihm nicht mehr weglaufen konnte. Ja welche Bedingungen müssen denn noch erfüllt sein, damit er funktioniert?
So ahnungslos sind doch nicht einzelne Leute, dass sie nicht wissen, dass Anlagen wie in Buna/Leuna, deren Maschinen aus den 20er Jahren teilweise kamen, nicht mal 1960 verbessert werden mussten. Auch nicht 1980! Wieviel Leute sollen denn hier falsch entschieden haben??
Zur Ölkrise.
Die DDR hatte den riesigen Vorteil, da sie unmittelbar gar nicht von der Krise negativ betroffen war. Aufgrund der 5jährigen Ölpreisbindung konnte sie noch Jahre massiv Produkte aus Öl günstig herstellen und gegen Devisen veräußern. Zu gleichen Zeit musste man in der BRD das zig fache für Öl ausgeben! Die DDR hatte einen Vorteil, den sie nicht für Investitionen nutzte. Ja, man meinte noch, das geht so ewig weiter. Hier zeigte das System seinen größten Fehler. Es überschätzte sich selbst, vermutlich konnte jeder wirtschaftliche Irrsinn ideologisch wieder gradegebogen werden, so dass er bestehen konnte. Das war eindeutig systemursächlich. Trotz Ölkrise war ursprünglich für die 70er Jahre eine langfristige Modernisierung der DDR-Energieversorgung auf der Grundlage von Erdöl und Erdgas vorgesehen!! Man wollte sich vom Kapitalismus loskoppeln, ihn überholen, und was machte man- man machte die gleichen Fehler nochmals!
Erst Anfang der 80er Jahre, als man an die UdSSR den angepassten Preis bezahlen musste, jeder Realist hätte das schon früher erwartet (nach der ersten Ölkrise blieb der Preis billiger als der Weltmarktpreis), wachte man auf. Aber was tat man? Wichtiger als Investitionen war aus Prestigegründen ein eigener Microchip, den man noch zuvor aus Südkorea stehlen musste….und als man ihn verändert präsentierte, lag er um Jahre dem Stand der Technik zurück. Und wie teuer wurde dies für die DDR? Inklusive der Entwicklungen 50 Milliarden, die man in den Sand gesetzt hatte.
Man wirtschaftete ohne Kompromisse, einige wussten damals schon, dass man das System an die Wand fuhr. Mindestens 7 Jahre vor 89. Auch hier zeigte sich der reale Sozialismus, der sich so benahm, wie es der am Ende stehende Imperialismus in den Geschichtsbüchern der DDR eigentlich sollte.
So viel dazu als Begründung, warum die Entwicklung systembedingt war.
AZ