Entstehung und Zweck des Intershops

Wie entwickelte sich die Wirtschaft der DDR, wie die der Bundesrepublik während der Teilung Deutschlands. Welche Anzeichen gab es für die Entwicklung? Was waren die Ursachen?
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Entstehung und Zweck des Intershops

Beitragvon andr.k » 4. Dezember 2013, 18:59

Entstehung und Zweck des Intershops

Seit der Währungsreform im Jahre 1948 existierten im geteilten Deutschland 2 Währungen. Es gab die ab 1957 frei konvertierbare Währung der BRD, die Deutsche Mark und die Mark der Deutschen Notenbank - seit 1967 Mark der Deutschen Demokratischen Republik - kurz Mark genannt. Das offizielle Umtauschverhältnis blieb bis zum Ende der DDR 1:1.

Für die Weltmarktfähigkeit der DDR war es wichtig, frei konvertible Währungen also D-Mark oder Dollar zu erwirtschaften. Bereits 1954 wurde daher beschlossen, mit allen Möglichkeiten solche Währungen mittels zollfreiem Handel abzuschöpfen. 1955 richtete man in den Seehäfen Wismar, Rostock und Stralsund Transitlager ein, in denen Waren zur Versorgung ausländischer Schiffsbesatzungen und Schiffsreisenden gegen Valuta (frei konvertierbare Währungen) angeboten wurden. Diese Valutaläden waren keine neue Erfindung.

Duty-Free-Shops mit zollfreien Waren gab es an Flughäfen in fast allen kapitalistischen und sozialistischen Ländern. Das besondere der Intershop-Läden war aber, dass Waren eigener Produktion (später auch Importware) gegen Valuta (D-Mark) neben dem Verkauf an Ausländer auch an die eigene Bevölkerung verkauft und damit quasi exportiert wurden. Zunächst nannten sich diese Läden Transitlager bzw. HO Internationaler Basar, aber 1956 legte man sich auf den Namen Intershop fest, da er klangvoller und international besser verständlich war. Über die abgeschöpften Valutabeträge gibt die folgende Tabelle Aufschluss.

Der relative Erfolg, Devisenabschöpfung, wurde begleitet von im Laufe der Jahre steigenden Gewinnen. Dies lag daran, dass die im Transitgeschäft meist begehrten Waren, Alkoholika, Tabakprodukte und auch Kosmetika aus Westeinkäufen oder aus der Gestattungsproduktion im Westen mit hohen Verbrauchssteuern belastet waren. Bei der Preisfindung orientierte man sich an den Westpreisen, die etwas unterboten werden mussten, um entsprechende Anreize zu geben. Die hohen Verbrauchssteuern wurden dabei einfach mitkassiert. Beispiele hierfür sind die Hauptverkaufsprodukte Tabakwaren und Spirituosen, die beide im Westen mit einer hohen Verbrauchssteuer belastet waren.

Da der Besitz ausländischer Währungen Bürgern der DDR durch das Devisengesetz von 1956 verboten war - erst ab Dezember 1973 wurde er gestattet – war zunächst nur an ausländische Reisende und Schiffsbesatzungen verkauft worden. Mehrfach wurde die Zuständigkeit für die Intershopläden geändert, aber seit 1977 entstand die FORUM Handelsgesellschaft mbH , die dem Ministerium für Außenhandel unterstand. Die Übernahme durch die FORUM Handels-gesellschaft ging einher mit den sich verändernden Beziehungen beider deutscher Staaten. Der Abschluss des Grundlagenvertrages und das Vier-Mächte-Abkommen über Berlin bewirkten einen rapiden Anstieg der Besucherzahlen aus Berlin und der BRD.

Aus der DDR reisten durchschnittlich etwa 1,3 Millionen Menschen pro Jahr - hauptsächlich Rentner – in die BRD, die, obwohl illegal, einige D-Mark mitbrachten. Das zusammen brachte das Intershop-Geschäft zum Blühen.

Zunächst wurden nur Waren aus eigener DDR Produktion, später aber auch solche aus der Gestattungsproduktion - Markenartikel westlicher Firmen, die ihre Technologien und Technik in den Betrieben der DDR installierten - im Intershop angeboten.

Am Ende der DDR gab es 470 Verkaufsstellen mit einem Umsatz von 1,1 Mrd. Valuta-Mark. Das entsprach etwa einem Anteil von 6,9% des gesamten Einzelhandels der DDR.

Die größeren Intershop-Läden glichen mehr und mehr kleinen Warenhäusern und Supermärkten, daneben gab es zahlreiche spezialisierte Verkaufsstellen. Eigentliche DDR-Erzeugnisse - also keine Produkte aus der Gestattungsproduktion - verschwanden ab 1977 ganz aus den Regalen.59 Waren aus der Gestattungsproduktion spielten nur im Nahrungs- und Genussmittelbereich (z.B. Zigaretten) eine Rolle. Haushaltswaren, Textilien, technische Gebrauchsgüter, aber auch Baumaterialien und Heimwerkerbedarf – ein besonderer Mangel in der handwerksarmen DDR – wurden angeboten.

Bald wurde alles beschafft, was DDR-Bürgeran Waren aus dem kapitalistischen Ausland begehrten – allerdings gegen beträchtliche Aufschläge. Aus Beschwerdebriefen, die später betrachtet werden, ist zu sehen, dass japanische Motorräder, Luxusbadezimmereinrichtungen (Wanne und Toilettenbecken sowie Armaturen) und große Motorrasenmäher beschafft wurden. Da ein Teil der Kosten der Intershop-Läden in Mark der DDR anfielen, z.B. Raum-, Lager- und Personalkosten und die Erlöse in D-Mark anfielen, konnten auf Grund des Preisunterschiedes der Waren in West und Ost kräftige Gewinne mitgenommen werden.

Quelle: Helmuth Wagner

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Re: Entstehung und Zweck des Intershops

Beitragvon Volker Zottmann » 4. Dezember 2013, 19:08

Quelle: Helmuth Wagner irrt etwas.


Die DDR selbst hatte Anfangs, bis in die 60 er Jahre noch Aluminium -1.-und 2.-DM Stücke. Irgendwann ab etwa 1965 hieß unser Geld offiziell MDN, als Mark der deutschen Notenbank. Danach kam später erst die "nackte" Mark.

Gruß Volker
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Re: Entstehung und Zweck des Intershops

Beitragvon Zicke » 4. Dezember 2013, 19:56

Deutsche Mark der Deutschen Notenbank (DM) 24. Juli 1948 bis 31. Juli 1964
Mark der Deutschen Notenbank (MDN) 1. August 1964 bis 31. Dezember 1967
Mark (M) der Deutschen Demokratischen Republik (auch: Mark der DDR) 1. Januar 1968 bis 30. Juni 1990
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Entstehung und Zweck des Intershops

Beitragvon andr.k » 4. Dezember 2013, 23:14

Zicke hat geschrieben:Deutsche Mark der Deutschen Notenbank (DM) 24. Juli 1948 bis 31. Juli 1964
Mark der Deutschen Notenbank (MDN) 1. August 1964 bis 31. Dezember 1967
Mark (M) der Deutschen Demokratischen Republik (auch: Mark der DDR) 1. Januar 1968 bis 30. Juni 1990



Perfekt @Zicke, merci [wink]

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