Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Wie entwickelte sich die Wirtschaft der DDR, wie die der Bundesrepublik während der Teilung Deutschlands. Welche Anzeichen gab es für die Entwicklung? Was waren die Ursachen?
Hier der Bereich für alle wirtschaftlichen Themen.

Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Interessierter » 15. Juli 2013, 13:04

"Bananen, gute Apfelsinen, Erdnüsse u.a. sind doch keine kapitalistischen Privilegien"

In den 1980er Jahren verschlechterte sich die Versorgung der DDR-Bevölkerung mit Gütern des alltäglichen Bedarfs deutlich. Der Unmut über die Versorgungsengpässe entlud sich immer offener und führte schließlich zu einer generellen Kritik am politischen System.

Bei wichtigen langlebigen Konsumgütern blieb die technologische Entwicklung spätestens seit Beginn der 1970er Jahre faktisch stehen. Für Kühlschränke lautete etwa das Fazit einer Analyse vom März 1989: "85 % der Erzeugnisse der Inlandsproduktion entsprechen wissenschaftlich-technischem Niveau der [19]70-er Jahre.

Das MfS schätzte bereits im Januar 1988 ein, dass "in der Hauptstadt und allen Bezirken der DDR Meinungsäußerungen breitester Kreise der Bevölkerung zu Fragen des Handels und der Versorgung an Umfang und Intensität ständig" zunähmen. Sie seien "vorherrschendes Thema zahlreicher Diskussionen in Arbeitskollektiven," würden "aber auch zunehmend in Versammlungen gesellschaftlicher Organisationen in Betrieben und Wohngebieten angesprochen.

Die Kritik an Versorgungsengpässen schlug in generelle Kritik am politischen System um.

Die Versorgungsengpässe und die hohen Preise erreichten nun eine für das SED-Regime gefährliche politische Dimension. DDR-Bürger verwiesen in ihren Schreiben an das MHV auf die weitaus bessere Versorgungslage in der Bundesrepublik und zweifelten deshalb ganz generell die Attraktivität des Sozialismus an: "Bananen, gute Apfelsinen, Erdnüsse u. a. sind doch keine kapitalistischen Privilegien. Wenn so kleine Länder wie die Schweiz oder Österreich Südfrüchte in großer Auswahl anbieten können, müßte das doch in unserem Land, einem führenden Industrieland, möglich sein. Wir alten Menschen, wie unsere Kinder und Enkelkinder möchten Südfrüchte nicht nur als ‚milde Gaben‘ von Verwandten aus der BRD geschenkt bekommen, sondern in unseren Geschäften selbst kaufen können.

Die Berichterstatter vom MfS betonten, wenn "sich bei uns [in der DDR] nicht bald etwas [ändere]", seien "die Menschen nicht mehr für den Sozialismus [zu] begeistern.

http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschi ... legien?p=0

Diese am 12.7.2013 veröffentliche Studie der bpb ist mit vielen Tabellen unterlegt , die aufzeigen wo die Versorgungslücken in der DDR waren, die von der Stasi ans ZK weitergemeldet wurden aber nicht ausreichend Beachtung fanden. Eine sehr interessante und aufschlußreiche Studie, wie ich finde. Wobei sich mir gleich wieder die Frage stellt, ob es überhaupt einen kommunistischen Staat gab oder gibt, wo keine Mangelwirtschaft herrscht ?

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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon eisenringtheo » 15. Juli 2013, 15:57

Wenn die Preise für Waren und Dienstleistungen staatlich festgeschrieben sind, weichen sie oft von dem ab, was der Händler und der Konsument als "richtig" empfinden. Ist der Preis zu hoch, vergammeln Produkte als Ladenhüter, ist er zu niedrig, verschwinden sie aus den Regalen und wandern in einen Schwarzmarkt ab, wo der Konsument mehr bezahlt oder etwas tauschen kann, was auch nicht im Regal liegt. Aus politischen Gründen muss der kommunistische Staat gewisse Produkte und Dienstleistungen künstlich verbilligen und zudem für genügend Nachschub und Dienstleistung sorgen. (Wohnungsmiete, Grundnahrungsmittel, öffentlicher Verkehr). Das wird so extrem teuer, dass der Staat immer nahe am Bankrott steht. Für Innovation, Infrastrukturverbesserung und alles, was nicht gerade von heute auf morgen dringlich ist, fehlt dann das Geld erst recht. An diesem Problem ist jeder kommunistische Staat gescheitert. In westlichen Staaten kommen oft sozialdemokratische Regierungen an den Anschlag. Das nächste Land dürfte Frankreich sein.
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 15. Juli 2013, 16:44

@eisenringtheo, die Preispolitik, Regelung und Festlegung selbiger in der sozialistischen Planwirtschaft ist in der Nachbetrachtung ein Buch mit sieben Siegeln .....

wie, warum, wieso ...., du meinst doch nicht ernsthaft das Du das mit diesen "Experten" hier klären kannst .....

Das sagt Dir einer der mit der Ermittlung und anschließendenden Festlegung von Preisen durchaus zu tun hatte ....(auf Kombinatsebene.....)

Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon pentium » 15. Juli 2013, 16:54

Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen den beiden Themen?

"Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR"

"Mangel an Wirtschaftsgütern und die Mangelwirtschaft in der DDR"


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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 15. Juli 2013, 17:25

In beiden mangelt es an Tiefe ......
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Interessierter » 15. Juli 2013, 18:05

Zitat Thoth:
Das sagt Dir einer der mit der Ermittlung und anschließendenden Festlegung von Preisen durchaus zu tun hatte ....(auf Kombinatsebene.....)


Mensch Thoth, dann warst Du ja einmal Kollege von " Nostalgiker ", der hat das Gleiche nämlich auch schon von sich behauptet .. [laugh]

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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 15. Juli 2013, 18:19

Thoth hat geschrieben: wie, warum, wieso ...., du meinst doch nicht ernsthaft das Du das mit diesen "Experten" hier klären kannst .....

Das sagt Dir einer der mit der Ermittlung und anschließendenden Festlegung von Preisen durchaus zu tun hatte ....(auf Kombinatsebene.....)

Thoth


Ja, Überheblichkeit war schon immer deine Stärke, Mr. Thoth. [grin] Aber inzwischen weißt du ja auch, das man damit nicht immer alles erreicht.
Wir hatten hier mal einen, der machte den gleichen Job wie du, der nannte sich nur ganz anders. Komm grad nicht auf den Namen...ach, Interessierter schrieb es ja schon.....[denken]

Ihr zwei müsst ein klasse Team abgegeben haben.
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Neun » 15. Juli 2013, 18:23

Dann gab es also in der größten DDR der Welt nur zwei Bürger mit entsprechendem Aufgabengebiet?
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 15. Juli 2013, 18:36

Neun hat geschrieben:Dann gab es also in der größten DDR der Welt nur zwei Bürger mit entsprechendem Aufgabengebiet?


Ach, Neun..... [wink] ...du weißt genau, was ich meine.
Ist doch toll, dass sich zwei Leute, die Preise festgelegt haben, in diesem kleinen Forum treffen. Und sie sind sich auch noch so ähnlich in ihrem Verhalten, klasse.
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon karnak » 15. Juli 2013, 18:39

augenzeuge hat geschrieben:
Neun hat geschrieben:Dann gab es also in der größten DDR der Welt nur zwei Bürger mit entsprechendem Aufgabengebiet?


Ach, Neun..... [wink] ...du weißt genau, was ich meine.
Ist doch toll, dass sich zwei Leute, die Preise festgelegt haben, in diesem kleinen Forum treffen. Und sie sind sich auch noch so ähnlich in ihrem Verhalten, klasse.
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 15. Juli 2013, 19:02

Ich meine so bei mir, die gefühlten letzten drei vier Jahre in der DDR vor 1989 begann genau die Entwicklung, die sich dann in der Wende entlud. Und da gehe ich als geborener Leipziger auch mal von der Leipziger Ecke aus.Das Zauberwort "Beziehungen", also wer die nicht pflegte hatte einfach nicht genau die Karten(sinngemäß), die Ihn wieder beim Spiel Einundfünfzig Tot am Ende die Neunen bescherten(siehe es bleibt).

Rainer-Maria

Aber, unsere "Obersten Zehntausend" und das nehme ich mal sehr gut an hatten genau diese Probleme nicht und das war ein Riesenfehler, man lebte sozusagen "abgehoben" von der Alltagsmasse.Erinnert mich nun wieder ans heute, nur ist es heute wieder etwas anders.
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Neun » 15. Juli 2013, 19:11

Ach Rainer der Dille hat mich ja rechnerisch bei den oberen 3% der Einkommensbezieher verortet, trotzdem lebte ich keinesfalls abgehoben so wie Du es hier schreibst und hatte genauso große, wenn nicht größere, Probleme wie alle anderen Bürger auch. Da war nix mit Nebenverdienst oder Erwerb zum Tauschhandel oder einfach mal schnell los wenn es irgend etwas gab. Wenn ich Feierabend hatte war es meistens schon weg. Nein, bitte kein Mitleid!
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Icke46 » 15. Juli 2013, 19:16

Ich nehme ja mal stark an, dass der Edelknabe mit den "obersten Zehntausend" eher auf die Funktionärsebene gezielt hat. Und ehrlich gesagt, ich kann mir die beiden Erichs irgendwie recht schwer mit einem Dederon-Beutel auf der Jagd nach Verbrauchsgütern vorstellen [flash] .

Was mich mal interessieren würde: Es gab wohl zumindest im MfS (also im Ministerium) eine Sonderversorgungseinrichtung. Gab es sowas bei den Bezirksverwaltungen nicht?

Gruss

icke
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 15. Juli 2013, 19:25

icke hat Recht und Ja, genau Neun, du warst ne Nummer zu klein für die von mir bezeichneten "Obersten Zehntausend". Aber ärgere dich nicht, ich war auch nur Einer aus der Alltagsproletariermasse.....wie du. Na gut...bissel anders wars bei dir schon.Nein, Mitleid war nicht meine Aussage weit gefehlt, ich sage immer, wer nicht den Finger zog...aus dem Hintern war eigentlich selber Schuld.

Dafür Null Mitleid, das geht voll in Ordnung.

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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Sirius » 15. Juli 2013, 19:59

Thoth hat geschrieben:@eisenringtheo, die Preispolitik, Regelung und Festlegung selbiger in der sozialistischen Planwirtschaft ist in der Nachbetrachtung ein Buch mit sieben Siegeln .....

wie, warum, wieso ...., du meinst doch nicht ernsthaft das Du das mit diesen "Experten" hier klären kannst .....

Das sagt Dir einer der mit der Ermittlung und anschließendenden Festlegung von Preisen durchaus zu tun hatte ....(auf Kombinatsebene.....)

Thoth


Es geht in diesem Thread weniger um die Einzelheiten der Preiskalkulation, sondern um die Frage, warum es eine Mangelwirtschaft gab. Und die hängt wie eisenringtheo richtig festgestellt hat, u.a. mit der (fehlgeleiteten) Subventionspolitik zusammen, weil diese Mittel gebunden hat, die an wichtigen Stellen dann fehlten. Darum auch das Beispiel mit Frankreich, wo sich zwar die Preise überwiegend am Markt bilden, aber eine hohe Staatsquote die Gesamtwirtschaft abwürgt. Die Staatsquote ist in Frankreich hoch, um neben den Subventionen und dem Sozialstaat den stark aufgeblähten öffentlichen Dienst in Frankreich zu finanzieren - das Thema hatten wir hier schon einmal. Ähnlich ist es übrigens auch in Griechenland.
Zuletzt geändert von Sirius am 15. Juli 2013, 20:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon vs1400 » 15. Juli 2013, 20:10

Neun hat geschrieben:Ach Rainer der Dille hat mich ja rechnerisch bei den oberen 3% der Einkommensbezieher verortet, trotzdem lebte ich keinesfalls abgehoben so wie Du es hier schreibst und hatte genauso große, wenn nicht größere, Probleme wie alle anderen Bürger auch. Da war nix mit Nebenverdienst oder Erwerb zum Tauschhandel oder einfach mal schnell los wenn es irgend etwas gab. Wenn ich Feierabend hatte war es meistens schon weg. Nein, bitte kein Mitleid!


interessante aussage Neun,
gab es bei euch absolut keine internen einkaufsmöglichkeiten, ähnlich der MHO oder den zusatzverkaufsstellen für die erntebrigaden.?
in sämtlichen großbetrieben gab es doch auch interne verkaufsstellen.

gruß vs [hallo]

ps: sorry, hab zu früh gepostet und zu spät gelesen, dass die fragestellung bereits besteht. [peinlich]
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon pentium » 15. Juli 2013, 20:18

Man muss es auch so sehen, es fehlte stellenweise auch an genügend Konsumgütern (was für ein Wort) bzw. an Betrieben welche diese herstellten.
Hier mal ein interessanter Beitrag.

Über die Konsumgüterproduktion in der DDR.

"Hinzu kam, dass viele erst private und später halbstaatliche Betriebe nach der Umwandlung in VEB-Betriebe für industrielle Produkte umprofiliert wurden. Damit fehlten auf einmal aus dem Bereich der „tausend Dinge“ ganze Warensortimente. Zwischen den Ministerien kursierten Listen mit Konsumgütern, für die es keinen Produzenten mehr gab. Ich habe eine dieser Liste einmal zu Gesicht bekommen, und da standen neben vielen anderem auch Mausefallen und Holzwäscheklammern."

Zitat aus
http://www.uni-leipzig.de/~hagen/Zeitzeugen/zz175.htm

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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 15. Juli 2013, 22:13

Also Harzgerode /Silberhütte war eine "Hochburg" für Holzwäscheklammern. Die Firma Labude stellte die in Heimarbeit her. Rein theoretisch hatte die DDR schon in den 70er Jahren den Bedarf gedeckt ... ja, wenn nicht die NVA in die Quere gekommen wäre. Da kam die Unsitte oder "Mode" auf, Holzbembel mit Wäscheklammerhälften zu basteln. Weinflaschen wurde der dünne Hals mit einem Wollfaden abgeschnitten und dann wurde der Flaschentorso beklebt. Fürchterlich, für meinen Geschmack. Aber dennoch habe ich etliche entstehen sehen ...

1985 habe ich das Holzverpackungswerk verlassen. Seit dem erforschte man, fürs NSW die Holzleisten für Bettgestelle/Lattenroste zu produzieren. Ist wohl nie was Gescheites geworden.
Dafür wurde aber jahrzehntelang eine Holzbottich-Waschmaschine gebaut. Mit geböttcherten Eichenbottich. Das war gut, so hatten wir immer Holzreste als Brennholz. Zweckentfremdet wurden die subventionierten Maschinen dann auf den Dörfern als Kartoffeldämpfer benutzt.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Hausfreund » 16. Juli 2013, 08:20

Hallo Volker!

Volker Zottmann hat geschrieben: Weinflaschen wurde der dünne Hals mit einem Wollfaden abgeschnitten und dann wurde der Flaschentorso beklebt. Fürchterlich, für meinen Geschmack. Aber dennoch habe ich etliche entstehen sehen ...

Die Klammern wurden "antik" angeröstet; hinzu kamen noch Logos westlicher Bierbüchsen und bunte Glasstücke; Holzkitt für einen glatten Trinkrand und Lackierung.

Rate mal, wieviel D-Mark dafür auf den Autobahn-Rastplätzen für diesen Schrott gezahlt wurden!

mfG
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon karnak » 16. Juli 2013, 08:25

icke46 hat geschrieben:Ich nehme ja mal stark an, dass der Edelknabe mit den "obersten Zehntausend" eher auf die Funktionärsebene gezielt hat. Und ehrlich gesagt, ich kann mir die beiden Erichs irgendwie recht schwer mit einem Dederon-Beutel auf der Jagd nach Verbrauchsgütern vorstellen [flash] .

Was mich mal interessieren würde: Es gab wohl zumindest im MfS (also im Ministerium) eine Sonderversorgungseinrichtung. Gab es sowas bei den Bezirksverwaltungen nicht?

Gruss

icke

Klare Ansage,Nein.Es gab in der Bezirksverwaltung wohl einen Konsum/HO.Aber glaube mir,da gab es den gleichen Kram,oder eben auch nicht, wie in den anderen Läden.Ob das im Ministerium anders war kann ich nicht beurteilen,dort war ich nie.Ich zweifle aber an,dass dort der"Garten Eden"existiert hat.Erich Mielke dürfte sowieso mit seinen Dederonbeutel oder Minninetz in Wandlitz eingekauft haben,schöne Vorstellung. [flash]
Natürlich wird mir der eine oder andere hier nicht glauben,wird den entsprechenden Legenden anhängen,wie unter anderem irgendwelchen geheimnisvollen Sonderkontingenten für PKW.Es nützt aber nichts,es ist nur eine Legende.Für mich mit einem vermutlich"gehässigem"Hintergrund.
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon karnak » 16. Juli 2013, 08:31

Hausfreund hat geschrieben:Hallo Volker!

Volker Zottmann hat geschrieben: Weinflaschen wurde der dünne Hals mit einem Wollfaden abgeschnitten und dann wurde der Flaschentorso beklebt. Fürchterlich, für meinen Geschmack. Aber dennoch habe ich etliche entstehen sehen ...

Die Klammern wurden "antik" angeröstet; hinzu kamen noch Logos westlicher Bierbüchsen und bunte Glasstücke; Holzkitt für einen glatten Trinkrand und Lackierung.

Rate mal, wieviel D-Mark dafür auf den Autobahn-Rastplätzen für diesen Schrott gezahlt wurden!

mfG

Die Bierbüchsen wurden von den Soldaten in den Interzonenzügen gesammelt und dann mit den Wäschklammern und halbierten Colaflaschen zu den schicken Humpen umgebaut.Die Flaschen wurden mit der Waffenreinigungsschnur halbiert.Unser Polit hatte immer ein Auge auf diese Machwerke mit imperialistischen Hintergrund,deswegen wurden sie bis zum Abtransport in die Heimat immer gut versteckt. [flash]
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Hausfreund » 16. Juli 2013, 08:36

karnak hat geschrieben:Die Bierbüchsen wurden von den Soldaten in den Interzonenzügen gesammelt und dann mit den Wäschklammern und halbierten Colaflaschen zu den schicken Humpen umgebaut.Die Flaschen wurden mit der Waffenreinigungsschnur halbiert.Unser Polit hatte immer ein Auge auf diese Machwerke mit imperialistischen Hintergrund,deswegen wurden sie bis zum Abtransport in die Heimat immer gut versteckt. [flash]

Danke für die Richtigstellung; 35 Jahre sind eine lange Zeit. Erinnerst Du Dich noch an die Preise?
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon karnak » 16. Juli 2013, 08:55

Für was,für die schrecklichen Humpen?Ich habe nie einen gebaut und ich vermute,im Wesentlichen wurden die als Geschenke gebaut,zum Stellen in die hochglanzpolierte Schrankwand. [flash]
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Hausfreund » 16. Juli 2013, 09:19

50 D-Mark! [flash]
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Interessierter » 18. Juli 2013, 11:42

Um einmal von der Holzklammer wieder zum Thema zurückzufinden, so fand ich den nachstehend eingestellten Artikel aus der linken Wochenzeitschrift Jungle-World sehr interessant:

Viele Pläne, wenig Sozialismus

Vor 50 Jahren verkündete der Ministerrat der DDR ein staatliches Programm zur Reform der Planwirtschaft, genannt: Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung (NÖS). Es war nur einer von meh­reren vergeblichen Versuchen, die Planwirtschaft zum Funktionieren zu bringen.


Im Sozialismus war nicht alles schlecht, etwa die meisten Radio-Eriwan-Witze: »Frage an Radio Eriwan: Stimmt es, dass der Kommunismus am Horizont zu sehen ist? Radio Eriwan antwortet: Im Prinzip ja. Jedoch weicht der Horizont zurück, wenn wir ihm näher kommen.«

http://jungle-world.com/artikel/2013/25/47935.html

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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Hausfreund » 20. Juli 2013, 18:08

Interessierter hat geschrieben:Um einmal von der Holzklammer wieder zum Thema zurückzufinden[...]

Die Geschichte von den Holzklammern, lieber Interessierter, ist für das Verständnis des, ansonsten recht lebendigen, Sozialismus vielleicht hilfreicher, als Du es Dir träumen magst.

Mit einem freundlichen Gruß!
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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 16. Dezember 2013, 18:43

Jetzt mangelt es schon an DVDs, heute bei Media Markt oder Saturn in Leipzig? Nur noch der Scheißspielekram oder Konsolenfutzimist, ich werde noch verrückt. Also Leute, so geht das nicht, die DVDs im Wühltisch und sucht man einen Klassiker wühlt man sich tot. Das erinnert mich sinngemäß an tiefste DDR-Zeiten zum Ende der Achtziger Jahre.

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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon pentium » 16. Dezember 2013, 18:49

Falscher Thread? Von was schreibst du Rainer-Maria. Gab es in der DDR schon DVDs!

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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Spartacus » 16. Dezember 2013, 19:02

pentium hat geschrieben:Falscher Thread? Von was schreibst du Rainer-Maria. Gab es in der DDR schon DVDs!

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Noch besser, die Wühltische in der DDR? [flash]

LG

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Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: Alltäglicher Mangel am Ende der 1980er Jahre in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 16. Dezember 2013, 19:33

Die "Wühltische" gab es!
Allerdings hier nur in der letzten Woche vorm großen Geldumtausch.
1 Kg Nägel, welche es vorher kaum im Angebot gab, kosteten dann nur noch Pfennige. Da lebe ich heute noch von.
Oder Sandsteinplatten in der hiesigen BHG: Je 40x40x4 cm und die sollten dann nur 1.- Ostmark je Stück kosten.
Ratet mal, wer die alle aufkaufte? [wink]
Jetzt offenbarte sich, welche Artikel doch vorrätig waren uns aber stets vorenthalten wurden.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

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