Das Private Handwerk in der DDR

Wie entwickelte sich die Wirtschaft der DDR, wie die der Bundesrepublik während der Teilung Deutschlands. Welche Anzeichen gab es für die Entwicklung? Was waren die Ursachen?
Hier der Bereich für alle wirtschaftlichen Themen.

Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 26. Februar 2013, 06:49

Da ich heute früh in einem Fred mächtige Unterschiede, auch teilweise" Bildungslücken" in der Betrachtung der alten Zeiten siehe das Private Handwerk feststellen konnte könnten wir hier zur Sache kommen.

Mal hin zum Westgeld wie schon angesprochen. Bezahlung gegen Westgeld erfolgte in der Regel aber nur bei Feierabendtätigkeit/Nebenbeitätigkeit an ganz normale Handwerker, weniger an Inhaber von HWBetrieben. Wie schon öfters von mir ausgeführt, besser bemängelt wird öfters fälschlicherweise getextet, das zu DDR-Zeiten schwarz gearbeitet wurde(so wie heute und früher in der BRD an der Steuer, am Finanzamt vorbei)

Dies ist nicht der Fall gewesen.Den Staat DDR interessierten diese Neben-Einnahmen des kleinen Mannes, der Frau einfach nicht, sie mussten somit nirgendwo zum Nachweis vorgelegt werden. Es gab für diese Arbeiten ein ganz normales Gesetzblatt und darüber konnte abgerechnet werden(vom Eigenheimbauer, vom VEB-Betrieb, vom Kombinat obwohl letztere andere Arten der Abrechnung hatten/Investkonten etc.).Aber man kann mich gerne berichtigen.
Soviel erstmal, denn das Thema ist sehr weit gefächert.

Rainer-Maria und einen guten Tag allen ins Forum
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Februar 2013, 10:23

Klasse Statement @Edelknabe! 100% Zustimmung.
Ich habe bereits als Lehrling in einer kleinen Feierabendbrigade mitgearbeitet. Anfangs gab es 4.-M , später wie für alle anderen Gesellen 5.-DDR-Mark
Das waren Hausausbauarbeiten für ein VVB-Rechenzentrum, oder die komplette Errichtung einer Trafostation (maurermäßig).
Im privaten Hausbau habe ich vor meiner Selbständigkeit als Betreuer der Bauherren, heute würde man Bauleiter sagen, gearbeitet.
Alles offiziell nach Feierabend. (mit Verträgen vom Bauherren, mir und dem Bauamt bestätigt). Alles ohne jede Versteuerung.
Da bekam ich zwischen 650 und 850.-Mark für, als Gesamtsumme oder in Abschlägen für die gesamten 2 Jahre Bauzeit.
Reine private Maurerarbeiten, für wen auch immer, wurden offiziell bis zum DDR-Schluss mit 5.- Mark vergütet. Inoffiziell gab es aber zuletzt 7 bis 10.-M. Es wurden also einfach entsprechend mehr Stunden abgerechnet. Mit Wissen des Privatmannes und gegebenenfalls des Bauamtes.
Selbst für Arbeiten beim Rat des Kreises wurden wissentlich mehr Stunden geschrieben, um auf die Löhne zu kommen.
Mir ist durch "VEB Taxi-Leipzig", die mit unserem Betrieb ein Ferienlager in Kooperation betrieben bekannt, dass deren Feierabendhandwerker in Leipzig viel gegen DM-Bezahlung arbeiteten.
Diese Bezahlung gab es unbestritten.
In der Unterharzregion war das aber nicht üblich. Wer anders weiß, soll sich melden.

Mir solche DM-Entlohnung zu DDR-Zeiten nachzureden, so wie gestern von @Huf geschehen, ist böswillige Verleumdung.
Ich weiß auch nicht, was ihn reitet, immer wieder Schimpftiraden abzulassen. Da er mich nicht kennt, und schon gar nichts weiter weiß, als das was ich schrieb, ist mir dieses unbegreiflich.
Er, @Huf solle sich mal vorstellen, wenn ich nun schreiben würde, alle Ärzte waren immer besoffen und haben mit Drogen gedielt. Und das nur, weil ich vielleicht einen kenne...
Nein Huf, Du musst noch gewaltig an Deiner Höflichkeit arbeiten. Da sind Defizite.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Neun » 26. Februar 2013, 11:27

Volker das hätte doch ein ganz interessantes Thema werden können, warum also hier gleich wieder Streit von anderer Stelle mit einbauen? Brauchst Du das so für Dich?
Neun
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon dein1945 » 26. Februar 2013, 11:39

Bekam immer DM für meine Tätigkeit [laugh] , selbst für in der Hauptstadt ausgeführte Handwerkerleistungen bekam ich DM [super] , aber wie hat denn "Neun" seine privaten Handwerker entlöhnt ?

Bin ganz [ich auch]
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Februar 2013, 11:41

@Neun, Streit brauche ich nicht. Edelknabe hat das Thema separiert, weil gestern durch Huf verursacht, Falsches behauptet wurde. Mir gefiel gestern schon nicht, dass ich zwangsläufig beim Widerlegen Deiner Behauptungen den Tread von AZ mit zerschossen habe. Dann aus dem Nichts die neuerlichen Anpöbeleien von Huf. Beides musste nicht sein. Völlig überflüssig.
Falls es Dir in beiden Fällen auffiel, ich habe nichts falsches geschrieben, habe mich lediglich gewehrt.

Hier aber gehört Hufs Meinung schon hin, denn auf Grund seiner Unterstellungen ist ja erst Edelknabe aktiv geworden.
Huf kann sich gerne, aber sachlich zu den falschen Anwürfen äußern.

Gruß Volker
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Janko » 26. Februar 2013, 11:47

Diese "Handwerkerei" in der DDR hatte bzw. brachte schon eigenartige "Gewächse" hervor.
Neben den etablierten Handwerksbetrieben, denen aber meist ein Rahmen durch kontigentiertes Material gesetzt wurde, waren die oben beschriebenen Sachverhalte anzutreffen.
Einsatz von "Feierabendbrigaden" privat, aber eben auch innerhalb ihres Betriebes mit teilweise auch anderen Verechnungssätzen waren eigentlich gängige Praxis. Ja, da wurden eben durch erhöhte Stundenangabe das Entgeld nach oben korrigiert.
Da war weder was mit Finanzamt noch Steuern.


Grenzwertig konnte es werden bei den "Hinterhof-bzw. Garagenschrauber" die ständig ausgelastet waren. Kfz.-Klempnerei und Reparatur blühte mit Material was eigentlich gar nicht vorhanden war. Dazu die "uneigennützige" Nachbarschaftshilfe teilweise von Leuten die einfach alles konnten. Hier vor allem floss dann das "DM-Schmiermittel", aber eben auch nur wenn du es hattest.
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Neun » 26. Februar 2013, 11:49

Ich hatte da durch meinen Schwiegervater ganz gute Kontakte. Wenn es dringend war habe ich dem jeweiligen Handwerker/Installateur, da ich nicht mit DM dienen konnte, immer einen blauen Max in die private Kasse übereignet.
Da waren auch die meisten mit zufrieden, auch wenn die Frage nach 10-20 Mark West nicht gerade selten war.
Neun
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon dein1945 » 26. Februar 2013, 11:57

Neun hat geschrieben:Ich hatte da durch meinen Schwiegervater ganz gute Kontakte. Wenn es dringend war habe ich dem jeweiligen Handwerker/Installateur, da ich nicht mit DM dienen konnte, immer einen blauen Max in die private Kasse übereignet.
Da waren auch die meisten mit zufrieden, auch wenn die Frage nach 10-20 Mark West nicht gerade selten war.


Schade "Neun", hätte noch mehr verlangt, aber mit dem blauen Marx wäre auch gegangen, bei der Wechselstube am Zoo wieder gewechselt [laugh] nur der "Karnak" hätte mich nicht zur Sonderkontrolle rauswinken dürfen [mundzu]

Gruß aus Berlin
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Februar 2013, 12:03

@janko und @neun, Ihr beschreibt es ganz genau, wie es war.
Hier gab es eine privat betriebene Autowaschanlage (Handwäsche). Um dort die zu DDR-Zeiten übliche Hohlraumkonservierung zu erhalten, kam man nur bei Zahlung von Schmiergeld auf die Warteliste.

Bei unsereinem war am Material, wie heute, so gut wie nichts zu verdienen. Wenn ich einmal jährlich 8 Tonnen Zement auf dem Hof hatte, hatte ich bis dahin soviel Geld ausgegeben, dass der Sack hätte 10.-Mark kosten müssen. Steine gab es kontingentiert 2000 Stück.
Ein einzügiger Schornstein benötigt schon mindestens 65 Ziegel pro Meter. Da weiß man, wie schnell kein Material mehr da war.
Dann wurde nur noch mit Kundenmaterial, woher auch immer, weitergemauert.
Also, ganz so rosig waren meine Handwerkertage zu DDR-Zeiten auch nicht. Aber ich habe mich dabei richtig frei und glücklich gefühlt.

Gruß Volker
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Janko » 26. Februar 2013, 12:33

Ja @VZ und diese damalige Freiheit und Glück wurden dann noch potenziert......na Herz was willst du mehr.

So sehen Sieger der Geschichte aus......ihr "Diktatur-Fans"
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Februar 2013, 12:36

Janko hat geschrieben:Ja @VZ und diese damalige Freiheit und Glück wurden dann noch potenziert......na Herz was willst du mehr.

So sehen Sieger der Geschichte aus......ihr "Diktatur-Fans"


ja janko, das ist wirklich an dem. Mir ging es nie besser. Mir ist es trotz mancher Widrigkeit nie schlecht gegangen. [grins]

Das Leben ist schön.

Gruß Volker
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Sirius » 26. Februar 2013, 13:42

Wäre es ein echter "blauer Max" gewesen, den es als Zugabe für den Handwerker gab, hätten die meisten dessen Wert wohl kaum erkannt - die werden auch heute nicht unter 7.000 € gehandelt, aber nicht dieser "Schrott" bei ebay, den gibt´s schon für 20 €. Vermutlich wird es aber nur "Alu-Geld" in Papierform mit dem Aufdruck 100 gewesen sein. [wink]
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 26. Februar 2013, 18:26

Wir machen einmal weiter mit dem Thema Material.Volker wird es bestimmt besser beschreiben können, ich versuche es anfangs so wie ich es als Vorarbeiter/Brigadier bei meinem damaligen Chef im Privaten HWB erlebt habe.Man musste so glaube ich eine gute Vorstellung haben, wieviel Material übers Kalenderjahr notwendig wurde(es mußte somit bilanziert werden beim Rat des Kreises/der Stadt) und genau das war eigentlich ein Unding weil doch Jahresanfangs noch gar keine komplette Anfangsauftragsliste vorliegen konnte.

Natürlich kam Kunde XYZ mit seinem Anliegen (Privat oder VEB/Kombinat) und wurde auf irgendeinen Monat im Jahr vertröstet(dieser Kunde konnte somit eingeplant werden) aber es konnte passieren, das im Jahr selber sehr lukrative Großaufträge(bei uns Reparaturen an Dampferzeugern)dazukamen, wo ein richtig unfangreicher Materialanteil notwendig wurde. Dann war in gewisser Weise guter Rat teuer aber im Glücksfall konnte es passieren, das der VEB-Materialproduzent auch ne bestimmte Leistung benötigte und so schloss sich dann der Kreis.

Für das Material selber war wieder ein Lager notwendig und das war zu DDR-Zeiten kein leichtes Unterfangen. Mein junger Chef zum Beispiel mietete ein schon beräumtes Trümmergrundstück(Baulücke) zwischen Gründerzeithäusern in der Leipziger Innenstadt und errichtete (besser wir errichteten) darauf zwei größere Garagen, wo das ganze Zeugs gut abgeschlossen gelagert wurde.

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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Februar 2013, 19:09

Ich bekam 1984 die Gewerbeerlaubnis, besorgte mir sofort Bauland für Garagen. Das war ein Wassergrundstück, allerdings an einem zur Kloake verkommenen Klärteich der Stadt. Die Fläche ist durch Verkippen von Alukrätze und Schlacke, sowie Hausmüll entstanden.
Nachdem das Forstgelände der Stadt übereignet wurde (Rechtsträgerwechsel) konnte ich es pachten.
Im März 1985 begann meine Selbständigkeit. Mit Abrissmaterial habe ich zwischenzeitlich meine Garagen-und Werkstatträume noch 1984 aufgebaut.
Mit meiner Gewerbeerlaubnis wurde bestimmt, dass ich nur Schornsteine reparieren soll. Nichts anderes. Da hielt auch ich mich nicht konsequent dran, doch konnte ich meinen Materialbedarf genau ermitteln.
Ich bekam grundsätzlich höchstens ein Zehntel der benötigten Baustoffe. Sand bekam ich durch ein privates Unternehmen relativ einfach. Aber immer ungesiebt.
Der Handwerksmeister war gezwungen, Tage und Wochen nur mit Sand sieben zu verplempern.
Holz, bspw. neue Dachlatten, bekam ich erstmals per Bilanz 1989. Da musste ich beim Rat des Kreises Schnaps abliefern und einen Teil meines Kontingents dem Sachbearbeiter abgeben. Bis dahin war ich gezwungen, vorsichtig alte Dachlatten herauszuschneiden, um sie nach Kopferneuerung wieder zu verbauen.
Ein Gerüst habe ich zu DDR-Zeiten nie benutzen können, weil ich keins bekam.
Meine Kollegen im letzten VEB haben mir, wie auch immer besorgt, eine Fangleine von der Zivilverteidigung offiziell geschenkt. Dieses Rettungsmittel war meine einzige Sicherheit auf allen Dächern.
Mit den Kunden sah es bei mir anders als beim Edelknaben aus. Ich habe immer eine Warteliste von über einem Jahr gehabt. Wir selbständigen Handwerker waren ja durch die Subventionen auch billiger für die Bevölkerung als jeder Feierabendhandwerker. Und wir gaben obendrein gesetzliche Garantie. Der Privatmann zahlte an mich 4,80 Mark pro Stunde. Die Stützung musste ich auf Nachweis beantragen und bekam so die Differenz zu 6,40 Mark aus dem Staatshaushalt.
In 1990 habe ich dann meine Warteliste weiter abgearbeitet, habe alle Kunden noch bedient, bis auf den Meldestellenleiter in Harzgerode. Der würde heute noch warten , wenn er nicht....
Zur Frühjahrsmesse in Leipzig kaufte ich mir dann 100qm Alugerüst und einen ordentlichen Anhänger. Von der Handwerkskammer Hannover bekam ich einen ladenneuen Fiat-Fiorino geschenkt, so wie auch alle anderen schon bestehenden Handwerksbetriebe im Kreis Quedlinburg.
Und dann begann der Berufsalltag, der soviel Freude machte, wie nie zuvor:
Es gab ab sofort ordentliches Material, von mir ordentliche Arbeit und von den Kunden angemessene Entlohnung.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon pentium » 9. März 2013, 19:51

Hier mal ein kurzer historischer Ablauf! Und im Link der Vergleich zur BRD

Zitat:

Das Handwerk in der Deutschen Demokratischen Republik

9. August 1950 Gesetz zur Förderung des Handwerks beschränkt das
Privathandwerk auf Kleinbetriebe. Gründung von
Landeshandwerkskammern in der DDR

20. August 1953 Verordnung über die Umbildung der Vertretungen des
Handwerks: Auflösung der Landeshandwerkskammern,
Bildung von Bezirkshandwerkskammern

18. August 1955 Verordnung über die Produktionsgenossenschaften des
Handwerks (PGH) leitet Kollektivierung im Handwerk ein

12. Juni 1972 DDR verstaatlicht 1.700 Produktionsgenossenschaften
des Handwerks (PGH) mit 120.000 Mitarbeitern durch
Umwandlung in „Volkseigene Betriebe“

12. Februar 1976 Ministerratsbeschluss zur „Förderung privater
Eimnzelhandelsgeschäfte, Gaststätten und
Handwerksbetriebe für Dienstleistungen im Interesse der
weiteren Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung“
leitet „Wende“ in der DDR-Handwerkspolitik ein

März 1977 SED-Zentralkomitee versucht durch „Massnahmen zu
Gunsten des Handwerks“ den ständig wachsenden Mangel
an Reparatur- und Dienstleistungen zu stoppen

09. November 1989 Das Handwerk in der DDR zählt nur noch 82.672 private
Betriebe mit 262.651 Beschäftigten sowie 2.178 PGH mit
163.663 Beschäftigten. 1949 gab es noch 303 821
Betriebe mit 858 000 Beschäftigten

21. Dezember 1989 Auf der Grundlage der Handwerksordnung der
Bundesrepublik Deutschland wird in Erfurt mit Walter
Bachmann erstmals in der DDR der Präsident einer
Handwerkskammer frei gewählt

quelle:http://www.handwerk-einbeck.de/pdf_frei/Informationen_rund_um_das_Handwerk/Zahlen-Daten-Fakten_1900-2000.pdf

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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 9. März 2013, 22:27

@Pentium,
zu erwähnen ist, dass eine wirklich offensive Werbekampagne zu Gunsten des privaten Bauhandwerks erst ab 1983 einsetze.

Gruß Volker
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon pentium » 9. März 2013, 22:32

Ja sicher, Volker! Danke für den Hinweis.

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Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Stefan 14 » 21. Januar 2017, 04:25

Für alle Fälle vorab für interessierter : Das steht nicht im Sputnik, brauchst nicht zu suchen , aber finden wirst Du schon irgend etwas . Wer sucht , der findet !
Vielleicht hat mir der KGB die Legende gegeben , wer weiß ? Dann wird die Suche nicht so einfach !

Generell wurde ab 1947 fast jede Form von Selbstständigkeit bekämpft , nicht nur Betriebe, auch Pensionen ,Hotels , besonders in beliebten Ferienregionen , und dann der große Knaller die Gründung der LPG . ( Zwangskollektivierung der Bauern ).Auch ganz kleine Handwerker wurden nicht neu zugelassen. 1972 die letzten KG , Betriebe mit staatlicher Beteiligung faktisch enteignet. Es wurde meist ein Grund wie etwa Steuerhinterziehung gefunden um die Inhaber hinter Gitter zu bringen. Bei uns im Ort, Kleinstadt waren es 5.
Ab Anfang / Mitte der 80 er , als die Mängel im Handwerk und der Konsumgüterproduktion immer offensichtlicher wurden besann man sich der Privatinitiative. Man ließ wieder vor allem private Handwerker zu . Mein Ziel war es von Anfang an , in meinem Beruf nur selbstständig zu arbeiten.
Ich hatte schon vorher den Meisterbrief . Sonst musste man sich verpflichten diesen in einer gewissen Zeit zu machen. Man musste beim Rat des Bezirkes einen Antrag stellen . Konzept des Gewerbes , Nachweiß entsprechender Gewerberäume ( was zu der Zeit schon ein Problem war , genau wie Wohnungen ), Qualifikation und eine Freistellung des bisherigen Betriebes.
Danach wurde geprüft, ob für das beantragte Gewerbe ein Bedarf besteht. Bedarf für Blumengeschäft bestand natürlich . ABER : Es gab nicht ein mal für die schon bestehenden Blumengeschäfte genug Blumen / Topfpflanzen. Da ich auch Gartenbauingenieur bin, machte man mir den Vorschlag , ich soll einen " Gartenbaubetrieb für Bindereierzeugnisse" gründen ( so die wörtliche Bezeichnung.). Das machte sich gut für die Meldungen nach Oben , da ich nach Erhalt der Gewerbeerlaubnis nun so und soviel Köpfe Salat , kg Tomaten , Radieschen produzierte . Alles nur auf dem Papier ! Trug aber zur Planübererfüllung bei . Diese wurden stets übererfüllt. Genau wie siegreiche " Ernteschlachten " geschlagen . Heroische Taten am Kampfplatz ( Arbeitsplatz ) vollbracht. Diese Siege konnten wir natürlich nur erringen , weil wir von der ruhmreichen Sowjetunion gelernt haben.
Ich habe mich dann so über Wasser gehalten , in dem ich für die Kunstblume Sebnitz Dinge produzierte und auch für den Großhandel der damaligen GPG Karl-Marx-Stadt. Im Tausch erhielt ich ein paar Schnittblumen , Topfpflanzen und alles Andere was es nicht oder nie genügend gab und das betraf fast Alles. Ich weiß noch , wie ich die erste Zeit im Westen dachte als ich im Gartencenter arbeitete : Das , was hier im Container landet müßte man in der DDR haben , da hätte man Millionär werden können. Dies war noch vor der "Wende".
Die Preise für individuelle Produkte musste man sich auch beim Rat des Bezirkes genehmigen lassen. Für die üblichen Dinge gab es die "Bezirkspreisregelung , korrekt : Gesetzblatt der DDR ......Nr.... weiss ich nicht mehr , aber eine Menge Preise habe ich noch im Kopf.
Stefan 14
 

Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Olaf Sch. » 21. Januar 2017, 08:27

Hihi, der Pawel Kortschagin der Radieschen! [laugh]

Sorry, ich konnte nicht wiederstehen...
Olaf Sch.
 

Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 21. Januar 2017, 11:41

Stefan14, einen "Selbständigen-Thread" hatten wir schon.
Absolut unpassend empfinde ich Deine Anmache an @Interessierten.
Wenn man erst wenige Tage in einem Forum ist, sollte man erst mal reinhören. Du bist genau in die falsche Richtung auf den Zug gesprungen, will ich Dir nur mitgeben.
Es ist generell üblich, Quellen zu benennen. Und wenn man Dich drauf hinweist, ist das kein böses Gegeneinander. Es waren Hinweise für ein faires Forum.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 21. Januar 2017, 11:46

Gut das du es ihm gesagt hast Volker Zottmann! Wie kann er doch nur den integeren, wahrhaft Interessierten "angreifen".
Na, irgendwann wird et schon begreifen wen er hier angreifen muß ...........
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Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 21. Januar 2017, 12:06

Nostalgiker hat geschrieben:Gut das du es ihm gesagt hast Volker Zottmann! Wie kann er doch nur den integeren, wahrhaft Interessierten "angreifen".
Na, irgendwann wird et schon begreifen wen er hier angreifen muß ...........


Das denk ich auch!
Volker Zottmann
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Stefan 14 » 21. Januar 2017, 22:09

Anmachen oder gar Angreifen wollte ich niemanden, nur mich etwas verteidigen. Dass hier immer Quellen genannt werden, möchte ich bezweifeln.Da müsste der Quellennachweis bei Einigen erheblich länger sein als das Geschriebene.
Ansonsten gebe ich zu , dass ich im Moment nur Bahnhof verstehe. Kann nur vermuten, aber das bringt mich auch nicht weiter.
Einen Fehler habe ich jedenfalls gemacht. Ich war zu offen. Das beginnt schon beim Profil. Lässt sich aber nicht mehr rückgängig machen. Schade eigentlich !
Stefan 14
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Stefan 14 » 21. Januar 2017, 22:13

AkkuGK1 hat geschrieben:Hihi, der Pawel Kortschagin der Radieschen! [laugh]

Sorry, ich konnte nicht wiederstehen...

Die Radiesschen gab es doch gar nicht, nur auf dem Papier. Eigentlich schade , häte ich gut verkaufen können. [hallo]
Stefan 14
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Stefan 14 » 21. Januar 2017, 22:15

hätte ...............
Stefan 14
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon pentium » 21. Januar 2017, 22:22

Stefan 14 hat geschrieben:Anmachen oder gar Angreifen wollte ich niemanden, nur mich etwas verteidigen. Dass hier immer Quellen genannt werden, möchte ich bezweifeln.Da müsste der Quellennachweis bei Einigen erheblich länger sein als das Geschriebene.
Ansonsten gebe ich zu , dass ich im Moment nur Bahnhof verstehe. Kann nur vermuten, aber das bringt mich auch nicht weiter.
Einen Fehler habe ich jedenfalls gemacht. Ich war zu offen. Das beginnt schon beim Profil. Lässt sich aber nicht mehr rückgängig machen. Schade eigentlich !


Abend. Ja die Quellen. Hat übrigens was mit Urheberrecht zu tun und mit der Überprüfbarkeit einer Nachricht @Stefan.
Simples Beispiel.

Ich stelle eine Nachricht ein, hat jetzt mal nichts mit dem Thema zu tun!
Die Nachricht ist: Wasserohrbruch auf dem Sonnenberg in Chemnitz!

So und als Quelle der Nachricht: Die Freie Presse. Man kann jetzt auch noch die Meldung verlinken.

pentium

PS. Wenn du Fragen dazu hast, gerne per PN
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Interessierter » 5. Mai 2017, 13:21

Das Handwerk in der DDR
war gegängelt durch Direktiven der SED-Führer und deren "Wirtschafts-Organe".
Kamen alle angeblichen Politkader des "1. Arbeiter-und Bauernstaates auf deutschem Boden" doch angeblich aus Handwerkerberufen. Aber diese ehemaligen Dachdecker, Maler, Maurer, Schlosser, Tischler , Elektriker usw. hatten nicht vor, das Handwerk der DDR zu stärken. Ausgebildet von der "ruhmreichen Sowjetunion" und nach Deutschland geschickt mit dem Auftrag, eine "sozialistische Wirtschaft" zwecks Ausplünderung eines ganzen Gebietes (SBZ/DDR) zu installieren, vergaßen sie alle Grundsätze des Handwerks, u.a.:


Menschlichkeit
Fleiß und Schaffenskraft
Ehrlichkeit


Wären diese doch alle in ihren angeblich erlernten Handwerkerberufen geblieben, so hätte viel Unmenschlichkeit, Folter, Tod, Ausplünderung vermieden werden können.

Das Zentralorgan der Handwerker "Das neue Handwerk" tönt pflichtgemäß (wie alle Blockflöten) in Nr. 8/1977 (21.04.1977):
"Gute Erfahrungen mit dem Sozialismus" (Stralsund)

Diese Handwerkerzeitung war ein SED - gleichgeschaltetes Blatt mit dem Ziel, die letzten selbständigen Gewerbetreibenden zu höchsten Leistungen anzuspornen, zum Eintritt in die unverbrüchliche "Deutsch- Sowjetische Freundschaft" (DSF) zu bewegen und natürlich Geld als Solidarität für die leidenden "Bruderländer" zu spenden.

Immer wieder las man Beiträge und Leserbriefe von PGH-Vorsitzenden und Einzelhändlern, wie dankbar man für das Aufzeigen der Wege zum Sozialismus war und für Unterstützung mit "SED-Beschlüssen" !
(nebenstehend eine begeisterte Zuschrift "Dank für besondere Fürsorge der SED) PGH "Haarkosmetik" Nordhausen (21.04.1977)

Doch wie sah es im DDR-Handwerk in Wirklichkeit aus ?

Nachdem in den 60er Jahren die weit vorausgeplante Wirtschaftspolitik der DDR zu den Genossenschaften auf dem Lande (LPG) -teils mit äußerster Brutalität und Selbstmorden der Bauern- und zum Zwangszusammenschluß von tausenden Handwerksbetrieben zu PGH`s gekommen war, herrschte die Mangelwirtschaft mehr denn je ! Die Bevölkerung (Das Volk) spürte nur Mangel, gerade bei Handwerkerleistungen.

Großzügig durften Bäcker, Fleischer, Schlosser, PGH, LPG etc. ausgemusterte Schrottmaschinen und -fahrzeuge aus den VEB`s erwerben.
Dringend benötigte neue Ausrüstungen (z.B. Schlagbohrmaschinen), Maschinen für das produzierende Handwerk oder gar Betriebsfahrzeuge gab es für Handwerker nicht zu kaufen. Nur auf Zuweisung (Kontingent). Das konnte dauern...
Überall hatte der "Staatliche Maschinenbauhandel" das Verteilen gepachtet und nur mit "Scheinen" (Zuweisungen) erhielt man nach endlosem erbitterten Schriftwechsel mal ein gebrauchtes (Schrott-)Teil.


Denn neue DDR-Erzeugnisse waren fast ausschließlich den Schwerpunktbetrieben (VEB / Kombinate), dem Militär / MfS / Volkspolizei usw. vorbehalten. Uralte defekte Schrottautos (Framo) wurden wieder vom Handwerker neu aufgebaut... (siehe unteres Foto von 1977)
Die Handwerker wurden von den Abteilungen ÖVW (Örtliche Versorgungswirtschaft) angeleitet und bilanziert. Diese "Organe" vergaben auch die Gewerbescheine, aber nie die damit notwendigen Zuweisungen von Gewerberäumen, Fahrzeugen, Maschinen, Ausrüstungen und Material.

Die Zeitungen waren voll von dieser Suche nach Artikeln oder Tauschangeboten: "Biete Pyramide handgefertigt, suche Bohrmaschine".
Es war so, dass man als Handwerker (z.B. Elektroinstallationsbetrieb) anfangs des Jahres die staatlichen Auflagen (Planungen) erhielt:
jenen Kindergarten neu installieren, in dieser Schule die Küche elektrifizieren, für die KWV/ Bevölkerung für 50.000 MarK Leistung usw. und so fort.

Wo man das Material dazu herbekam, war der Intelligenz (und der Höhe von Schmiergeld) überlassen.


Die Volkseigenen Betriebe veranstalteten in Zusammenarbeit mit dem "Maschinenbauhandel" sogenannte Materialbörsen, um die gehorteten Schalter, Steckdosen, Kabel, Leitungen, Verteilungen... wieder unters Volk zu bringen.

So war der Handwerker immer in der ganzen DDR unterwegs, um wiederum möglichst viel Material für sein "Handlager" einzukaufen.
Wer diese ganzen Schliche kannte, durfte zwar nicht genügend Arbeitskräfte einstellen (da brauchte man auch Genehmigungen!), aber man hatte dann genügend Material in bedeutender Menge, das man auch mit anderen Kollegen wieder tauschen konnte:
Der Schlossermeister fertigte meine große Garagentür, er bekam dafür die 200 m Kabel für seinen neuen Werkstattanbau...

Wie sollte dieses System fortbestehen ? Und was das Schlimmste war, wer wollte nach der Vereinigung von den bisherigen Handwerkern noch DDR-Material eingebaut haben?

Die Fotos dazu findet man hier:
http://www.ddr-ausreise.de/1836424.htm

Handwerker in der DDR war ja wie ein Abenteuer oder Wundertüte...... [flash]
Interessierter
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 5. Mai 2017, 15:35

Das ist mal ein Artikel Wilfried, an dem keiner der mit der Materie vertraut war, jemals gegensprechen würde.
Genauso war es!
Selbst für die Zettel, also die Bezugsscheine für ein Schrottfahrzeug, die über den VEB Maschinenbauhandel ausgeteilt wurden, trieb sich der Handwerker tagelang auf den Ämtern rum.
Mir ging es so. Als ich dann endlich einen Freigabeschein bekam, womit ich dann in Halle vorsprach, war ich naiv. Ich kannte einfach die Spielregeln noch nicht. So bekam ich einen in 2 Unfälle verwickelten unreparierten Krankenwagen. Ich sah dort aber auch intakte B-1000. Die waren wohl für Kinderreiche vorgesehen. Hätte ich damals mit einem Tausender gewunken, vielleicht auch zwei oder drei, wäre ich schneller zum Ziel gelangt. Ohne 2 volle Jahre, die ich für den Wiederaufbau brauchte. Ich hätte bestimmt auch 10 bis 15000 Ostmark gespart.
Na egal. Im Spätsommer 1989 fuhr mein ehemaliger Krankenwagen als herausgeputzter Transporter.
Dann aber kam Gott sei Dank die Wende.
So habe ich mein 29000 Mark-Gefährt inflationär im Januar für 9000 weiterverkauft. Habe davon dummer Weise kein einziges Bild. 3 Monate später wäre der Wagen völlig wertlos gewesen.

Gruß Volker
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Volker Zottmann
 

Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon andr.k » 5. Mai 2017, 21:21

Interessierter hat geschrieben:So war der Handwerker immer in der ganzen DDR unterwegs, um wiederum möglichst viel Material für sein "Handlager" einzukaufen.
Wer diese ganzen Schliche kannte, xxxxxx, aber man hatte dann genügend Material in bedeutender Menge, das man auch mit anderen Kollegen wieder tauschen konnte:
Der Schlossermeister fertigte meine große Garagentür, er bekam dafür die 200 m Kabel für seinen neuen Werkstattanbau...


Prioritäten für die eigene Firma zu setzen war wohl die richtige Alternative. Statt Farbfernseher und Campingartikel hinterher zu Hecheln ist doch eigentlich ein gut funktionierender Handwerksbetrieb, die oberste Priorität, oder? Warum konnten z. B. Fliesenleger, Elektrofirmen und Taxiunternehmen in der ehemaligen DDR gut leben? Haben diese Firmen eventuell erst malocht und dann vom Erwirtschaften gelebt? Flexibilität kann man diesen Firmen auf keinen Fall nach sagen.
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Das Private Handwerk in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 5. Mai 2017, 21:39

Hier sollten sich User mit Einblick einbringen.
Mindestens 2 Tage meiner Arbeitswochen waren unproduktiv, weil ich DDRweit fahren musste, um beispielsweise Fliesen zu besorgen. Ebenso war ich gezwungen Schornsteinfertigteile in Kleinstmengen aus Eisleben heranzufahren, weil eben ein Framo (8 Zentner) oder ein PkW-Hänger sehr begrenzte Ladekapazitäten hatten.
Mörtel gab es in der DDR niemals und nirgendwo. Den fertigte jede Firma aus seinen eigenen Zutaten. So war ich gezwungen ungesiebten Sand, der angefahren wurde, selbst zu sieben, um dann mit Kalk oder Zement mir meine Mischung herzustellen. Da gingen Tage drauf. Unproduktiv.
So war auch ich gezwungen, irgendwie diese Ausfälle, die niemand erstattete, auszugleichen. Da wurden dann die 3.Wahl-Bodenfliesen nochmals sortiert. Die besseren bekamen meine Kunden und die miserabelsten wurden mir dann immer noch wegen des Materialmangels für 1.-Mark das Stück aus der Hand gerissen.
Selbst hatte ich 43 bzw. 47 Pfennige je Stück zu löhnen.
Wenn ich also 30qm abholte, habe ich rund 460km zurückgelegt. Die Hälfte verscherbelte ich weiter. So hatte ich 15qm zum selbst verlegen und für die andern bekam ich etwa 375.- Mark Gewinn. (1qm = 50 Stück, also rund 25 Mark plus)
Mit diesen Aktionen lief der Laden, normal war das aber nicht.

Alle haben 1990 aufgeatmet, als wir Handwerker dann mit soviel Material wie benötigt wurde, frei Bordsteinkante beliefert wurden.

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 5. Mai 2017, 21:50, insgesamt 1-mal geändert.
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