Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Wie entwickelte sich die Wirtschaft der DDR, wie die der Bundesrepublik während der Teilung Deutschlands. Welche Anzeichen gab es für die Entwicklung? Was waren die Ursachen?
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon karnak » 19. Mai 2017, 15:53

augenzeuge hat geschrieben:Und so schlimm war sie 1989 nicht, dass dem Volk die Luft abgeschnürt wurde.

[grin] Das habe ich bis jetzt aber immer anders gelesen. Lass Dir das noch mal vom Volker Zottmann erklären.
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Kumpel » 19. Mai 2017, 15:55

Von 1953 haben die Genossen schon gelernt.
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon karnak » 19. Mai 2017, 15:58

Kumpel hat geschrieben:Von 1953 haben die Genossen schon gelernt.

Und was wäre daran so schlimm?
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon augenzeuge » 19. Mai 2017, 15:58

karnak hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Und so schlimm war sie 1989 nicht, dass dem Volk die Luft abgeschnürt wurde.

[grin] Das habe ich bis jetzt aber immer anders gelesen. Lass Dir das noch mal vom Volker Zottmann erklären.


Dann hast du das noch nie richtig verstanden. [grin] Niemand hat auch nur ein Spruchband in 10/89 getragen, wo es um die Wirtschaftsproblematik ging.

Bitte: Ich will das bestehende Wirtschaftsproblem nicht klein reden, aber die Ursache für die "Konterrevolution" [laugh] , hoffe, jetzt bist du wieder wach, war es nicht.

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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Sirius » 19. Mai 2017, 16:20

Kumpel hat geschrieben:Mit der miesen wirtschaftlichen Lage hatte man sich doch im großen ganzen arrangiert. Viele klauten in den VEBs was sie kriegen konnten und der Mangel erschloss manch einem
ganz großartige Verdienstmöglichkeiten. Von der Schwarzarbeit und Gipsmaskenproduktion bis zur Gurkenzucht und dem Drechseln der geschmacklosesten Gegenstände.
Alles wurde den Anbietern aus den Händen gerissen.

Du meinst u.a. die "Muldentaler Vorkommnisse"? Ja, stimmt. Der Herr schreibt ja immer, er war ganz zufrieden. Er konnte ja auch nicht zu den Demonstrationen kommen, hatte keine Zeit dafür, war völlig ausgelastet mit den "Geschäften". Er war aber - meiner bescheidenen Meinung nach - auch völlig unpolitisch, ihm gingen auch freie Wahlen und Meinungsfreiheit völlig am Allerwertesten vorbei. Er wollte weder die DM noch freie Wahlen. Also ein Neutrum.
Zuletzt geändert von Sirius am 19. Mai 2017, 16:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon karnak » 19. Mai 2017, 16:54

augenzeuge hat geschrieben:
Bitte: Ich will das bestehende Wirtschaftsproblem nicht klein reden, aber die Ursache für die "Konterrevolution" [laugh] , hoffe, jetzt bist du wieder wach, war es nicht.

AZ

[grin] Weist doch, dass wir uns da nicht einig werden, natürlich waren die Wirtschaftsprobleme die Ursache für die "Konterrevolution", zumindest zu 95%. Davon mal abgesehen, dass es ohne diese Probleme die ganzen "Misslichkeiten des Sozialismus " gar nicht hätte geben müssen und auch nicht gegeben hätte und damit der Drang zur Konterrevolution hinfällig gewesen wäre. Hätte der Sozialismus ökonomisch dicke dagestanden, es hätten sich eher für den Kapitalismus Probleme aufgetan. Das wusste übrigens schon der Marx, dass die Ökonomie letztlich das entscheidende Kriterium für den Sieg der neuen über die alte Gesellschaft ist.
solltest Du feststellen, dass der Kahn hier vom Kurs abweicht, 8 Meter Wellen, jetzt wird es nichts mit Tanger und wir fahren was weiß ich wo hin um dort erstmal unterzukommen. Hauptsache der Suff geht uns nicht aus. [flash]
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Kumpel » 19. Mai 2017, 17:11

karnak hat geschrieben:..............natürlich waren die Wirtschaftsprobleme die Ursache für die "Konterrevolution", zumindest zu 95%.



Es ist durchaus nachvollziehbar , dass ein Ehemaliger die Gründe des Scheiterns der DDR auf wirtschaftliche Gründe reduzieren möchte.
Zu erst einmal wollte eine Mehrheit der Bevölkerung dieses System nicht und daher war es auch zum Scheitern verurteilt , einen objektiven Blick auf die jeweiligen Gründe
der Ablehnung hatten die Ehemaligen wegen ihrer beruflichen Tätigkeit in der DDR und ihrem sozialen Umfeld ,außer denjenigen die sich mit der Repression zu befassen hatten ja ohnehin oftmals nicht.
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon karnak » 19. Mai 2017, 20:31

Und warum um Himmelswillen sind in den Einkaufsstrassen so viel mehr unterwegs zum Shopping als zu den Wahlurnen wenn sie es können und nun dürfen nachdem sie es so herbeigesehnt haben, warum interessiert sich das Volk so viel mehr für das Privatleben von Fürst Strullermann dem V.,die neuesten Modetrends oder die neuesten Innovationen der Automobilindustrie, als für die brennenden Probleme dieser Welt? [wink]
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Wosch » 19. Mai 2017, 20:46

karnak hat geschrieben:Und warum um Himmelswillen sind in den Einkaufsstrassen so viel mehr unterwegs zum Shopping als zu den Wahlurnen wenn sie es können und nun dürfen nachdem sie es so herbeigesehnt haben ? [wink]



Na weil es hier wirklich FREIE WAHLEN sind und Du nicht gezwungen wirst 'nen Zettel zu falten.
Aber gerade die Flüchtlinge aus Deinem "Traumland" haben sich an den Wahlen bei Deinem ehemaligen Klassenfeind überproportional beteiligt, darauf würde ich wetten.


Wosch.
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon karnak » 19. Mai 2017, 21:17

Aha, dann weiß ich ja jetzt Bescheid. [flash]
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Dr. 213 » 19. Mai 2017, 21:59

Oh Kumpel, Gipsmaskenproduktion war aber ein recht anstrengendes Geschäft.
Ewig hielten die Formen auch nicht, man war ständig auf Cenusil- Hamstertour.

Ich habe mich lieber im Schwarzmarkt am Berliner Ostbahnhof als Händler betätigt.
Das es da diesen Jugoslawen gab, der Quarzuhren in großen Mengen privat "importierte"
erfuhr ich erst vor einigen Jahren. Quarzuhren und Walkmanns waren auch nicht so mein Ding.
Da mußte man im Einkauf viel Geld vorstrecken, das war dann doch eine Nummer zu groß für den Doc.

Ich verlegte mich lieber auf Spiegel- Sonnenbrillen und Modeschmuck aus falschem Silberdraht.
Das ging weg wie warme Semmeln, weil das angehende Arbeiterparadis es einfach nicht auf die Reihe
gebracht hat, da ein anständiges Angebot zu machen. Das Zeug kauften wir von polnischen
Zwischenhändlern, keine Ahnung wo die es kauften. Aber sie waren immer korrekte Partner.

Das ganze war der Ausgleich für die katastrophale zentralistische Planung, die dem einfachen Arbeiter
nur gerade die notwendigsten Freuden zugestand, damit dieser brav jeden Morgen in den VEB rennt,
oder auf seiner LPG in Bauernhand für Schalk und Koko die Billigschnitzel für den Klassenfeind produziert.
Selber wurde er billigst abgespeist, mit irgendeinem Fleisch und passend dazu den strohigen Cuba- Orangen.
Wenn der sich mal was Anständiges gönnen wollte, wurde er in Deli und Ex richtig kapitalistisch abgezockt.

Es steckt überhaupt kein Mythos dahinter, es ist in der Geschichte mehrfach in der Praxis bewiesen worden,
daß die Roten es einfach nicht können. Die "übererfüllten" Pläne waren nur Fake und Propaganda.

Gruß
Dr. 213
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Volker Zottmann » 20. Mai 2017, 08:57

Zustimmend und genüsslich lese ich Dich Dr.213! [super]
So war es.
Ich bin immer wieder bei meines kanadischen Onkels Satz:
Mit dem Sozialismus wird das nie was, weil Kommunisten nicht rechen können!"
Recht hat er gehabt. Und planen konnten die auch nie. Denn sonst hätte ja irgendwann mal eine Planvorlage stimmen müssen. Das Einzige, was sie im Zusammenspiel mit dem Zoll/der Stasi konnten, war wegnehmen und teilen! (Unter sich natürlich)

Gruß Volker
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon HPA » 20. Mai 2017, 09:16

Das Einzige, was sie im Zusammenspiel mit dem Zoll/der Stasi konnten, war wegnehmen und teilen! (Unter sich natürlich)


Und sich selbst beim " Klassenfeind" noch mit allerlei Annehmlichkeiten eindecken.

Wie ich schon schrieb, Venezuela ist ein sehr aktuelles Beispiel.
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Edelknabe » 21. Mai 2017, 16:24

Siehe uns Sirius mit diesem:

"Du meinst u.a. die "Muldentaler Vorkommnisse"? Ja, stimmt. Der Herr schreibt ja immer, er war ganz zufrieden. Er konnte ja auch nicht zu den Demonstrationen kommen, hatte keine Zeit dafür, war völlig ausgelastet mit den "Geschäften". Er war aber - meiner bescheidenen Meinung nach - auch völlig unpolitisch, ihm gingen auch freie Wahlen und Meinungsfreiheit völlig am Allerwertesten vorbei. Er wollte weder die DM noch freie Wahlen. Also ein Neutrum."
textauszug ende

Verändern würde "der Herr" gerne das mit die "Muldentaler Verhältnisse", weil, da zog der Herr erst später, nach der Jahrtausendwende hin. Und dann das mit die "Geschäfte"auch, weil wieder, das war fast jeden Abend/die Wochenenden ordentliche Arbeit, noch recht schweißtreibend dazu. Und ja, das Material dazu steuerte nicht immer der Kunde bei.Das kleine Glück war also immer....ne, ich sag es mal so "es beschütze somit die Tüchtigen". Völlig unpolitisch kommt gut hin, gerade weil die DDR so eine gesellschaftlich ordentliche Ordnung hatte(im ganz normalen Alltag eben), zu was brauchtest du da eigentlich noch Politik eben im Sozialismus.

Und das Sirius gefiel "dem Herren", damit kam "Herr" wunderbar zurecht, so war der Junge von klein auf aufgewachsen,mit ner ordentlichen soliden Ordnung, und so lebt älterer Mann im jetzt und heute noch.

Das mit der Wende, schrieb "der Herr" schon öfters, das waren wirklich und ehrlich sinngemäß die Bananen. Ja, ohne Mist. Später erst haben wohl viele registriert, das ob ich jetzt jeden Tag Bananen zu kaufen bekomme, dann die Dinger esse oder eben nicht das eigentlich völlig schnuppe ist. Nur, da hatte sie schon die Gesellschaft wieder sinngemäß überrannt,eben mit ihrer dann bundesdeutschen gesellschaftlichen Unordnung.

Denn im Heute Sirius gibts sinngemäß keine gesellschaftliche Ordnung mehr. Was man heute irgend wie als Ordnung bezeichnet ist ein krampfhaftes Gebilde, ein völliges Durcheinander, man kann das wirklich schlecht beschreiben. Und dieser ganze soziale Dreck den der gelernte DDR Bürger eigentlich gar nicht kannte, der von Ihm gut ferngehalten wurde, von seinem Alltag, der trifft im Heute manches Menschenkind mit voller Wucht.
Aber wir werden OT.

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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Huf » 19. Juni 2017, 19:59

@RMR, was ich Dir schon lange mal zu Planungen in der Wirtschaft schreiben wollte:

Erst einmal ist da ein Unternehmer, der bestimmt, wohin die Reise geht.
Er orientiert sich am Absatz und der weiteren möglichen Nachfrage seiner Produkte.
Demzufolge legt er Produktionszahlen fest, investiert bei steigender Nachfrage in Neue Anlagen, oder muss Anlagen langsamer laufen lassen, als er will. Die Nachfrage der Abnehmer bestimmt das Geschäft.

Wird ein Träumer wie Du beim Beklauen von Betriebsanlagen oder Rohmaterial erwischt, erfolgen kriminalpolizeiliche, rechtliche und arbeitsrechtliche Konsequenzen.

Jedenfalls trägt jeder Unternehmer das Risiko seines Betriebes allein!

Du, als selbst benannter Dieb am Volkseigentum der ehem. DDR würdest heute für Deine Schandtaten büßen müssen.

Damals musstest Du es nicht, aber Du DDR-Verliebter, Du hast einen nicht unbescheidenen Anteil am Niedergang der DDR...Deshalb brauchst Du heute nicht jammern oder anderswo die Keule der gesellschaftlichen Gerechtigkeit schwingen!

Solche Atzen wie Du würden auch heute noch den privaten Unternehmer beklauen, und im Nudel-Forum das Hohelied auf den Sozialismus a la DDR bejubeln... [flash]

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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Spartacus » 21. Juni 2017, 18:11

Jedenfalls trägt jeder Unternehmer das Risiko seines Betriebes allein!


Es sei denn es ist eine Bank.

Neuerdings sind da aber auch schon Fluglinien im Gespräch. [mad]

Und wenn ein Beamter Millionen in den Sand setzt, interessiert das auch keine Sau.

LG

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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Huf » 21. Juni 2017, 19:30

@Sparta, warum diese Ablenkung...?

Ich beschrieb Prinzipien in einem heutigen privatwirtschaftlichen Betrieb... Und bitte keine Gefälligkeitsaussagen in die "falsche Richtung"... [wink]

VG Huf [hallo]
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Spartacus » 22. Juni 2017, 17:54

falsche Richtung


Ich denke, ich bin eigentlich ziemlich neutral, bemühe mich jedenfalls darum. [smile]

LG

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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Edelknabe » 25. Juni 2017, 17:58

Nun leckt euch doch bitte nicht gegenseitig...Huf und Sparta denn der "Falsche" ist doch schon da HAAAAAAAAAaaaaaa. Aber Humor beiseite und hin zu Huf seinem Vortext. Also damals, als der Rainer mal recht ehrlich in den Foren über den...seinem doch recht lockeren Umgang mit dem Volkseigentum in der DDR schrieb, da konnte ich noch nicht wissen, wie negativ sich das ganze später zu der seiner "Arbeits- und Lebensbewertung" von Usern(so hier Huf) regelrecht mißbraucht wird.

Hätte ich also gewusst, das man später den Rainer auf Grund seiner Ehrlichkeit so reduziert auf" Du hast ja eigentlich nur gemaust und nie gearbeitet, in dieser DDR ", dann hätte ich wohl eher auf die Ehrlichkeit übers gelebte Leben in der DDR verzichten können.Gut, ich kann es nicht mehr rückgängig machen, diese doch etwas leichtsinnige Ehrlichkeit, muss halt jetzt damit leben, in den Foren.

Der war auch gut. Ein Doktor erklärt die Wirtschaft? Na "vielen Dank "auch Huf.Vielen Dank.

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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Dr. 213 » 25. Juni 2017, 18:54

Ach Rainer, so mimosenhaft bist Du doch garnicht.
Auf solche Kritik kannst Du doch bestimmt einen dicken P... lassen.

In der DDR wurde doch lückenlos überwacht, da konnte man doch überhaupt nichts machen.
Außer natürlich, man hatte ein Walky- Talky von der DVP in der Tasche, habe ich gestern hier im Forum gelernt.
[laugh]

Rainer, was war denn Dein Geheimnis, daß Du trotzdem immer unentdeckt "mausen" konntest ?

Gruß
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Kumpel » 26. Juni 2017, 07:29

Edelknabe hat geschrieben:Hätte ich also gewusst, das man später den Rainer auf Grund seiner Ehrlichkeit so reduziert ...........


Ich denke eher , dass es nicht deiner Ehrlichkeit geschuldet ist , sondern dem Glauben , dass es in der DDR völlig normal war in den VEBs zu klauen und
niemand daran Anstoß nehmen würde.
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Icke46 » 26. Juni 2017, 07:37

Kumpel hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Hätte ich also gewusst, das man später den Rainer auf Grund seiner Ehrlichkeit so reduziert ...........


Ich denke eher , dass es nicht deiner Ehrlichkeit geschuldet ist , sondern dem Glauben , dass es in der DDR völlig normal war in den VEBs zu klauen und
niemand daran Anstoß nehmen würde.


Das ist nun eben die Frage, wie normal das eigentlich war. Immerhin gab es wohl zumindest verhältnismässig viele, die den Partei-Spruch "Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr herauszuholen" aus Leibeskräften unterstützt haben.

Es ist halt schade, dass es keine Zahlen darüber gibt, also so etwa in der Richtung, dass 5 oder 10 oder 20 % des Materials für die Betriebe unter "Schwund" gebucht werden mussten.

Gruss

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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon karnak » 26. Juni 2017, 08:11

[flash] Man hatte zumindest weniger Hemmungen das zu tun.Nach meiner Einschätzung hatte das verschiedene Gründe, ein großer Teil fühlte sich mit Staat und Betrieb nicht wirklich verbunden, man meinte das Recht zu haben den vom großen Zampano da oben verursachten Mangel durch"Eigeninitiative " ausgleichen zu können, die Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz des Firmeneigentums waren eher lasch, man beschäftigte sich eher mit anderen"Straftätern" [flash] und die Angst war nicht da im Falle des unwahrscheinlichen Erwischtwerdens ins soziale Abseits zu geraten.
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Juni 2017, 11:15

karnak hat geschrieben:[flash] Man hatte zumindest weniger Hemmungen das zu tun.Nach meiner Einschätzung hatte das verschiedene Gründe, ein großer Teil fühlte sich mit Staat und Betrieb nicht wirklich verbunden, man meinte das Recht zu haben den vom großen Zampano da oben verursachten Mangel durch"Eigeninitiative " ausgleichen zu können, die Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz des Firmeneigentums waren eher lasch, man beschäftigte sich eher mit anderen"Straftätern" [flash] und die Angst war nicht da im Falle des unwahrscheinlichen Erwischtwerdens ins soziale Abseits zu geraten.


Dass man eher die "politischen Straftäter" verfolgteist bekannt.
Und dem Edelknaben muss ich, weil auch vom Bau kommend, einfach mal beispringen.
Ich persönlich kenn kaum einen Bauarbeiter, der nicht auch für seine Belange Material abzweigte. Es war auch recht einfach und unproblematisch. Ganze LKW-Ladungen Kies und Sand wurden umgeleitet. Auf unseren Baustellen wurde maschinell Fertigbeton gemischt, in die bekannten Dreikantfeilen geladen und mit dem dreirädrigen Gefährt zum Heim des Kollegen gefahren, der gerade sein Fundament schüttete. (Z.B. ein Garage)
Ein kollege von mir baute einen ansehnlichen Schuppen. Nur mit aufgestellten Hölzern. Innen und außen wurden HWL-Platten, im Westen als heraklit bekannt, angenagelt und geputzt. Steine gab es gerade nicht! dafür aber einen ganzen Anhänger geklaute Platten samt der Nägel. Bauleiter die so etwas mitbekamen, schwiegen lieber, denn wir Kollegen wussten ebenso, woher ihre kostenlosen getäfelten Birnefurnier-Deckenbekleidungen stammten. Maßgenau auf deren Räume in der WBK-Tischlerei gefertigt.... Ein Betriebsleiter hatte wiederrum seine Außenfensterbänke in geschliffenem Terrazzo nicht bezahlt....
Es sollte keiner vom Bau so tun, als hätte es diese Verwerfungen nicht gegeben. Der ganze Staat war krank.
Als Lehrlinge mauerten wir an einem Eigenheim für ein Staatsratsmitglied. Mir kann keiner erzählen, dass alles korrekt abgerechnet wurde.
Im nächsten Betrieb bekamen alle Abteilungsdirektoren ladenneue Stereoanlagen, die eigentlich fürs Ferienlager gedacht waren. VEB-Taxi-Leipzig lieferte die geräte für unser gemeinsames Ferienlager Wegehaus Harzgerode. Mindestens 2 Direktoren bekamen kostenlos aus Staßfurt Farbfernsehr als "Dauerleihgabe" , Sogenannte Testgeräte. Einem Direktor wurde mit VEB-Material zentimetergenau eine Wohnzimmerschrankwand während der regulären Arbeitszeit zum Nulltariv getischlert.... Warum sollte denn der einfache Arbeiter nicht ebenso klauen?

Dadurch blieben sozialistische Plandiskussionen immer nur Makkulatur.

Gruß Volker
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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Spartacus » 28. Juni 2017, 18:23

Alles ganz normal Volker und daher mache ich dem RMR auch gar keinen Vorwurf. Jeder kennt doch solche Beispiele aus seinem familiären Umfeld, ja
es wurde sogar stolz verkündet, wenn man ein besonders Schnäppchen gemacht hat. Der Schwerpunkt lag ja auch nicht beim klauen direkt, sondern
beim "Umleiten" von seltenen Gütern, um es mal so zu nennen. Meine Mutter hatte als Dispatcherin ( so hies das wohl wirklich) zugriff auf Lampenlieferungen,
die in verschieden Läden gehen sollten. Die schönsten Lampen, vor allem Außenbeleuchtungen für Häuser, haben nie den Handel gesehen, sondern wurden unter
der Hand verscherbelt, mit teilweise traumhaften Gewinnspannen, von 500 Prozent und mehr.

Mein Vater richtete privat Trabbi - Stoßdämpfer, das Paar für 40 Ostmark. Am Wochenende war bei uns eine Schlange vor dem Haus und Vater verdiente sich
mal wieder dumm und dämlich. Er hatte sich eine Maschine gebaut, mit der er die Stoßdämpfer neu aufzog, dauerte nur 10 Minuten, dass Paar. Aus und Einbauen
mussten die Kunden natürlich selber. [flash]

Für manche war der Sozialismus wirklich das Schlaraffenland, also zumindest wenn er zu arbeitenden Klasse gehört und halt so sein Vitamin B hatte.

Kein Wunder, dass meine Eltern ihr 1978 erbautes Haus 1990 voll abgezahlt hatten. Immerhin 70.000 Ost Mark [flash]

LG

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Re: Mythos und Realität der jährlichen Plandiskussion

Beitragvon Interessierter » 11. Juli 2017, 09:36

Schwierigkeiten bei der Planerfüllung in DDR Betrieben
Ein Bericht von Rainer Arnold, Leipzig

Die sozialistische Planwirtschaft war hinsichtlich der Materialbereitstellung auf langfristige Steuerung und volle Auslastung der entsprechenden Produktionseinheiten ausgerichtet. Durch veraltete Verwaltungsvorschriften, über sogenannte Materialdispositionskarteien, enge Ressourcen und Bilanzierungen von Engpassmaterialien entstanden gehäuft Fehler, die naturgemäß Produktionsstörungen verursachten.

Fehlendes Material war eine Begleiterscheinung der Produktionsvorbereitung und wurde üblicher Weise mit erheblichem Organisationsaufwand bewältigt. Schwer zu beschaffende Materialien waren über vorgegebene, sogenannte Bilanzanteile, eng kalkuliert. Ihre qualitäts- und termingerechte Bereitstellung erforderten einen hohen Zeitaufwand beim unproduktiven Verwaltungspersonal. Die termingerechte Lieferung, besonders hochwertiger Zulieferteile, war eine ständige Auseinandersetzung zwischen den betreffenden Leitern. Der Bereich Materialwirtschaft im sozialistischen Betrieb hatte das mehrfache an Personalstärke im Verhältnis zum Absatzbereich.


Beginnend beim einfachen Meister bis zur Ministerebene hatte sich besonders bei eng bilanzierten Materialien eine Begründungsstrategie breitgemacht, die subjektiv bei allen Schwierigkeiten der Planerfüllung angewandt wurde: Produktionsrückstände mit fehlendem oder fehlerhaftes Material zu begründen wurde nie angezweifelt.

Das ging natürlich nur gut wenn als Verursacher ein Lieferant außerhalb der eigenen Struktur benannt werden konnte. Auch dann, wenn die Ursache objektiv im Selbstverschulden, wie Mängel bei der Bestellung oder in der Bereitstellung lagen. Bis die Zusammenhänge aufgeklärt und die Ursache eindeutig war, verging genügend Zeit um die eigentliche, meist im eigenen Verantwortungsbereich liegenden Ursachen bei den Produktionsschwierigkeiten zu erkennen und zu beheben. Wenn diese behoben und beseitigt waren interessierte sich keiner der davon betroffenen Leiter mehr für den Vorgang, da bereits neue Probleme anstanden.

Die Planerfüllung wurde nicht nur von den übergeordneten zuständigen Wirtschaftsorganen sondern auch von den territorialen Partei- und Staatsfunktionären beobachtet und kontrolliert. Gegenüber diesen Organen war zur Darstellung und Erläuterung der Rückstände bei der Planerfüllung eine einfache einleuchtende Begründung notwendig. Mit einem äußerst unproduktiven Zeit- und Verwaltungsablauf galt es die Ursachen allgemein verständlich, ohne Schuldzuweisung an die in der Produktion tätigen Werktätigen, darzustellen. Das musste so geschehen, dass eine eventuelle Rückfrage nicht die eigentliche Ursache offenbarte.

Mit dem interessanten, längeren Zeitzeugenbericht geht es hier weiter:
http://research.uni-leipzig.de/fernstud ... zz1065.htm

Auch hier galt - wie Volker schon richtig schrieb - " In der DDR musste immer einer schuld haben ".
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