Der Feldherr hatte Schnupfen. Immer wieder zog er sein rotseidenes Taschentuch hervor, um sich die Nase zu schneuzen. Doch gegen halb ein Uhr mittag steckte Möltke es weg, lenkte sein Pferd zu Preußens König Wilhelm und meldete: "Die Schlacht ist entschieden, und zwar zu Höchstdero Gunsten."
Man schrieb den 3. Juli 1866 und benannte später die Schlacht nach Königgrätz, obwohl in dem Städtchen kein Schuß gefallen war und von dort aus nur "Times"-Reporter W. H. Russell, auf dem Kirchturm sitzend, den Kampf beobachtet hatte.
Moltkes strategisches Konzept der "äußeren Linie" hatte gesiegt. Er hatte ganze Armeen - die I. preußische Armee unter Prinz Friedrich Karl, Herwarth von Bittenfelds kleine "Elbarmee" und die II. preußische Armee unter Kronprinz Friedrich Wilhelm - getrennt voneinander, aber mit gleichem Ziel operieren lassen: Konzentrisch aufeinander zumarschierend, sollten sie den Gegner in die Zange nehmen.
Bewußt hatte Moltke dem Gegner alle Vorteile der inneren Linie überlassen:
- kurze Nachrichtenwege,
- den schnellen Einsatz von Reserven,
- die Möglichkeit, die getrennt heranmarschierenden preußischen Armeen nacheinander, also einzeln, mit überlegenen Kräften anzugreifen.
Moltkes Strategie war zweifellos gewagt gewesen. Selbst im preußischen Hauptquartier wurde sie von vielen als Vabanque-Spiel empfunden, und die Erleichterung über den erfochtenen Sieg nahm teilweise komische Formen an. Bismarck in einem Brief an seine Frau über die preußischen Soldaten: "Unsere Leute sind zum Küssen."
Moltkes Sieg gegen Benedek war auch ein Sieg über die Fachleute. Friedrich Engels, der sich damals vielfach als Militärkritiker betätigte, fand Moltkes Strategie der äußeren Linie so miserabel, "daß ein Leutnant, der so etwas bei der Prüfung an der Kriegsakademie vorzubringen wagte, mit seiner Entlassung zu rechnen hätte". Der Artikel erschien ausgerechnet am 3. Juli, dem Tag, an dem Moltke bei Königgrätz siegte.
Gordon A. Craig: "Königgrätz".
und SPON
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46407801.htmlmfg
pentium