So militarisiert war die Gesellschaft der DDR
Verfasst: 8. März 2021, 08:39
Jeder siebte DDR-Bürger gehörte einer militärischen Organisation an. Mit seiner neuen „Militärgeschichte“ eröffnet der Historiker Matthias Rogg neue Perspektiven auf Deutschlands Armeen.
Von der „Wehrerziehung“ bis zur paramilitärischen „Gesellschaft für Sport und Technik“ wurde militärische Ertüchtigung betrieben. Den 35. Jahrestag ihrer Gründung 1984 feierte die DDR mit der bis dahin größten Militärparade der Nationalen Volksarmee (Foto)
Quelle: picture-alliance / dpa
Honeckers Berater für die Dritte Welt
Der deutschen Militärgeschichte nach 1945 sind drei etwa gleich lange Abschnitte gewidmet. Die Bundeswehr als „Armee neuen Typs“ steht dabei im Mittelpunkt. Nicht mehr Drill und unbedingter Gehorsam waren die Ziele, sondern der mündige „Bürger in Uniform“ und die „innere Führung“.
Dagegen kontrastiert Rogg die Zustände bei „der Fahne“, wie DDR-Bürger die Nationale Volksarmee oft nannten. So richtig es ist, dass die SED-Diktatur Kampftruppen nie außerhalb des eigenen Territoriums einsetzen, so führten doch beispielsweise die Grenztruppen de facto einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Außerdem schickten Ulbricht und Honecker bereitwillig militärische Berater in die Dritte Welt, um hier Bürgerkriege zu schüren.
Die Betriebskampfgruppen der DDR, auch Kampfgruppen der Arbeiterklasse, sollten vor allem innenpolitische Gegner bekämpfen – Parade zum 1. Mai 1965
Quelle: picture alliance / ZB
Gegen jede Sozialismus-Seligkeit verweist der Wahlsachse auf einfache Tatsachen: Die DDR war durch und durch militarisiert, von der „Wehrerziehung“ bis zur paramilitärischen „Gesellschaft für Sport und Technik“. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung war jeder siebte DDR-Bürger in militärische Organisationen im weiteren Sinne eingebunden. In der Bundesrepublik war es nach denselben Kriterien nur jeder 40.
Den Gesamtüberblick über 500 Jahre Militär in Deutschland gibt es hier:
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... r-DDR.html
Von der „Wehrerziehung“ bis zur paramilitärischen „Gesellschaft für Sport und Technik“ wurde militärische Ertüchtigung betrieben. Den 35. Jahrestag ihrer Gründung 1984 feierte die DDR mit der bis dahin größten Militärparade der Nationalen Volksarmee (Foto)
Quelle: picture-alliance / dpa
Honeckers Berater für die Dritte Welt
Der deutschen Militärgeschichte nach 1945 sind drei etwa gleich lange Abschnitte gewidmet. Die Bundeswehr als „Armee neuen Typs“ steht dabei im Mittelpunkt. Nicht mehr Drill und unbedingter Gehorsam waren die Ziele, sondern der mündige „Bürger in Uniform“ und die „innere Führung“.
Dagegen kontrastiert Rogg die Zustände bei „der Fahne“, wie DDR-Bürger die Nationale Volksarmee oft nannten. So richtig es ist, dass die SED-Diktatur Kampftruppen nie außerhalb des eigenen Territoriums einsetzen, so führten doch beispielsweise die Grenztruppen de facto einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Außerdem schickten Ulbricht und Honecker bereitwillig militärische Berater in die Dritte Welt, um hier Bürgerkriege zu schüren.
Die Betriebskampfgruppen der DDR, auch Kampfgruppen der Arbeiterklasse, sollten vor allem innenpolitische Gegner bekämpfen – Parade zum 1. Mai 1965
Quelle: picture alliance / ZB
Gegen jede Sozialismus-Seligkeit verweist der Wahlsachse auf einfache Tatsachen: Die DDR war durch und durch militarisiert, von der „Wehrerziehung“ bis zur paramilitärischen „Gesellschaft für Sport und Technik“. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung war jeder siebte DDR-Bürger in militärische Organisationen im weiteren Sinne eingebunden. In der Bundesrepublik war es nach denselben Kriterien nur jeder 40.
Den Gesamtüberblick über 500 Jahre Militär in Deutschland gibt es hier:
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... r-DDR.html