Auftrag oder Befehl - wo ist der Unterschied?

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Auftrag oder Befehl - wo ist der Unterschied?

Beitragvon Beethoven » 19. Juli 2019, 09:17

Auftragstaktik der Bundeswehr (BW) ist für meine Begriffe genauso ein Worthülse, wie Befehlstaktik in der NVA und beinhaltet im Grunde genommen das Gleiche.

In beiden deutschen Armeen nach 1945 gab es eine Befehlsstruktur in welcher ein vorgesetzter Kommandeur einem nachgeordneten Kommandeur, bis runter zum Soldaten / Matrosen Befehle oder Aufträge erteilt, die zur Erfüllung von Gefechtsaufgaben notwendig sind.

In beiden Armeen musste sich der jeweilige Kommandeur die Aufgaben klar machen und seine Kräfte und Mittel einschätzen, wie auch die Kräfte seines Gegenüber um die gestellte Aufgabe zu erfüllen oder aber um festzustellen, dass die Erfüllung mit seinen Kräften und Mitteln nicht möglich ist.

In beiden Armeen musste der nachgeordnete Kommandeur seinem Vorgesetzten seine Idee der Handlungen melden und bekam dazu das „OK“ oder die Aufforderung, sich nochmals Gedanken zu machen und die Idee des Gefechts zu überdenken. In beiden Armeen wurde die Organisation des Zusammenwirkend der Waffengattungen und Dienste minutiös festgelegt um das Gefecht führen zu können (OZW – Organisation des Zusammenwirkens). Anders wäre es auch gar nicht möglich, wenn es nicht zu einem heillosen Durcheinander kommen sollte und die Ari zum Schluss noch die eigenen Truppen beharkt oder die Jagdbombenkräfte die eigene B-Stelle mit Raketen belegen.

Es hört sich natürlich besser an und da gebe ich Dir, lieber HPA, recht, wenn der Kommandeur einen Auftrag erfüllt als das er Befehle ausführt.

Innerhalb seines Streifens, ob nun in der Verteidigung oder im Angriff, konnte der jeweilige Kommandeur ob nun BW oder NVA, all seine Kräfte und Mittel entsprechend seiner Idee einsetzen um die gestellte Aufgabe zu erfüllen. Natürlich musste er auch auf die Elemente der Gefechtsordnung der nächst höheren Führungsebene achten und diese in seine Handlungen einbeziehen. In beiden Armeen musste der Kommandeur Elemente seiner Gefechtsordnung im Interesse der nächst höheren Führungsebene einsetzen und dies geschah auf Befehl oder im Auftrage.

Nun wollen wir mal ein paar Stufen tiefer schauen wie das war. Der Uffz. bekam für seine Gruppe, Besatzung von seinem Zugführer ganz genau eine taktisch / topographische Orientierung und ihm wurde befohlen oder erläutert, von wo bis wo der Schussstreifen ging, wo die Linie der Feuereröffnung war, welche Hauptbeobachtungsrichtungen besonders zu beobachten waren, was sofort zu melden war, Parolen, Ablösezeiten usw. usf. .

Also, in beiden deutschen Armeen nach 45 gab es die Taktik, die sich zwar in Normativen nicht sehr ähnlich war, auch nicht in der Anwendung der Kräfte und Mittel wohl aber in der Art und Weise der gedanklichen Gefechtsführung.

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Re: Auftrag oder Befehl - wo ist der Unterschied?

Beitragvon Beethoven » 24. Juli 2019, 08:40

Na, ich hätte ja mit einer Entgegnung von HPA gerechnet. [hallo]
Aber so ist mir das auch recht.

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Re: Auftrag oder Befehl - wo ist der Unterschied?

Beitragvon HPA » 24. Juli 2019, 08:48

Ich halte es für vertane Liebesmüh.

Das die Amerikaner die deutsche Auftragstaktik kopieren und unter dem Begriff Mission Command seit 2015 implementieren sei da nur am Rande erwähnt. (Übrigens mit ausdrücklichem Hinweis auf die preußischen Heeresreformer)
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Re: Auftrag oder Befehl - wo ist der Unterschied?

Beitragvon Beethoven » 24. Juli 2019, 13:48

Eigentlich gebe ich Dir recht. Vertane Mühe. [hallo]

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