Im Großen und Ganzen erlebte ich die in vielen Propagandaschriften und NVA Presseerzeugnissen postulierte "Deutsch - Sowjetische Freundschaft" zwischen der NVA und der Sowjetarmee total anders als in diesen Schriften dargestellt.
In unserer Einheit (GR 35 , 4. Kompanie) wurden Treffen mit Sowjetsoldaten organisiert, um die vorgeschriebene "Deutsch-Sowjetische Freundschaft" zu praktizieren: ein Sportfest, ein gemeinsamer Ausflug in das Armeemuseum Potsdam, ein Treffen in unserer Kaserne in der Weihnachtszeit und ein Treffen in der Sowjetkaserne in Karlshorst. Ich ( der Autor ) hatte den Auftrag, diese Begegnung zu fotografieren und ein Fotoalbum anzulegen. Dieses Fotoalbum war eines Tages Anlass für einen Reporter der Armeezeitung "Nationale Volksarmee", über unsere Einheit und die praktizierte "Deutsch - Sowjetische Freundschaft" einen Artikel zu schreiben.
Auf unserer Seite war keine übergroße Begeisterung für diese Aktivitäten vorhanden, da diese "politisch ideologischen Maßnahmen" dirigiert und befohlen waren. Für uns waren die Sowjetsoldaten "arme Schweine", da wir wussten, das der gemeine Soldat mieser in seiner Armee behandelt wurde, als wir. Er bekam grundsätzlich keinen Ausgang (außer verordnete Gruppenausgänge), musste länger dienen, bekam eine schlechtere Verpflegung und führte praktisch ein Sklavendasein, da ihm grundsätzliche bürgerliche Rechte verweigert waren. Offizielle und inoffizielle Prügel waren nicht selten Realität. Erkennbar war aber, daß sich die "Russen" wie die kleinen Kinder freuten, wenn sie mit uns zusammen trafen. Wir hatten ein striktes Alkoholverbot während dieser Treffen verordnet bekommen. Fast jeder Grenzsoldat hatte aber ein bis zwei “Taschenrutscher” oder sogar ein "Rohr" für die "Freunde"als Akt der Kameradschaft in der Tasche, weil wir wussten, daß die russischen Soldaten Durst hatten und wenig Gelegenheit, diesem zu frönen.
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http://www.ddr-zeitzeugen.de/html/dsf.html