Stephan, gleich noch ein Text hinterher, aus einem alten Forum und ich hoffe Wolfgang B. wird mir nicht böse sein, das ich ihn, seinen Text über seinen Vater hier verwende/einstelle.
Hallo Rainer-Maria, und alle miteinander,
möchte Dir hier mal Deine Frage zu meinem Vater (Indochina) beantworten, in aller Kürze versteht sich, denn ich könnte mittlerweile einen Roman darüber schreiben.
Mein alter Herr war von August 1950 bis Oktober 1954 in der Fremdenlegion. Er hatte sich wie üblich für 5 Jahre verpflichtet, wurde jedoch vorzeitig als "Invalide" ausgemustert. Die Verwundung durch Mörsersplitter zog er sich allerdings schon im September 1953 zu, was in aber nicht darin hinderte bis zum bitteren Ende (Mai 54) in Indochina seinen A... hinzuhalten. Er hat's überlebt, um eine Deiner Fragen zu beantworten. Musste ja schließlich 1957 noch seinen "Erben" zeugen. Ach nee, gezeugt hat er mich ja schon 1956, war ja noch ne Zeit in der Pelle.
- Also, Unterschrift August 1950 in Marseille, vorher natürlich angeworben in der französischen Zone.
- 08. September 1950 bis 16. Januar 1951 in Algerien.
- Vier Wochen Überfahrt mit der Pasteur (ehemals Bremen) von Oran nach Saigon.
- Ab April 1951 in Hoa Binh (Tonkin)
- Am 13.12.1951 - Porté disparu au Combat du Col de Lang. Auf deutsch: Vermisst im Kampf am Col de Lang. Die I°CIE des I/5°R.E.I. war auf der R.C.4 (Route Coloniale 4) nach Langson als Eskorte unterwegs, geriet in einen Hinterhalt der Vietminh. Mit Hilfe zweier "Sherman-Spähpanzer" konnte sich ein kleiner Teil der Kompanie nach hinten durchschlagen. Etwa 40 Legionäre, darunter mein Vater, blieben verschwunden. Bei diesem Gemetzel wurde übrigens der beste Freund meines Vaters, Willy Holtz vom eigenen Panzer zermalmt. Willi B. war Gefangener der Vietminh und verbrachte die nächsten Wochen im Dschungel, ständig mit kleinen Trupps der Vietminh unterwegs.
- Am 02.02.1952 - Libéré par les rebelles. Der Legionär Willi B. wurde einfach freigelassen, oder besser gesagt, im Dschungel ausgesetzt. Nachdem er geschworen hatte, nie mehr die Waffe gegen die sozialistischen Waffenbrüder zu erheben, durfte er sich zu den eigenen Leuten durschlagen.
- Normalerweise oder wie üblich, wäre er jetzt von der Legion nach Afrika zurück geschickt worden. Falls er den Vietminh nochmals in die Hände fiele, wäre er ansonsten zu Tode gefoltert (Beispiele gibt's genug) worden. Mein Alter blieb aber in Vietnam (3 1/2 Jahre!), er war ein echt harter Brocken. Zunächst erholte er sich im Hauptquartier in Saigon, hatte dort auch eine hübsche, um nicht zu sagen wunderschöne "Braut".
- Im April 1952 wurde er zur 13°D.B.L.E. versetzt und nahm an mehreren Operationen wie etwa "Mouette" oder "Brouchet" teil. Dabei wurde er, wie schon erwähnt im Oktober 1953 bei Phung Cing in Nordvietnam verwundet.
- Doch schon im November 1953 war Caporal Willi B. in Dien Bien Phu. - Dazu stell ich noch ein Bild ein. Mein Vater war mit der 3/13°D.B.L.E. auf der Stellung "Beatrice". Von etwa 450 Mann des 3/13°D.B.L.E. blieben am Ende nicht einmal 80 Mann übrig. Ich habe einige dieser Überlebenden, wie auch einige andere Weggefährten, Kameraden und Freunde meines Vaters kennen lernen dürfen. Alleine mit den Erinnerungen dieser Männer könnte ich ein Buch schreiben, was ich vielleicht auch mal mache
- Der Angriff der Vietminh auf Dien Bien Phu hatte zur Folge, dass die Stellung "Beatrice" schon in der ersten Nacht nicht mehr existierte. Schon hier wurden zahlreiche Gefangene gemacht, die nach dem "Waffenstillstand" im Mai 54 unter erbärmlichen Umständen in Straflager verbracht wurden. Einer davon war ein Freund meines Vaters, Karl Sch. aus Frankfurt/M., ein anderer Sergant E.B. aus Stuttgart, hat mir über den Kampf und die Gefangenschaft berichtet. Die Gefangenschaft, Rainer-Maria, dauerte übrigens etwa 6 Monate ab D.B.P., war aber mörderisch. Zurück zu Beatrice, wo die wenigen Überlebenden versuchten sich ins Zentrum von D.B.P. zu retten. Wenigen, auch meinem Vater, gelang es tatsächlich. Aber schon am nächsten Tag mussten sie den Eingeschlossenen von "Huguette" zu Hilfe eilen. Dieses Unternehmen endete mit dem abermaligen Rückzug ins Zentrum, nur waren die Überlebenden von Beatrice noch weiter dezimiert worden. Am Ende wurden die Reste des 3/13°D.B.L.E. nochmals mit anderen "zusammengewürfelten Haufen" losgeschickt um "Isabelle", die letzte Stellung zu entsetzen, auch dieses Unternehmen scheiterte kläglich. Wie gesagt, am Ende kehrten weniger als 80 Legionäre des 3/13°D.B.L.E. in die Heimat zurück.
- Mein Vater wurde mit einem der letzten "Verwundetentransporte" aus Dien Bien Phu ausgeflogen. Er war psychisch und pysisch am Ende, schlicht kampfunfähig.
- Am 23. Mai 1954 (Kapitulation 8.5.54) trat er von Cap St.Jacques (Hanoi) die Rückfahrt nach Algerien an.
- In Algerien blieb er noch bis zum 5. Oktober 1954, dann begann seine "Heimreise"
Am 31. Oktober 1954 bekam er auf Vermittlung der französischen Fremdenlegion (Offenburg) eine Wohnung und Arbeit (bei den franz. Besatzern) in Freiburg. Und Rainer-Maria, im gleichen Monat kam sein Bruder Helmut (der mit den Mädchen), der im August 1950 meinen Vater am Niederrhein aus den Augen verlor, ebenfalls nach Freiburg. Zuvor hatten sie höchstwahrscheinlich versucht nach Ziesar, also in die DDR zurück zu gelangen. Da fehlen mir aber noch einige Beweise.
Caporal Willi B. erhielt übrigens u.a. diese Auszeichnungen:
- Médaille des blesses.
- Médaille coloniale ...Extrême Orient
- Médaille commémorative ...campagne d'Indochine
- Croix de guerre des TOE avec étoile des bronze
- Croix de guerre des TOE avec palme
- Médaille militaire
So, kürzer ging's nicht!
Grüsse aus Freiburg im Breisgau,
Wolfgang
----------------------------------------
Das utopische Prinzip Hoffnung wird erst
wahr, wenn sich Wolf und Schaf in Liebe
vereinen.
----------------------------------------
>>
http://wobaco.npage.de <<
>>
http://familienbande.de.to <<
Wie am Anfang geschrieben, entschuldige Wolfgang aber ich fand, dein Text ist zu interessant, um nur in einem Grenzforum zu verweilen.
Ein ehrliches Danke vom Rainer-Maria