Studie "Doping in Deutschland"

Fussball, Sommer und Wintersport, eben alles zum Thema Sport

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 12. November 2014, 23:15

@"Interessierter",
was darf ich unter " ... auf Freiwilligkeit basierenden Dopingmethoden in der BRD ..." verstehen?

für eine themenbezogene, im sinne eines/ des forums, antwort wäre ich recht dankbar.

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 13. November 2014, 10:18

nun ja @"Interessierter",
an einer normalen, offenen diskussion scheint dir wohl eher nichts zu liegen. deine quelle möchtest du nicht preisgeben,
doch ich helfe gern aus, um beim thema zu bleiben sollte man halt die zweite seite des artikels auch lesen.
moralisch war der damalige westen nicht besser wie der damalige osten, sollte man nicht verdrängen.

" ... Den Griff in die Apotheke hat der Staat mit Steuermillionen finanziert. Erhalten haben die Ärzte das Geld vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), das dem Innenministerium unterstellt ist – und das offensichtlich zu dem Zweck gegründet wurde, chemische Leistungssteigerung zu erforschen. Im Gründungsjahr 1970 standen die Olympischen Spiele in München 1972 an, die die Konkurrenz im Kalten Krieg auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs verschärften.

Die Politik ist in der BRD beim Doping nicht vorangegangen, hat aber weggeschaut, geduldet, vertuscht, unterstützt. Die ehemaligen Innenminister Hans-Dietrich Genscher, Manfred Kanther und Wolfgang Schäuble beispielsweise erhalten in der Studie ein schlechtes Zeugnis. Ihr direktes Mittun ist nicht bewiesen, verantwortlich sind sie dennoch. Doping war in der BRD zum Teil politisch und sportpolitisch gewollt. Von Schäuble ist lange bekannt, dass er Anabolika in den siebziger Jahren befürwortete. Später sagte er, er bereue diese Haltung. Genscher bestreitet, Doping gefördert zu haben. Die Indizien, nachzulesen in der Studie, sprechen eher gegen ihn.

Keine Reaktion auf Ostblock-Doping

Generell wurde im Westen vielfältiger, individueller, eigenverantwortlicher gedopt. Die Entscheidungsfreiheit der Akteure war größer, über Doping diskutierten Presse und Öffentlichkeit. Das sollte man bei der moralischen Wertung bedenken. Die Autoren Treutlein und Singler sprechen vom "Föderalismus" und von einer "Subkultur des Dopings" in der BRD. Einige Trainer, Verbände, Vereine und Athleten handelten autonom, auch einige Ärzte. Der wirkungsmächtigste war Armin Klümper, der unter anderem die Siebenkämpferin Birgit Dressel und den VfB Stuttgart betreute, auch Schäuble zählte zu seinen Förderern. Dressel gilt als die bekannteste von vielen westdeutschen Doping-Toten. Klümper lebt heute in Südafrika.

Die Ärzte des Westens, die sich offenbar als Doping-Avantgarde sahen, scheuten vor hochgefährlichen Menschenversuchen nicht zurück. Aus einer Akte wurde jüngst bekannt, dass Sportärzte in der BRD Anfang der siebziger Jahre mit Wachstumshormonen experimentierten. Die konnte man damals nicht künstlich herstellen, sondern nur Leichen entnehmen. Die Berliner Studie deckte auf, dass westdeutsche Ärzte Ende der achtziger Jahre die leistungssteigernde Wirkung von Epo analysieren wollten. Das Mittel war damals nahezu unbekannt. Ob es zur Umsetzung kam, weiß man nicht, auch wenn einige Medienberichte das suggerieren.

Im Westen ging es naturgemäß für Athleten, Trainer und auch Ärzte um Cash. Die Autonomie des Sports gegenüber der Politik begünstigte dort Doping-Strukturen. Die Forscher aus Berlin und Heidelberg, die die neue Studie erstellten, räumen auch mit einem Mythos auf, mit dem noch heute manch Westler den Betrug rechtfertigen will: Das Doping der BRD war keineswegs eine Reaktion auf das Doping im Ostblock. Es geschah zunächst unabhängig, aus eigenem Antrieb.

Im Westen wurde insgesamt wohl weniger gedopt als im Osten. Historischen Berechnungen zufolge wurden rund 10.000 DDR-Athleten zwangsbehandelt, entsprechende Zahlen aus dem Westen existieren nicht. Das Ostdoping ist wegen der Stasi-Akten schlicht besser erforscht als das Westdoping.

Über das Doping-System nach 1989 ist bisher übrigens wenig bekannt. Der Berliner Projektteil, der sich damit befassen sollte, scheiterte an der Finanzierung.
...".
quelle: zeit.de

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Volker Zottmann » 13. November 2014, 11:10

Psychologe, Pathologe, Monologe.... [flash]
Volker Zottmann
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 13. November 2014, 11:29

Volker Zottmann hat geschrieben:Psychologe, Pathologe, Monologe.... [flash]


@"Volker Zottmann",
bleib doch bitte beim thema.
dein kumpel labert doch nur. erst waren es minderjährige, die im westen nicht gedopt wurden und nun ist es die freiwillige entscheidung, welche hier den großen unterschied erklären soll. dann gab es nie ein staatsdoping, welches von oben gefordert wurde.

pfui mein lieber, denn in beiden systemen wurde es von oben gefordert und durchgezogen. in beiden systemen hat man, nur um der bessere zu sein, mit dem leben junger menschen gespielt. den ddr- kram hat man offengelegt und der eigene bleibt verschlossen.
das findest du gut?

" ... Rutschbahn in den legalen Drogensumpf

Am 10. April 1987 starb, nach dreitägigem Martyrium unter unsäglichen Schmerzen, die deutsche Leichtathletin Birgit Dressel, 26. Das bisher unter Verschluß gehaltene rechtsmedizinische Gutachten verrät, wie sie zu Tode kam. Zum erstenmal läßt sich minuziös belegen, wie Hochleistungsathleten medizinisch betreut werden, welche Unmengen von Medikamenten sie spritzen, schlucken, trinken - bis zum bitteren Ende. *

Am Sonntag hat die Siebenkämpferin Ruh''. Birgit Dressel darf ausschlafen. Ihr Freund und Trainer hat es erlaubt. Beide sind zufrieden. Mit Birgit geht es aufwärts. In nur einem Jahr ist die blauäugige Blondine vom 33. auf den 6. Platz der Weltrangliste vorgestoßen, aus der Drittklassigkeit zur Spitze aller Siebenkämpferinnen.

Am Sonntag, dem 5. April 1987, entspannen die beiden Sportler noch mal richtig. Vor Birgit liegen große Ereignisse: Anfang September die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Rom, im nächsten Jahr die Olympischen Spiele im südkoreanischen Seoul.

Nur jetzt nicht weich werden! Weiter trainieren, härter arbeiten. Auch wenn''s schwerfällt. Es geht um die greifbar nahen Rekorde, um Geld, Ruhm, Meistertitel und den ruhigen, wohlversorgten Lebensabend. Das Paar Birgit Dressel und Thomas Kohlbacher will ja nicht für alle Zeiten in der kleinen Mainzer Mansardenwohnung, An den Platzäckern 3, hängenbleiben. Andere Sportler haben es doch auch geschafft. Birgit Dressel geht zu ihrem Arzneischrank und legt sich die Pillen zurecht, wie jeden Tag. Es sind neun Tabletten und Dragees, dazu eine Trinkampulle.

Die Pharmazeutika schillern in allen Farben des Regenbogens. Es sind die Vitamine B1, B12 und C darunter, ferner Präparate, die Kupfer und Magnesium enthalten, merkwürdigerweise jedoch auch Pillen, von denen die Hersteller versprechen, daß sie gegen Hirnverkalkung, Raucherbein, Allergie, Knochenerweichung, Dickdarmentzündung, Herzschwäche, Krampfadern oder Wassersucht helfen. Ihre Namen sind reine Phantasiegebilde. Sie heißen "Pascovenol" oder "Frubiase", "Oxypangam" oder "Dreisafer".

Birgit Dressel schluckt sie alle runter, auch das "Megagrisevit". Es ist ein "Anabolikum", steht auf der Liste der verbotenen Dopingsubstanzen _(Doping ist, nach den Grundsätzen des ) _(Olympischen Komitees, die "Verwendung ) _(von Substanzen aus verbotenen ) _(Wirkstoffgruppen". "Dopen" leitet sich ) _(ab vom Zuluwort doop ("berauschender ) _(Schnaps"). )

; Wochen zuvor sei es der Leichtathletin, erinnert sich später Trainer Kohlbacher anonym per Post zugesandt worden. Sein Schützling nimmt es trotzdem, regelmäßig, Tag für Tag.

Der Hersteller empfiehlt Megagrisevit zwar nur den Schwerkranken, insonderheit Krebspatienten im letzten Abmagerungsstadium.

Frau Dressel schluckt es um noch mehr Muskeln zu bekommen.

Vor allem am Schultergürtel hat die studierte Sportwissenschaftlerin im letzten Jahr ordentlich zugelegt. Von weitem und von hinten sieht sie schon fast aus wie ein Mann. Der praktische Kurzhaarschnitt verstärkt diesen Eindruck. Megagrisevit, so steht es warnend im Beipackzettel, ist ein Sexualhormon. Es vermännlicht ("virilisiert") die weiblichen Patienten und nimmt, andererseits den Männern durch Hemmung der Samenbildung Liebeslust und Lendenkraft.

Birgit Dressels Arzt, der Freiburger Sportmediziner Professor Armin Klümper, hat seiner Patientin, sagt er, kein Megagrisevit verordnet, obwohl das Anabolikum in Klümpers Therapieschemaliste aufgeführt ist und der bärtige Doktor die Anabolika durchaus für segensreich hält. 1985, so Klümper vor der Kripo, hätte Frau Dressel - nach einer Operation - seiner Überzeugung nach "eigentlich Anabolika bekommen müssen", jedoch fänden sich dafür keine Anhaltspunkte in seinen Unterlagen. Seit 1986 schluckt die Athletin auch "Stromba", ein ebenso nebenwirkungsreiches Anabolikum, das sie aus einer anderen Quelle bezog.

Der Freiburger Professor ist seit 1981 Birgit Dressels behandelnder Arzt. Klümper gilt als der Ober-Guru der deutschen Sportärzte. Seine "Sporttraumatologische Spezialambulanz" im Auwald vor Freiburg ist das Mekka der deutschen Hochleistungssportler. Pro Jahr verarzten der brummige Walddoktor und seine Kollegen fast 2400 Top-Athleten.

Zu Klümper pilgerten der Zehnkämpfer Kurt Bendlin ("Klümper ist die Vaterfigur des deutschen Sports"), Turnweltmeister Eberhard Gienger, Fußballer, Fechter, Schwerathleten, Marathonläufer - die Goldjungens und Parademädchen der ganzen Republik (siehe Kasten Seite 245).

Die Siebenkämpferin Dressel sieht der Professor alle vier bis acht Wochen hat ihr die Regenbogen-Pillen aufgeschrieben. Seit Klümper die talentierte Athletin verarztet, sei sie, meint der Sportarzt, "eigentlich immer gesünder geworden", damit auch leistungsfähiger. Bei der letzten Visite, am 24. Februar 1987, sei Birgit Dressel eine "vorzeigefähige, kraftstrotzende, im höchsten Maße gesunde" Athletin gewesen.

Deshalb mutet sie sich viel zu. Drei bis vier Stunden hartes Training pro Tag: Siebenkämpferinnen müssen 100 Meter Hürden, 200 Meter und 800 Meter laufen, die Kugel stoßen, den Speer werfen, hoch und weit springen (siehe Kasten Seite 232). Das ist ein hartes Gewerbe. Zum Beispiel Weitsprungtraining: 30 Meter anlaufen, abspringen, mit acht Meter pro Sekunde aufschlagen. Die Lendenwirbelsäule dabei maximal nach hinten überstrecken, den Rumpf rotieren, und das alles immer wieder.

"Stereotype Extrembelastungen" nennen Sportwissenschaftler diese Tortur. Die gesamte kinetische Energie wirkt in Bruchteilen von Sekunden auf den Lenden-Kreuzbein-Übergang. Im Laufe der Karriere bringt es eine gute Siebenkämpferin, die Imitationsübungen an Zugapparaten mitgezählt, auf 200000 bis 300000 solcher Extrembelastungen. Das hält die stärkste Frau nicht aus.

Birgit Dressel galt weder als "verletzungsanfällig" noch als "wehleidig". Sie hat tapfer ertragen, was der Beruf

so mit sich brachte. Drei Tage nach dem entspannenden Sonntag, am Mittwoch, dem 8. April, war es wieder so weit. Sie trainierte das Kugelstoßen, immer wieder - und zum allerletzten Mal. Plötzlich traten heftige Schmerzen in der linken Lendenwirbelregion auf. Sie strahlten bis in die Gesäßregion aus. Birgit Dressel humpelte vom Platz.

Diese Schmerzen kannte sie. Zweimal war das Training in diesem Jahr aus dem gleichen Grund schon unterbrochen worden. Frau Dressel und ihr Trainerfreund Kohlbacher diagnostizierten einen "Hartspann", eine Lappalie, wie Kohlbacher meinte. Nachmittags fuhr man, auf der Suche nach schnellstmöglicher Linderung, in die Praxis des Mainzer Orthopäden Dr. A. _(Der richtige Name ist dem SPIEGEL ) _(bekannt. Die zahlreichen behandelnden ) _(Ärzte Birgit Dressels werden nach dem ) _(Alphabet geordnet. )

Der Dr. A, ein unter Sportlern geschätzter Medikus von der zupackenden Art, ist der erste, der die Sache in den Griff zu bekommen sucht. Er scheitert - wie die mehr als zwei Dutzend Ärzte, Oberärzte und Professoren, Vertreter von sechs medizinischen Spezialdisziplinen der Mainzer Universitätskliniken, die sich zwei Tage später um die prominente Sportlerin bemühen werden. Birgit Dressel stirbt. Ihr Tod irritiert die Welt des Sports.

"Sie ist vor Schmerzen gestorben", behauptet danach ihr Freund, der ehrgeizige Trainer, ein 30jähriger bebrillter Lockenkopf und Zehnkämpfer i. R.

Birgits Vater, 58, Reedereikaufmann in Bremen und einst selber im B-Kader der Handball-Nationalmannschaft sportlich aktiv, widerspricht: "Für mich ist klar. Birgit ist ein Opfer der Pharmaindustrie." Die Mutter der Athletin, Lisa Dressel, klagt die Ärzte an: "Sie haben nicht versucht, meiner Tochter zu helfen, Sie haben sie gequält!"

Von einem "tragischen Fall" spricht der Professor Klümper, auf "Schwachstellen unseres medizinischen Betreuungssystems" verweisen die Aktiven-Sprecherinnen der deutschen Leichtathletinnen, Ingrid Thyssen und Gaby Bußmann: "Um des sportlichen Erfolges willen nehmen wir viel auf uns. Das Risiko, unser Leben zu verlieren, gehört nicht dazu."

Doch, es gehört dazu. Der Fall Dressel beweist es.

Erstmals in der deutschen Sportgeschichte läßt sich minuziös belegen, wie Hochleistungsathleten medizinisch versorgt werden, welche Unmengen von Medikamenten sie spritzen, schlucken und trinken, wie rücksichtslos der Organismus dabei überfordert wird - bis zum bitteren Ende.

Birgit Dressels Tod hat umfangreiche Ermittlungen der Mainzer Kripo und Staatsanwaltschaft ausgelöst. Die beiden Rechtsmediziner Professor Rainer Mattern (Uni Mainz) und Professor Hans-Joachim Wagner (Saar-Universität) haben, unterstützt von einem Dutzend Spezialisten aus der ganzen Republik, den Fall Dressel gut hundert Tage lang nach allen Richtungen hin untersucht und analysiert. Das - bisher strikt unter Verschluß gehaltene - "gemeinsame rechtsmedizinische Gutachten" liegt dem SPIEGEL vor.

Es ist ein Dokument des Schreckens. Die "im höchsten Maße gesunde" Birgit Dressel (Klümper zur Kripo) war in Wahrheit eine chronisch kranke, mit Hunderten von Arzneimitteln vollgepumpte junge Frau. Der Sport hatte sie längst zum Krüppel gemacht, ihre Gelenke zerstört, die inneren Organe vor der Zeit zerschlissen.

Auf der Suche nach so widersprüchlichen Dingen wie Hilfe und Schmerzlinderung, Leistungssteigerung und Weltrekord verstrickte sich die Athletin immer mehr in Abhängigkeiten von Ärzten und Medikamenten aller Art, einschließlich Dopingdrogen. Trost fand sie in dem falschen Glauben, man könne "heutzutage alles injizieren und einnehmen, weil alles reversibel ist". Mit diesem kessen Spruch schlug sie die letzte Warnung des Mainzer Apothekers und Doping-Experten Horst

Klehr in den Wind, ein Jahr vor ihrem frühen Tod.

Ihrer Mutter Lisa, einer Korbballspielerin, nahm sie die Angst vor den vielen Medikamenten: "Mutti, das brauche ich. Alle nehmen das. Das ist doch noch gar nichts. Die Zehnkämpfer schlucken doppelt soviel."

In der gemeinsamen Wohnung von Dressel und Kohlbacher beschlagnahmte die Kripo später 40 verschiedene Medikamentenpackungen, ein buntes Sammelsurium. Die Hausapotheke barg harmlose Blütenpollen und Homöopathika, bei denen nur der Glaube hilft, aber auch rezeptpflichtige Medikamente gegen alle möglichen Gebrechen aller möglichen Organe und dazu Dutzende von stark wirksamen und gefährlichen Schmerzlinderern, Entzündungshemmern und Gelenkpräparaten.

Da kam es auf die "Argun L-Filmtabletten", ein weiteres Antirheumatikum und Schmerzmittel, schon gar nicht mehr an. Dr. A gab es der geplagten Birgit Dressel aus seinem großen Vorrat von Ärztemustern mit nach Hause, für alle Fälle. Vorher hatte er getan, was ein Orthopäde am liebsten tut und was seine leistungsorientierten Sportpatienten allesamt von ihm erwarten: Er hatte in die schmerzenden Stellen hineingespritztfühlbarer Ausdruck der Entschlossenheit, reinzustechen ins Zentrum der Beschwerden.

Dr. A "infiltrierte am Schmerzpunkt" (so das Gutachten der Rechtsmediziner) links neben der Wirbelsäule zwei bis drei Milliliter "Xylonest", ein lokales Betäubungsmittel. Dazu gab es, doppelt hilft besser, noch eine "intramuskuläre Injektion" mit "Voltaren", das die Schweizer Pharmafirma Geigy für Rheumatiker bereitstellt.

Abends gegen 18 Uhr, diesmal im Mainzer Sportleistungszentrum, griff Dr. A wieder zur Spritze. Weil Birgit Dressel den Schmerz immer noch nicht los war, wurde "Myo-Melcain" versucht, eine Kombination von Lokalanästhetikum und Bienenhonig. Was der Bienenhonig gegen den Flankenschmerz und die erkannte "leichte Großzehenheberschwäche links" bewirken könnte, ist das Geheimnis derer, die an den Bienenhonig als Heilmittel glauben. Das sind Millionen.

Am nächsten Nachmittag, am Donnerstag, dem 9. April, war Birgit Dressel wieder bei Dr. A in der Sprechstunde. Der Befund hatte sich "akut" verschlechtert. Gesäß und Bein waren nun stark berührungsempfindlich, auch gegen Kälte. Dr. A ordnete das Röntgen der Lendenwirbelsäule an und eskalierte die Arzneimitteltherapie. Auf Bienenhonig wurde nun verzichtet, statt dessen gab es zwei intramuskuläre Spritzen, "Voltaren" wie am Vortag und zusätzlich noch "Baralgin". Beides gilt unter Ärzten als "starkes Geschütz". Manche Doktoren würden lieber auf einem Bein davonhumpeln, als sich selbst so unter Feuer nehmen zu lassen.

Für die begleitende Therapie zu Hause griff Dr. A nochmals zu seinen Ärztemustern. Er händigte Frau Dressel "Godamed"- und "Tranquase-5"-Tabletten aus, dazu "Optipyrin"-Zäpfchen. In den drei Medikamenten ist vieles zusammengerührt, was in der Heilkunst als gesichert wirksam gilt: Acetylsalicylsäure, die seit über 80 Jahren bekannte Wirksubstanz des "Aspirin"; ein weiteres Schmerzmittel namens Ethenzamid; dazu gleich drei Wirkstoffe, die den Kopf mit der Realität auf rosarote Weise aussöhnen - Diazepam, den Seelentröster im "Valium"; Barbitursäure, das altbekannte Schlafmittel, und schließlich Codein, offiziell als Hustenmittel im Arzneischatz, hauptsächlich aber ein Bruder der Rauschdroge Morphium.

Solche Mischpräparate sind in Deutschland, trotz aller Einwände unabhängiger Arzneimittelwissenschaftler, gang und gäbe. Sie erschweren zwar die Analyse von Wirkung und Nebenwirkung, kommen aber dem Bedürfnis vieler Ärzte und Patienten entgegen: Der Medikus hofft auf den Schrotschußeffekt, der Patient vertraut dem althergebrachten Irrglauben "viel hilft viel". Er ist unter Sportlern, die ihr Leben irgendeinem Maximum weihen, besonders verbreitet. Auch Birgit Dressel hat ihm angehangen - und ist daran gestorben.

Mindestens 10 bis 15 "Godamed", so eruiert später die Kripo, hat sie zu Hause geschluckt. Dabei hatte der Nervenarzt Dr. B, den Dr. A an diesem Nachmittag als Berater ("Konsiliarius") hinzuzog, nur ein Lendenweh ("Lumbago") ohne "neurologische Ausfälle" diagnostiziert und zu konservativer Therapie, zum Beispiel Eisbeutel, geraten. Es half alles nichts. Die Nacht vom Donnerstag zum Freitag verging ohne Schlaf. Die Sportlerin Dressel und ihr Trainerfreund Kohlbacher,

beide sehr belastbar, wurden nervös.

Dreimal wurde Dr. A noch um Rat gefragt (sein Rat: "Godamed, nicht allzu viele"), einmal auch der Notarzt Dr. C fernmündlich konsultiert. Er riet per Telephon zu Aspirin und Heparin-Salben. Das ließ man bleiben.

Am Morgen des Freitag, um 6.30 Uhr machte Dr. A bei Frau Dressel den ersten Hausbesuch. Er fand sie, gequält von nun "wehenartigen Schmerzen", aber mit kräftigem gut gefühltem Puls. Schockzeichen, Allergiesymptome oder Hinweise für eine Nervenkrankheit beobachtete er nicht. Seine "Verdachtsdiagnose", wegen der "wehenartigen" Schmerzen: Nierenkolik.

Das war die erste von vielen Verdachts- und Fehldiagnosen, die an diesem Tag noch gestellt werden sollten. Vom Tod trennten Birgit Dressel noch 16 Stunden und 24 Heilkundige.

Fast jede Diagnose zog eine Therapie hinter sich her. So brachte es die Sterbenskranke an ihrem letzten Lebenstag noch einmal auf Dutzende von Medikamenten.

Als erstes injizierte Dr. A, der zupackende Orthopäde, gegen die (nicht vorhandene) Nierenkolik im Morgengrauen "Meta-Attritin", ein weiteres Mischpräparat, sicherheitshalber gleich die große Ampulle. Der Hersteller empfiehlt es gegen "akute starke Schmerzen bei nicht entzündlichen arthrotischen Gelenkveränderungen", auch bei "Lumbago". Eigentlich sollte Dr. A''s letzte Bombe wieder direkt in den Rückenmuskel placiert werden. Das ging beim besten Willen nicht mehr, der war schon viel zu verspannt. Da verbiegt sich die Nadel. So landete die Injektion im rechten Gesäß.

Birgit, sagt ihr Vater, war immer "kerngesund". Trotzdem hat die Deutsche Meisterin im Laufe ihrer Karriere Hunderte von Spritzen bekommen, nachgewiesenermaßen von ihrem letzten Leibarzt Klümper mindestens 400. Birgit Dressel spritzte sich, auf Anraten dieses Arztes, auch selbst, meist in den Oberschenkel. Irgendwann in ihrem Leben muß die beliebte Sportlerin auch mal eine herdförmige Nierenentzündung hinter sich gebracht haben, keine Überraschung bei soviel Arzneigiften. Bemerkt wurde diese Krankheit jedoch erst auf dem Sektionstisch.

Was den Ärzten, zumal dem beliebten Sporttraumatologen Klümper, einem gelernten Röntgenologen, sonst noch an seiner "immer gesünder werdenden" Patientin aufgefallen ist, liest sich in den beschlagnahmten Krankenakten so:
* Seit 1981 immer wiederkehrendes Lendenweh
("Lumbalgie");
* seitliche Verbiegung ("Skoliose") der Wirbelsäule;
* Bandscheibenschäden und Verschmelzung der Wirbelkörper;
* Beckenschiefstand rechts ("um zwei Zentimeter
abfallend");
* Beinlängendifferenz zwei Zentimeter;
* krankhafte Degeneration beider Kniescheiben;
* kranke Menisken ("Meniscopathie") beiderseits;
* beginnende Knorpelknochenentzündung des oberen
Sprunggelenks rechts;
* Senk-Spreizfüße beiderseits.

Daneben hat eine "ausgesprochene Infektanfälligkeit" bestanden, und der Blutdruck war gelegentlich deutlich erhöht. Im Herzmuskel fanden sich, Folge der permanenten Rennerei, bei der Sektion zahlreiche Bindegewebs- statt Muskelfasern. Eine kleine Ader hatte sich schon für immer geschlossen.

"Es gibt keine berufliche Schwerstarbeit", sagt der Kölner Sportarzt Professor Wildor Hollmann, welche in ihren Auswirkungen auf den Organismus auch nur annähernd der des Hochleistungssports vergleichbar wäre."

Der Turner hält bei der Riesenfelge mit seinen Handgelenken das Fünffache seines Körpergewichts. Bei einem scharf geschossenen Elfmeter prallt der Ball als 150-Kilogramm-Kugel auf. Skiläufer muten ihren Knochen stärkere Belastungen zu als Raumfahrer beim Start. Bei Ausdauersportlern vergrößert sich das Herz bis zum Dreifachen ("Ochsenherz");

es schlägt dann nur noch unrhythmisch 35mal pro Minute.

"Der große Sport beginnt da, wo die Gesundheit aufhört", erkannte Boxfreund Bertolt Brecht. "Sport ist Mord", schreibt die frühere Kunstturnerin Herta Löwenberg in ihr Tagebuch. "Hochleistungssport hat mit Gesundheit nichts zu tun", mahnt die "Ärztliche Praxis" ihre akademischen Leser. Immer mehr von ihnen sind gut im Geschäft mit Sport und Krankheit; jeder Zweite Orthopäde lebt nur noch davon.

Wäre es nach Turnvater Jahn und dem Neu-Olympier Coubertin gegangen, so hätte der Sport _(Sport, abgeleitet von lat. "portare" = ) _(sich betragen, vergnügen. )

eigentlich dazu getaugt, Leib und Seele so gesund zu halten, daß der Arzt ganz entbehrlich wird. Weil aber Sport, betrieben als Vergnügen, Liebhaberei oder "schönste Nebensache der Welt", jede Hochleistung ausschließt, sind die Top-Athleten die besten Kunden der Ärzte. Manche sehen jede Woche einen Doktor, viele Tag für Tag. Das Perverse dieser Liaison zwischen Sport und Medizin kommt den Beteiligten nicht zu Bewußtsein.

Weil Klümper in diesem Jahr, bei der WM-Reise nach Rom, nicht mit von der Partie ist, jammert der große, starke Speerwurf-Europameister Klaus Tafelmeier: "Es ist ganz schlimm für den Athleten, wenn der Arzt, der ihn das ganze Jahr behandelt, ausgerechnet beim wichtigsten Wettkampf nicht zu Stelle ist."

Der deutsche Zehnkämpfer Siggi Wentz fuhr letzte Woche seiner Truppe nach Italien hinterher: Er konnte wirklich nicht früher, sagt der 27jährige Muskelmann. Erst mußte der Freiburger Professor an ihm, dem Medizinstudenten und Sportprofi, "ein Wunder" wirken (so der Berliner "Tagesspiegel" ohne jede Ironie). Wentz'' linke Achillessehne fühlt sich jetzt viel besser an, wunderbar.

Weil die Wettkampfvorbereitungen in allen Sportarten an Intensität und Dauer ständig zunehmen, sind die "Sportler in den biologischen Grenzbereich eingetreten" (Hollmann): Überforderung, Krankheit, schließlich Organversagen sind die unausbleibliche Konsequenz.

Genaugenommen sind Hochleistungssportler eine Division von Sportkrüppeln und Frühinvaliden. Für den Applaus und den Platz auf dem Siegertreppchen nebst seinen geldwerten Folgen müssen sie bitter bezahlen - die einen früher, der andere später.

Ohne Spätschäden kommt nur davon, wer eine überdurchschnittlich gute Erbmasse besitzt, dazu noch Glück hat und sich von den Apotheken fernhält. Doch das sind nur wenige. Die meisten Spitzensportler gehen oder gingen auf Pharma-Krücken, von der zweifachen Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth über Fußballprofis wie Karlheinz Förster und Paul Breitner bis hin zu dem schönen Hypochonder Jürgen Hingsen, den weder seine Frohnatur noch seine energische kalifornische Ehefrau Jeanne vor den Klümper-Cocktails schützen können.

Birgit Dressel hatte kein Glück und auch nicht den richtigen Beschützer. Sie faßte Vertrauen zu Armin Klümper, pendelte immer wieder nach Freiburg. Das letzte Mal am 24. Februar, einem Dienstag. Was der Professor an diesem Tag mit Birgit Dressel alles anstellte, ließ sich fast vollständig aufklären.

Der Spritzenmeister mischte insgesamt 15 verschiedene Arzneimittel und injizierte sie zwischen die Dornfortsätze der Lenden-Steißbein-Region, dazu beiderseits in die "Ischiaspunkte", natürlich auch ans Sitzbein. Dann zog er nacheinander weitere sieben Ampullen auf und injizierte sie "in die Pobackenregion" (so nennt er das). Ehe Birgit Dressel vom Tisch durfte, empfing sie noch ins linke obere Sprunggelenk - es ist, wie alle Gelenke, von Natur aus völlig keimfrei - eine Kombi-Mischung aus fünf verschiedenen Ampullen.

Die Nadel ist Klümpers liebste Waffe. Was er damit an die Frau gebracht hat, ist eine kunterbunte Mischung aus allem Möglichen, was Natur und Labor dem Heilkundigen offerieren, ganz starke und ganz weiche Drogen. Eine von der Kripo sichergestellte Strichliste - "Dressel, Birgit, 4. 5. 60", jeder Strich eine Ampulle - zeigt, wie in der "Sporttraumatologischen Spezialambulanz" gefixt wird (siehe Titelbild).

Am 24. Februar verpaßte Klümper seiner Patientin unter vielen anderen auch das Präparat "NeyDop", eine Mischung "standardisierter Makromoleküle vollöslicher Organlysate" aus Hirnrinde, Zwischenhirn, Kleinhirn und fötalem Mutterkuchen. Der Hersteller empfiehlt

sie zu nichts anderem als zur Behandlung der Schüttellähmung und der schweren Hirnschädigung (zum Beispiel bei Syphilis oder Epilepsie). An diesen Krankheiten hat Birgit Dressel garantiert nicht gelitten. Macht nichts, Klümper kurierte mit "NeyDop"-Injektionen die Region der knöchernen Sitzbeine.

Diese "zytosplasmatische Therapie mit Injektion von zellhaltigen Präparaten" - zu deutsch: Frischzelltherapie in Konservenform - gehört zu den Spezialitäten von Sportarzt Klümper. Von den Ermittlern dazu befragt, konnte Klümper nur angeben, die Behandlung habe der "allgemeinen Belastungs- und gesundheitlichen Situation von Frau Dressel" gegolten: "Es sollte der Muskelstoffwechsel normalisiert werden."

Dabei nahm Klümper Risiken in Kauf. Nicht nur, daß er die Frischzellenbehandlung, wie die Gutachter konstatierten, "ab Mai 1985 offenbar zeitweise weitgehend Frau Dressel selber überließ". Der Sportarzt schlug auch alle Mahnungen seiner Kollegen Schulmediziner in den Wind, die schon seit mehr als einem Jahrzehnt vor den möglichen Nebenwirkungen solcher (seit Anfang August vom Bundesgesundheitsamt verbotenen) Zellpräparate warnten: Bei jeder Injektion wird, wie bei einer Organverpflanzung, Fremdeiweiß eingeschleust, das eine immunologische Abstoßungsreaktion auslösen kann. Jedesmal wird die Immunabwehr des Körpers strapaziert.

Dem Lendenweh seiner Patientin rückte Klümper an jenem 24. Februar vorsorglich auch noch mit "Discus compositum" zu Leibe. Das ist ein homöopathisches Mischpräparat ganz nach den Wunschvorstellungen der Schrotschußtherapeuten: Es enthält 37 verschiedene Stoffe, darunter Vitamine, Zink, Silber, Kalziumphosphat, aber auch Schwefel. Der ist vorsichtshalber ab Werk schon stark verdünnt. Genaugenommen soll sich in einer "Discus compositum"-Ampulle weniger Schwefel als das billionstel Teil eines billiardstel Gramms befinden. Wer fest an Schwefel glaubt, wird trotzdem selig.

Die "Ischiaspunkte" Birgit Dressels bediente Klümper am 24. Februar unter anderem mit dem goldhaltigen Präparat "Cefossin ''Cefak''". Es soll gegen mancherlei Knochen- und Gelenkleiden helfen, so gegen "Arthrosen, Bandscheibenschäden und Degeneration des Stütz- und Bindegewebes". Klümper spritzt es gern. Die beiden Gerichtsmediziner sind nicht dafür. In ihrem Gutachten heißt es auf Seite 55:
" Was die Nebenwirkungen nach Applikation von "
" Goldverbindungen betrifft, so kann es zu peripheren "
" Neuropathien und Neuromyopathien sowie im Blut u. a. zur "
" Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie) und "
" Blutplättchen (Thrombopenie) kommen. Ferner wurden nach "
" Goldtherapie nierenschädigende Nebenwirkungen "
" (Nephrotoxizität) beobachtet. Bemerkenswert ist, daß die "
" Gesamtsymptomatik, die im Verlauf der Klinikbehandlung am "
" 10. 4. 1987 bei der Birgit Dressel beobachtet wurde, alle "
" hier angeführten Nebenwirkungen umfaßt. "

Diese Klinikbehandlung begann nach einem zweiten Hausbesuch des nun sehr besorgten Orthopäden Dr. A - er konnte noch Tage später wegen Weinkrämpfen keine Aussage machen- am Morgen des 10. April, zwei Tage nach dem Trainingsunfall beim Kugelstoßen.

Mit der Verdachtsdiagnose "Nierenkolik" rollte man die unter starken Schmerzen leidende Patientin in die Urologische Universitätsklinik Mainz. Sie hat einen guten Ruf, wie alle anderen hochspezialisierten Krankenhäuser dieser akademischen Lehranstalt. Es wimmelt von Experten jedweder Richtung, die apparative Ausstattung ist großzügig und hochmodern. Ratlosigkeit des einzelnen Arztes führt regelmäßig zur Konsultation eines Kollegen, erst mal vom eigenen Fachgebiet, dann von der Klinik, die kompetenter erscheint. Am Ende steht das große gemeinsame "Konsilium", die Beratung mehrerer Ärzte am Krankenbett.

Dr. C von der Urologie kam drei Stunden lang allein zurecht. Er ließ den Bauchraum röntgen, die Harnwege durch ein Kontrastmittel darstellen, die Nieren auf der Suche nach einem Stein mit Ultraschall durchleuchten. Dann war ihm - zutreffend - klar: "Kein Harnstau, kein Stein. Kein Anhalt für Erkrankungen aus dem urologischen Fachgebiet." Dr. C besprach sich mit dem Kollegen D und informierte seinen Oberarzt E. Gegen die starken Schmerzen spritzte man zwischendurch "Buscopan" intravenös.

Es war nun 13 Uhr. Birgit Dressel wurde der Unfallchirurgie übergeben;

sie wimmerte vor Schmerzen. Ihre Haut war noch braun, denn im Monat davor hatte sie unter der Sonne Portugals trainiert, im Winter in Australien und Neuseeland. So bleibt der Top-Athlet das ganze Jahr fit und im Freien.

Jetzt nahmen sich vier Chirurgen ihrer an. Der erste, Dr. F, räumte energischer Schmerzbekämpfung Priorität ein. Er legte eine Venöse Dauerkanüle und ließ der Patientin in den nächsten Stunden zwei Ampullen "Buscopan compositum", verdünnt in "Sterofundin", einlaufen. Der damals in "Buscopan compositum" enthaltene Wirkstoff Metamizol ist inzwischen weg vom Fenster: Wegen schwerer Nebenwirkungen hat das Bundesgesundheitsamt metamizolhaltige Kombi-Präparate verboten. Die fünf Gramm Metamizol-Wirkstoff waren, urteilt Dr. F später, die "Obergrenze". Nach Ansicht der Gerichtsmediziner lagen sie gefährlich nahe an der "minimum lethal dose", der Dosis, bei der tödliche Folgen nicht auszuschließen sind. Birgit Dressel überlebte die Therapie, ihre Schmerzen blieben.

Die Unfallchirurgen F, G, H und I kamen zu dem - völlig richtigen - Schluß, daß "kein Anhalt für Sportverletzung vorliegt". Sie äußerten den "Verdacht einer Erkrankung im Bauchraum" oder, hilfsweise, einer "Erkrankung der Bandscheiben oder des Rückenmarks". Damit lagen sie richtig. Bei der Leichenöffnung zeigte sich später, daß die Nerven des Rückenmarks schwer entzündet waren, vermutlich seit mehreren Tagen - daher die unbeeinflußbaren Schmerzen. Zu erkennen war das nicht.

Logischerweise mußte bei diesem Stand der Diagnostik nun ein Allgemeinchirurg alarmiert werden, Oberarzt J, und mindestens ein Neurochirurg. Es erschienen zwei, die Doktoren K und L. Birgit Dressel war, sieben Stunden nach ihrer Einlieferung in die Klinik, noch "zeitlich und örtlich orientiert" und klagte über großen Durst. "Sie redet viel", notierten die Neurochirurgen in ihrem Konsiliarbericht. Lippen und Fingernägel der Patientin beginnen sich blau zu verfärben. An den Lippen bilden sich weißliche Krusten. Während der Untersuchung läßt die Patientin unter sich. Diagnose der Neurochirurgen: "Kein Anhalt für neurologisches Grundleiden; Verdacht auf Tablettenvergiftung."

Die Anregung zu einem neurologischen Konsilium stieß bei allen Herren

auf Zustimmung. Auch wurden ein "internistisches Konsilium" angeregt und die Computertomographie des Schädels in Erwägung gezogen. Die Nervenärzte Dr. M und Dr. N waren umgehend zu erreichen, doch nun gab es eigentlich nichts mehr zu beraten. Die "Schocksymptomatik mit Bedrohung der Vitalfunktion" stand plötzlich ganz im Vordergrund. Birgit Dressels Sportlerherz begann zu rasen, die Atmung wurde immer schneller. Ein solcher Notfall ist Sache der Anästhesisten, die Narkotiseure und Wiederbeleber in einem sind.

Sie erschienen umgehend mit den Doktoren O, P, Q, R, S, T, U. Auf den energischen Anruf der Intensivmediziner beugte Birgit Dressel die Arme und öffnete ein letztes Mal die Augen. Dann legte man ihr eine Sauerstoffmaske über das Gesicht, wenige Minuten später schon mußte sie im "Schockraum" narkotisiert und künstlich beatmet werden.

Eine Stunde später, um 19.45 Uhr, verlegte man die Sterbende im "Rettungswagen bei weiterlaufender Behandlung" in die Medizinische Intensivstation. Die Diagnose der Intensivmediziner: "Verdacht auf toxisches Geschehen, Zerfall des Blutes." Die Diagnose war richtig, aber sie hat nichts mehr bewirkt.

Denn zu diesem Zeitpunkt war Birgit Dressel ihrem Tod schon ganz nahe. Befund der Intensivmediziner:
" Komatöse Patientin ohne gezielte Reaktion, schlechter "
" allgemeiner Körperzustand, intubiert, beatmungspflichtig. "
" Stärkste generalisierte Zyanose des gesamten Körpers, "
" Blässe der Schleimhäute, Sklerenikterus, weite entrundete "
" und lichtstarre Pupillen, Areflexie der Extremitäten "
" Lungen bis auf diskrete feinblasige Rasselgeräusche "
" unauffällig, Herztöne leise, Rhythmus regelmäßig, "
" Frequenz um 120/ min, Pulse peripher nicht tastbar, "
" Blutdruck arteriell und blutig gemessen 40 mmHg "
" systolisch ... "

Eine Allergie, die gefürchtete akute Überempfindlichkeitsreaktion gegen irgendeines der vielen hundert, womöglich tausend Arzneistoffe, die Birgit Dressel im Laufe der Jahre freiwillig in ihren Organismus aufnahm, ließ sich nicht beweisen. Weder zeigte die Patientin während der langen Klinik-Odyssee die dafür typischen Krankheitszeichen - etwa anfallsweise (asthmatische) Luftnot oder bedrohliche Schwellungen der Weichteile -, noch konnte man später bei Laborversuchen mit hinterlassenem Blut die typischen Reaktionen auslösen.

Eine akute Allergie war nach Birgit Dressels Tod in Sportlerkreisen als die wahrscheinlichste Todesursache genannt worden. Sie hätte, besser als alles andere, den erschreckten Kameraden ins Konzept gepaßt. Eine Allergie kann jeder kriegen, auf nahezu alles, selbst auf das hilfreiche Penicillin. Aus Erfahrung wissen die meisten Leistungssportler daß einige Tabletten häufiger, die anderen seltener Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Und mit Tabletten kennen sich fast alle gut aus. Kaum ein namhafter Athlet, der nicht täglich ein paar Pillen schluckt, zuerst nur harmloses Zeug wie Vitamine, Eiweißstoffe Traubenzucker - harmlos, wenn auch überflüssig.

Das tägliche Pillenfrühstück fixiert die heranwachsenden Sportler auf Medikamente als scheinbar unentbehrliche Helfer zum Sieg. Trainer, Sportärzte und die ehemaligen Top-Athleten bemühen sich allesamt, die natürlichen Abwehrmechanismen der talentierten Nachwuchssportler gegen Medikamente außer Kraft zu setzen. Es ist eine Rutschbahn, mit Geld geschmiert, auf die der junge Sportler gesetzt wird: Erst schluckt er nur die harmlosen Pillen, bald auch rezeptpflichtige Medikamente, meist gegen Entzündungen und Schmerz. Am Ende landet er im - legalen - Drogensumpf.

Schrankgroß sind die Medikamentenkoffer, die jetzt wieder bei der Leic htathletik-WM in Rom aufgeklappt wurden. Internationale Dealer, viele in jungen Jahren zum Dr. med. promoviert, beschaffen den Nachschub. Die Verbände wissen es und schweigen. Intensiver Dopingfahndung wird, wo immer es geht, ein Bein gestellt.

"Mir läuft es", sagt Deutschlands alter Olympier Willi Daume, "eiskalt den Rücken runter, wenn ich daran denke daß Sportler beispielsweise muskelfördernde Anabolika nehmen, was für Mastvieh in vielen Ländern der Welt verboten ist." Professor Joseph Keul, ein Freiburger Konkurrent Klümpers und womöglich sein Erbe, wenn der ober-Guru Klümper demnächst fällt, sieht wie die meisten seiner Kollegen die Anabolika-Frage viel lockerer, sozusagen sportlicher: "Jeder, der einen muskulösen Körper haben und männlicher wirken möchte, kann Anabolika nehmen."

Vielen Sportlern wird trotzdem immer mulmiger. Die Damen fürchten sich allmählich vor der Dreifach-Dosis Antibabypille, die üblich ist, und vor den heimlichen Spritzen, die das männliche Hormon Testosteron enthalten. Es hat sich herumgesprochen, daß davon nicht nur die Muskeln größer werden, sondern auch die Klitoris wächst. Die Muskeln werden später wieder klein, der Kitzler bleibt groß und die Stimme tief.

Nach Birgit Dressels Tod geht die Angst um. "Ähnlich Verhängnisvolles

kann sich tagtäglich wiederholen", fürchtet Gaby Bußmann, die Aktiven-Sprecherin. Sie ist Diplom-Psychologin und will nun Ordnung schaffen: "Stellen Sie sicher", mahnte sie in einem offenen Brief den DLV-Mannschaftsarzt, "daß die Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden."

Aber wie? Der Oberstaatsanwalt hat keinen Verantwortlichen gefunden, seine Gutachter auch nicht. Mehreren behandelnden Ärzten erteilten sie schlechte Noten. Den schärfsten Tadel erhielt Professor Klümper. "Klümper ist ein Stümper", hatten dessen akademische Gegner schon in den 70er Jahren gereimt. Im Gutachten heißt es über den Sporttraumatologen:
" Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, daß die "
" vorangegangene, jahrelang durchgeführte Behandlung mit "
" den unterschiedlichsten Substanzen und Arzneimitteln die "
" Ausbildung des toxisch-allergischen Geschehens förderte. "
" Über eine lange Zeit wurden Frau Dressel Wirksubstanzen "
" in bedeutenden Mengen sowohl oral als auch durch Spritzen "
" in die verschiedensten Körperregionen verabreicht. Dabei "
" wurden ihr auch Substanzen zugeführt, die erhebliche "
" Nebenwirkungen und Allergien auslösen können. "

Dann kommen die Gutachter auf die - nach Angaben Klümpers - seit Mai 1984 verabfolgten Injektionen von Frischzellpräparaten zu sprechen, die den Abwehrhaushalt der Sportlerin zermürbt haben. Es sei, so das Gutachten,
" darauf hinzuweisen, daß es bei dem jahrelangen "
" Zusammentreffen zwischen parenteral verabreichten "
" tierischen Zellpräparaten (Fremdeiweiß) zwangsläufig zu "
" ständigen Immunreaktionen im Organismus der Birgit "
" Dressel kam, mit der Gefahr einer Überforderung ihres "
" Immunsystems, das durch gehäufte Infekte zusätzlich "
" belastet wurde. "

Schließlich resümieren die von der Staatsanwaltschaft beauftragten Gutachter ihre vergebliche Mühe bei dem Versuch, eine Kausalkette für den plötzlichen Tod der Sportlerin D. herzustellen:
" Die sportärztlich durchgeführte Therapie mit ihren "
" vielfältigen und variantenreichen Maßnahmen wird "
" angesichts der außergewöhnlichen Zahl und der "
" unterschiedlichsten Arten von Kombinationspräparaten und "
" Fremdeiweißapplikationen als nicht mehr überschaubar und "
" in ihren Wirkungen auf den Organismus (auch "
" Kombinationswirkungen) nicht abschätzbar angesehen. "
" Möglicherweise hat sich auch in "
_(Am 16. April auf dem Mainzer ) _(Hauptfriedhof. )
" dem so unter Dauermedikation stehenden Körper von "
" Frau Dressel auf Grund vor ihrer Einlieferung in die "
" Universitätskliniken akut gegebener Schmerzmittel ein "
" toxisch-allergisches Geschehen entwickelt. "

Auf der Suche nach den Verantwortlichen stellte der Mainzer Leitende Oberstaatsanwalt Werner Hempler fest:
" Da nicht mit an Sicherheit grenzender "
" Wahrscheinlichkeit festgestellt werden kann, welche "
" möglichen Ursachen - allein oder im Zusammenwirken - den "
" Tod von Frau Dressel verursachten, ist schon deshalb den "
" behandelnden Ärzten ein fahrlässiges und damit "
" schuldhaftes Verhalten nicht nachzuweisen. "

Gleichsam ein Freispruch mangels Beweisen also: Das Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung wird eingestellt.

Und wie steht es mit der Verantwortlichkeit der Sportler? Ist Birgit Dressel, eine 26jährige Diplom-Sportlehrerin, nicht selbst verantwortlich für die Wahl ihres Trainers, der Ärzte und der Medikamente? Kann einem Menschen, der sich freiwillig entschließt, sein Glück als professionelle Siebenkämpferin zu machen, überhaupt geholfen werden?

Dr. V und Dr. W, die beiden letzten Ärzte am Sterbebett, haben getan, was sie konnten, lege artis, schnell entschlossen. Sie gaben, um das "plötzlich einsetzende Multiorganversagen als Folge eines nicht zu beeinflussenden Kreislaufschocks" doch noch abzuwenden, alles, was gut und teuer ist. Vier Konserven Vollblut in zwei Stunden und hochdosiert viele Hormone körpereigener Art. Am Ende Bikarbonat, das doppeltkohlensaure Salz, dazu bestimmt, der Stoffwechselentgleisung im letzten Moment Einhalt zu gebieten.

Doch der gequälte Leib der Birgit Dressel wollte nicht mehr. Ihm waren der Hochleistungssport und die tausend Pillen zuwider geworden. Am 10. April gab Birgits Körper das Leben auf.
Doping ist, nach den Grundsätzen des Olympischen Komitees, die "Verwendung von Substanzen aus verbotenen Wirkstoffgruppen". "Dopen" leitet sich ab vom Zuluwort doop ("berauschender Schnaps"). Der richtige Name ist dem SPIEGEL bekannt. Die zahlreichen behandelnden Ärzte Birgit Dressels werden nach dem Alphabet geordnet. Sport, abgeleitet von lat. "portare" = sich betragen, vergnügen. Am 16. April auf dem Mainzer Hauptfriedhof. ...".
quelle:spiegel.de

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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Transitfahrer » 13. November 2014, 20:03

Über eine besonders unmenschliche Art von Doping-Experimenten in der DDR hat die ehemalige Dresdner Schwimmerin Catherine Menschner berichtet. Die heute 31-jährige, die nach eigenen Angaben durch die damalige Doping-Einnahme stark gesundheitlich geschädigt ist, sei bereits als Neunjährige zusammen mit fünf anderen Mädchen in eine neugebildete Experimentierklasse der Kinder- und Jugendsportschule (KJS) Dresden aufgenommen worden. Zuvor waren Talente höchstens in der fünften Klasse an die KJS geschickt worden.

Die heute in Hamburg lebende Menschner prangert vor allem die skrupellosen Methoden an. Der Plan der Funktionäre sei nicht darauf aus gewesen, die junge Dresdnerin in internationale Spitzenbereiche zu führen. Das ahnungslose Mädchen sollte vielmehr eine Antwort auf die simple Frage liefern, wie früh kann man Schwimm-Talente hart belasten, um später optimale Ergebnisse erzielen zu können. Erst in der siebten Klasse hätte Catherine Menschner von einem reumütigen Trainer erfahren, "dass man sie mit Doping-Mitteln mästete". Doch die hochgezüchtete Rückenschwimmerin sei mit zwölf Jahren zu jung gewesen, um zu rebellieren.

Catherine Menschner, die zusammen mit Olympiasiegerin Rica Reinisch trainiert hatte, ist inzwischen ein medizinischer Problemfall. 18 Monate, trug sie ein Stützkorsett. Heute plagen die studierte Theaterregisseurin Unterleibsprobleme, eine tiefe Stimme und eine vergrößerte Lunge. Jahrelang hätte sie an Erstickungsanfällen gelitten. Sechs Fehlgeburten habe die 31-jährige inzwischen hinter sich, "auch wegen der hormonellen Probleme, die Doping-Pillen auslösen".
("Wiesbadener Kurier" 6.12. 95)


Übersicht Doping

Die Bilanz ist erschütternd: Rund 30 Todesfälle hat es jährlich im Hochleistungssport in der DDR gegeben. Nach Recherchen des Sporthistorikers Giselher Spitzer wurde diese Statistik vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Im Deutschlandfunk erläuterte der an der Universität Potsdam arbeitende Wissenschaftler: "Die Aufstellung war manipuliert mit dem Ziel, Zahlen präsentieren zu können, die die des Westens nicht überstiegen. Nicht einbezogen wurden Todesfälle bei Armee, Polizei und Staatssicherheit sowie im Schulsport."

Trotz dieser Einschränkung führe die DDR-Statistik in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1984 und 1988 als Beispiel jährlich allein zwischen fünf und neun Todesfälle in der Altersgruppe zehn bis 20 Jahre. Bei den Gründen für diese hohe Zahl tödlich Verunglückter nennt Spitzer Indizien, wonach "einige Fälle auf die aufputschende enthemmende Wirkung von Dopingmitteln zurückzuführen" seien.

Männliche Sexualhormone wie beim Anabolikum Oral-Turinabol "wirken nicht nur auf die Muskeln, sie vergrößern auch Angriffslust und Risikobereitschaft und enthalten ein enormes Suchtpotential", so die Spitzer-Recherchen. Weiter wurden bewusst enthemmende Psychopharmaka wie Aponeuron oder Sydnacarp eingesetzt, beispielsweise im Fußball. Der Wissenschaftler, der an der Uni Potsdam für den Bundestag DDR-Doping und Stasi in einem Projekt des Kölner Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISP) erforscht, hat mysteriösen Todesfällen im DDR-Sport nachgespürt.

Ein Ergebnis dieser Untersuchungen: Der medizinische Befund des am 17. Januar 1973 gestorbenen 16 Jahre alten Leistungsschwimmers des SC Magdeburg, Jörg Sievers, habe eindeutige toxische Veränderungen an Leber, Milz und Nieren dokumentiert. Spitzer: "Solche toxischen Veränderungen sind typische Folgen von Langzeitmissbrauch oder Hochdosierung von Anabolika. Die Hinweise zur Trainingsmethodik des Jungen lassen außerdem die Vermutung zu, dass er nicht nach den zentralen Richtlinien gedopt, sondern in einem Menschenexperiment einer Belastungsprobe unterzogen wurde."
(sid, 14.10.2001)

Quelle http://www.sportunterricht.de
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Interessierter » 14. November 2014, 10:13

Der dankenswerterweise vom Transitfahrer eingestellte Beitrag macht noch einmal den Unterschied sehr deutlich zwischen dem staatlich angeordnetem Zwangsdoping in der DDR und den auf Freiwilligkeit basierenden Dopingmethoden in der BRD. Genau wie man auch eindeutig den eingestellten Grafiken entnehmen kann.

Wer das nicht verstehen kann oder will, bedient sich in seiner Hilflosigkeit halt solcher Ausdrücke wie " labern ". [denken]

" Der Interessierte "
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 14. November 2014, 10:18

bonobo,
du kannst weiterhin alles ignorieren.Bild
denn niemand bestreitet, dass es derartiges in der ddr gab.
du, bist jedoch noch immer davon überzeugt, dass ihr nicht so böse gedopt habt und dass ist mehr wie bedenklich.Bild

gruß vs [hallo]
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Volker Zottmann » 14. November 2014, 11:34

Es wird kaum jemanden geben, der bestreitet, dass in der alten BRD bis 1989 wesentlich höherer Drogenkonsum herrschte, als in der DDR. Trotzdem gab es den Drogenmissbrauch auch damals schon in der DDR, nur eben als minimalen Bruchteil im Vergleich zu den alten Bundesländern.

Beim Doping verhält es sich ähnlich, nur dass da eben die Seiten vertauscht sind.

Doping hat es in den alten Ländern ebenfalls gegeben und ist von niemandem beschönigt worden. In der DDR wurde das Doping aber generalstabsmäßig durchgeführt. Hier wurden Kinder und Jugendliche schon an der DHFK unter Drogen, nämlich die Dopingmittel gesetzt. Fast immer völlig unwissend. Wenn Mediziner, die die Sportler, auch die angehenden, betreuten und Medikamente verabreichten, kam kein Kind oder Jugendlicher auf die Idee, dass an ihm manipuliert wird.
Wieso starben jedes Jahr damals DDR-weit laut Studie Sportler, auch schon Kinder von 10 Jahren an?
Wieso?
Das kann alles nachgelesen werden, sind keine Behauptungen von mir. Dafür gibt es Belege. Ebenso, dass bis heute hunderte Sportler an den Spätfolgen leiden.
Es war ein staatlich angeordnetes Verbrechen, sich an der Gesundheit seiner Bürger zu vergehen. Ebenso schlimm, wie die pharmazeutischen Großversuche, die ohne Wissen der Krankenversicherten abliefen und etliche Male gar zum Tode führten.

Es hilft bezüglich des DDR-Dopings nicht, auf den verschwindenden Bruchteil betroffener Sportler im Westen zu zeigen.
Davon wird nichts besser oder ungeschehen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Edelknabe » 14. November 2014, 18:49

Der war gut Volker, der war richtiger Blödsinn, so richtig herrlicher Blödsinn, dein...zweiter Satz aus dem Textauszug:

"Es wird kaum jemanden geben, der bestreitet, dass in der alten BRD bis 1989 wesentlich höherer Drogenkonsum herrschte, als in der DDR. Trotzdem gab es den Drogenmissbrauch auch damals schon in der DDR, nur eben als minimalen Bruchteil im Vergleich zu den alten Bundesländern."

Gott ne wenn ich diese üble Drogenszene von heute, dieser mittlerweile völlig verkorksten...oder wars eher diese verkoksten Gesellschaft sehe und du schreibst allen Ernstes....ich fasse es nicht als Einer der in der DDR gute 38 Jährchen gelebt hat? Du musst völlig verrückt sein Rentner Volker oder entschuldige vielleicht deine Tabletten nicht genommen haben?

Und lass bitte den leidigen Alkohol in deiner Antwort weg. Schreib also von Heroin, Marihuana, Kokain,LSD,Amphitamine und noch so alter Kram.

Rainer-Maria also Schüler hier geblieben und hergehört, Onkel Volker erzählt gleich wie es ....wirklich war...damals, "im Minimalkonsum der DDR-Drogenszene"
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Spartacus » 14. November 2014, 19:10

Und lass bitte den leidigen Alkohol in deiner Antwort weg.


Wieso soll man den weg lassen?

Ist doch bekannt, das sich viele die DDR schön gesoffen haben, denn ein Trinkerparadies war es
auf alle Fälle, die feuchte DDR. Alk gab es komischerweise immer und überall, natürlich unschlagbar
billig und selbst auf der Arbeit wurden die vielen Alk - Leichen toleriert.

Und tja, Rainer ich kann es nicht ändern, aber Alk ist nun mal ne Droge.

LG

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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Transitfahrer » 14. November 2014, 19:12

So war es in der DDR. Aber gegen den Drogenkonsum in der BRD absolut vernachlässigbar

Der Teufel hat den Schnaps gemacht

DROGEN Mohnanbau, Knaster, rezeptfreies Speed und Saufen wie nichts Gutes: Welche Rolle Drogen in der DDR spielten, besprach am Donnerstag eine dreiköpfige Expertenrunde in der Staatsgalerie Prenzlauer Berg

Alles passte an diesem Abend: Am U-Bahnhof Kottbusser Tor bat ein junger Mann um 20 Cent für einen Fahrschein. Er war ziemlich drauf und bedankte sich mit einem "Gott segne dich". Eine halbe Stunde später, in der Staatsgalerie Prenzlauer Berg, unterhielt sich der Radiomoderator, DDR-Undergroundfachmann und Beat-Poet Ronald "Electric" Galenza mit Olaf Tost, dem ehemaligen Sänger der DDR-Undergroundband Die Anderen, und Henryk Gericke über Drogen in der DDR.

Der Name der Staatsgalerie Prenzlauer Berg ist eine "Amtsanmaßung", mit der Gericke auf grassierende prenzelbergische Überhöhungen wie "Winsgärten" oder "Immanuelkirch-Carré" reagiert. Außerdem stehe "Galerie" in der Gaunersprache für "Diebesbande", betont der Galerist, der an die Zeit vor der Heidelbergisierung des Exszenebezirks anknüpfen möchte.

Wie auch immer. 30 Leute waren gekommen, um dem Fachgespräch zu lauschen, das Galenza mit einem berühmten Heiner-Müller-Zitat eröffnete: "Die Droge ist der Verbündete des Menschen im Kampf gegen die Maschine. Denn Drogen bedeuten Zeitgewinn für das Subjekt, Maschinen bedeuten Zeitverlust." Danach erzählte er vom Alkohol in der DDR. Trunkenbolde waren in der frühen DDR als "Trunkenhunde" bekannt. Da die Trunksucht nicht ins sozialistische Menschenbild passte, war sie lange kein Thema, obgleich gesoffen wurde wie nichts Gutes.

Die größte Schnapsbude

Die Alkoholproblematik wurde erstmals 1981 mit der Polizeiruf-Folge "Der Teufel hat den Schnaps gemacht" öffentlich verhandelt. Zwischen 1982 und 1989 war die DDR sogar Weltmeister im Trinken: der Bierkonsum lag zwar nur knapp über dem der BRD; in Sachen Schnaps ließ sich der sozialistische Staat jedoch kein X für ein U vormachen: 15,5 Liter Schnaps im Jahr, mithin zweieinhalb mal soviel wie der Westler, trank der durchschnittliche DDR-Bürger im Jahr. Der VEB Nordbrand war die größte Schnapsbude Europas.

1985 bezifferte man die Zahl der Alkoholiker offiziell auf 5.000, ging intern allerdings von 250.000 aus. In zwei gesellschaftlichen Bereichen, Sport und Militär, war Alkohol tabu - mit allen Nebeneffekten der Prohibition: 86-prozentiges Methanol kam hier zum Einsatz. Gern berauschte man sich auch an anderen Dingen, schnüffelte etwa Mittel, die eigentlich dazu dienten, Maschinen zu entfetten, rauchte auf dem Land "Knaster", eine Mischung aus Hanf und Tabak, und baute ganz offiziell in großem Stil in Thüringen Mohn an, was sofort nach derWende verboten wurde.

Da an die im Westen populären Drogen nicht so leicht ranzukommen war, verlegte man sich etwa in der Punkszene von Berlin-Mitte auf verschiedene Stoffe, die es rezeptfrei in der Apotheke gab - Schlafmittel, Appetitzügler, Psychopharmaka, Speedähnliches - und kombinierte sie mit Alk. Irgendwann gab es auch das Gerücht, dass schwarzer Tee high macht, wenn man ihn viermal aufbrüht. In den 80ern brachte die Loft-Chefin aus Westberlin manchmal Hasch mit. Manche züchteten auch Hanf aus Vogelfuttersamen. Leute aus der chilenischen Community lieferten potentere Hanfsamen. Der Anbau ging ganz gut, da nur die wenigsten wussten, wie Hanfpflanzen aussehen. Kinder von Diplomaten kauften ihre Drogen in Diplomatenkneipen gleich bei der Weltzeituhr.

Es machte viel Spaß, den Referenten zuzuhören, wenn sie allerlei Anekdoten erzählten. "Wir haben unsre ganzen Drogen von dem Schlangenbeschwörer des russischen Staatszirkus bekommen", erzählte jemand. Es gab auch einen Mann ohne Beine, der in der Prignitz Hanf anbaute und das in seinen Krücken versteckte Marihuana in den 80ern in Westberlin verkaufte. Nach der "Zusammenlegung" der beiden deutschen Staaten wurden Drogen zwar nicht, wie befürchtet, zu einem Massenphänomen im Osten; viele Ost-Punker sind allerdings gleich heroinsüchtig geworden, einige starben dann.

DETLEF KUHLBRODT

Quelle: http://www.taz.de
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon pentium » 14. November 2014, 19:21

Jungs, dass Thema Alkoholkonsum haben wir im Thread:

Die DDR und der alltägliche Rausch

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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Spartacus » 14. November 2014, 19:31

pentium hat geschrieben:Jungs, dass Thema Alkoholkonsum haben wir im Thread:

Die DDR und der alltägliche Rausch

mfg
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Wusste ich`s doch. [hallo]

In dem Forum gibt es einfach alles, was die kleene DDR betrifft.

LG

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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Volker Zottmann » 14. November 2014, 19:43

Edelknabe hat geschrieben:Der war gut Volker, der war richtiger Blödsinn, so richtig herrlicher Blödsinn, dein...zweiter Satz aus dem Textauszug:

"Es wird kaum jemanden geben, der bestreitet, dass in der alten BRD bis 1989 wesentlich höherer Drogenkonsum herrschte, als in der DDR. Trotzdem gab es den Drogenmissbrauch auch damals schon in der DDR, nur eben als minimalen Bruchteil im Vergleich zu den alten Bundesländern."

Gott ne wenn ich diese üble Drogenszene von heute, dieser mittlerweile völlig verkorksten...oder wars eher diese verkoksten Gesellschaft sehe und du schreibst allen Ernstes....ich fasse es nicht als Einer der in der DDR gute 38 Jährchen gelebt hat? Du musst völlig verrückt sein Rentner Volker oder entschuldige vielleicht deine Tabletten nicht genommen haben?

Und lass bitte den leidigen Alkohol in deiner Antwort weg. Schreib also von Heroin, Marihuana, Kokain,LSD,Amphitamine und noch so alter Kram.

Rainer-Maria also Schüler hier geblieben und hergehört, Onkel Volker erzählt gleich wie es ....wirklich war...damals, "im Minimalkonsum der DDR-Drogenszene"


Noch mal ganz langsam Rainer...
Was stimmt denn nicht? Dass "drüben" der Drogenmissbrauch größer war? Oder stört Dich die Aussage, dass es den Drogenrausch auch in der DDR gab?
Du warst wohl zu oft bei den Russen in der Kaserne und hast nicht mal gemerkt, dass selbst in Deinem Leipzig wegen der Drogen Studenten exmatrikuliert worden.
Zu dumm, dass Du in der Runden Ecke keinen mehr fragen kannst, die wussten das nämlich auch. So, wie ich selbst solchen abgewiesenen Studenten kenne. (Alles um 1972 rum)
Fazit mein lieber Edelknabe: Ganz langsam lesen, bis Du s begreifst, was gemeint ist. Sollte Dir dann was komisch vorkommen, erkundige Dich bitte bevor Du mich hier angehst, auf Deine schwülstig dusselige..... (oder soll ich besser unwissende Art schreiben?)

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Edelknabe » 14. November 2014, 20:03

Wo Volker war gleich nochmal vor 1989 der Drogenstrich...? Also der in den größeren Städten so Leipzig, Halle, Berlin, Magdeburg, Rostock, Schwerin, Suhl, Dresden...die ganze üble Szene allgemein? Wo bekam der junge Mensch das Heroin, Kokain...ich hatte es bereits aufgelistet her, in dieser DDR her? Du kennst sie doch noch...die DDR deiner Jugend? Was hattest du da gerade...."was von schwülstig"...getextet?

Du kleines....aber ne,ehe ich mich hier vergesse schreib ich lieber noch, lass bloß diesen ganzen 0,00000001% Exotenmist mit deinen paar Studenten weg.Das Ding bekommt doch schon nen Bart...und zwar einen, der einfach vor Mangel nicht wächst.

Und HALLLO in die Runde, richtige DROGEN sind hier gefragt, nicht 3,0 Promille und weiße Mäuse wenn es bitteschön ginge.....auch keine Tabletten oder Mixe etc, etc, etc.....

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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon pentium » 14. November 2014, 20:07

Edelknabe hat geschrieben:Wo Volker war gleich nochmal vor 1989 der Drogenstrich...? Also der in den größeren Städten so Leipzig, Halle, Berlin, Magdeburg, Rostock, Schwerin, Suhl, Dresden...die ganze üble Szene allgemein? Wo bekam der junge Mensch das Heroin, Kokain...ich hatte es bereits aufgelistet her, in dieser DDR her? Du kennst sie doch noch...die DDR deiner Jugend? Was hattest du da gerade...."was von schwülstig"...getextet?

Du kleines....aber ne,ehe ich mich hier vergesse schreib ich lieber noch, lass bloß diesen ganzen 0,00000001% Exotenmist mit deinen paar Studenten weg.Das Ding bekommt doch schon nen Bart...und zwar einen, der einfach vor Mangel nicht wächst.

Und HALLLO in die Runde, richtige DROGEN sind hier gefragt, nicht 3,0 Promille und weiße Mäuse wenn es bitteschön ginge.....auch keine Tabletten oder Mixe etc, etc, etc.....

Rainer-Maria


Rainer-Maria, hier geht es um Doping im Sport! Nicht um die Drogenszenen in Halle, Kleinkleckersdorf oder sonstwo...deine Drogenszene haben wir schon einmal diskutiert im Alkoholthread?

mfg
pentium
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Anton Günther

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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Volker Zottmann » 14. November 2014, 20:10

Ich werde Dir Edelknaben nicht erzählen können, dass es einen Drogenstrich gab, noch wo. Ich selbst war noch nie bekifft, noch nie zugedröhnt, wenn wir wie von Dir mit recht gewollt den Alkohol außen vor lassen.
Dennoch gab es auch in der DDR Drogenprobleme. Und mir ist es völlig egal, ob Du das bestätigst oder in die Mulde springst! [zunge]

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 15. November 2014, 00:06

Volker Zottmann hat geschrieben:Es wird kaum jemanden geben, der bestreitet, dass in der alten BRD bis 1989 wesentlich höherer Drogenkonsum herrschte, als in der DDR. Trotzdem gab es den Drogenmissbrauch auch damals schon in der DDR, nur eben als minimalen Bruchteil im Vergleich zu den alten Bundesländern.

Beim Doping verhält es sich ähnlich, nur dass da eben die Seiten vertauscht sind.

Doping hat es in den alten Ländern ebenfalls gegeben und ist von niemandem beschönigt worden. In der DDR wurde das Doping aber generalstabsmäßig durchgeführt. Hier wurden Kinder und Jugendliche schon an der DHFK unter Drogen, nämlich die Dopingmittel gesetzt. Fast immer völlig unwissend. Wenn Mediziner, die die Sportler, auch die angehenden, betreuten und Medikamente verabreichten, kam kein Kind oder Jugendlicher auf die Idee, dass an ihm manipuliert wird.
Wieso starben jedes Jahr damals DDR-weit laut Studie Sportler, auch schon Kinder von 10 Jahren an?
Wieso?
Das kann alles nachgelesen werden, sind keine Behauptungen von mir.
Dafür gibt es Belege. Ebenso, dass bis heute hunderte Sportler an den Spätfolgen leiden.
Es war ein staatlich angeordnetes Verbrechen, sich an der Gesundheit seiner Bürger zu vergehen. Ebenso schlimm, wie die pharmazeutischen Großversuche, die ohne Wissen der Krankenversicherten abliefen und etliche Male gar zum Tode führten.

Es hilft bezüglich des DDR-Dopings nicht, auf den verschwindenden Bruchteil betroffener Sportler im Westen zu zeigen.
Davon wird nichts besser oder ungeschehen.

Gruß Volker


@"Volker Zottmann",
liest du im thema noch mit oder postest du, wie dein spiegel aus hannover, eher spontan und aus der hüfte heraus?
es ist doch egal, ob nun ein system es verordnete oder eben wegschaute. warum schweigen politiker wie genscher und schäuble zu diesem thema?
was die ddr und ihr system betrifft, wird aufgearbeitet und veröffentlicht. was absolut in ordnung ist.
doch warum fehlen die gelder für eigene aufarbeitung?
kinder waren auch im damaligen westen ein thema, kannst du hier (achtung, ist ne pdf) ab der seite zwanzig nachlesen.
die von dir erwähnten studien solltest du einstellen, denn sonst behauptest du nur.

das, was du als bruchteil bezeichnest, "hilft" wohl jedem der betroffener und somit auch opfer ist.
ne echt schande ist es, derartig über betroffene zu denken.
pfui ...

gruß vs [hallo]
vs1400
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Volker Zottmann » 15. November 2014, 12:27

Ich habe nie etwas über mein Denken zu den Betroffenen geschrieben!
Egal, ob sie im Westen oder Osten ohne ihr Wissen manipuliert wurden, haben sie mein Mitgefühl. (Aber eben nur diese Personen)

Als Rentner habe ich genug Zeit alle Beiträge zu lesen.
Danach zog ich mein Fazit:

In den alten Bundesländern gab es vor 1990 wesentlich mehr Drogenkonsum als damals in der DDR.
Beim Doping ist es trauriger Weise genau umgekehrt gewesen.

(und nun warte ich wieder auf den grünen Farbtopf [zunge] )

Gruß In die Runde, Volker
Volker Zottmann
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 15. November 2014, 15:41

Volker Zottmann hat geschrieben:Ich habe nie etwas über mein Denken zu den Betroffenen geschrieben!
Egal, ob sie im Westen oder Osten ohne ihr Wissen manipuliert wurden, haben sie mein Mitgefühl. (Aber eben nur diese Personen)

Als Rentner habe ich genug Zeit alle Beiträge zu lesen.
Danach zog ich mein Fazit:

In den alten Bundesländern gab es vor 1990 wesentlich mehr Drogenkonsum als damals in der DDR.
Beim Doping ist es trauriger Weise genau umgekehrt gewesen.

(und nun warte ich wieder auf den grünen Farbtopf [zunge] )

Gruß In die Runde, Volker


@"Volker Zottmann",
wie darf ich denn dann diesen satz verstehen?
Volker Zottmann hat geschrieben:Es hilft bezüglich des DDR-Dopings nicht, auf den verschwindenden Bruchteil betroffener Sportler im Westen zu zeigen.
Davon wird nichts besser oder ungeschehen.

Gruß Volker


du benennst dopingopfer als "verschwindenden bruchteil" und kannst nicht beziffern von welcher größenordnung du ausgehst. wie denn auch, es gibt ja keine richtige aufarbeitung und nur deine vermutung. alles, was es im osten gab, gab es auch im westen. egal darf dies doch im jahre 2014 nicht sein. denn moralisch gesehen, hat sich der westen, aufgrund seiner dargestellten freiheitlichen entscheidung, noch schuldiger gemacht. denn man lies sich auf dieses "spiel" ein und baute in einer demokratie ein ähnliches system auf.

" ... Doping-Missbrauch in Hamm von höchster Stelle gedeckt

Westdeutschland, Ende der 80er Jahre: Zwei Leichtathletik-Trainer füttern sechs Sprinterinnen jahrelang mit männlichen Hormonen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) weiß davon, lässt es aber geschehen. Die Trainer fliegen auf, werden verurteilt – und arbeiten längst wieder im Sport. Ein Skandal? Oder das Recht auf eine zweite Chance? Eine Spurensuche.

Der SC Eintracht Hamm war in den 80er Jahren einer der erfolgreichsten Leichtathletik-Klubs. Ein Provinzklub im Fokus der Öffentlichkeit – dank seiner Sprinterinnen. Doch ihre Zeiten und Rekorde waren das Ergebnis von Stromba und Anavar, beides männliche Steroide. Das Amtsgericht Hamm verurteilte die beiden Hammer Trainer Jochen Spilker und Hans-Jörg Kinzel im Jahr 1994 „wegen Inverkehrbringens von Fertigarzneimitteln entgegen § 21 des Arzneimittelgesetzes ohne Zulassung“ zu Geldstrafen. Wen das Gericht nicht bestrafte: Ärzte, Funktionäre und Politiker.

Doping war in Westdeutschland jahrzehntelang vom System gestützt. Zu diesem Ergebnis gelangt die jüngst veröffentlichte wissenschaftliche Studie „Doping in Deutschland von 1950 bis heute“ von Sporthistorikern aus Berlin und Münster, die im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) – und mit Förderung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BiSp) – die Betrugspraktiken westlich der Mauer untersuchen.

Einer der beiden Hammer Trainer, der geständige Hans-Jörg Kinzel, bestätigt diese Einschätzung im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das war zu 100 Prozent gedeckt, von der Verbandsführung bis ins Innenministerium. Ständig kamen die Sprüche: Wir wollen Medaillen, ihr wisst, was zu tun ist. Klar war: Macht ihr nichts, seid ihr raus.“ Kinzel behauptet, seine Athletinnen hätten die Wahl gehabt. Aber er gibt zu: „Wer das nicht gemacht hat, hat sich gegen den Leistungssport entschieden. Wir hatten einen Auftrag. Um den zu erfüllen, war es gang und gäbe zu dopen.“ Er habe aber „mit jedem Athleten auch über das Risiko gesprochen. Das ist etwas anderes, als wenn man Athleten Mittel gibt und die nichts davon wissen.“
Die Blanko-Rezepte

Diese Erfahrung machte auch die Leichtathletin Claudia Lepping. Im Jahr 1987 wechselte die damals 19-Jährige von ihrem Heimatverein in Marl nach Hamm. Sie wollte lernen von den schnellen Konkurrentinnen und deren Trainern. Rasch erkannte Lepping das „Erfolgsgeheimnis“ der Hammer Trainingsgruppe: „Die Blanko-Rezepte hingen offen an der Pinnwand, die Kulturbeutel waren voll mit Medikamenten“, sagt sie.

„In der Gruppe haben alle offen über Doping gesprochen. Die Trainer haben sich über die Nebenwirkungen der Steroide sogar noch lustig gemacht.“ Lepping lehnte Doping ab und wandte sich mit einem Brief an den DLV: In Hamm wird gedopt, bitte tut etwas dagegen. Die Antwort, so Lepping, sei knapp und deutlich gewesen: „Liebe Claudia, meines Erachtens liegt hier ein Missverständnis vor. Mit sportlichen Grüßen, dein Leistungssportdirektor.“

Auch die aktuelle Studie zur deutschen Dopingvergangenheit belegt, dass die Ereignisse in Hamm keine Ausnahme waren. Was es im Westen nicht gab: flächendeckendes, vom Staat organisiertes Doping, auch waren Minderjährige offenbar nur in Einzelfällen Opfer. Dies unterscheidet das West-Doping vom sogenannten „Staatsplan 14.25“ in der ehemaligen DDR.

Bei den gebürtigen Gladbeckern Kinzels gab es dagegen eher ein Art „Familiendoping“: Jahrelang verabreichte Hans-Jörg seiner damaligen Gattin, der erfolgreichen 400-Meter-Läuferin und EM-Zweiten Gisela Kinzel, männliche Hormone. Ob er bereut? Hans-Jörg Kinzel zögert. „Ich bereue das, weil ich ohne diesen Bruch sicherlich einen erfolgreicheren Weg als Trainer hätte einschlagen können. Das Doping belastet meine Karriere auch heute noch.“

Seine Karriere. Mehr als ein Jahrzehnt hat er nicht im Sport gearbeitet, seit 2005 aber arbeitete der geständige Kinzel wieder als Kinder- und Jugendtrainer in Baden-Württemberg. Vor einigen Jahren hat er sogar eine Trainerfortbildung für den Württembergischen Leichtathletik-Verband gegeben. Kinzel pocht auf seine zweite Chance. Er hat gestanden, er habe gereut, heute nennt er Doping „den falschen Weg“. Kinzel aber beklagt die Scheinheiligkeit von ehemaligen West-Dopern und Verbandsfunktionären.

Hans-Jörg Kinzel nennt keine Namen.

Sein Kollege aus Hammer Zeiten hat es da besser getroffen. Jochen Spilker, vom Hammer Amtsgericht im Urteil von 1994 als Kopf des Doping-Zirkels erkannt, der „mit Fortsetzungsvorsatz“ gehandelt habe, war später Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband und wirkte im Leistungszentrum Dortmund.
Kritik ohne Wirkung

Spilkers Karriere zumindest geriet nie ins Stocken. Seit Mitte der 90er Jahre ist der renommierte Rechtsanwalt nun schon Vizepräsident des Thüringer Landessportbundes (LSB). Auf Anfragen dieser Zeitung reagierte Spilker nicht. Der Verband sagt, Spilker habe als Vizepräsident Recht mit dem Leistungssport nichts zu tun. Zudem habe er sich öffentlich erklärt.

„Herr Spilker hatte sich von Beginn unserer Zusammenarbeit kritisch und offen zu seiner Vergangenheit bekannt“, sagte jüngst der frühere DDR-Hochsprungrekordler und jetzige LSB-Geschäftsführer Rolf Beilschmidt. Nicht jedem gefällt dieser Umgang mit einer heiklen Personalie, die schon lange schwelt. Bereits 2007 etwa hatte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die Besetzung scharf kritisiert: „Wer wie im Falle von Herrn Spilker als Trainer Doping zugelassen oder gar gefördert hat, ist für Spitzenpositionen im Sport untragbar und darf auch niemals mehr die Obhut über Kinder und Jugendliche bekommen.“

Passiert aber ist in der autonomen Welt der Sportfunktionäre – nichts.

Es ist lange her. Und doch so nahe. Das spürt auch Claudia Lepping, die immer wieder auf ihre Erfahrungen in Hamm angesprochen wird: „Ich komme mir dann vor, wie die Oma, die vom Krieg erzählt.“ ...".
quelle:waz

" ... Mehr als Einzelfälle: Doping in Westdeutschland am Beispiel Hamm

Vor gut zwei Jahrzehnten rannte der SC Eintracht Hamm von Rekord zu Rekord – dank Doping. Das Beispiel zeigt, wie der Betrug in Westdeutschland jahrzehntelang funktionierte.

(Original-Dokumente gibt es am Ende des Textes)

Hamm, Ende der Achtziger Jahre: Zwei Trainer füttern sechs Frauen jahrelang mit männlichen Hormonen. Der Deutsche Leichtathletik Verband weiß davon, lässt aber geschehen. Heute arbeiten beide Täter wieder im Sport. Öffentlich entschuldigt haben sie sich bis heute nicht.

Der SC Eintracht Hamm war jahrelang einer der erfolgreichsten Vereine im deutschen Frauensprint. Die Superzeiten, darunter ein Hallenweltrekord, waren das Ergebnis von Stromba und Anavar, vermännlichenden Steroiden. Das Amtsgericht Hamm verurteilte die beiden Trainer Jochen Spilker und Hans-Jörg Kinzel 1994 zu Geldstrafen. Wen das Gericht nicht bestrafte: Ärzte, Funktionäre und Politiker. Dabei war Doping in Westdeutschland jahrzehntelang vom System gestützt.

Damals galt das Hammer Modell Vielen als Einzelfall. Heute ist klar: Es ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Doping auch westlich der Mauer jahrzehntelang von Verband und Regierung toleriert, ja sogar finanziell gefördert wurde. Das haben Wissenschaftler aus Münster und Berlin in der Studie „Doping in Deutschland“ herausgefunden.

Blanko-Rezepte von Armin Klümper
1987 wechselte die damals 19-Jährige Claudia Lepping von Marl nach Hamm. Sie wollte lernen von den schnellen Frauen und deren Trainern. Schnell merkte Lepping, dass die Hammer Frauen nicht wegen ihres Trainings so viele Titel holten. „Die Blanko-Rezepte von Sportarzt Armin Klümper hingen offen an der Pinnwand, die Kulturbeutel waren voll mit Medikamenten – darunter waren Anabolika“, sagt Lepping. „In der Gruppe haben alle offen über Doping gesprochen. Die Trainer haben sich über die Nebenwirkungen der Steroide sogar noch lustig gemacht.“

Lepping lehnte Doping ab und wandte sich mit einem Brief an den Deutschen Leichtathletik Verband. In Hamm wird gedopt, bitte tut was dagegen. Die Antwort war knapp und deutlich: „Liebe Claudia, m.E. liegt hier ein Missverständnis vor. Mit sportlichen Grüßen, dein Leistungssportdirektor.“

Ehemaliger Trainer klagt DLV an
Einer der beiden Hammer Trainer, Hans-Jörg Kinzel, unterstreicht Leppings Aussagen im Gespräch mit mir: „Das war 100 Prozent gedeckt, von der Verbandsführung bis ins Innenministerium. Ständig kamen die Sprüche: Wir wollen Medaillen, ihr wisst, was zu tun ist. Klar war: Macht ihr nichts, seid ihr raus.“ Jochen Spilker, Kopf des Hammer Doping-Zirkels, war später Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband.

Die aktuelle Studie zur deutschen Dopingvergangenheit belegt, dass die Ereignisse in Hamm keine Ausnahme waren. Was es im Westen nicht gab: Flächendeckendes, vom Staat organisiertes Doping. Auch waren Minderjährige offenbar nur in Einzelfällen Opfer. Das unterscheidet das West-Doping vom Staatsplan 14.25 in der DDR.

Was es jedoch gab: Breite Einigkeit, dass alles unternommen werden soll, um die Zahl der Medaillen zu steigern. Zahlreiche Zeugen berichteten den Forschern von deutlichen Ansagen aus Politik und Verbänden: Macht was ihr wollt, Hauptsache ihr lasst euch nicht erwischen. „Unsere Athleten sollen die gleichen Voraussetzungen und Bedingungen haben wie die Ostblockathleten“, soll einer der damaligen Innenminister gesagt haben.

Nutzungsorientierte Dopingforschung
An den Universitäten in Köln und Freiburg habe es sogar „nutzungsorientierte Dopingforschung“, sagt Sporthistoriker Giselher Spitzer. Gefördert wurden die Dopingstudien mit Steuergeld aus dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft, einer dem Bundesinnenministerium unterstellten Einrichtung.

„Das Ziel bestand ganz offensichtlich darin, die Anwendung der Anabolika im Leistungssport wissenschaftlich begründen zu lassen“, schreibt Spitzers Kollege Erik Eggers. Forschungen, welche die Gefahren von Steroiden belegten, wurden der Studie zufolge unterdrückt.

NOK-Chef Daume: billigende Mitwisserschaft
Die allermeisten Entscheider wussten offenbar darüber Bescheid: Nicht nur im Bundesinnenministerium und dem ihm unterstellten Bundesinstitut für Sportwissenschaft, auch bei den Verbänden. Selbst der langjährige NOK-Präsident Willi Daume hat den Forschern zufolge Interna aus der Dopingpraxis bekommen. „Das Fehlen eines Gegensteuerns Daumes werten wir als billigende Mitwisserschaft“, schreiben die Historiker.

Doping in Westdeutschland war also ganz offensichtlich mehr als eine Reihe von Einzelfällen. Es war vom System gestützt.

Die Dopingtäter des SC Eintracht Hamm sind heute wieder im Sport unterwegs. Jochen Spilker ist seit vielen Jahren Vize-Präsident des Thüringer Landessportbundes, auf Anfragen reagiert er nicht. Der Verband sagt, Spilker habe sich Anfang der Neunziger Jahre den Mitgliedern erklärt. Außerdem habe er als Vizepräsident Recht mit dem Leistungssport nichts zu tun.

Seiner eigenen Frau männliche Hormone gegeben
Hans-Jörg Kinzel gab damals seiner eigenen Frau jahrelang männliche Hormone. Seit 2005 arbeitet er wieder als Kinder- und Jugendtrainer in Baden-Württemberg. Vor einigen Jahren hat er sogar eine Trainerfortbildung für den Württembergischen Leichtathletik-Verband gegeben. Der Verband hat trotz mehrfacher Bitten keine Fragen beantwortet. Hans-Jörg Kinzel dagegen hat im Gespräch mit mir erstmals seit Jahren Stellung bezogen.

Kinzels Athletinnen waren erwachsen, er hat seine Taten gegen ein Honorar von 35.000 Mark dem Spiegel und später auch vor Gericht gestanden. Das unterscheidet ihn von den ehemaligen Trainern der DDR, die der Leichtathletik-Verband im Jahr 2009 auf viel kritisierte Weise rehabilitierte. Rund 15 Jahre lang hat Kinzel nicht im Sport gearbeitet. Doch weder war er seitdem besonders aktiv gegen Doping, noch hat er sich bei seinen ehemaligen Athletinnen entschuldigt. Man sei im Streit gegangen.

Bereut der Trainer? Eher nicht
Ob Kinzel bereut? Er zögert. „Ich bereue das, weil ich ohne diesen Bruch sicherlich einen erfolgreicheren Weg als Trainer hätte einschlagen können. Das Doping belastet meine Karriere auch heute noch.“ Seine Karriere. Kinzel beklagt die Scheinheiligkeit von ehemaligen West-Dopern und Verbandsfunktionären. Immerhin ist Doping für ihn heute „der falsche Weg“.

„Ich habe mit jedem Athleten auch über das Risiko gesprochen. Das ist etwas anderes, als wenn man Athleten Mittel gibt und die nichts davon wissen. Auch das gab es meines Wissens im Westen.“ Kinzel behauptet, seine Athletinnen hätten die Wahl gehabt. Aber er gibt zu: „Wer das nicht gemacht hat, hat sich gegen den Leistungssport entschieden. Wir hatten einen Auftrag. Um den zu erfüllen, war es gang und gäbe zu dopen.“

“Junge Frauen werden manipuliert”
Claudia Lepping sagt: „Ich glaube noch immer nicht, dass jemand das Zeug freiwillig nimmt. Junge Frauen wissen kaum etwas von den gesundheitlichen Folgen, die vertrauen ihren Trainern und werden doch nur manipuliert.“

Die einzige der damals gedopten Athletinnen, zu der ich heute noch Kontakt herstellen konnte, wollte nicht über ihre Zeit beim SC Eintracht Hamm sprechen. Überhaupt hat sich bis auf wenige Ausnahmen bis heute fast niemand zum Doping in Westdeutschland öffentlich geäußert.

Claudia Lepping wird auf ihre Erfahrungen noch immer angesprochen. „Ich komme mir vor, wie die Oma, die vom Krieg erzählt. Aber offensichtlich gibt es keine Andockstation für Sportler, die darüber sprechen wollen.“ Das will Lepping ändern. Unter dem Motto „Doping-Alarm“ soll es möglichst noch in diesem Jahr Ansprechpartner geben für Athleten, die das Schweigen brechen wollen.

——–


Die bislang zusammengetragenen Ergebnisse wurden am Mittwoch hinter verschlossenen Türen im Sportausschuss diskutiert. Sie sollen jetzt offenbar doch erst im Januar auf der Webseite des Bundesinstitutes für Sportwissenschaft öffentlich gemacht werden.

Jede Forschergruppe hat vorab eine Zusammenfassung ihrer Unterlagen erstellt. Ich weiß gar nicht, ob die offiziell irgendwo veröffentlicht wurden. Ich habe sie vor längerem mal von einem Bekannten geschickt bekommen. Hier also die recht ausführlichen, ersten Zusammenfassungen:

Bericht der Forschungsgruppe aus Berlin um Giselher Spitzer und Erik Eggers: siehe link. ...".
quelle:waz

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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Volker Zottmann » 15. November 2014, 15:51

Für mich wird immer der Unterschied bestehen bleiben, ob mir wissend oder unwissend Dopingmittel verabreicht werden.
Es ist ein Unterschied, ob ich mir freiwillig ein Bein abhacke, oder ob ich ohne nach einer Narkose aufwache.
Es ist ein Unterschied, ob ich Suizid begehe oder erschossen werde.
Es war ein Unterschied, ob ich in der BRD oder der DDR lebte!

Sport Frei! Volker [mundzu]
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon pentium » 15. November 2014, 16:05

ob mir wissend oder unwissend Dopingmittel verabreicht werden...

Sicher als Kind oder Jugendlicher Sportler kann man schon unwissendlich Dopingmittel bekommen. Aber als Erwachsener? Irgendwann staunt man doch über seine mehr als kräftige, muskulöse Kleiderschrankfigur oder wie schnell man plötzlich laufen kann u.s.w.

mfg
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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 15. November 2014, 16:13

Volker Zottmann hat geschrieben:Für mich wird immer der Unterschied bestehen bleiben, ob mir wissend oder unwissend Dopingmittel verabreicht werden.
Es ist ein Unterschied, ob ich mir freiwillig ein Bein abhacke, oder ob ich ohne nach einer Narkose aufwache.
Es ist ein Unterschied, ob ich Suizid begehe oder erschossen werde.
Es war ein Unterschied, ob ich in der BRD oder der DDR lebte!

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@"Volker Zottmann,
“ Kinzel behauptet, seine Athletinnen hätten die Wahl gehabt. Aber er gibt zu: „Wer das nicht gemacht hat, hat sich gegen den Leistungssport entschieden. Wir hatten einen Auftrag. Um den zu erfüllen, war es gang und gäbe zu dopen.“ Er habe aber „mit jedem Athleten auch über das Risiko gesprochen. Das ist etwas anderes, als wenn man Athleten Mittel gibt und die nichts davon wissen.“

erkennst du in dieser aussage einen wirklichen unterschied?
auch ddr athleten bemerkten das sie etwas bekamen und dass alles kannst du hier auch nachlesen.

dein letzter satz war doch eher überflüssig, in diesem thema.

gruß vs [hallo]
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Volker Zottmann » 15. November 2014, 16:13

pentium hat geschrieben:ob mir wissend oder unwissend Dopingmittel verabreicht werden...

Sicher als Kind oder Jugendlicher Sportler kann man schon unwissendlich Dopingmittel bekommen. Aber als Erwachsener? Irgendwann staunt man doch über seine mehr als kräftige, muskulöse Kleiderschrankfigur oder wie schnell man plötzlich laufen kann u.s.w.

mfg
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In meinem zuvor Geschriebenen ging es nur um Kinder und Jugendliche. Wer futtert schon als Erwachsener alle Pillen ohne Fragen zu stellen?

Gruß Volker
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Volker Zottmann » 15. November 2014, 16:20

vs1400 hat geschrieben:dein letzter satz war doch eher überflüssig, in diesem thema.

gruß vs [hallo]


Hier ist noch viel mehr überflüssig! [zunge]
Volker Zottmann
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 15. November 2014, 16:23

pentium hat geschrieben:ob mir wissend oder unwissend Dopingmittel verabreicht werden...

Sicher als Kind oder Jugendlicher Sportler kann man schon unwissendlich Dopingmittel bekommen. Aber als Erwachsener? Irgendwann staunt man doch über seine mehr als kräftige, muskulöse Kleiderschrankfigur oder wie schnell man plötzlich laufen kann u.s.w.

mfg
pentium


pentium,
dass gab es jedoch hüben wie drüben und beide systeme jagten den medaillen nach, ohne rücksicht auf verluste.
hier, im thema, versuchen jedoch einige user nur den einen teil deutschlands dafür schuldig zu sprechen und dabei negieren sie sogar fakten, die ihre eigentlichen aussagen offen und klar zumindest in frage stellen, meist sogar deutlich widersprechen.

gruß vs [hallo]
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Transitfahrer » 15. November 2014, 18:52

vs1400 hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:ob mir wissend oder unwissend Dopingmittel verabreicht werden...

Sicher als Kind oder Jugendlicher Sportler kann man schon unwissendlich Dopingmittel bekommen. Aber als Erwachsener? Irgendwann staunt man doch über seine mehr als kräftige, muskulöse Kleiderschrankfigur oder wie schnell man plötzlich laufen kann u.s.w.

mfg
pentium


pentium,
dass gab es jedoch hüben wie drüben und beide systeme jagten den medaillen nach, ohne rücksicht auf verluste.
hier, im thema, versuchen jedoch einige user nur den einen teil deutschlands dafür schuldig zu sprechen und dabei negieren sie sogar fakten, die ihre eigentlichen aussagen offen und klar zumindest in frage stellen, meist sogar deutlich widersprechen.

gruß vs [hallo]


Warum wurde denn in der DDR so systematisch gedopt?
Damit sie neben den Scheidungen, Selbstmorden, Alkoholkonsum und Agentendichte auch im Sport Weltspitze sein wollten.
Und ja, in der BRD wurde (wird) auch gedopt. Wie übrigens auch im rest der Welt.
Hier mal Auszüge aus einem Interview:

" Giselher Spitzer ist Mitautor der Studie "Dopinggeschichte in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation".
Herr Spitzer, gab es Ihrer Studie zufolge in der BRD systematisches Doping?

Giselher Spitzer: Wir sprechen nicht von "systematischem Doping", sondern von "systemischem Doping". Das heißt von einem Zusammenwirken von staatlich finanzierter Dopingforschung und der sich daraus ergebenden Möglichkeit, dieses Wissen anzuwenden. Den Begriff "systematisches Doping" haben wir nicht gebraucht. Dazu müsste auch weiter geforscht werden, um genau festlegen zu können, wann wie viele Sportler gedopt waren.

Was ist in der Praxis der Unterschied?

Letztlich lag in der Bundesrepublik die Entscheidungsfreiheit bei den Athleten und Athletinnen. Es gab die Möglichkeit, Doping abzulehnen. Aber – das muss man ganz klar sagen – es wurde ein indirekter Druck auf die Sportler und Sportlerinnen ausgeübt. Sinngemäß haben zahlreiche Trainer gesagt: "Nimm das oder jenes – sonst hast du keine Chance!" Dazu haben wir auch zahlreiche Zeitzeugen-Aussagen und gewichten diese in der Studie auch.


Gleichzeitig wurden aber Steuergelder für die Forschung mit Dopingmitteln eingesetzt.

Das ist das Wesentliche an unserer Studie. Wir haben herausgefunden, in welcher Weise an Dopingmitteln geforscht wurde und wo die Übergänge von der Forschung an Dopingmitteln und ihrer Anwendung im Sport lagen. Doping im Westen ist aber nicht mit dem Doping-System in der DDR zu vergleichen, weil hier der direkte Dopingzwang fehlte.

Auf der anderen Seite haben wir feststellen können, dass nach Gründung des BISp 1970 schnell Forschungsergebnisse über die Gesundheitsgefährdung beispielsweise von Anabolika vorgelegt wurden. Diese negative Seite der Forschungen mit Steroiden wurde vom BISp aber nicht angemessen kommuniziert.

Das heißt, dass die gesundheitsgefährdende Wirkung von Dopingmitteln ganz gezielt verschwiegen wurde?

Meiner Überzeugung nach: Ja - das geben die wenigen erhaltenen Akten her. Die Entscheidungsträger, beispielsweise aus der Sport–Pädagogik, sind nicht adäquat über die Risiken und Nebenwirkungen von Doping informiert worden. Genau da wurde ethisch verwerflich gehandelt. Übrigens ging das BISp dieser Spur, also Gesundheitsgefahren, offensichtlich nicht mehr weiter nach.


Blau ist die Gemeinsamkeit im Doping BRD-DDR. Was im übrigen auch mehr als verwerflich zu betrachten ist-
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 15. November 2014, 23:17

@ Transitfahrer,
Transitfahrer hat geschrieben:
vs1400 hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:ob mir wissend oder unwissend Dopingmittel verabreicht werden...

Sicher als Kind oder Jugendlicher Sportler kann man schon unwissendlich Dopingmittel bekommen. Aber als Erwachsener? Irgendwann staunt man doch über seine mehr als kräftige, muskulöse Kleiderschrankfigur oder wie schnell man plötzlich laufen kann u.s.w.

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pentium,
dass gab es jedoch hüben wie drüben und beide systeme jagten den medaillen nach, ohne rücksicht auf verluste.
hier, im thema, versuchen jedoch einige user nur den einen teil deutschlands dafür schuldig zu sprechen und dabei negieren sie sogar fakten, die ihre eigentlichen aussagen offen und klar zumindest in frage stellen, meist sogar deutlich widersprechen.

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Warum wurde denn in der DDR so systematisch gedopt?
Damit sie neben den Scheidungen, Selbstmorden, Alkoholkonsum und Agentendichte auch im Sport Weltspitze sein wollten.


man wollte wohl eher international beachtung finden, ist nur ne vermutung meinerseits und keinesfalls ne offizielle aussage.
das man mit derartigen leistungen massen begeistern kann, ist z.b. bei jeder fußball- wm erkennbar. da schwimmen massen mit, nur des events wegen und mit null ahnung von diesem sport.

was deinen blau markierten text betrifft, genau darauf kommt es doch an. da waren die einen nicht besser wie die anderen.
der eine teil wurde geöffnet und einsehbar gemacht,
der zweite sucht jedoch leider noch nach ner finanzierung.

gruß vs [hallo]
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Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon Interessierter » 4. Dezember 2014, 07:41

Da Doping nicht nur das Problem einer einzigen Nation ist, stelle ich den Bericht über Rußland auch in diesen Thread ein.

ARD-Dokumentation: Doping-Nation Russland

Ein ARD-Film legt beeindruckende Belege für flächendeckendes Doping in Russland vor. Athleten brechen das Schweigekartell in Politik, Medizin und Sport. Die Frage, ob andere Länder ähnlich handeln, lässt der Film allerdings offen.

Epo-Spritzen aus der Apotheke, die per Bringdienst bis an die Haustür geliefert werden, überführte Athleten, die sich ihren Olympia-Start mit Geld erkaufen, auffällige Blutproben, die vertuscht werden - was die ARD in ihrer Dokumentation "Geheimsache Doping" am Mittwochabend offenlegt, findet selbst der Generaldirektor der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, David Howman, "schockierend". ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt hat über Monate Belege für flächendeckenden Leistungsmissbrauch im Spitzensport zusammengetragen.

Genauer gesagt: im russischen Spitzensport. Und das ist Stärke und Schwäche des Films gleichermaßen. Auf der einen Seite ist es äußerst bemerkenswert, was Seppelt an Indizien, Kronzeugen und Dokumenten für ein systematisches Dopingsystem in Russland gesammelt hat. Auf der anderen Seite bleibt am Ende das Gefühl: Das Böse im Sport ist russisch. Was ganz gut in die aktuelle Zeitstimmung passt. Und im Westen das wohlige Gefühl zurücklässt, hier seien die Guten. So wie früher.

Als besonderen Coup präsentiert Seppelt die Weltklasse-Marathonläuferin Lilja Schobuchova, die vor der Kamera erzählt, wie sie jahrelang trotz erhöhter Blutwerte durch alle Kontrollen geschleust wurde - und was sie im Gegenzug dafür zahlen musste. Damit sie bei den Olympischen Spielen in London an den Start gehen durfte, hat sie insgesamt 200.000 Dollar zahlen müssen. Dafür wurden ihre positiven Dopingbefunde vertuscht. Als sie nachträglich dann doch noch gesperrt wurde, nachdem sie als Favoritin in London keine Medaille gewinnen konnte, packte sie gegenüber der ARD aus.

"Sie füttern eine Sportlerin mit Doping. Und wenn sie erwischt wird, dann schmeißen sie sie weg und wählen eine nächste aus."

Der Film ist eine einzige Anklage gegen das Dopingsystem Russland, und wer ihn gesehen hat, traut Erfolgen dieser Sportler nicht mehr über den Weg. Oder wie Seppelt es formuliert: "Siegerlisten sind oft nur Protokolle des Betrugs." Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi belegte Russland am Ende im Medaillenspiegel Platz eins.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.spiegel.de/sport/sonst/ard-z ... 06401.html

Das Doping in unterschiedlichen Nuancen weltweit stattfindet, sollte nicht unerwähnt bleiben.

" Der Interessierte "
Interessierter
 

Re: Studie "Doping in Deutschland"

Beitragvon vs1400 » 4. Dezember 2014, 08:25

thema bleibt doch hoffentlich "Doping in Deutschland" ... [denken]

gruß vs [hallo]
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