Waren es doch die Sowjets?
Unbeantwortete Fragen und Zweifel gab es schon gleich nach dem Mord genug.
So wollten etliche Beobachter nicht an die sogenannte „Theorie der magischen Kugel“ glauben. Nach offizieller Darstellung wurde Kennedy von einem Geschoss getroffen, das seinen Hals durchschlug, an der Kehle austrat und anschließend den mit ihm im offenen Wagen sitzenden Gouverneur von Texas, John Connally, verletzte. Das kommt vielen sehr unglaubwürdig vor.
Auch Untersuchungsergebnisse, die Oswald zum einzigen Täter erklärten, wurden hinterfragt. Zeugen wollen mindestens einen anderen Schützen bemerkt haben, andere sprechen von noch mehr Beteiligten. Die Behörden sollen nach dem Mord die von einer Kugel getroffene Windschutzscheibe der Präsidenten-Limousine gegen eine unversehrte Scheibe ausgetauscht haben, um Beweise für Schüsse aus mehreren Richtungen aus der Welt zu schaffen.
Solche Vertuschungsversuche deuten nach Meinung von tatsächlichen oder selbst ernannten Experten für den Kennedy-Mord auf eine genau geplante Tat von Verschwörern hin. Neben Vizepräsident Johnson werden in diversen Versionen eines angeblichen Komplotts auch das kommunistische Kuba, anti-kommunistische kubanische Exilanten, die vietnamesische Regierung, die Mafia und die amerikanischen Geheimdienste als Drahtzieher genannt.
Wer war der Anrufer 25 Minuten vor dem Mord?
In den neu veröffentlichten Akten finden sich Hinweise darauf, dass auch die Sowjetunion befürchtete, mit dem Mord an Kennedy in Verbindung gebracht zu werden. Selbst mit einem US-Raketenangriff als Vergeltung wurde demnach in Moskau gerechnet.
Die Frage nach einer Verwicklung der Sowjets dürfte nun zu den Aspekten gehören, die neu aufs Tapet kommen. Unter den von Trump veröffentlichten Dokumenten ist ein Bericht des Geheimdienstes CIA vom 23. November 1963, dem Tag nach Kennedys Tod. Darin ist von einem Gespräch Oswalds mit dem sowjetischen Konsul in Mexiko-Stadt, Walerij Wladimirowitsch Kostikow, im September desselben Jahres die Rede. Kostikow wird als KGB-Agent und Spezialist für Sabotage und Attentate beschrieben.
Oswalds Reise nach Mexiko vor dem Mord ist schon länger Gegenstand heftiger Spekulationen. Holte sich der spätere Kennedy-Mörder dabei Instruktionen von Sowjets und Kubanern? Ein kubanischer Geheimdienstler soll sich lobend über Oswalds Fähigkeiten als treffsicherer Schütze geäußert haben. Eindeutige Antworten gibt es aber nach wie vor nicht.
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