Heute 22,45 Uhr ARD - Der Hannover-Komplex„Ich war bis fünf Uhr morgens da“ - Interview mit Lutz Hachmeister
Hannover-Connection: Grimme-Preisträger Lutz Hachmeister über große Politik im Krökelkeller, Netzwerke und die Wulff-Affäre. Hauptprotagonisten des Films sind Sigmar Gabriel, der Staranwalt Götz von Fromberg, Gerhard Glogowski, Dirk Roßmann, die zentralen Figuren Schröder, Wulff, Maschmeyer fehlen, wollten die nicht?Schröder hatte ich schon für meinen Film über die SPD interviewt, für „Hannover“ hat er höflich abgesagt mit der Begründung, über seine Amtsführung als Niedersächsischer Ministerpräsident sollten andere urteilen. Ich denke aber, für ihn gilt dasselbe wie für Maschmeyer: keine Lust auf irgendwelche Verbindungen zur vermuteten oder realen „Hannover-Connection“. Wulff ist ein Spezialfall: er ist einfach traumatisiert und hat seine Sicht der Dinge ja auch in einem etwas larmoyanten Buch präzisiert, wenn man das so sagen kann. Es gibt aber ausreichend Archivmaterial, an der Erzählung des Films hat das nichts geändert.
Schröder ist sicher einer der schillerndsten politischen Figuren made in Hannover, vor allem seine Beziehung zu Carsten Maschmeyer führte immer wieder zu Unmut und Spekulationen, ohne, dass es ihm irgendwie geschadet hätte. Wulff wollte offenbar in jeder Hinsicht in Schröders Fußstapfen treten und ist damit krachend gescheitert. Was unterscheidet die beiden?
Wulff trinkt gerne Bananensaft, Schröder eher nicht. Ganz unterschiedliche Typen. Schröder ist Hannover, hemdsärmelig und nach außen leutselig, Wulff ist dagegen immer ein Katholik aus Osnabrück geblieben. Sie haben aber recht: Wulff hat Schröder immer um dessen Inszenierungsqualitäten beneidet. Als Wulff anfing, mit seiner zweiten Frau glamourös zu werden, war das der Anfang seines politischen Endes.
Ist Hannover wirklich ein Hort mafiöser Strukturen und politischer Verfilzung, wie jahrelang behauptet und vermutet?Es ist alles schon sehr engmaschig dort, mit ihren 500 000 Einwohnern hat die Landeshauptstadt eine ideale Größe für ein parteienübergreifendes Netzwerk aus Politik, Kultur und Sport. Es gibt ein Underdog-Bewusstsein. Hannover war jahrzehntelang außerhalb des überregionalen medialen Fokus, von der Messe und dem Fußballclub mal abgesehen. Mit Schröder, Wulff, Maschmeyer und den Hells Angels sind die Hannoveraner dann medial so entdeckt worden wie ein Indianerstamm im Amazonasgebiet. Aber natürlich ist Hannover nicht Marseille oder Neapel. Und das Rotlichtviertel am Steintor ist sehr klein.
Sie waren ja neulich selbst in Götz von Frombergs legendären Krökelkeller eingeladen, in dem angeblich die große Politik gemacht wurde, was Fromberg selbst bestreitet. Wie ist es denn da nun wirklich?Ganz lustig, ich war bis fünf Uhr morgens da. Man trifft Otto Rehagel, Peter Veltins, Bodo Hombach, Peter Hartz, nur Männer in der Liga. Und Klaus Meine natürlich. Es gibt Mett, Würstchen und Kartoffelsalat. Ich komme ja aus Ostwestfalen, nahe an der niedersächsischen Grenze, und hab mich da ganz heimisch gefühlt.
http://www.tagesspiegel.de/medien/der-h ... 27816.htmlÜber diese " Hannover Connection " spricht man schon ewig in Hannover; teils wütend, empört oder witzelnd. Daher werde ich mir den Film heute Abend unbedingt ansehen.