von Nordlicht » 17. Mai 2010, 20:48
Heute, MDR 22:50 Uhr:
"Solo Sunny" Spielfilm DDR 1979
Um als Sängerin auf der Bühne zu stehen, hängt Ingrid Sommer ihre Arbeit in der Fabrik an den Nagel. Als Sängerin "Sunny" tingelt sie von nun an mit den "Tornados" durch die Lande. Mit pfiffigen und zuweilen auch groben Mitteln setzt sie sich gegen moralische Verdächtigungen zur Wehr und gegen die Gefahr, in einer Männerwelt des Unterhaltungsbetriebes zum "Wanderpokal" zu werden. Vormachen und vorschreiben lässt sich Sunny nichts, auch nicht, mit wem sie schläft. Sunny sucht nach menschlicher Wärme und einer Bindung. Doch Harry, ein Taxiunternehmer, der sie verehrt, ist nicht der richtige Partner, den sie braucht. Sunny verliebt sich in Ralph, einen ziemlich kaputten Philosophen und Amateurmusiker. Doch Sunny hat kein Glück, nicht im Showgeschäft, nicht mit Ralph. Dessen halbherzige Erwiderung ihrer Gefühle reicht ihr nicht, und bei den "Tornados" hat sie ihren Platz einer anderen, die bereit war, "alles" zu geben, frei machen müssen. Als auch ein Soloauftritt in einer Bar ihr nicht weiterhilft, ist Sunny am Ende. Eine Krise, die ihr noch einmal Kraft für einen neuen Anlauf gibt: ICH bin Sunny!
"Ich komme auf die Annonce wegen der Sängerin. Ich würde es gern machen. Ich schlafe mit jedem, wenn es mir Spaß macht. Ich nenne einen Eckenpinkler einen Eckenpinkler. Ich bin die, die bei den 'Tornados' rausgeflogen ist. Ich heiße Sunny." Diese einstudierten Worte, mit denen sich Sunny in einem Berliner Hinterhof einer neuen Band vorstellt, und die zugleich der Schluss des Films sind, schocken damals in der DDR. Regisseur Konrad Wolf (es wurde sein letzter Film) und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase hatten Sunny als Individualistin mit radikalen Ansprüchen porträtiert, das gab es selten in DEFA-Filmen und wurde heftig diskutiert. Aber "Solo Sunny" und Renate Krößner in der Titelrolle gewannen ihr Publikum. "Renate Krößner, seit mehreren Jahren hoffnungsvolles Talent, hat sich ganz nach vorn gespielt. Wache Intelligenz, Aufrichtigkeit, Naivität, Verletzbarkeit und ein Hauch vom Kellerkind der Berliner Hinterhöfe machen ihre Sunny zu jener Persönlichkeit, von der die Filmheldin träumt", schreibt die "Filmeule" Renate Holland-Moritz anerkennend zur Premiere Anfang 1980. Einen Monat später - zur Berlinale - gewinnt der Film den Filmkritikerpreis und Renate Krößner den Silbernen Bären als beste Darstellerin. Doch trotz dieser Erfolge bekommt sie in den folgenden Jahren in der DDR nur wenige Rollen angeboten, eine der größten Rollen ist die resolute Else im TV-Fünfteiler "Verflucht und geliebt". 1983 stellt sie einen Ausreiseantrag, 1985 darf sie gehen. In der Bundesrepublik arbeitet sie neben Gastspielen an verschiedenen Theatern bis Anfang der 90er-Jahre ausschließlich fürs Fernsehen. Bekannt wird sie durch die Rolle der Anja in "Liebling Kreuzberg" und Tatort-Auftritte, 1992 erhält sie für ihre Darstellung der Kneipenwirtin Uschi Klamm in Adolf Winkelmanns Fußballdrama "Nordkurve" den Bundesfilmpreis, 1997 folgt der Adolf-Grimme-Preis für ihre Theres Spitzer in der Fernsehserie "Bruder Esel". Zu ihren neueren Filmen gehören u.a. "Alles auf Zucker" (2004) von Dani Levy und Friedemann Fromms "Jenseits der Mauer" (2009). Heute wird Renate Krößner 65 - das MDR FERNSEHEN gratuliert mit "Solo Sunny".
(Quelle: MDR.de)
Viele Grüße von der Ostseeküste
Du watt Du wullt, de Lüd schnackt doch.