Ferdinand von Schirach

Sender, Sendungen, eben allgemeine TV und Radio Themen

Ferdinand von Schirach

Beitragvon Beethoven » 4. Januar 2021, 08:18

Lange angekündigt und auf mehreren Sender gleichzeitig zu sehen, ein Film mit interessanter Fragestellung.

Dürfen die Ermittler physische Gewalt gegen einen Kindesentführer anwenden, um das Kind zu finden?

Ich habe mir den Film angeschaut und bin der Meinung, dass man sich die Sicht des Anwaltes ( 2. Teil - sehr gut dargestellt von Brandauer) hätte sparen können.

Ein durch Folter erpresstes Geständnis ist vor Gericht nichts wert. Das weiß man seit dem Mittelalter.
Aber in diesem Falle diente es der Rettung eines 12-jährigen Mädchens, welches dann, ungewollt vom Täter (Rauchvergiftung), doch verstarb.

Der Film wurde vorab drei unterschiedlichen Personengruppen gezeigt.
- Polizeibeamten,
- Juristen und
- Eltern.

Sie sollten ihre Meinung dazu auf Zetteln darstellen.

Die moralische Bewertung ist wohl bei allen Zuschauern klar zum Ausdruck gekommen, selbst bei den befragten Eltern.
Gesetz ist Gesetz. Insofern gibt es daran nichts zu rütteln.

Die Meinung der Polizisten zum Verhalten des ermittelnden Kriminalbeamten wurde sehr unterschiedlich bewertet, was aufhorchen lässt.

Bei den Polizeibeamten waren die Antworten - darf man physische Gewalt anwenden um ein Kind zu finden? - ziemlich ausgeglichen mit "ja und nein".
Bei den Juristen waren 77 % dagegen und nur 23 % dafür.
Genau das Gegenteil war bei den befragten Eltern der Fall. Für mich verständlich, wenn es um das eigene Kind ginge.

Der Kindesentführer wurde frei gesprochen. Auch deshalb, weil es keinerlei andere Beweise für seine Schuld gab.
Lediglich dass er die Adresse des Versteckes preis gab, nach oder während des Waterboarding´s durch den Kriminalbeamten, zeigte dem Zuschauer, dass dort der Richtige auf der Anklagebank saß. Aber dieses Geständnis war zur Verurteilung untauglich.
Der Kriminalbeamte hat es zu weit getrieben, das steht außer Frage. Aber wenn er das Mädchen dadurch gerettet hätte, hätte man ihm Abbitte geleistet, könnte ich mir vorstellen.

Interessant auch die Argumentation des Kriminalbeamten.

Ein Bankräuber, der einer Geisel die Pistole an den Kopf hält und droht die Geisel und weitere Geiseln zu töten, darf durch einen finalen Rettungsschuss getötet werden. Das lässt das Gesetz zu.
Einem Kindesentführer darf man jedoch kein Haar krümmen, obwohl nicht klar ist, in welchem Zustand sich das Kind im Versteck befindet.

Ich persönlich, auch wenn ich dafür "Buhrufe" ernte, ist gerade bei Kindern ein anderes Maß anzuwenden und sollte erlaubt sein, als bei jedem anderen Verbrecher mit Ausnahme eines Mörders.
Problem im dargestellten Fall ist jedoch, dass es lediglich die (richtige) Vermutung des Beamten gab, dass es den Entführer vor sich hat.
Was wäre gewesen, wenn er aber den falschen Mann foltert, einen Unschuldigen?

Da gibt es bestimmt noch viel zu überlegen.

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon augenzeuge » 4. Januar 2021, 08:59

Ist der Film auf diesem Fall aufgebaut? [denken]
Dascher habe die Gewaltandrohung damit gerechtfertigt, dass er vier Tage nach der Entführung nur noch auf diese Weise eine Möglichkeit gesehen habe, das Leben des Kindes zu retten. Der Täter gab das Versteck zwar danach preis, doch war der elfjährige Jacob zu diesem Zeitpunkt längst tot.

https://www.deutschlandradio.de/prozess ... _id=198650

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon Zicke » 4. Januar 2021, 09:22

Die Frankfurter Allgemeine schrieb dazu :
SCHIRACH-FILMPROJEKT „FEINDE“:
Viele Stunden schlechtes Fernsehen
Vorausgesetzt wird mal wieder ein naiv-moralischer „Urzustand“ der Nichtjuristen im Publikum: Warum das Schirach-Projekt „Feinde“ der ARD ein bestürzender Murks ist.

Viel Wind, viel Aufwand, unterkomplex konstruierte, forcierte Gegensätzlichkeit in den Filmen, Anwalt Biegler als Star der Moraldilemma-Chose, kein weiterer Blick auf das Opfer und seine Angehörigen, das ergibt in Summe viele Stunden schlechtes Fernsehen. Kein Vergleich zu dem ausgezeichneten Spielfilm „Der Fall Jakob von Metzler“ von 2012.


https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 26605.html
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon pentium » 4. Januar 2021, 09:42

Ich verstehe den Sinn dieses Fernseh- Éreignisses, das auf allen ARD- Programmen lief wirklich nicht! Warum auf allen Programmen? Wo war der Erkenntnisgewinn gegenüber dem echten Fall J. v. M.? Das moralische Dilemma? Das die Polizei nicht foltern oder Gewalt anwenden darf? Jeder Mensch, der den Fall damals mitbekommen hat, hat darüber nachgedacht und mit Menschen diskutiert.
Jetzt wurde der Fall ganz anders dargestellt, damit der Täter nicht wirklich klagen kann, aber dann stimmt die Geschichte nicht mehr. Die Folter des Kommissars ist nicht mehr einleuchtend, etc.
Die Schwurbeleien des Ferdinands sind grauenvoll, jeder normale Mensch versteht den Sinn zwischen Recht und Gerechtigkeit und das moralische Dilemma kommt nicht raus!
OK, Mädel und Brandauer sind gut, aber die Geschichte, den Film finde ich grauenhaft. Und dafür alle ARD-Programmme blockieren? Warum? Was steckt da dahinter? Da ich beide Teile gesehen habe, kann ich auch sagen, dass ich viele Teile doppelt gesehen habe und nein, sie wurden nicht aus anderen Perpektiven gedreht, einige schon. Aber das Fernsehereignis war, wenn man den Fall kannte, eine öde und langweilige Geschichte mit 2 guten Darstellern, aber das alleine bringts auch nicht! Lest den Fall von Jacob lieber nach, da habt ihr mehr davon und versteht den bösen Komissar besser! Und nein, Folter und Gewalt war auch in dem echten Fall schlimm!
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon augenzeuge » 4. Januar 2021, 10:40

pentium hat geschrieben:Ich verstehe den Sinn dieses Fernseh- Éreignisses, das auf allen ARD- Programmen lief wirklich nicht! Warum auf allen Programmen?

Das hab ich mich auch gefragt. Wobei die 3. Programme die Reihenfolge umgedreht haben.

pentium hat geschrieben:Da ich beide Teile gesehen habe, kann ich auch sagen, dass ich viele Teile doppelt gesehen habe und nein, sie wurden nicht aus anderen Perpektiven gedreht, einige schon.


Ok, also kann ich mir den 2. Teil sparen? [denken]

Die TAZ stellt die Frage:
Was aber, wenn Schirach einfach Voyeurismus bedient, das Leid anderer zur einfachen Unterhaltung nutzt, und niemand es bemerkt?

Er selbst wird das nicht so sehen. Schirach inszeniert sich gerne als Kritiker, als einer, der nicht nur Blutgeschichten erzählt, sondern in seinen Büchern Fragen aufwirft über Moral und Schuld. Das ist richtig, Schirachs Geschichten gehen mehr in die Tiefe, zeugen von mehr Kenntnis des Rechtssystems, von einem Willen, dem Verbrechen wirklich nahezukommen, es nicht nur in grausligen Bestsellerfarben zu zeichnen. Und doch ist da ein zentrales Problem. Das Problem ist Schirachs Blick.


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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon zollo » 4. Januar 2021, 11:40

Von Schirach möchte mit seinem Drehbuch, einmal aus der Sicht des Ermittlers und ein anderes Mal aus der des Verteidigers, klar machen, wie schwer es ist Wunsch und Wirklichkeit voneinander zu trennen.
Der Ermittler will das Opfer unbeschadet wieder finden, der Täter will es aber verhindern, weil man ihm nichts nachweisen kann. Wo jegliche Verdachtsmomente fehlen, der Täter hartnäckig schweigt, erwacht der Wunsch nach einem starken Druckmittel (das hat auch die Befragung von Polizisten ergeben). Dieses Ohnmachtsgefühl eines Ermittlers erleichtert die Entscheidung Folter anzuwenden.
Das ist aber falsch. Bei welchen Verbrechen darf Folter angewandt werden? Welche Art darf angewendet werden? Wer soll darüber entscheiden?
Der so euphemistisch genannte "finale Rettungsschuss" hat seinerzeit auch eine Riesendiskussion entfacht und wird auch heute noch kritisiert.
Warum kommt es jetzt wieder dazu dieses Thema zu diskutieren? Wird da politisch etwas hoch gekocht?
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon karnak » 4. Januar 2021, 12:45

Also ich fand es eigentlich ganz interessant, hängt vielleicht mit meiner Stasi Vergangenheit zusammen. [flash] In jedem Fall besser als diese Machwerke mit völlig durchgeknallten Ermittler die eigentlich in die Psychiatrie gehören. [flash]
Der Film zeigt die Grenzen des Rechtsstaates in seiner gleichzeitigen Notwendigkeit wenn wir nicht in Teufelsküche landen wollen.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon augenzeuge » 4. Januar 2021, 14:24

karnak hat geschrieben:Also ich fand es eigentlich ganz interessant, hängt vielleicht mit meiner Stasi Vergangenheit zusammen. In jedem Fall besser als diese Machwerke mit völlig durchgeknallten Ermittler die eigentlich in die Psychiatrie gehören. [flash]
Der Film zeigt die Grenzen des Rechtsstaates in seiner gleichzeitigen Notwendigkeit wenn wir nicht in Teufelsküche landen wollen.


Ich stimme dir voll zu, bei sonst feindlich negativer Einstellung. [grins]

Eine Sache sehe ich jedoch anders. Wenn der finale Rettungsschuss erlaubt ist, um Leben zu retten, dann muss auch ein körperlicher Zwang erlaubt sein, wenn er höchstwahrscheinlich Leben retten wird. Beim Rettungsschuss ist es nicht anders.

Ich bin letztlich auch dafür, weil die körperliche Gewalt weitaus geringere Folgen als ein Rettungsschuss hat. Und ich denke, dass dies auch mit dem Rechtsstaat vereinbar sein kann, wenn es der finale Rettungsschuss ist.

Allerdings nicht, bei bloßer Vermutung wie im Film. Es muss eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit bestehen, dass es richtig ist. Diese muss unabhängig eingeschätzt werden. Eben wie beim finalen Rettungsschuss. Der ist sogar noch endgültig, ganz im Gegensatz zu......

Mir ist klar, dass das natürlich konträr gesehen wird. Das Leben eines Opfers hat eine höhere Priorität als das Leben eines Mörders. Warum nicht im Rechtsstaat? Und das alles sage ich, obwohl ich gegen die Todesstrafe bin. Wer würde denn privat anders handeln, wenn er das Leben eines anderen nach einem Überfall retten könnte?
So, jetzt wirds gleich Feuerwerk geben..... [blush]

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon Beethoven » 4. Januar 2021, 16:00

Von mir gibts da kein Feuerwerk AZ.
Im Herzen fühle ich da wie Du auch. Gerade wenn es um Kinder geht, würde ich da kein Pardon kennen.
Problem ist nur, hat man den Richtigen, den man da "auf den Bock schnallt"? Da beißt sich der Hund in den Schwanz.

Die Masse der Meinungen sind ja recht negativ zu diesem Werk. Ich fand es sehr interessant.
So unterschiedlich sind da die Ansichten.

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon karnak » 4. Januar 2021, 17:31

Das mit dem Bock würde vielleicht noch gehen, wenn man in dem Bewusstsein lebt, dass jeder irren und jeder Fehler machen kann.
Wesentlich bedenklicher, im Vergleich zum finalen Rettungsschuss, bei dem steht fest, der läuft weg, greift an, bedroht jemanden, ein beachtliches und eindeutiges Fehlverhalten liegt vor auf deren Grundlage man handeln kann. Das wäre etwas ganz anderes als über Folter ein Geständnis zu erhalten, dass am Ende nur unter Schmerzen erpresst worden sein kann ohne das ein wirkliches Fehlverhalten der Person vorliegt.
Und entweder wir wollen einen Rechtsstaat oder wir wollen ihn nicht. Wollen wir ihn hat und muß jeder das gleiche Recht auf gleiche Strafverfolgung und juristische Aburteilung haben, völlig egal was er sich hat zu Schulden kommen lassen. Emotionalität muß bei den agierenden Vertretern der Gesellschaft zwingend außen vor bleiben. Tut man das nicht landet man zwangsläufig bei Lynchjustiz und irgendwann im Mittelalter.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon augenzeuge » 4. Januar 2021, 17:41

karnak hat geschrieben:Das wäre etwas ganz anderes als über Folter ein Geständnis zu erhalten, dass am Ende nur unter Schmerzen erpresst worden sein kann ohne das ein wirkliches Fehlverhalten der Person vorliegt.


Irrtum! Es liegt vor. Und alle wissen es. Es geht nicht um ein Geständnis, was man rechtlich verwerten will oder kann, es geht um die Rettung eines oder mehrerer Menschen, die möglich erscheint. Wie beim Rettungsschuss. Lies nochmal, was ich geschrieben habe. [wink]

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon karnak » 4. Januar 2021, 18:03

Niemals kann es der richtige und rechtsstaatlich richtige Weg sein Informationen zu einer Straftat über Folter zu erlangen, die Möglichkeit, dass diese gegeben werden um der Folter zu entgehen und damit falsch sind, sind immens und es ist der Weg in die Barbarei. Ist diese Möglichkeit erst mal eröffnet gibt es kein Halten mehr, der Weg nach oben, besser nach unten ist dann offen.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon Ari@D187 » 4. Januar 2021, 19:00

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Das wäre etwas ganz anderes als über Folter ein Geständnis zu erhalten, dass am Ende nur unter Schmerzen erpresst worden sein kann ohne das ein wirkliches Fehlverhalten der Person vorliegt.


Irrtum! Es liegt vor. Und alle wissen es. Es geht nicht um ein Geständnis, was man rechtlich verwerten will oder kann, es geht um die Rettung eines oder mehrerer Menschen, die möglich erscheint. Wie beim Rettungsschuss. Lies nochmal, was ich geschrieben habe. [wink]

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon Ari@D187 » 4. Januar 2021, 19:06

augenzeuge hat geschrieben:[...]Wenn der finale Rettungsschuss erlaubt ist, um Leben zu retten, [...]

Das kam damals wohl in Reaktion auf Gladbeck. Mich würde interessieren, ob nicht der ein oder andere Beamte, welcher damals die Möglichkeit, jedoch nicht die Erlaubnis, des finalen Rettungsschusses hatte, sich bis heute mit Gewissensbissen herumplagt.

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon Volker Zottmann » 4. Januar 2021, 19:13

Den kleinen Italiener hätte man kaum retten können. Aber ein finaler Schuss, rechtzeitig verabreicht, hätte Silke Bischofs Leben gerettet. Und da fragt man schon, welches Leben zu schützen wohl wichtiger ist.
Ein bewaffneter Geiselnehmer sollte immer wissen, dass er ohne Vorwarnung ausgeknipst werden kann. Das gäbe auch den Polizisten Sicherheit.

Gruß Volker
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon steffen52 » 4. Januar 2021, 19:26

Volker Zottmann hat geschrieben:Den kleinen Italiener hätte man kaum retten können. Aber ein finaler Schuss, rechtzeitig verabreicht, hätte Silke Bischofs Leben gerettet. Und da fragt man schon, welches Leben zu schützen wohl wichtiger ist.
Ein bewaffneter Geiselnehmer sollte immer wissen, dass er ohne Vorwarnung ausgeknipst werden kann. Das gäbe auch den Polizisten Sicherheit.

Gruß Volker

Ja Volker, das wäre in anderen Ländern möglich aber nicht hier. Dafür gibt es ja genug Beispiele wo ein Polizist mit einer Waffe bedroht wird und der Polizist erschießt ihn , danach muss er noch Rede und Antwort stehen
warum er nicht auf die Beine geschossen hat und das in Sekunden wo es um Leben oder Tod des Polizisten geht. So sind hier zu Lande die Gesetze welche den Verbrecher mehr schützt als den Hüter des Staates.
Sind schon sehr eigenwillig unsere Gesetze! [frown]
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon karnak » 4. Januar 2021, 19:30

[grin] Weißt doch genau, dass Du Quatsch erzählst. Dass ist deswegen so weil wir hier nicht bei " rauchende Colts" sind. Natürlich muß bis ins kleinste Detail geklärt werden wenn ein Mensch durch einen Beamten getötet wird, mit rechtfertigen im negativen Sinn hat das erstmal überhaupt nichts zu tun.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon Ari@D187 » 4. Januar 2021, 19:46

Volker Zottmann hat geschrieben:Den kleinen Italiener hätte man kaum retten können. [...]

Nicht, in dem man während einer laufenden Geiselnahme die Freundin eines der Geiselnehmer beim Toilettengang festnimmt und dann, beim Versuch sie wieder freizulassen, die Schlüssel der Handschellen abbricht.

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon steffen52 » 4. Januar 2021, 19:48

karnak hat geschrieben:[grin] Weißt doch genau, dass Du Quatsch erzählst. Dass ist deswegen so weil wir hier nicht bei " rauchende Colts" sind. Natürlich muß bis ins kleinste Detail geklärt werden wenn ein Mensch durch einen Beamten getötet wird, mit rechtfertigen im negativen Sinn hat das erstmal überhaupt nichts zu tun.

Ja leider ist das so, karnak! Aber ob das nun das gelbe vom Ei ist, das bezweifle ich halt. Das hier nicht jeder Beamte rumballern kann wie er gerade will, das ist auch klar. Aber bei Gefahrensituationen wo es um das eigene Leben geht oder um
andere unbeteiligte Personen die in Lebensgefahr sind,
braucht man nicht so ein Palaver machen. So etwas kann man ohne großes Untersuchungskomitee erkennen. Müsstest es doch noch aus Deiner Dienstzeit in der Ex-DDR kennen, erst schießen und dann fragen!!! [laugh]
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon augenzeuge » 4. Januar 2021, 19:49

Ari@D187 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Das wäre etwas ganz anderes als über Folter ein Geständnis zu erhalten, dass am Ende nur unter Schmerzen erpresst worden sein kann ohne das ein wirkliches Fehlverhalten der Person vorliegt.


Irrtum! Es liegt vor. Und alle wissen es. Es geht nicht um ein Geständnis, was man rechtlich verwerten will oder kann, es geht um die Rettung eines oder mehrerer Menschen, die möglich erscheint. Wie beim Rettungsschuss. Lies nochmal, was ich geschrieben habe. [wink]

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Das Fehlverhalten ist bewiesen zum Zeitpunkt der Gewaltandrohung/-anwendung?

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Juristisch bewiesen nicht, aber (in meinem konstruierten Fall) dennoch so wahrscheinlich, wie derjenige, bei dem man einen finalen Rettungsschuss anwenden will, auch abdrücken wird.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon karnak » 4. Januar 2021, 20:04

steffen52 hat geschrieben:Ja leider ist das so, karnak! Aber ob das nun das gelbe vom Ei ist, das bezweifle ich halt. Das hier nicht jeder Beamte rumballern kann wie er gerade will, das ist auch klar. Aber bei Gefahrensituationen wo es um das eigene Leben geht oder um
andere unbeteiligte Personen die in Lebensgefahr sind,
braucht man nicht so ein Palaver machen. So etwas kann man ohne großes Untersuchungskomitee erkennen. Müsstest es doch noch aus Deiner Dienstzeit in der Ex-DDR kennen, erst schießen und dann fragen!!! [laugh]
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[grin] Auch da hat man großes Palaver gemacht, nur die Öffentlichkeit hat nichts davon erfahren und der Schütze wurde in nur sehr seltenen Fällen wenigstens kritisiert. Aber soll das jetzt wie in der Diktatur sein, doch wohl eher nicht. Als wird zwangsläufig ermittelt wenn ein Mensch zu Tote kommt. Man sollte sich vielleicht von dem Gedanken lösen, dass ein Ermittlungsverfahren zwangsläufig die Vorstufe einer Verurteilung sein muß, es geht dabei darum die Umstände zweifelsfrei aufzuklären, im Interesse aller Beteiligten.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon steffen52 » 4. Januar 2021, 20:10

Das mag ja alles sein, karnak. Aber wie es diesen Beamten dabei geht, das lässt Du außen vor. Also wird sich jeder Polizist erst einmal überlegen, bis es für ihn oder der bedrohten Person vielleicht zu spät ist, ob er schießt b.z.w. es lässt. [denken]
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon pentium » 4. Januar 2021, 20:23

steffen52 hat geschrieben:Das mag ja alles sein, karnak. Aber wie es diesen Beamten dabei geht, das lässt Du außen vor. Also wird sich jeder Polizist erst einmal überlegen, bis es für ihn oder der bedrohten Person vielleicht zu spät ist, ob er schießt b.z.w. es lässt. [denken]
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Gestern im Film wurde aber nicht geschossen...Aber ein durch Folter erzwungenes Geständnis kann auch nicht der alleinige Grund für eine Verurteilung sein. Wie viele Fehlurteile würde es denn dann geben, weil vermeintliche Tatverdächtige in Todesangst etwas gestehen, was sie nie gemacht haben. Insofern fand ich das Urteil gerecht. Klar ist nur, dass der Sicherheitsmann "irgendwas" mit dem Fall zu tun haben muss, aber ob er wirklich der Haupttäter oder z.B. nur ein Mitwisser ist, wissen wir nicht. Interessant fand ich auch seine Aussage zum Geständnis, die er gegenüber dem Anwalt tätigte (Teil 2): Wenn ich da alles gesagt hätte, was wirklich passiert ist, wäre es noch viel schlimmer geworden (sinngemäß). Darauf wurde im weiteren Verlauf ja leider nicht weiter eingegangen. Meiner Meinung nach wäre es jetzt Aufgabe der Ermittler nach wirklichen Beweisenzu suchen und so zu einem gerechten Urteil zu kommen, aber Intuition und ein unter massiver Gewaltanwendung erzwungenes Geständnis reichen mir nicht aus. Dass betroffene Eltern das unter Umständen in der Situation anders sehen, kann ich mir aber auch vorstellen.

Und dass man als Angeklagter nicht seine eigene Unschuld beweisen muss, finde ich auch richtig. Was soll man denn machen, wenn man z.B. zum Tatzeitpunkt einfach nur alleine Zuhause war und geschlafen hat? Wüsste nicht, wie man das beweisen soll.

...
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon augenzeuge » 4. Januar 2021, 22:13

Karnak, das ist weitgehend alles richtig. Und dennoch reicht es mir nicht. Wenn ein Leben geschützt werden kann, ist der finale Rettungsschuss erlaubt. Du weißt nicht, ob der Täter schießt, du nimmst es an.

Was ist denn hier anders? Stell Dir vor, du weißt, dass er es sagen kann. Aber du sollst den Tod des Opfers hinnehmen, weil du hier nur reden darfst? Wenn am Ende das Opfer tot ist, der Täter frei weil der Rechtsstaat nichts tun wollte, wieso ist das denn die letzte unverbesserbare Weisheit des Rechtsstaates, der aber dem finalen Rettungsschuss zustimmt, obwohl man auch nicht weiß, ob das Opfer vielleicht nur durch eine Schreckschusspistole bedroht wird.

Ich will darauf hinaus, dass wir nie 100%ig sicher sein können. Und deshalb darf es im Ausnahmefall kein tabu sein, körperliche Gewalt anwenden zu können, wenn mehrere Ermittler sicher sind, damit ein Leben retten zu können ohne das andere opfern zu müssen.

In anderen Rechtsstaaten ist es üblich, dass man selbst seine Unschuld beweisen muss. Und dort findet man das richtig. Das zeigt doch den Spielraum, den es gibt.

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon Ari@D187 » 4. Januar 2021, 22:48

augenzeuge hat geschrieben:Karnak, das ist weitgehend alles richtig. Und dennoch reicht es mir nicht. Wenn ein Leben geschützt werden kann, ist der finale Rettungsschuss erlaubt. Du weißt nicht, ob der Täter schießt, du nimmst es an.

Was ist denn hier anders? [...]

Äh, da ist so ziemlich alles anders. Im ersten Fall legt es der Täter förmlich darauf an, dass jeder denkt, dass seine Waffe scharf ist und er bereit ist zu schiessen. Selbst eine Schreckschußwaffe möchte ich nicht an der Schläfe haben.

Im zweiten Fall wird jemand unter Tatverdacht festgenommen, das war's. Das rechtfertigt keine Anwendung von physischer Gewalt.

augenzeuge hat geschrieben:Ich will darauf hinaus, dass wir nie 100%ig sicher sein können.[...]

"Wir" können im ersten Fall 100%-ig sicher sein, dass jemand offen das Leben eines anderen Menschen bedroht. Im zweiten Fall ist überhaupt nichts sicher, ggf. ist die festgenommene Person völlig unschuldig.

Und deshalb muss es tabu sein, körperliche Gewalt anwenden zu können, selbst wenn mehrere Ermittler sicher sind, damit ein Leben retten zu können ohne das andere opfern zu müssen.

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon augenzeuge » 5. Januar 2021, 07:37

Und deshalb muss es tabu sein, körperliche Gewalt anwenden zu können, selbst wenn mehrere Ermittler sicher sind, damit ein Leben retten zu können ohne das andere opfern zu müssen.


Das ist doch falsch. Es wird ja kein Leben geopfert wie beim Rettungsschuss. Nein, das darf nicht tabu sein. Genau aus diesem Grund

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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon karnak » 5. Januar 2021, 09:15

Am Ende ist es wahrscheinlich eine ethische Frage die man so oder so sehen kann.
Ich jedenfalls , wie wohl auch der Anwalt, die Vorstellung, dass man dann an den Polizeihochschulen im Foltern ausbilden muß, dass sich Leute hinsetzen müssen die sich was Neues ausdenken müssen, dass, um es auch professionell zu machen, ein Staatsanwalt und Arzt dabei sein sollte. Der Arzt dann entscheidet ob man noch einen Finger abschneiden könnte. Ist für mich so abartig wie die Besucherbank bei den Hinrichtungen in den USA.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon zollo » 5. Januar 2021, 12:05

Für die Befürworter eines finalen Rettungsschusses (und für die Cowboys aus Ost"amerika") gebe ich zu bedenken, dass in den zehn Jahren seit dem Bestehen dieser Möglichkeit erst fünf mal (einschl. "Ostamerika") der finale Rettungsschuss eingesetzt wurde.
Häufiger wurde der Schusswaffengebrauch zur Abwehr einer vermeintlichen oder echten Notlage angewendet.
Der Vorschlag aus dem Sachsenland auf die Beine zu schießen, um den Täter reaktionsunfähig zu machen, taugt nicht viel. Wer wurde zu einer derartigen Handlung beim Militär ausgebildet? Niemand! Immer nur zu einem Körperschuss. Ist effektiver. Die Militärspezialisten werden bestätigen können, wie schwierig es ist einen in Bewegung befindlichen Täter in den Beinen zu treffen.
Der Begriff finaler Rettungsschuss ist ein Euphemismus und besagt tatsächlich Todesschuss
Noch eins zu der Meinung unsere Gesetze schützen den Täter besser als den Beschützer (eine Meinung). Nicht die Gesetze sind manchmal schlecht gemacht, sondern die Menschen die sie anwenden, sollten sich überlegen, ob dem Verurteilten nicht besser eine mildere oder eine stärkere Strafe helfen kann und damit der Allgemeinheit.
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon Danny_1000 » 6. Januar 2021, 12:57

karnak hat geschrieben:Am Ende ist es wahrscheinlich eine ethische Frage die man so oder so sehen kann.

Es ist wohl auch eine juristische Frage.
Es wurde ja eigentlich schon alles geschrieben, was zu diesem krampfhaft wieder hochgebogenem Thema zu schreiben wäre. Mal abgesehen von der grandiosen schauspielerischen Leistung Brandauers als Anwalt hat mich das anwaltliche Plädoyer überzeugt: „…Wir legen uns selbst Grenzen auf. Es gibt keine Wahrheitsfindung um jeden Preis. Genau das zeichnet einen Rechtsstaat aus…“
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Re: Ferdinand von Schirach

Beitragvon augenzeuge » 6. Januar 2021, 15:39

Natürlich geht es nicht um Wahrheitsfindung um jeden Preis.
Es geht um Lebensrettung zu einem kalkulierten Preis.

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