Showtime Die DDR als mediales Erbe im TV

Sender, Sendungen, eben allgemeine TV und Radio Themen

Die DDR als mediales Erbe im TV

Beitragvon Interessierter » 7. Juni 2020, 08:56

Als „Gedächtnismaschine“ (Leif Kramp) prägt das Fernsehen nicht nur die Wahrnehmung und Interpretation tagesaktueller Momente, sondern auch die Erinnerungskultur einer (zuschauenden) Gesellschaft und ihre Perzeption der Historie. Dies gilt auch für Ostdeutschland und seine DDR-Vergangenheit. Doch deren fernseh-mediale Repräsentation steht seit Jahrzehnten in der Kritik. War zunächst von „Kolonisierung“ des ostdeutschen Fernsehbetriebs und einem willentlich herbeigeführten Identitätsverlust auf den Heim-Bildschirmen die Rede, wurden später überregionale Sender mit dem Vorwurf konfrontiert, Ostdeutschland in ihren Programmen vernachlässigt zu haben. Dieser Tadel untermauerte die seit 1990 von verschiedenen Seiten beständig vorgetragene These, weder die gegenwärtige Befindlichkeit der Ostdeutschen noch ihre Geschichte finde ausreichend Beachtung in der Öffentlichkeit der bundesdeutschen Vereinigungsgesellschaft.

So war das Fernsehen nicht nur eine Stätte der Gedächtnisproduktion, sondern als Institution selbst ein Personalverband mit Vergangenheitsprägung, etwas, das gerade in und nach gesellschaftlichen Umbruchzeiten virulent wurde. Rückblickend offenbart sich ein hybrides, mehrdimensionales Zusammenspiel von Einflussgrößen, Zeitkonstellationen und Bildkräften. Zusammengenommen bildet es das fernseh-mediale Nachleben (oder auch Erbe) der DDR und ist in der Summe umfangreicher als bislang angenommen. Drei Zugriffe sollen dies veranschaulichen: die DDR-Zeit erstens als personelle und konzeptionelle Bezugsquelle, zweitens als individuell-journalistischer Erfahrungshorizont und drittens als Erinnerungssujet.

Ost-Personal auf Sendung

Dass bereits 1991 von einer „Kolonisierung“ des ostdeutschen Fernsehens gesprochen wurde, hing nicht nur mit dem rigiden Agieren des eingesetzten bayerischen Chef-Abwicklers Rudolf Mühlfenzl und seines westdeutschen Beraterstabs zusammen, sondern auch mit der Wahrnehmung der weiteren Personalentwicklung an der Spitze des DFF, sowie der zum 1. Januar 1992 anlaufenden Sender ORB und MDR. So wurden auf die Intendantenstühle der beiden neu gegründeten Regionalsender mit Hansjürgen Rosenbauer und Udo Reiter zwei westdeutsche Fernsehmacher gewählt. Vor allem die leitenden MDR-Posten in Leipzig wurden mit westlichen Kollegen besetzten, was die ostdeutsche Presse kritisch kommentierte. Betrachtet man jedoch die restliche Einstellungspolitik, dann wird erkennbar, dass das Gros der Beschäftigten in Redaktion und Technik aus dem Osten bzw. dem ostdeutschen Fernsehbetrieb stammte. Insofern findet man hier eine unverkennbare Kontinuitätslinie vor.

Dieses identitätsstiftende Vergangenheitsbekenntnis zum Personal fand in der Besetzung der Moderator*innen-Stellen seine Fortschreibung. Diese wurden zum Teil vom DFF übernommen, zum Teil neu rekrutiert, wobei die Neuen auch hier meist ostdeutsch sozialisiert waren. Ohnehin konnten sich in den 1990er Jahre eine ganze Reihe von Moderator*innen mit DDR-Vergangenheit auch auf Sendeplätzen der überregionalen Sender etablieren wie Carmen Nebel, Jens Riewa, Maybrit Illner, Wolfgang Lippert und andere. Dass die neue Moderatorenriege zu regionalen, bisweilen sogar nationalen Stars wurde, dafür sorgten Zeitschriften wie „Super-Illu“ oder „FF-Dabei“ mit besonderer Fokussierung auf die neuen Bundesländer. Sie verbreiteten die Konterfeis und Stargeschichten zu hunderttausenden unter den ostdeutschen Fernsehnutzer*innen. Inmitten eines zerbrechenden Gesellschaftsgefüges, vermittelten ihre Tele-Gesichter das Gefühl einer ersatzweisen Aufwertung der gebeutelten „Ostler“ und bauten eine mediale Brücke in die neue Zeit. Zwar wurde bei einer Reihe von beliebten Moderator*innen dann später eine frühere IM-Tätigkeit festgestellt, was zweifellos als belastende Erbschaft erschien. Doch galt diese Auseinandersetzung als spezifisch ostdeutsch und Teil einer „kollektiven Vergangenheitsbewältigung“, mit der die Sender nicht grundsätzlich in Frage gestellt wurden.

Der vollständige Beitrag hier:
https://zeitgeschichte-online.de/node/58194

Ostdeutsche Sender finde ich persönlich besonders interessant, da bei ihnen besonders interessante Details über das Leben in der ehemaligen DDR zu erfahren sind.
Interessierter
 

Re: Die DDR als mediales Erbe im TV

Beitragvon Interessierter » 7. Juni 2020, 18:05

Wie war das Leben in der DDR und wie wurde es im TV dargestellt?

Interessierter
 

Re: Die DDR als mediales Erbe im TV

Beitragvon augenzeuge » 7. Juni 2020, 18:46

Tolles Video!!

AZ
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Showtime Die DDR als mediales Erbe im TV

Beitragvon Interessierter » 23. Juli 2020, 10:35

Als „Gedächtnismaschine“ (Leif Kramp) prägt das Fernsehen nicht nur die Wahrnehmung und Interpretation tagesaktueller Momente, sondern auch die Erinnerungskultur einer (zuschauenden) Gesellschaft und ihre Perzeption der Historie. Dies gilt auch für Ostdeutschland und seine DDR-Vergangenheit. Doch deren fernseh-mediale Repräsentation steht seit Jahrzehnten in der Kritik. War zunächst von „Kolonisierung“ des ostdeutschen Fernsehbetriebs und einem willentlich herbeigeführten Identitätsverlust auf den Heim-Bildschirmen die Rede, wurden später überregionale Sender mit dem Vorwurf konfrontiert, Ostdeutschland in ihren Programmen vernachlässigt zu haben. Dieser Tadel untermauerte die seit 1990 von verschiedenen Seiten beständig vorgetragene These, weder die gegenwärtige Befindlichkeit der Ostdeutschen noch ihre Geschichte finde ausreichend Beachtung in der Öffentlichkeit der bundesdeutschen Vereinigungsgesellschaft.

https://zeitgeschichte-online.de/node/58194

Ob das wirklich so ist? Vielleicht hilft ja der Link bei der Meinungsfindung?
Interessierter
 


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