Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking, Reaktionen in der DDR

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking, Reaktionen in der DDR

Beitragvon Interessierter » 27. September 2016, 10:04

Die blutige Niederschlagung der chinesischen Protest- und Demokratiebewegung im Juni 1989 fiel in die Zeit, in der sich in der DDR schon die Krise des politischen Systems zuspitzte. Die Reformunwilligkeit der SED war manifest, die Fluchtbewegung steuerte auf einen Höhepunkt zu, in der Bevölkerung wurde die Unruhe immer spürbarer. Die Opposition war erstarkt. Anfang Mai hatte sie die Wahlfälschungen erfolgreich aufgedeckt. Auch in anderen kommunistischen Ländern mehrten sich die Symptome des politischen Verfalls.

Die DDR-Presse berichtete seit April 1989 verzerrt über die sich ausweitende Demokratiebewegung in China, die im Mai zu Streiks und Hungerstreiks von tausenden Studenten in Peking führte. Am 5.6.1989 kam die Nachricht von der blutigen Niederschlagung der Bewegung, die einer großen Zahl Menschen in einem Massaker das Leben kostete. Die SED-Medien verbreiteten die zynischen Mitteilungen der KPC zum Kampf gegen die bürgerliche Liberalisierung, den »konterrevolutionären Aufruhr«, und Honecker gratulierte dem neuen Parteichef Jiang Zemin.


Die SED ließ den Sieg über die »Konterrevolution« feiern. Sie übernahm die chinesische Propaganda. Demonstrativ wurde die Freundschaft mit dem kommunistischen China zelebriert. Höchste Parteifunktionäre, wie Egon Krenz, Hans Modrow und Günter Schabowski, besuchten China. Die SED, die Volkskammer, die Blockparteien und andere Hilfswillige akklamierten den Chinesen und signalisierten damit, daß sie zum Machterhalt entschlossen waren.

Die SED-Führung benutzte die Vorgänge in China, um der eigenen Bevölkerung zu drohen. Die Drohungen konnten kaum direkter sein. Margot Honecker erklärte am 13.6. auf dem IX. Pädagogischen Kongreß mit Blick auf die »feindlichen Kräfte«: »Unsere Zeit ist eine kämpferische Zeit, sie braucht eine Jugend die kämpfen kann, ...wenn nötig, mit der Waffe in der Hand.«1 Eine Formel, die auch Anfang Oktober 1989 in Leipzig wiederholt wurde.

Das neue Interesse der SED an China hatte angesichts der Krise in vielen kommunistischen Ländern vor allem innenpolitische Gründe. Der DDR gingen langsam die Freunde aus. Zu den letzten Verbündeten gehörten fast durchweg nur noch die stalinistischen Regime. Diese rückten schon in Abwehr des Reformdruckes aus Moskau zusammen. In Europa bot die Achse Bukarest–Ostberlin ein makabres Schauspiel. Auch Nordkorea wurde nun wichtig. Dorthin fuhr Egon Krenz mit einer großen Delegation zu den dort abgehaltenen Weltfestspielen. Das Massaker in Peking ereignete sich während dieses Besuches. Dort kam es auch zu Protesten westlicher Delegationen.

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Eine Haltung des SED - Regimes, die an Zynismus und Menschenverachtung nicht zu überbieten war.
Interessierter
 

Re: Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking, Reaktionen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 30. September 2016, 09:34

Interessierter hat geschrieben:Eine Haltung des SED - Regimes, die an Zynismus und Menschenverachtung nicht zu überbieten war.


Ganz wichtig dabei: Die Rolle, das Verhalten des inneren Zirkels...
Egon Krenz, Hans Modrow und Günter Schabowski.

Und Frau Honecker scheiterte wunderbar an ihrer eignen Rolle. Die Jugend, deren Erziehung sie mit größten diktatorischen Mittel vom Kindergarten an beeinflusste, war eben nicht bereit für dieses Land und deren verlogene Regierung zu kämpfen, schon gar nicht gegen ihre Freunde, Verwandten. Sie packte lieber die Koffer....

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