"Wir sind getrennt für alle Zeiten"Manfred Smolka wurde 1960 in der DDR hingerichtet. Bis heute kämpft sein Bruder um Gerechtigkeit für ihn. Vor einigen Wochen hat Roland Smolka einen Brief gefunden, der die Wahrheit ans Licht bringe, sagt er, einen Brief aus dem Jahr 1960, geschrieben von seinem Bruder Manfred aus der Haftanstalt Erfurt.
Roland Smolka ist 73 Jahre alt, sein älterer Bruder Manfred wurde nicht einmal 30. Er starb im Sommer 1960 unter einem Fallbeil in Leipzig. Hingerichtet vom SED-Regime.
Seinen Brief, der nie ankam, hatten Mitarbeiter der Staatssicherheit abgefangen. Jahrzehntelang lag er irgendwo verborgen im Stasi-Archiv, nun liegt er vor Roland Smolka auf dem Tisch.
"Ich bin zum Tode verurteilt. Beschuldigung und Begründung des Urteils sind eine einzige Lüge. Verleumdung und Verdrehung der wahren Tatsachen. Ich kann hundertfach beweisen, dass ich unschuldig bin und darf es nicht. Ich durfte keine Zeugen und kein Beweismaterial erbringen. Gegen mich wurden Zeugen ins Feld geführt, die ich noch nie gesehen habe. (...) Ich saß in einem Keller ohne Tageslicht circa 6 Monate, die Behandlung war furchtbar. Es ist vorgekommen, dass Leute gestorben sind ohne ärztliche Hilfe. Ich bitte meine Mutter und mein Kind, als Zeuge in Westdeutschland aufzutreten zur Klärung meines Falles. Ich bitte die Menschen der Bundesrepublik um Hilfe."
Wer nach Argumenten dafür sucht, dass die DDR ein Unrechtsstaat war, der kann sich den Fall Manfred Smolkas ansehen. Smolka war eigentlich ein zuverlässiger DDR-Polizist gewesen, eingesetzt an der Grenze zu Bayern. Auch der SED trat er bei, denn er glaubte an den sozialistischen Neuanfang. Aber Ende der fünfziger Jahre änderte sich etwas. Smolka bekam Befehle, mit denen er nicht einverstanden war. Am 17. Juni 1958 zum Beispiel, fünf Jahre nach dem niedergeschlagenen DDR-Volksaufstand, sollte er Bauern in Grenznähe verbieten, ihre Felder zu betreten. Smolka aber ließ sie gewähren. Und als er daher zu seinem Vorgesetzten zitiert wurde, widersprach Smolka, zog seine Uniformjacke aus und warf sie zu Boden. Die Grenzpolizei entließ ihn, kurz danach besuchte er seine Mutter und den kleinen Bruder Roland zum letzten Mal. Dann floh Smolka in die Bundesrepublik, die Mauer stand noch nicht. Seine Frau Waltraud wollte später nachkommen, mit der neun Jahre alten Tochter. "Zu dem Zeitpunkt hätte alles gut werden können", sagt Roland Smolka heute. "Wäre da nicht der Renn gewesen."
Denn Fritz Renn, ein ehemaliger Kollege Smolkas, nahm Kontakt zu dessen Frau Waltraud auf: Er, Renn, wolle fliehen, sagte er. Ob sie sich ihm nicht anschließen wolle? Auch Manfred Smolka wurde über den Plan informiert, er sollte die Flüchtenden an der grünen Grenze abholen.
Aber Renn handelte im Auftrag der Staatssicherheit. In der Nacht, in der Smolka auf Frau und Tochter zuging, um sie abzuholen, schossen ihn Stasi-Leute nieder und nahmen ihn und seine Frau fest. Weiter hier:
http://www.zeit.de/2016/10/manfred-smol ... ettansichtEinfachend erschütternd wie verbrecherisch diese Diktatur mit dem Leben ihrer Bürger umging und dann meinen noch Menschen behaupten zu müssen es sei kein Unrechtsstaat gewesen.
Schrieb doch ein User erst kürzlich, die DDR sei keine Diktatur gewesen, sondern ein sozialistische Demokratie..