Werner Stiller

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Re: Werner Stiller

Beitragvon karnak » 6. März 2015, 17:24

augenzeuge hat geschrieben:
Für mich war die deutsche Teilung ein Hauptproblem in Europa. Im Ausland hatte man sich allerdings fast daran gewöhnt. Damit konnte man so schön seine Resintements gegen den angeblichen Gegner schüren und ausleben. Künstliche Bedrohungen, Aufrüstungen, Wehrerziehung, Drangsalieren von Soldaten, Beeinflussung der Massen durch eine real nicht vorhandene Gefahr, Friedensrhetorik um von eigenen Problemen abzulenken. Konnte man nicht vieles nur mit der Problematik der Teilung erklären?
War es für dich nicht überraschend, wie schnell und vorbehaltlos sich die mühevoll politisch erzogene Jugend von ihrem Staat abwandte? Als die Mauer fiel brachen doch die ganzen Lügengebäude zusammen.

AZ

Ist ein riesen Thema und ich könnte ein Haufen zu sagen. Aber mit den Stillers und Rupps hat das dann nichts mehr zu tun.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon karnak » 6. März 2015, 17:26

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Das würde dann aber doch logisch bedeuten der Westen hat auf den Untergang der DDR hingearbeitet.


Natürlich hat er das auch. Aber er hat nicht gedacht, wie schnell es gehen würde.
AZ

[flash] Wer wusste das schon.
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Der Agent - Ein Doppelleben zwischen Stasi und BND

Beitragvon SkinnyTrucky » 10. März 2015, 00:18

Der Agent - Ein Doppelleben zwischen Stasi und BND

ARD hat geschrieben:Werner Stiller berichtet über die beruflichen und privaten Kampfschauplätze des Kalten Kriegs und gibt einen Einblick in die verborgene Welt der Stasi "Hauptverwaltung A".


Zur Doku....

08.03.2015 | 51:57 Min. | Verfügbar bis 16.03.2015 | Quelle: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK


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Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: US-Soldaten in der DDR

Beitragvon Merkur » 24. Juni 2015, 19:04

augenzeuge hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:Selbst einen Stiller hat zehn Jahre zuvor niemand zurückgeführt. Und das war ein anderes Kaliber.


Aber man hätte es getan, wenn man ihn bekommen hätte. [wink]
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Das ist Deine Theorie.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: US-Soldaten in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 24. Juni 2015, 19:09

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:Selbst einen Stiller hat zehn Jahre zuvor niemand zurückgeführt. Und das war ein anderes Kaliber.


Aber man hätte es getan, wenn man ihn bekommen hätte. [wink]
AZ


Das ist Deine Theorie.


Nee, meine nicht. Oberste Verfassungsschützer (z.B. Günther Scheicher) wussten, dass man ihn noch 1989 erschossen hätte...und ne Million war ausgesetzt. Also bitte...es gab schon Drohungen gegen kleinere Fische. Und damit hat sich das BfV noch 1988 beschäftigt.
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Re: US-Soldaten in der DDR

Beitragvon Merkur » 24. Juni 2015, 19:18

augenzeuge hat geschrieben:
Nee, meine nicht. Oberste Verfassungsschützer (z.B. Günther Scheicher) wussten, dass man ihn noch 1989 erschossen hätte...und ne Million war ausgesetzt. Also bitte...es gab schon Drohungen gegen kleinere Fische. Und damit hat sich das BfV noch 1988 beschäftigt.
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Na da hast Du aber eine Quelle ausgebuddelt. Scheicher vom hessischen LfV. [grins]
Nun mal Klartext:
Wer hat wann eine Million auf Stiller ausgesetzt und warum hat man die Möglichkeiten seiner habhaft zu werden nicht genutzt?
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Re: US-Soldaten in der DDR

Beitragvon HPA » 24. Juni 2015, 20:00

Wenn man Möglichkeiten gehabt hätte , dann hätte man sie auch genutzt um Stiller habhaft zu werden. Nur war der zu dem Zeitpunkt in den USA.

Das hat zumindestens Günter Asbeck dem BND erzählt.
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Re: US-Soldaten in der DDR

Beitragvon Merkur » 24. Juni 2015, 20:12

HPA hat geschrieben:
Das hat zumindestens Günter Asbeck dem BND erzählt.


Und das hältst Du für realistisch? Was hatte denn Asbeck für Einblicke in die innere Sicherheit des MfS, um eine solche Behauptung begründet zu tätigen?
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: US-Soldaten in der DDR

Beitragvon HPA » 24. Juni 2015, 20:34

Nun, ich denke, dass er als Direktor einer KoKo Firma mit Sicherheit tiefere Einblicke hatte als Du.

Also nicht wieder die alte Nummer mit den Quellen diskreditieren. [flash]

Und das Gesagte wurde durch Großmann nach der Wende auch indirekt bestätigt.
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Re: US-Soldaten in der DDR

Beitragvon Merkur » 24. Juni 2015, 21:01

HPA hat geschrieben:Nun, ich denke, dass er als Direktor einer KoKo Firma mit Sicherheit tiefere Einblicke hatte als Du.


Na da bin ich ja wirklich froh, dass ich im Gegensatz zu Asbeck wenigstens die Fahndungsvorgänge "Schakal" und "Borste" sowie die Maßnahmen zur Sicherung der Rückverbindungen und Kontakte bis 1989 kenne.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon HPA » 24. Juni 2015, 21:09

Nur aus ein paar verstaubten Akten, Merkur. Und wir beide wissen das, gell? [wink]

Und Danke für die Bestätigung.
HPA
 

Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 24. Juni 2015, 21:15

Ich habe hier mal die Stiller-Themen fusioniert.

@Merkur
Ich denke, ich muss dir nicht erzählen, dass Werner Stiller in der DDR vom Obersten Militärgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Und daraus ableitend ist es für mich unglaubhaft, dass man dies nie umsetzen wollte. Teske musste dran glauben, als Stiller schon Jahre weg war.

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Re: Werner Stiller

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2015, 09:58

augenzeuge hat geschrieben:
@Merkur
Ich denke, ich muss dir nicht erzählen, dass Werner Stiller in der DDR vom Obersten Militärgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Und daraus ableitend ist es für mich unglaubhaft, dass man dies nie umsetzen wollte. Teske musste dran glauben, als Stiller schon Jahre weg war.

AZ


Wenn er in den Ostblock gereist wäre, hätte man ihn sicher festgenommen, keine Frage.
Für eine geplante Rückführung gibt es keinen ernsthaften Beleg und man hätte sicher schon aus politischen Gründen einen solchen Schritt nicht getan. Es waren nicht mehr die 50er Jahre.
Interessant ist aber, dass es mehrere "Angebote" gab, ihn in die DDR zu bringen. Diese wurden vom MfS konsequent abgelehnt.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2015, 10:04

HPA hat geschrieben:Nur aus ein paar verstaubten Akten, Merkur. Und wir beide wissen das, gell? [wink]

Und Danke für die Bestätigung.


Ach HPA. Der WS und ich hatten auch einen gewichtigen gemeinsamen Bekannten in Eichwalde. Am gleichen Tisch an dem er saß, saß auch ich und habe dieses Thema mit dem Verantwortlichen im Detail diskutiert. Im Gegensatz zu Asbeck und Dir bin ich dem WS schon persönlich begegnet.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon HPA » 25. Juni 2015, 10:10

Schön fuer Dich.So hat halt jeder seine Freizeitbeschaeftigung. [grin]

Aber wie schrieb da mal jemand?: " ...es muss nicht alles stimmen was man dir erzaehlt..."

Und angesichts dieses cholerischen Gartenzwergs ganz oben an der Spitze wird es schon stimmen was da so geschrieben wurde.

Mit Humanitaet und Rechtsstaatlichkeit hat des ja bekanntlich nicht so gehabt..
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2015, 10:42

HPA hat geschrieben:Schön fuer Dich.So hat halt jeder seine Freizeitbeschaeftigung. [grin]

Aber wie schrieb da mal jemand?: " ...es muss nicht alles stimmen was man dir erzaehlt..."


Ja, manche Freizeitbeschäftigung ist in der Tat interessant und Leute lernt man kennen....
Natürlich muss nicht alles stimmen, was man erzählt. Aber im Zusammenhang mit den Akten ergibt sich dann ein ziemlich umfassendes Bild. Und dieses Bild ist für mich dann wesentlich verlässlicher als dass, was Randpersonen irgendwo aufgeschnappt haben und was dann durch den Filter eines Dienstes der Öffentlichkeit preisgegeben wird.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 25. Juni 2015, 13:27

Merkur hat geschrieben:Interessant ist aber, dass es mehrere "Angebote" gab, ihn in die DDR zu bringen. Diese wurden vom MfS konsequent abgelehnt.


Es fällt mir sehr schwer dies zu glauben. Von wem sollen diese Angebote kommen? Etwa von denen, die ihm ermöglichten, ein neues Leben zu führen?

Auch wenn es nicht mehr die 50er Jahre waren, das MfS hätte aus politischen Gründen nie auf die Festnahme Stillers verzichtet. So wenig, wie man sich einem politischen Freikauf von Strehlow noch 1989 bis zuletzt verweigerte. Davon bin ich überzeugt.

Deine Kontakte wissen genau, wie oft Mielke nach Stiller gefragt hat, und er ein Achselzucken nur erkennen konnte.

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Re: Werner Stiller

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2015, 13:50

augenzeuge hat geschrieben:
Es fällt mir sehr schwer dies zu glauben. Von wem sollen diese Angebote kommen? Etwa von denen, die ihm ermöglichten, ein neues Leben zu führen?

AZ


Nein, von sog. Selbstanbietern.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 25. Juni 2015, 18:08

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Es fällt mir sehr schwer dies zu glauben. Von wem sollen diese Angebote kommen? Etwa von denen, die ihm ermöglichten, ein neues Leben zu führen?

AZ


Nein, von sog. Selbstanbietern.


Das MfS hat mit Selbstanbietern zusammengearbeitet? Möchtegern-Kopfgeldjäger gibts überall. Vor allem wenn eine Million lockt. Aber ich denke, man war selbst so hochprofessionell, dass man gerade heikle Dinge nie in fremde Hände gab. Deshalb ist es ja so schwer, manche Nachweise zu führen, auch wenn alle Indizien jeweils dafür sprechen.... [denken]

Stiller wusste, wie stark das MfS in der BRD infiltriert war. Nicht ohne Grund hat er sich dem BND nur kurz anvertraut. Nur gut, sonst hättest du ihn womöglich nie getroffen....und wir würden heute darüber streiten, wer ihn auf dem Gewissen hat....so wie in anderen Fällen. [denken]

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Re: Werner Stiller

Beitragvon Sirius » 25. Juni 2015, 18:16

augenzeuge hat geschrieben:Stiller wusste, wie stark das MfS in der BRD infiltriert war.


Die interessante Frage ist, ob der BND und VS wusste, wie stark das MfS in der BRD infiltriert war? Das z.B. die westdeutsche Friedensbewegung vom MfS gesteuert wurde, dass es diese Gruppe Ralf Forster gab, dass RAF-Terroristen von der Stasi in der DDR in Obhut genommen wurden. Was davon wussten die West-Geheimdienste vor 1989, was kam erst durch die MfS-Archive nach 1989 ans Licht? Kann es sein, dass das die Westdienste mehr wussten, als sie heute offen zugeben, oder dass sie umgekehrt sogar weniger wussten, als man denkt?
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 25. Juni 2015, 18:24

Sirius hat geschrieben:Kann es sein, dass das die Westdienste mehr wussten, als sie heute offen zugeben, oder dass sie umgekehrt sogar weniger wussten, als man denkt?


Vielleicht hätte ich statt wissen, Stiller ahnte... schreiben sollen. Von anderen Bereichen wusste ein MfSler kaum mehr als andere. So wie Karnak nie den Namen Schalk-G. gehört hatte.

Was deine Frage betrifft, so wird sie meist aus der ideologischen Sicht des Beantworters unterschiedlich bewertet. Eins ist sicher. Geheimdienste wissen oft mehr als viele denken.
Besser für sie ist es jedoch, wenn alle denken, dass sie eher wenig wissen.... [grins] . Deshalb wird man sich beim BND kaum aufregen, wenn man ihn als ahnungslos bezüglich der DDR bezeichnet....die Wahrheit liegt sicher in der Mitte.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Merkur » 25. Juni 2015, 20:12

augenzeuge hat geschrieben:
Das MfS hat mit Selbstanbietern zusammengearbeitet?

AZ


Im Fall Stiller nicht. Ansonsten nach gründlicher Prüfung der Motivation und Ehrlichkeit schon. Einige der wichtigsten IM aus den Sicherheitsbehörden oder mit Kontakten dorthin waren Selbstanbieter (Klaus Kuron, Joachim Krause, Karl Gebauer, Alfred Spuhler u. a.).
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Dille » 25. Juni 2015, 20:57

augenzeuge hat geschrieben: Eins ist sicher. Geheimdienste wissen oft mehr als viele denken.
Besser für sie ist es jedoch, wenn alle denken, dass sie eher wenig wissen....


@Az, zum Thema Stiller kann ich wenig beitragen -- aber ich will Dir in diesem Punkt Recht geben, ich habe ja nach meiner Flucht in München auch Kontakt zu einem "Hr. Bierling" (Pullach) gehabt und auch später noch zur "Zentralstelle für Befragungswesen" in einer Villa am Friedensengel -- ich habe schwer geschluckt, was die mir alles aus meiner Arbeitsstelle in Ost- Berlin erzählen konnten. Das ging bis ins Detail mit Eigenschaften/ Angewohnheiten meiner Vorgesetzten -- das war wirklich unheimlich !
Und ja -- es paßt zwar nicht zum Ego des Schlapphuts, aber man muß sich eben auch mal als doof hinstellen lassen und im Inneren schmunzeln -- selbst als Ingenieur habe ich diese Erfahrung machen dürfen -- im Sinne der Firma. Hätte ich zugegeben, was ich wußte, hätte das möglicherweise einen Rattenschwanz an Regreß- Forderungen nach sich gezogen -- so spielt man dann lieber den Depp im "höheren Interesse".

Gruß, Dille
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Merkur » 26. Juni 2015, 07:32

augenzeuge hat geschrieben: Eins ist sicher. Geheimdienste wissen oft mehr als viele denken.
Besser für sie ist es jedoch, wenn alle denken, dass sie eher wenig wissen.... [grins] . Deshalb wird man sich beim BND kaum aufregen, wenn man ihn als ahnungslos bezüglich der DDR bezeichnet....die Wahrheit liegt sicher in der Mitte.
AZ


Sicher wissen die Dienste mehr, als sie preisgegeben. Und auch der BND hat viel über die DDR gewusst, genug Zuträger existierten ja bekanntlich. Letztlich ist viel Wissen allerdings nicht unbedingt ein Qualitätskriterium. Oft sind qualitative Details entscheidend. Und da sehe ich den springenden Punkt. Und natürlich muss sich ein Dienst auch an seinen Pannen messen lassen. Davon gab es bekanntlich reichlich.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Icke46 » 26. Juni 2015, 09:16

Dille hat geschrieben:
(...) "Zentralstelle für Befragungswesen" (...)


Nur ne kleine Korrektur: Die Läden hiessen "Hauptstelle für Befragungswesen" [wink] . Hier in Hannover war um die Ecke auch mal eine Filiale - musst doch gelegentlich mal gucken, ob die da immer noch residieren oder den Job gewechselt haben und Casting für Heidi Klums GNTM machen [flash] .

Gruss

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Re: Werner Stiller

Beitragvon Merkur » 26. Juni 2015, 18:01

Dille hat geschrieben: zum Thema Stiller kann ich wenig beitragen -- aber ich will Dir in diesem Punkt Recht geben, ich habe ja nach meiner Flucht in München auch Kontakt zu einem "Hr. Bierling" (Pullach) gehabt
Gruß, Dille


Na Dille, da warst Du doch, ohne es zu wissen, ganz nah dran am Thema Stiller.
Bierling, Klarname Josef Zeller, war der Pullacher Verbindungsführer zu Stiller. Er war ein sog. Anbahner. Was er wohl von Dir wollte? [grins]
Mensch HPA, was in den alten verstaubten Papieren so alles drinnen steht.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 26. Juni 2015, 18:06

Merkur hat geschrieben:Na Dille, da warst Du doch, ohne es zu wissen, ganz nah dran am Thema Stiller.


Nur das Stiller 8 Jahre später erst zu "Bierling" kam... [flash]
AZ
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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Merkur » 26. Juni 2015, 19:16

augenzeuge hat geschrieben:
Nur das Stiller 8 Jahre später erst zu "Bierling" kam... [flash]
AZ


Da ich die Biographien der User nicht im Kopf habe und sie mir auch relativ egal sind, wusste ich nicht, dass Dille schon acht Jahre vor Stiller die Seiten gewechselt hat.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Dille » 26. Juni 2015, 20:37

Merkur hat geschrieben:Na Dille, da warst Du doch, ohne es zu wissen, ganz nah dran am Thema Stiller.
Bierling, Klarname Josef Zeller, war der Pullacher Verbindungsführer zu Stiller. Er war ein sog. Anbahner. Was er wohl von Dir wollte? [grins]
Mensch HPA, was in den alten verstaubten Papieren so alles drinnen steht.


Na @Merkur, das kann ich Dir ziemlich genau sagen --er hat mich so alle 3 Wochen zum Essen eingeladen, "Drei Löwen" nahe Hbf. München und wir haben uns unterhalten -- natürlich auch über meinen vormaligen Betrieb (VEB Maschinelles Rechnen) mit den IBM 360/40, die es wegen des Embargos eigentlich dort gar nicht geben konnte.
Aber ich hatte nicht das Gefühl, daß ich etwas neues erzählt hätte (zu den 360/40 sowieso nicht, da gingen die Techniker aus Wien ein und aus, und sicherlich auch manch CIA- Mann), ich hatte eher das Gefühl, daß mit meinen Schilderungen nur das ohnehin vorhandene Wissen quergecheckt und verifiziert wurde.
Positiver Nebeneffekt dieses Kontakts zu Hr. "Bierling" war aber, daß Pullach in Gießen quasi die Hand über mich gehalten hat und ich von allen dort tätigen Diensten ziemlich unbehelligt blieb.
Der Kontakt zu "Bierling" dauerte max. 3 Monate (also max. 4 Treffen), danach hatte ich nie wieder (wissentlich) Kontakt zu irgendeinem Dienste- Menschen.

Aber wenn Du den Klarnamen kennst wirst Du (bzw. Deine Papiere) sicherlich auch sein besonderes Merkmal kennen, ich jedenfalls hab' es bis heute nicht vergessen ??

Gruß, Dille
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Sirius » 28. Juli 2015, 23:47

Dille hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:Na Dille, da warst Du doch, ohne es zu wissen, ganz nah dran am Thema Stiller.
Bierling, Klarname Josef Zeller, war der Pullacher Verbindungsführer zu Stiller. Er war ein sog. Anbahner. Was er wohl von Dir wollte? [grins]
Mensch HPA, was in den alten verstaubten Papieren so alles drinnen steht.


Na @Merkur, das kann ich Dir ziemlich genau sagen --er hat mich so alle 3 Wochen zum Essen eingeladen, "Drei Löwen" nahe Hbf. München und wir haben uns unterhalten -- natürlich auch über meinen vormaligen Betrieb (VEB Maschinelles Rechnen) mit den IBM 360/40, die es wegen des Embargos eigentlich dort gar nicht geben konnte.
Aber ich hatte nicht das Gefühl, daß ich etwas neues erzählt hätte (zu den 360/40 sowieso nicht, da gingen die Techniker aus Wien ein und aus, und sicherlich auch manch CIA- Mann), ich hatte eher das Gefühl, daß mit meinen Schilderungen nur das ohnehin vorhandene Wissen quergecheckt und verifiziert wurde.
Positiver Nebeneffekt dieses Kontakts zu Hr. "Bierling" war aber, daß Pullach in Gießen quasi die Hand über mich gehalten hat und ich von allen dort tätigen Diensten ziemlich unbehelligt blieb.
Der Kontakt zu "Bierling" dauerte max. 3 Monate (also max. 4 Treffen), danach hatte ich nie wieder (wissentlich) Kontakt zu irgendeinem Dienste- Menschen.

Aber wenn Du den Klarnamen kennst wirst Du (bzw. Deine Papiere) sicherlich auch sein besonderes Merkmal kennen, ich jedenfalls hab' es bis heute nicht vergessen ??

Gruß, Dille

Aufgrund des aktuellen Threads über den vorletzten Hingerichteten in der DDR - Winfried Baumann - wird man u.a. auf einen Spiegel-Artikel über Baumann aufmerksam. Baumann war Fregattenkapitän a. D. im NVA-Nachrichtendienst und wollte vom BND in die Bundesrepublik geschleust werden. Als Gegenleistung nannte Baumann zuvor dem BND die Namen von mehreren DDR-Spionen in der Bundesrepublik. In dem Spiegel-Artikel wird die Organisation und Vorbereitung der Schleusung Baumann´s beschrieben. Dabei wird auch wieder der Name dieses "Bierling" erwähnt, der an der Vorbereitung der später misslungenen Schleusung über Ungarn beteiligt war. [wink] Hier die Passage aus dem Spiegel-Artikel:

...
Die Ausreise soll dort geschehen, wo zehn Jahre später der Ostblock zerbröselt, in Ungarn. Der BND bietet als Helfer eine jener Sumpfblüten auf, die offenkundig branchenüblich sind. Horst Hering, gebürtiger Leipziger und Schnellbootkommandant im Zweiten Weltkrieg, hat sich in den frühen Jahren der Bundesrepublik am Chiemsee als freier Journalist niedergelassen.

In Wahrheit ist er IM ("Alexander") der Stasi. Gleichzeitig arbeitet das CSU-Mitglied als BND-Agent ("Sissi"). Als Vertrauter der Staatssicherheit kann er sich im Ostblock frei bewegen. Der BND benutzt den Wanderer zwischen den Welten als Kurier und Ausreisehelfer.

Der BND hat Hering schon bei der Stiller-Flucht eingesetzt. Der geschmeidige Sachse hat Stillers Freundin und deren Kind via Warschau in den Westen gelotst. Jetzt bestellt ein führender BND-Mann, der unter dem Dienstnamen "Bierling" auftritt, den Doppelagenten auf einen Parkplatz an der Theresienwiese, um ihm seinen neuen Auftrag zu erläutern.

Hering ist ein Zukurzgekommener, der für ein paar Mark seine Haut im Spionage-Alltag zu Markte trägt. Etwas bitter merkt er später an, daß der BND-Mann in einem BMW sitzt, während er die Aufgabe erläutert. Er selbst steuert kurz darauf seinen klapprigen Opel Monza über Wien nach Budapest. Immerhin haben Kinkels Leute eine Belohnung versprochen, wenn alles klappt. Der Bayernkurier wolle Hering als freien Mitarbeiter beschäftigen.

Bierling ist mit dem CSU-Organ eng verbandelt. Zuweilen tritt er, zur Tarnung, als Verleger des Blattes auf. Der Agentenführer, der schon die Stiller-Aktion geleitet hat, ist der verlängerte Arm von Franz Josef Strauß in Pullach. Er begleitet den CSU-Chef auf dessen Auslandsreisen und organisiert die Sicherheit auf CSU-Parteitagen.
....
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13680837.html
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