Werner Stiller

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 12:50

Das meinte ich: [wink]

Daneben war eine Folge meines Übertritts, dass die Staatssicherheit in den Jahren danach enorme interne Kräfte damit band, ihre eigenen Mitarbeiter zu kontrollieren.

Allein für die HVA sind lange Überwachungslisten überliefert, aus denen hervorgeht, dass man auch leitende Mitarbeiter mit Telefonüberwachung, installierter Abhörtechnik und Postkontrolle überzog. In der für Spionageabwehr zuständigen Hauptabteilung wurde dafür sogar eine neue Abteilung »Innere Sicherheit« gegründet, die HA II/ 1, intern genannt die »Hofkapelle«.

Bis dahin war für derartige Vorgänge nur die Abteilung Kader und Schulung zuständig. Die gegenseitige Skepsis führte dazu, dass man im Ministerium vorsichtiger agierte und sich mehrfach absicherte. Außerdem wurde es für das MfS deutlich schwieriger, neue Spione im Westen zu rekrutieren, da sich durch die umfangreiche Medienberichterstattung zu meinem Fall mögliche Kooperationspartner der Gefahr bewusst wurden, bei nächster Gelegenheit von einem anderen Überläufer enttarnt zu werden. Der DDR-Geheimdienst galt nicht mehr als sichere Bastion.

Bei neu angeworbenen Spionen bestand zudem die Gefahr, dass sie »auf zwei Schultern trugen«, wie es beim BND hieß, also Doppelagenten waren. Bei allen Geheimdiensten ist es so, dass man Doppelagenten dann gewinnen kann, wenn auf der anderen Seite jemand in seinem System nicht genügend anerkannt wird, dort nicht richtig vorankommt. Wenn man ihm dann in Aussicht stellt, im anderen System hochgeschätzt zu werden, womöglich sogar als Held groß rauszukommen, fällt die Werbung relativ leicht. Mit Geld dringt man dagegen selten in eine gegnerische Zentrale ein. Nach der Werbung des Doppelagenten stellt sich dann meist erst heraus, ob der Betreffende auch die erforderliche »Befähigung zur aktiven Schizophrenie« hat, wie ich das mal genannt habe.

Selbst mein ehemaliger Referatsleiter, der prinzipienfeste Oberstleutnant Christian Streubel, zum Zeitpunkt meines Übertritts stellvertretender Leiter der Abteilung XIII der HVA, geriet ins Blickfeld der Spionageabwehr, wie ich später nachlesen konnte. Man durchleuchtete nicht nur ihn, sondern die ganze Familie, einschließlich der Tochter, die gerade in Moskau studierte und dort mit Ausländern westlicher Nationen zusammenkam.


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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 13:02

Zitat Stiller:
Nach meiner Einschätzung sind Frauen für die Geheimdienstarbeit ohnehin geeigneter als Männer. Sie verfügen über eine bessere Beobachtungsgabe mit einem besonderen Blick fürs Detail, sie sind einfühlsamer und können sich leichter in die andere Seite hineindenken.


Na sowas aber auch.... [flash]

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Re: Werner Stiller

Beitragvon andr.k » 13. April 2020, 13:06

augenzeuge hat geschrieben:
andr.k hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Ich hab eben noch mal einen Blick ins Buch geworfen, es ist aus heutiger Sicht extrem viel beim MfS schief gegangen.

AZ


Aus welchem Jahr ist das Buch?


10/2010, siehe Letzteres von Zonenhasser.

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Das erste Buch erschien 1986. Das ist Dir sicherlich nicht bekannt.

Deutschsprachig:

1. Der Doppelagent: Autobiographie

2. Der Agent: Mein Leben in drei Geheimdiensten

3. Im Zentrum der Spionage

Zwei davon sind in meinem Besitz.

Und:

Beyond the Wall: Memoirs of an East and West German Spy (Intelligence and National Security Series) (Englisch)
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Re: Werner Stiller

Beitragvon HPA » 13. April 2020, 13:09

augenzeuge hat geschrieben:
andr.k hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Ich hab eben noch mal einen Blick ins Buch geworfen, es ist aus heutiger Sicht extrem viel beim MfS schief gegangen.

AZ


Aus welchem Jahr ist das Buch?


10/2010, siehe Letzteres von Zonenhasser.

AZ


Auf den Seiten 97 und ff kann man lesen warum es den stasinasen nicht gelang, Helga M. In Oberhof festzunehmen. [flash]
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 13:21

andr.k hat geschrieben:Deutschsprachig:

1. Der Doppelagent: Autobiographie

2. Der Agent: Mein Leben in drei Geheimdiensten

3. Im Zentrum der Spionage

Zwei davon sind in meinem Besitz.



Das Buch, was nach der Einsicht in die MfS Akten erschien, ist eindeutig das Interessanteste.
Da tauchen sogar Infos aus Gesprächen mit Kratsch etc. auf. Und Infos Zu Markus Wolf.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon zonenhasser » 13. April 2020, 13:25

andr.k hat geschrieben:
Das erste Buch erschien 1986. Das ist Dir sicherlich nicht bekannt.

1. Der Doppelagent: Autobiographie


Bild

War mir bekannt, habe ich nicht gelesen.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 13:28

Entscheidung gegen das System

https://www.youtube.com/watch?v=b3sPJm7IDpw

https://www.youtube.com/watch?v=3OAXOOCpMk8
Kurze Videosequenz, aber eindeutig. Er hat das System durchschaut....

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Re: Werner Stiller

Beitragvon andr.k » 13. April 2020, 13:31

augenzeuge hat geschrieben:Das Buch, was nach der Einsicht in die MfS Akten erschien, ist eindeutig das Interessanteste.
Da tauchen sogar Infos aus Gesprächen mit Kratsch etc. auf. Und Infos Zu Markus Wolf.
AZ


Sein erstes Buch (1986) musste Stiller nach Ansage vom BND korrigieren.

Das 4. Buch (englischsprachig) bekomme ich irgendwann mal aus einer Kieler Bibliothek.
Vielleicht liest Du Dein Buch noch mal ganz aufmerksam. [wink]
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 13:37

andr.k hat geschrieben:[b]Vielleicht liest Du Dein Buch noch mal ganz aufmerksam. [wink]


Ich weiß, dass er es zuerst korrigieren musste. Ist auch logisch.

Welches Kapitel, glaubst du, habe ich vielleicht falsch verstanden?

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Re: Werner Stiller

Beitragvon andr.k » 13. April 2020, 13:39

augenzeuge hat geschrieben:
andr.k hat geschrieben:[b]Vielleicht liest Du Dein Buch noch mal ganz aufmerksam. [wink]


Ich weiß, dass er es zuerst korrigieren musste. Ist auch logisch.

Welches Kapitel, glaubst du, habe ich vielleicht falsch verstanden?

AZ

Hast Du denn alle Kapitel gelesen? [wink]
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 13:44

Ja sicher, aber nicht erst jetzt. Schon länger her.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 15:31

Wie war das? Es gab keine flächendeckende Postüberwachung in der DDR? [flash]

Zitat Stiller:
Ich wusste, dass die Postkontrolle des MfS sehr professionell und flächendeckend aufgezogen war.


Was ja auch am Ende bewiesen wird.....

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Re: Werner Stiller

Beitragvon HPA » 13. April 2020, 15:37

Die haben die Briefe sogar routinemäßig beschnüffelt. Diese Schnüffler! [flash]
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 15:38

Das wird Merkur vielleicht erfreuen....er kennt diese Geschichte. Der Jäger und der Gejagte beim Cognac [grins]

Zitat Stiller:
Nach der Wende habe ich den Genossen Kratsch einige Male getroffen, und wir tauschten Berufserfahrungen aus, wobei er mir auch Details der Suche nach mir vor und nach 1979 erzählte.

Schließlich fragte ich ihn bei einem Cognac im Garten seines Hauses in einem Vorort von Berlin direkt: »Warum hast du mich denn nicht gekriegt? Du hattest mich doch schon fast. Nur ein wenig Nachdruck hat gefehlt.

« Kratsch: »Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mir von Mielke deswegen anhören musste. Ich weiß nicht, woran es letztlich lag, wir wollten nicht voreilig handeln, ganz sichergehen. Vielleicht warst du mir auch im Unterbewusstsein sympathisch, schließlich schätzte ich richtige Profis, von denen wir im MfS ja nicht so viele hatten.«

Kratsch wollte noch ein Buch schreiben, wobei ich ihn unterstützen sollte, aber dann wurde er sehr krank und starb im Mai 2006. Er war eine ehrliche, geradlinige Person und hatte an den Traum vom Sozialismus und von einer besseren Gesellschaft tatsächlich geglaubt.


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Re: Werner Stiller

Beitragvon HPA » 13. April 2020, 15:45

Na zumindestens hat er dafür gesorgt, dass der Laden ab seinem Abgang zunehmend mit sich selbst beschäftigt war. Neben der eigentlichen "Tätigkeit" . [grins]

Dafür kann man ihm nur danken.
HPA
 

Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 13. April 2020, 18:40

Kratsch und ich (Stiller) haben uns erst bei diesem Interview im Herbst 1994 (Titel: »Zwei Todfeinde an einem Tisch«) persönlich kennengelernt, waren uns aber irgendwie sympathisch und haben uns dann noch mehrfach in seinem Gartenhaus getroffen.

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Re: Werner Stiller

Beitragvon Werner Thal » 14. April 2020, 07:32

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:Na gut, dann eben auf Ost Territorium wo man faktisch im Westen war weil keine Kontrolle und damit kein Aufhalten mehr stattfand.


Stiller war sich immer noch nicht sicher, als er auf dem Bahnhof war. Er nahm absichtlich die U-Bahn, die vom Westen verwaltete wurde, im Gegensatz zur S Bahn.
Und er vermutete, dass man die U-Bahn zum Anhalten auf einem Geisterbahnhof zwingen könnte.

Als er am Folgetag nach Nürnberg flog, war er sich ebenfalls nicht sicher, ob man die Maschine nicht zur Landung zwang. [flash]

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Nein, sicher konnte er nicht sein, aber wer sollte ein Alliiertes Flugzeug zur Landung zwingen? Allenfalls die Russen!
Das geschah aber nicht!

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Re: Werner Stiller

Beitragvon Werner Thal » 14. April 2020, 07:38

augenzeuge hat geschrieben:Kratsch und ich (Stiller) haben uns erst bei diesem Interview im Herbst 1994 (Titel: »Zwei Todfeinde an einem Tisch«) persönlich kennengelernt, waren uns aber irgendwie sympathisch und haben uns dann noch mehrfach in seinem Gartenhaus getroffen.

AZ


Donnerwetter, ich hätte glatt auf F. J. Strauß getippt, aber der war ja bereits vor der Maueröffnung gestorben! [wink]

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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 14. April 2020, 16:01

andr.k hat geschrieben:Diese 3 Unterlagen besorgte er sich aus dem Panzerschrank der Sekretärin seiner Abteilung.


Hier die Fotos der Panzerschränke.

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Re: Werner Stiller

Beitragvon karnak » 14. April 2020, 16:19

Stahlblechschrank hießen die Dinger, mit Panzerschrank hatten die nichts zu tun. [flash]
Als Sicherheitsmaßnahme mit entsprechender Petschaft hat das ausgereicht, niemand ist auf den Gedanken gekommen, dass ein eigener Genosse auf die Idee kommt so ein Ding aufzuhebeln. [flash] Was sowieso nicht so einfach gewesen wäre, durch eine Gestänge in Verbindung mit der Klinke wurden die Türen noch oben und unten verriegelt.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon pentium » 14. April 2020, 16:21

karnak hat geschrieben:Stahlblechschrank hießen die Dinger, mit Panzerschrank hatten die nichts zu tun. [flash]


Richtig. Böse Zungen haben mal behauptet, zum öffnen würde ein Büchsenöffner reichen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Werner Stiller

Beitragvon zonenhasser » 14. April 2020, 16:25

Kratsch und ich (Stiller) haben uns erst bei diesem Interview im Herbst 1994 (Titel: »Zwei Todfeinde an einem Tisch«) persönlich kennengelernt, waren uns aber irgendwie sympathisch und haben uns dann noch mehrfach in seinem Gartenhaus getroffen.


Wenn man weiß wie mies Stiller mit seinen Partnerinnen umgegangen ist, kann man ihn nicht sympathisch finden.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon karnak » 14. April 2020, 16:26

Wie gerade geschrieben, durch diese oben und unten Verriegelung war das schon etwas aufwendig, zumindest ohne Schweißbrenner. [flash]
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Kumpel » 14. April 2020, 16:35

Ich dachte so eine Top Stasimann kann so einen Schrank eleganter öffnen als so brachial mit Hammer und Meißel.
Die Schlösser waren doch mit einen '' pfiffigen'' Schlüssel bestimmt auf zu bekommen.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 14. April 2020, 16:37

karnak hat geschrieben:Stahlblechschrank hießen die Dinger, mit Panzerschrank hatten die nichts zu tun. [flash]
Als Sicherheitsmaßnahme mit entsprechender Petschaft hat das ausgereicht, niemand ist auf den Gedanken gekommen, dass ein eigener Genosse auf die Idee kommt so ein Ding aufzuhebeln. Was sowieso nicht so einfach gewesen wäre, durch eine Gestänge in Verbindung mit der Klinke wurden die Türen noch oben und unten verriegelt.


Ja, natürlich Stahlblechschrank. [flash]
Und du willst mir erzählen, ein Offizier des MfS hat damit Probleme, ihn illegal zu öffnen? Den Schrank nach vorne ankippen hilft ungemein. Aber vielleicht gab es da auch Unterschiede.

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Re: Werner Stiller

Beitragvon Kumpel » 14. April 2020, 16:40

Dann noch eher mit einem Geißfuss. [flash]
Kann man einem der unverhofft rein kommt noch eine drüber ziehen.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon karnak » 14. April 2020, 16:42

Wenn man so einen hatte, kann schon sein. [flash] Aber in der guten alten DDR hat man über sowas einfach nicht wirklich nachgedacht wenn man nicht zufällig an der entsprechenden Quelle saß. Auch bei der Stasi war das so, da hatte man nicht einfach überall alles weil man es gerade braucht, schon gar nicht sowas wie einen " pfiffigen Schlüssel " [flash] Auch wenn das heute allgemeine Überzeugung geworden ist, bleibt es doch eine Legende die zur Wahrheit erhoben wurde. [flash]
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Re: Werner Stiller

Beitragvon augenzeuge » 14. April 2020, 16:45

zonenhasser hat geschrieben:
Kratsch und ich (Stiller) haben uns erst bei diesem Interview im Herbst 1994 (Titel: »Zwei Todfeinde an einem Tisch«) persönlich kennengelernt, waren uns aber irgendwie sympathisch und haben uns dann noch mehrfach in seinem Gartenhaus getroffen.


Wenn man weiß wie mies Stiller mit seinen Partnerinnen umgegangen ist, kann man ihn nicht sympathisch finden.


Das Private musste man doch ausklammern. [flash] Auch wenn es natürlich oft stimmt.
Aber eines hat er gemacht, er hat sich für Helga und deren Sohn eingesetzt, er hätte sie auch sitzen lassen können. Bis Ende 1978 hätte Stiller ganz einfach ohne Probleme den Westen erreichen können, allein. Aber das wäre ihm vermutlich zu einfach gewesen, er brauchte stets den Kick. Eigentlich hätte "so ein Typ" nie die HV A erreichen dürfen.

Was sagte Helga, als sie in den USA war, über ihn? Er konnte einem Eskimo Eiswürfel verkaufen. [grin]

Ich denke, Kratsch hat die Leistung von Stiller geschätzt. Er war etwas Besonderes, was er nicht oft in seiner Truppe hatte.

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P.S.
Von Helga hatte er sich später schnell getrennt. Sie ging ja auch in die USA, lebte aber woanders.
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Re: Werner Stiller

Beitragvon karnak » 14. April 2020, 16:49

augenzeuge hat geschrieben:
Ja, natürlich Stahlblechschrank.
Und du willst mir erzählen, ein Offizier des MfS hat damit Probleme, ihn illegal zu öffnen? Den Schrank nach vorne ankippen hilft ungemein. Aber vielleicht gab es da auch Unterschiede.

AZ

[flash] Keine Ahnung was Du meinst was so ein Studierter von der HVA für eine Ausbildung als Panzerknacker hatte.
Die Kisten waren in sich schon recht stabil, ankippen nützte da nichts. Und die Verankerungsstange oben und unten in der Tür rastete in eine innen eingeschweißte Halterung ein, so einfach wäre das auf keinen Fall gewesen und mit reichlich Lärm verbunden. Die Blechkiste hatte was von Resonanzkörper . [flash]
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Re: Werner Stiller

Beitragvon Kumpel » 14. April 2020, 16:52

Was mich bei Stiller interessieren würde ob der das ernst gemeint hat mit seiner Ablehnung dem System gegenüber , oder ob dem das eigentlich egal war.
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