Russische Besatzer nicht automatisch Feindbild

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Russische Besatzer nicht automatisch Feindbild

Beitragvon Interessierter » 18. September 2021, 08:41

Auch wenn die Menschen zum Ende des Zweiten Weltkriegs zum Teil traumatische Erfahrungen mit den vorrückenden russischen Soldaten gemacht hatten - wie umgekehrt vorher die Menschen in Russland mit Teilen der deutschen Wehrmacht: Als Besatzungsmacht wird die Sowjetunion von der Bevölkerung nicht zwingend negativ wahrgenommen. Helga Schulz etwa erinnert sich gerne an den Kontakt mit den Familien sowjetischer Soldaten in ihrer Heimatstadt Parchim: "Ich habe mit sowjetischen Kindern gespielt. Wir hatten ein gutes Verhältnis."
SED-Führung statt Gewaltenteilung.

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Helga Schulz bei ihrer Jugendweihe in Parchim 1957. Zu den Kindern der russischen Besatzer habe sie ein gutes Verhältnis gehabt.

Während die Amerikaner und Briten versuchen, das politische Leben im Westen mit demokratischen Parteien von der Gemeinde über die Länder bis zur Bundesregierung von unten nach oben aufzubauen, organisiert die Sowjetische Militäradministration den Aufbau des Staates von oben nach unten. An die Spitze der Behörden werden Kommunisten gesetzt, von denen viele während des Nationalsozialismus in Moskau im Exil gelebt hatten. Statt Parteienvielfalt gibt es die "Einheitsfront" nur nominell unabhängiger Kräfte. Und statt Gewaltenteilung steht der Führungsanspruch der Staatspartei, die als nominell oberstes Verfassungsorgan wichtiger ist als die geschriebene Verfassung oder die Volkskammer.

Das dazugehörige 24minütige Video findet man im nachstehenden Link:
https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... us100.html


Die SED träumt von der Einheit der deutschen Arbeiterklasse


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Mit einem Händedruck inszenieren Wilhelm Pieck (l.) und Otto Grotewohl die Vereinigung von KPD und SPD zur SED.

Gegründet wird die Staatspartei der DDR, die SED, am 21. April 1946 im Berliner Admiralspalast - durch die Vereinigung von KPD und SPD in der SBZ. Die Sozialdemokraten im Westen hatten sich mit großer Mehrheit dagegen ausgesprochen. Im Osten aber zieht die Sowjetische Militäradministration die Fäden. Deshalb sprechen Historiker auch von der "Zwangsvereinigung". Die Worte auf dem Vereinigungsparteitag 1946 klingen allerdings anders: "Ein alter Traum ist Wirklichkeit geworden: Die Einheit der deutschen Arbeiterklasse", so der Ost-Berliner SPD-Vorsitzende Otto Grotewohl beim historischen Handschlag mit dem KPD-Vorsitzenden Wilhelm Pieck.

Kritiker kommen schnell "ab in den Knast"


In der Realität ist die Einheitspartei damals durchaus nicht der Traum der gesamten deutschen Arbeiterklasse, wie Helmut Schulz berichtet, der selbst Arbeiter war und aus einer Arbeiterfamilie stammt: "Wenn Sie wüssten, wie sie mich wegen der Partei immer wieder geknetet haben, und ich habe nein gesagt. Mein Vater hat mir gesagt: 'Geh nie in die Partei.' Ich habe das zum Leitbild genommen." Skeptisch macht Schulz damals auch der Umgang der SED mit Kritikern: "Die den Mund aufgerissen haben, die waren ruckzuck verschwunden, ab in den Knast. Ein Arbeitskollege sagte: 'Ich musste barfuß im Winter einen Graben schaufeln.'"

Entsprechend dem stalinistischen Vorgehen in der Sowjetunion wird auch in der DDR verfolgt, wer - tatsächlich oder vermeintlich - nicht ganz linientreu ist.


https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... us100.html
Interessierter
 

Re: Russische Besatzer nicht automatisch Feindbild

Beitragvon Volker Zottmann » 18. September 2021, 10:22

Schau auf das Jahr und das Mädchen bekam noch ein Buch "Unser Deutschland" zur Jugendweihe geschenkt.
Wir bekamen Anfang der 60er Jahre "Weltall-Erde-Mensch" überreicht. Von einem einigen Deutschland schienen wir derzeit weiter als der Mond entfernt zu sein.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Russische Besatzer nicht automatisch Feindbild

Beitragvon Edelknabe » 18. September 2021, 11:02

Das hieß schlicht und klar DDR Volker, also Deutsche Demokratische Republik, als du deine Jugendweihe hattest.

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Re: Russische Besatzer nicht automatisch Feindbild

Beitragvon Volker Zottmann » 18. September 2021, 11:36

Edelknabe hat geschrieben:Das hieß schlicht und klar DDR Volker, also Deutsche Demokratische Republik, als du deine Jugendweihe hattest.

Rainer Maria

Bist Du gerade im Klugscheißermodus?
Was war denn 1957? Das war es genauso DDR!
Der Unterschied war lediglich, dass 1957 noch an ein vereintes Deutschland gedacht wurde, in den 1960ern aber gar nicht mehr.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Russische Besatzer nicht automatisch Feindbild

Beitragvon Edelknabe » 18. September 2021, 17:24

Hatten wir doch schon in einem anderen Thema Volker. Wer machte gleich in die Fuffziger den Vorschlag zur Wiedervereinigung Deutschlands? War das nicht Stalin? War wohl nix für den Westen? Zierten sich.

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Re: Russische Besatzer nicht automatisch Feindbild

Beitragvon pentium » 18. September 2021, 17:51

Edelknabe hat geschrieben:Hatten wir doch schon in einem anderen Thema Volker. Wer machte gleich in die Fuffziger den Vorschlag zur Wiedervereinigung Deutschlands? War das nicht Stalin? War wohl nix für den Westen? Zierten sich.

Rainer Maria


Was heißt hier der Westen zierte sich, meinst du ernsthaft die DDR-Führung und der große Stalin hätten sich auf ernsthafte Verhandlungen eingelassen. Alleine die Frage von Bündnissen der zukünftigen deutschen Regierung eine Festlegung der deutschen Grenzen vor dem Abschluss eines Friedensvertrags...aber wie gesagt hatten wir schon und ist hier eigentlich nicht so das Thema.
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