Auch wenn die Menschen zum Ende des Zweiten Weltkriegs zum Teil traumatische Erfahrungen mit den vorrückenden russischen Soldaten gemacht hatten - wie umgekehrt vorher die Menschen in Russland mit Teilen der deutschen Wehrmacht: Als Besatzungsmacht wird die Sowjetunion von der Bevölkerung nicht zwingend negativ wahrgenommen. Helga Schulz etwa erinnert sich gerne an den Kontakt mit den Familien sowjetischer Soldaten in ihrer Heimatstadt Parchim: "Ich habe mit sowjetischen Kindern gespielt. Wir hatten ein gutes Verhältnis."
SED-Führung statt Gewaltenteilung.
Helga Schulz bei ihrer Jugendweihe in Parchim 1957. Zu den Kindern der russischen Besatzer habe sie ein gutes Verhältnis gehabt.
Während die Amerikaner und Briten versuchen, das politische Leben im Westen mit demokratischen Parteien von der Gemeinde über die Länder bis zur Bundesregierung von unten nach oben aufzubauen, organisiert die Sowjetische Militäradministration den Aufbau des Staates von oben nach unten. An die Spitze der Behörden werden Kommunisten gesetzt, von denen viele während des Nationalsozialismus in Moskau im Exil gelebt hatten. Statt Parteienvielfalt gibt es die "Einheitsfront" nur nominell unabhängiger Kräfte. Und statt Gewaltenteilung steht der Führungsanspruch der Staatspartei, die als nominell oberstes Verfassungsorgan wichtiger ist als die geschriebene Verfassung oder die Volkskammer.
Das dazugehörige 24minütige Video findet man im nachstehenden Link:
https://www.ndr.de/geschichte/chronolog ... us100.html
Die SED träumt von der Einheit der deutschen Arbeiterklasse
Mit einem Händedruck inszenieren Wilhelm Pieck (l.) und Otto Grotewohl die Vereinigung von KPD und SPD zur SED.
Gegründet wird die Staatspartei der DDR, die SED, am 21. April 1946 im Berliner Admiralspalast - durch die Vereinigung von KPD und SPD in der SBZ. Die Sozialdemokraten im Westen hatten sich mit großer Mehrheit dagegen ausgesprochen. Im Osten aber zieht die Sowjetische Militäradministration die Fäden. Deshalb sprechen Historiker auch von der "Zwangsvereinigung". Die Worte auf dem Vereinigungsparteitag 1946 klingen allerdings anders: "Ein alter Traum ist Wirklichkeit geworden: Die Einheit der deutschen Arbeiterklasse", so der Ost-Berliner SPD-Vorsitzende Otto Grotewohl beim historischen Handschlag mit dem KPD-Vorsitzenden Wilhelm Pieck.
Kritiker kommen schnell "ab in den Knast"
In der Realität ist die Einheitspartei damals durchaus nicht der Traum der gesamten deutschen Arbeiterklasse, wie Helmut Schulz berichtet, der selbst Arbeiter war und aus einer Arbeiterfamilie stammt: "Wenn Sie wüssten, wie sie mich wegen der Partei immer wieder geknetet haben, und ich habe nein gesagt. Mein Vater hat mir gesagt: 'Geh nie in die Partei.' Ich habe das zum Leitbild genommen." Skeptisch macht Schulz damals auch der Umgang der SED mit Kritikern: "Die den Mund aufgerissen haben, die waren ruckzuck verschwunden, ab in den Knast. Ein Arbeitskollege sagte: 'Ich musste barfuß im Winter einen Graben schaufeln.'"
Entsprechend dem stalinistischen Vorgehen in der Sowjetunion wird auch in der DDR verfolgt, wer - tatsächlich oder vermeintlich - nicht ganz linientreu ist.
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