Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon manudave » 11. November 2010, 19:29

Na, wer erinnert sich noch:

Vor kurzer Zeit war der Fall in den Medien präsent, wie Bienen über Erdbeereis.

Und nun kämpt ein Forscher um sein Recht:

Die Entdeckung der Stasi-Akten von „IM Otto Bohl“ war eine Sensation: Sie entlarvten den West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras, der vor 42 Jahren den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, als SED-Mitglied und Stasi-Mitarbeiter. Der Historiker Müller-Enbergs aber kämpft nun gegen eine Abmahnung.

http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1 ... ntent.html
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon karl143 » 11. November 2010, 19:36

Der Mann hat sich sicherlich verdient gemacht. Aber man kann jetzt aus der Distanz auch schlecht beurteilen, wer hier im Recht ist. Wir sollten abwarten, wie die Sache ausgeht.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Thunderhorse » 14. November 2010, 14:31

ABV hat geschrieben:Hallo Karl! [hallo]
Es handelte sich wohl um eine rein dienstrechtliche Angelegenheit die mit Kurras und seiner Mitarbeit beim MfS, nicht viel zu tun hat. Egal welches Thema, aber ein Behördenmitarbeiter muss sich nun einmal an die Spielregeln halten!

Gruß an alle
Uwe [hallo]



Woher willste Wissen dass er sich nicht dran gehalten hat!!

Könnte ja auch sein dass sich andere mit "Blumen" schmücken wollten!!!
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Mike59 » 1. Dezember 2010, 12:26

Auch nicht uninteressant.

http://www.seiten.faz-archiv.de/faz/200 ... 94358.html

Offensichtlich alles da, es muss nur nachgesehen werden.

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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon augenzeuge » 2. November 2011, 20:05

Der frühere West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras, der vor mehr als 40 Jahren den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, muss nun doch staatliche Beihilfen zurückzahlen. Der 83-Jährige habe seine Klage jetzt nach mehr als einem Jahr zurückgenommen, teilte der Sprecher des Verwaltungsgerichts, Stephan Groscurth, mit.

Kurras war 2009 als Spitzel der DDR-Staatssicherheit enttarnt worden. Gründe für die Rücknahme nannte das Gericht nicht. Der pensionierte Polizist hatte aus der Landeskasse einstmals Eingliederungshilfen von nach heutiger Währung knapp 4500 Euro erhalten, weil er nach Kriegsende zeitweilig im sowjetischen Lager Sachsenhausen eingesperrt war.

Nachdem die Stasi-Akte von Kurras bekannt geworden war, forderte das Landesamt das Geld zurück. Nach den Akten habe Kurras wegen illegalen Waffenbesitzes in Sachsenhausen gesessen. Für kriminelle Vergehen dürfe es aber keinen Ausgleich geben, hieß es. Kurras hatte schon vor diesem Fall wegen der Kürzung von Versorgungsgeldern am Berliner Verwaltungsgericht geklagt. Im Mai 2010 entschied das Gericht zu seinen Gunsten: Demnach bekommt er wieder sein volles Ruhegehalt. Es war 2009 gekürzt worden, als die Stasi-Vergangenheit des Pensionärs aufflog. Gemäß Stasi-Unterlagen-Gesetz dürfe die Akte von Kurras nicht als Beweismittel in einem Disziplinarverfahren verwendet werden, hieß es damals.
Berliner Morgenpost

Berliner Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen Kurras ein
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt nicht mehr gegen Karl-Heinz Kurras wegen der tödlichen Schüsse auf den Studenten Benno Ohnesorg im Jahr 1967.
Das entscheidende Hindernis für die Ermittlungen habe zudem darin bestanden, dass es der Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit zwischen Maueröffnung und Wiedervereinigung möglich gewesen sei, "nahezu ihren gesamten Aktenbestand zu vernichten". Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind mittlerweile viele der Verfahrensbeteiligten verstorben oder befinden sich in einem Zustand, der eine Vernehmung beziehungsweise eine konkrete Erinnerung nicht mehr zulässt.
http://www.net-tribune.de/nt/node/71583 ... Kurras-ein
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Interessierter » 14. März 2012, 14:01

Diese interessante Schilderung der Zustände bei der Westberliner Polizei passt auch noch dazu:

Westberliner Kripo-Beamte waren ein beliebtes Spitzelziel der Stasi. Neu ausgewertete Protokolle geben nun auch überraschende Einblicke in das Leben der am Tod von Benno Ohnesorg Beteiligten. Ein Friseur lieferte erschreckende Informationen über einen rabiaten Vorgesetzten des Todesschützen Kurras. Von Michael Sontheimer und Peter Wensierski

Der komplette Artikel hier:
http://einestages.spiegel.de/static/top ... iseur.html
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Edelknabe » 14. März 2012, 20:14

Kam nicht vor kurzem ein Artikel in der FAZ oder Die Welt, das Kurras doch" der Vollstrecker"in Staates Interesse war, siehe beseitige den Aufrührer und wir decken dich, drehen es so, das es ein Zufall, ein Unfall war?
Also ich hatte mich doch nicht verlesen...oder?

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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Edelknabe » 15. März 2012, 06:20

Zu meinem gestrigen Text fällt mir noch ein:" Benno Ohnesorg und Rudi Dutschke, alles beides Rädelsführer der Studentenrevolten und alle Beide mal so erschossen bzw. angeschossen? Bißchen viel Zufall was für die damalige Zeit in der BRD?"

Warum hat man eigentlich nicht Rudi oder Ilse Langhaar erschossen? Ihr wisst natürlich nicht wer R.L oder die Ilse waren? Na das war doch Einer oder Eine von den aber tausenden jungen Demonstranten damals aus der Masse.

Rainer-Maria es ist die selten dämliche Logik...wie geschrieben,,,Bißchen viel Zufall damals
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon S51 » 15. März 2012, 23:31

Edelknabe hat geschrieben:Kam nicht vor kurzem ein Artikel in der FAZ oder Die Welt, das Kurras doch" der Vollstrecker"in Staates Interesse war, siehe beseitige den Aufrührer und wir decken dich, drehen es so, das es ein Zufall, ein Unfall war?
Also ich hatte mich doch nicht verlesen...oder?

Rainer-Maria


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(Was zu beweisen wäre...) eben das wird nicht gehen. RMR, das kannst du doch nicht machen, du tust ja beinahe so, als ob es so etwas nicht nur im Osten (da sowieso, ja, ja) geben könnte!
Manchmal gibt es eben Zufälle, hüben wie drüben, und manchmal werden zufällig passierte Dinge nachträglich noch verschleiert, vertuscht oder hingebogen damit sie so aussehen wie sie aussehen sollten. Hüben wie drüben.
Beweisen wird man es nicht können. Hier auch nicht.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Interessierter » 31. Juli 2012, 15:09

Dann gab es aber auch noch weiteres über den Herrn Kurras zu berichten.

Verrat mit Todesfolge

Bloß ein seltsamer Zufall - oder mehr? Vor seinem tödlichen Schuss auf den Studenten Benno Ohnesorg hatte der Polizist und Stasi-Agent Karl-Heinz Kurras einen Überläufer verraten, der später in bulgarischer Haft starb. Sein Name: Bernd Ohnesorge.


Das chiffrierte Fernschreiben unterrichtete Außenminister Hans-Dietrich Genscher über einen politisch relevanten Todesfall. Am frühen Morgen des 15. Dezember 1987, so meldete die Botschaft in Sofia, habe sich ein deutscher Staatsbürger in der bulgarischen Haftanstalt Stara Zagora mit brennbarer Flüssigkeit übergossen und angezündet. Der Mann, wegen Spionage für die CIA zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, schwebe in Lebensgefahr.

Zwei Tage später war der Gefangene tot. 60 Prozent seiner Haut waren zerstört, der Häftlingsanzug aus Nylon hatte sich in seinen Körper eingebrannt. Nachdem die Leiche des 43-Jährigen in einem Zinksarg nach Deutschland ausgeflogen worden war, schlossen gleich mehrere Geheimdienste ihre Akten. Der Tote war sowohl der amerikanischen CIA, dem britischen MI 6 als auch dem ostdeutschen Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gut bekannt. Er hieß Bernd Ohnesorge.

Die frappierende Ähnlichkeit zu dem Namen Benno Ohnesorg, jenem Studenten, der am 2. Juni 1967 durch eine Berliner Polizeikugel starb, mag Zufall sein. Doch eine weitere Verbindung zwischen den Todesfällen könnte jetzt, Jahrzehnte später, wieder Nachrichtendienste und Ermittler beschäftigten. Der Mann, der Ohnesorg erschoss, trägt möglicherweise auch eine Mitverantwortung für den Tod von Ohnesorge in Bulgarien. Karl-Heinz Kurras, West-Berliner Polizist und Stasi-Spion, hatte dem MfS belastendes Material gegen den Agenten geliefert, das ihm Jahre später offenbar zum Verhängnis wurde.

Mehr hier:
http://einestages.spiegel.de/static/top ... folge.html
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon augenzeuge » 31. Juli 2012, 16:53

Schade, 2 Jahre vor der Wende. Aber ein spannender Artikel, ohne Zweifel.

Man weiß ja, dass oft für den Westen arbeitende Agenten im Osten nicht selten ihr Leben ließen. Was war denn die Höchststrafe, die gegen einen Ostagenten im Westen ausgesprochen wurde und wie lange saß er sie tatsächlich nur ab?
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Transitfahrer » 31. Juli 2012, 17:51

Mich würde es auch interessieren wieviel Agenten der WP-Staaten im Westen und wieviel Agenten des Westens in WP-Staaten ums Leben gekommen sind.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon manudave » 31. Juli 2012, 18:18

Diese Zahl wird sich wohl niemals ermitteln lassen. Dafür haben Stasi und BND allein in Deutschland sicher gesorgt.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon zonenhasser » 31. Juli 2012, 20:36

@augenzeuge, ich denke, Guillaume war der hochkarätigste DDR-Spion in der BR Deutschland. Er bekam 13 Jahre und mußte 6 davon absitzen. Heinz Felfe spionierte für die Russen und bekam 14 Jahre, von denen er 6 absaß. Rainer Rupp bekam 12 Jahre, saß 7 ab.
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon augenzeuge » 31. Juli 2012, 21:00

zonenhasser hat geschrieben:@augenzeuge, ich denke, Guillaume war der hochkarätigste DDR-Spion in der BR Deutschland. Er bekam 13 Jahre und mußte 6 davon absitzen. Heinz Felfe spionierte für die Russen und bekam 14 Jahre, von denen er 6 absaß. Rainer Rupp bekam 12 Jahre, saß 7 ab.


Danke!
Ich denke, man kann eine Gesellschaft auch daran messen, wie sie mit ihren "Feinden" umgegangen ist. Dazu fällt mir folgendes Zitat ein:
„Verzeiht euren Feinden, nichts ärgert sie mehr.“
Oscar Wilde
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon SCORN » 31. Juli 2012, 21:08

augenzeuge hat geschrieben:Ich denke, man kann eine Gesellschaft auch daran messen, wie sie mit ihren "Feinden" umgegangen ist.


ich kenne es so: an der Behandlung des geschlagenen Gegners erkennt man den moralischen Zustand einer Gesellschaft!
SCORN
 

Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon augenzeuge » 31. Juli 2012, 21:19

SCORN hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Ich denke, man kann eine Gesellschaft auch daran messen, wie sie mit ihren "Feinden" umgegangen ist.


ich kenne es so: an der Behandlung des geschlagenen Gegners erkennt man den moralischen Zustand einer Gesellschaft!


Oh, dann müsstes ja mit der Moral gut laufen. Wenn ich an die schwachen Verurteilungen und großen (Rechts)möglichkeiten) der "Geschlagenen denke..... [blush]
Wenn ich so an die gängigen Strafen in der DDR denke, bin ich froh, dass es so gelaufen ist......
[angst]
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon SCORN » 1. August 2012, 05:05

augenzeuge hat geschrieben:....... bin ich froh, dass es so gelaufen ist......
[angst]
AZ


es gibt nichts was mich daran zweifeln lässt! [grins]
SCORN
 

Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon S51 » 1. August 2012, 22:35

Interessierter hat geschrieben:...Verrat mit Todesfolge
... trägt möglicherweise auch eine Mitverantwortung für den Tod von Ohnesorge in Bulgarien. Karl-Heinz Kurras, West-Berliner Polizist und Stasi-Spion, hatte dem MfS belastendes Material gegen den Agenten geliefert, das ihm Jahre später offenbar zum Verhängnis wurde.

Mehr hier:
http://einestages.spiegel.de/static/top ... folge.html


Nüchtern, es spielt weder strafrechtlich noch zivilrechtlich eine Rolle.
Das ist nun mal so.
Einmal, weil es in diesem Handwerk überall so ist oder eben war. Jedoch auch rein rechtlich. K. hat, sollten die Vorwürfe stimmen, lediglich einen Hinweis gegeben. Das ist so oder so längst verjährt.
Mal ganz abgesehen davon, dass Namen variieren und die dollsten Zufälle eben doch durchaus passieren, hat er ja seinerzeit erst nach dem Schuß gewußt, was er da angerichtet hat. Und gegen wen.
Doch war eben auch jene namensähnliche Person schlicht jemand, der bewußt in diesem heimlichen Handwerk agierte. Das Risiko kannte und einging. Seinem Leben auch durch eigene Handlung ein Ende setzte. Damit ist K. aus der Verantwortung einfach raus.
Vielleicht nicht vor den Leuten, die das anders sehen wollen aber vor der Geschichte schon und dem Richter auch.
Manchmal haben auch die Pointen einen bitteren Beigeschmack.
S51
 

Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Interessierter » 18. Februar 2015, 08:01

Polizist und Stasi-Agent: Ohnesorg-Todesschütze Karl-Heinz Kurras ist tot

Der ehemalige Polizeibeamte Karl-Heinz Kurras ist nach SPIEGEL-Informationen tot. Er erschoss am 2. Juni 1967 den Berliner Demonstranten Benno Ohnesorg. Die Tat gilt als Mitauslöser der 68er-Revolte.


Berlin - 47 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Berliner Studenten Benno Ohnesorg durch eine Polizeikugel ist dessen Todesschütze, Karl-Heinz Kurras, gestorben. Das erfuhr der SPIEGEL durch eine Anfrage beim Einwohnermeldeamt im Berliner Bezirk Spandau. Demnach starb Kurras bereits am 16. Dezember 2014, wenige Tage nach seinem 87. Geburtstag.

Kurras, geboren 1927 in Ostpreußen, lebte zuletzt in einer Plattenbauwohnung im Berliner Bezirk Spandau. Laut Informationen aus seinem Umfeld war er vor seinem Ende schwer krank und pflegebedürftig.

http://www.spiegel.de/panorama/leute/be ... 19033.html
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Interessierter » 5. Mai 2016, 17:41

Die Stasi kannte viele kleine Polizei-Geheimnisse

Doch einen Einfluss auf die West-Berliner Behörde hatte das MfS nicht. Das haben Forscher der Freien Universität herausgefunden

Bild

Er war der wichtigste, aber nur einer von ganz wenigen: Der West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras hatte als Zuträger des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit nicht seinesgleichen. Das ist eins der Ergebnisse der Studie „Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR und die West-Berliner Polizei“. Der zur Freien Universität gehörende Forschungsverbund SED-Staat hat sie im Auftrag des Polizeipräsidenten Dieter Glietsch erstellt.

Ein weiteres Ergebnis: Kein Stasi- Mann hat es bis in die höheren Ränge der West-Berliner Polizei geschafft. Das MfS kannte viele Einzelheiten, hatte aber keine manipulative Kraft.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-s ... 82660.html
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon andr.k » 5. Mai 2016, 19:18

Fünf Jahre alte Erkenntnisse... Kommt da nix neues? [muede]
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Interessierter » 27. Mai 2017, 09:02

Karl-Heinz Kurras in den Akten der Stasi
Polizist, Stasi-Informant, Todesschütze von Benno Ohnesorg

Als im Jahr 2009 die Akte des Todesschützen Karl-Heinz Kurras im Stasi-Unterlagen-Archiv recherchiert wurde, war die darin enthaltende Dokumentation seiner Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR eine kleine Sensation. Das Outing des Polizisten als Stasi-Informant gab Anlass zu Spekulationen. War der Todesschuss auf den Studenten etwa eine geplante Aktion der Stasi?

In den Akten ist das nicht dokumentiert. Stattdessen zeigt sich auch sein Führungsoffizier Eiserbeck in erster Reaktion geschockt. "Es ist zur Zeit noch schwer zu verstehen, wie dieser GM [Geheimer Mitarbeiter, gemeint Kurras] eine solche Handlung, auch wenn im Affekt oder durch Fahrlässigkeit hervorgerufen, begehen konnte, da sie doch ein Verbrechen darstellt." In unmittelbarer Reaktion entschied das MfS: "Die Verbindung zum GM wird vorläufig abgebrochen." Kurras sollte alle Unterlagen und Hinweise auf seine Tätigkeit für die Stasi vernichten.

Mit dem Todesschuss steuerte Karl-Heinz Kurras seine Agententätigkeit ins Aus, eine Tätigkeit, die zwölf Jahre zuvor begonnen hatte.

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Funkspruch zwischen Kurras und dem FO Eiserbeck. Quelle: BStU, MfS, GH, Nr. 2/70, Bd. 17, Bl. 249

http://www.bstu.bund.de/DE/Presse/Theme ... 9.1_cid344

Ein langer, lesenswerter Beitrag der Behörde mit sehr vielen interessanten Dokumenten.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Beethoven » 27. Mai 2017, 09:13

sorry, OT

Interessierter hat geschrieben:Die Stasi kannte viele kleine Polizei-Geheimnisse

Er war der wichtigste, ...


Oh Gott, ein Rechtschreibfehler. [hallo] Ich bin sprachlos. [grins]
Zuletzt geändert von Beethoven am 27. Mai 2017, 09:15, insgesamt 1-mal geändert.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon augenzeuge » 27. Mai 2017, 09:14

Faschistische Ideologie und da zieht man keine Konsequenzen? Im Gegenteil, man versucht ihn zu schützen....? [angst]

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Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Interessierter » 27. Mai 2017, 09:57

Beethoven hat geschrieben:sorry, OT

Interessierter hat geschrieben:Die Stasi kannte viele kleine Polizei-Geheimnisse

Er war der wichtigste, ...


Oh Gott, ein Rechtschreibfehler. [hallo] Ich bin sprachlos. [grins]


Beethoven, wer lesen kann und Ahnung von Rechtschreibung hat, ist klar im Vorteil. Das trifft, wie du gerade mal wieder beweist, auf dich nicht zu!

Nicht ich, sondern der Tagespiegel schrieb:

Er war der wichtigste, aber nur einer von ganz wenigen: Der West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras hatte als Zuträger des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit nicht seinesgleichen.


In Deinem Wahn mir einen Fehler nachzuweisen, solltest du einfach unaufgeregter vorgehen. Das erspart dir derartige Blamagen... [laugh]

Nun bitte weiter zum Thema.
Interessierter
 

Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Volker Zottmann » 27. Mai 2017, 10:26

[laugh]
Volker Zottmann
 

Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Beethoven » 29. Mai 2017, 15:22

Wau, wau. [flash]
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon augenzeuge » 29. Mai 2017, 15:38

Beethoven hat geschrieben:Wau, wau. [flash]

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Re: Der Fall Kurras - schon wieder vergessen?

Beitragvon Interessierter » 3. Juli 2017, 09:24

Die Akten der Sowjets über Karl-Heinz Kurras

Bild
Ein Foto des Lagers Sachsenhausen, wo Kurras einsaß.

1947 wurde Karl-Heinz Kurras von den sowjetischen Militärs in Ostdeutschland zu zehn Jahren Straflager verurteilt. Sein Verbrechen: "gegenrevolutionäre Sabotage". Doch schon 1950 kam Kurras frei und diente sich später der Stasi an. Sowjetische Akten geben jetzt neue Hinweise auf Kurras’ ideologische Entwicklung.

Möglicherweise war Karl-Heinz Kurras schon kurz nach dem Krieg Mitglied der SED. Darauf jedenfalls deuten Akten des damaligen sowjetischen Geheimdienstes MWD. Im Herbst 1949 stellte dieser Vorläufer des KGB Listen mit "kompromittierendem Material" gegen Deutsche zusammen, die in sowjetischen Speziallagern einsaßen.

Auf der "Liste Nr. 4 der von Sowjetischen Militärtribunalen verurteilten Deutschen, die freigelassen werden sollen", findet sich der Name des späteren Todesschützen unter der Nummer 976. Ergänzend ist hier vermerkt, der Gefangene sei seit 1945 Mitglied der SED gewesen.

Das war unpräzise, denn die SED entstand ja erst im April 1946 durch die Zwangsvereinigung von KPD und SPD. Daher ist der Eintrag wohl so zu verstehen, dass Kurras KPD-Mitglied war. Denn wäre er über die SPD zur SED gekommen, hätten die Geheimdienstoffiziere das wahrscheinlich als „kompromittierend“ vermerkt.

Erstmals sind jetzt auch nähere Informationen über die Haftzeit des späteren MfS-Spitzels bekannt geworden. Seine Stasi-Akte verriet nur, dass er am 9. Dezember 1946 wegen Waffenbesitzes „von den Freunden“ (die MfS-interne Bezeichnung für den sowjetischen Geheimdienst) verhaftet wurde. In sowjetischen Akten werden der 19. und der 26. Dezember als Tage der Festnahme genannt – über die Gründe für diese Diskrepanz kann man nur spekulieren.

Kurras saß dann bis Februar oder März 1950 im ehemaligen NS-Konzentrationslager Sachsenhausen. Dieses Lager hatten die Sowjets am 16. August 1945 wieder in Betrieb genommen, nur vier Monate nach der Befreiung der KZ-Häftlinge. Insgesamt saßen hier bis Anfang 1950 rund 60.000 Menschen ein.

Weiter geht es hier:
https://www.welt.de/politik/article3807 ... urras.html

Interessante Details, die mir bislang nicht bekannt waren.
Interessierter
 

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