Wie raffiniert die Methoden bei der Überwachung dabei waren, hob beispielsweise Manfred Krug (76) einmal in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" hervor. "Geahnt hatte man es vielleicht, als Künstler bespitzelt zu werden, aber von wem, wann, wo und mit welchen Methoden, das wusste man nicht." Er habe Einblick in "sieben dicke Aktenkoffer erhalten".
Das Auftrittsverbot, das für die Verbreitung regimewidriger Inhalte oft verhängt wurde, trieb damals viele Schauspieler, Regisseure und Schriftsteller zum Äußersten. Sie ließen sich als sogenannte "IM" anwerben, inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit, die teilweise Kollegen und Freunde verrieten. Viele wählten auch den Freitod.
Auch Mühe war zur damaligen Zeit unwissentlich stark in DDR-Geschäfte verstrickt. Wie 2001 durch Aktenauszüge bekannt wurde, hatte seine zweite Ehefrau, Jenny Gröllmann, zwischen 1979 und 1989 als IM für die Stasi gearbeitet.
Ulrich Mühe hatte nach der Wiedervereinigung Akteneinsicht angefordert, "weil mich dieser Staat nicht noch im Nachhinein gefangen halten sollte. Ich wollte nicht in die Situation kommen, etwas nachzutrauern, was im Grunde ganz furchtbar war", sagte er 2006 in einem Gespräch mit "Planet Interview". Er fügt an: "Ich wollte die Gelegenheit nutzen, mich von der ersten Hälfte meines Lebens zu verabschieden. Ich möchte sie nicht missen, sie gehört zu meiner Biografie".
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AZ