Zeitzeugen berichten 2

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Edelknabe » 11. März 2019, 19:22

Das muss das kleine Glück gewesen sein. Von all dem (Vortexte) völlig unbeschwert aufgewachsen zu sein, damals in dieser DDR.Gott nee bin ich heute dankbar, da muss Einer die Hand über mich gehalten haben,sozusagen beschützend.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16640
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Nov65 » 11. März 2019, 19:34

War Westfernsehen in deiner Familie verboten oder hast du von Westsendern nie was gehört? Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen- eine glückliche Kindheit. Andreas
Nov65
 
Beiträge: 4338
Registriert: 1. März 2012, 14:09
Wohnort: Plau am See in M-V

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon SkinnyTrucky » 11. März 2019, 19:46

Der alte Minenleger ist doch heute noch voll auf Linie, Andreas....wat willse maache.... [muede]


groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Edelknabe » 11. März 2019, 19:51

"Der war richtig gut" Andreas, dein Vortext. Weil, der Rainer aufgewachsen mit nem Stassfurt Patriot. Und Westfernsehen ....sinngemäß ohne Ende. Wann kam gleich nochmal" Bonanza" auf? Oder "Rauchende Colts, Mannix, Cobra übernehmen sie,und drei Dutzend andere Serien mehr?"

Rainer-Maria....und also Mara, auf der Serienlinie war ich schon von Kleinkindalter an.
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16640
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon steffen52 » 11. März 2019, 19:52

Edelknabe hat geschrieben:Das muss das kleine Glück gewesen sein. Von all dem (Vortexte) völlig unbeschwert aufgewachsen zu sein, damals in dieser DDR.Gott nee bin ich heute dankbar, da muss Einer die Hand über mich gehalten haben,sozusagen beschützend.

Rainer-Maria

Das nun als Glück zu sehen ist Deine Sichtweise, Rainer-Maria! Mit dem unbeschwert bis zu einem gewissen Alter gebe ich Dir recht! Halt nur bis zu einem gewissen Alter, danach so es
schon etwas düsterer aus!!!! [denken]
Gruß steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
Friedrich Schiller
Benutzeravatar
steffen52
 
Beiträge: 14275
Bilder: 0
Registriert: 19. Februar 2015, 21:03

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Edelknabe » 11. März 2019, 19:59

Was bitteschön steffen war denn in der DDR düster? Eventuell der Weg zwischen die Kühltürme zum frühem Morgen in Espenhain, den wir als Lehrlinge laufen mussten. Ich bin Optimist von Kleinkindalter an. Sowas wurde bewältigt und nicht anders. Wo wären wir denn heute, wenn wir damals vor noch so alltäglichen Kleinkram gar noch kapituliert hätten?

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16640
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Dr. 213 » 11. März 2019, 20:01

Völlig unbeschwert bis zur ersten :"Töpfchenrunde", ab da wurde Druck gemacht. [laugh]

Na Rainer, wie gefällt Dir das ?

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
Benutzeravatar
Dr. 213
 
Beiträge: 1728
Registriert: 17. August 2014, 13:52

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Edelknabe » 11. März 2019, 20:08

Das schrieb ich irgendwo schonmal Dok. Bei mir ging der Druck mal voll in die Unterhose, im Kindergarten. Verdammt nur, die Wasserspülung schaffte dann die baumwollne Unterhose nicht auch noch.Als Kompott kam die Erzieherin gerade rein wo alles .....schön braun überlief.

Was für ein Erlebnis. Also sowas vergisst man nicht.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16640
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon steffen52 » 11. März 2019, 20:14

Edelknabe hat geschrieben:Was bitteschön steffen war denn in der DDR düster? Eventuell der Weg zwischen die Kühltürme zum frühem Morgen in Espenhain, den wir als Lehrlinge laufen mussten. Ich bin Optimist von Kleinkindalter an. Sowas wurde bewältigt und nicht anders. Wo wären wir denn heute, wenn wir damals vor noch so alltäglichen Kleinkram gar noch kapituliert hätten?

Rainer-Maria

Das Wort düster hat nix mit Dunkelheit zu tun, sondern es ging mir um die eigene Denkweise später gegenüber dieser DDR-Regierung. Du verstehen Rainer-Maria???
Gruß steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
Friedrich Schiller
Benutzeravatar
steffen52
 
Beiträge: 14275
Bilder: 0
Registriert: 19. Februar 2015, 21:03

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 11. März 2019, 22:18

steffen52 hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben:Was bitteschön steffen war denn in der DDR düster? Eventuell der Weg zwischen die Kühltürme zum frühem Morgen in Espenhain, den wir als Lehrlinge laufen mussten. Ich bin Optimist von Kleinkindalter an. Sowas wurde bewältigt und nicht anders. Wo wären wir denn heute, wenn wir damals vor noch so alltäglichen Kleinkram gar noch kapituliert hätten?

Rainer-Maria

Das Wort düster hat nix mit Dunkelheit zu tun, sondern es ging mir um die eigene Denkweise später gegenüber dieser DDR-Regierung. Du verstehen Rainer-Maria???
Gruß steffen52

Wo wir heute wären Edelknabe?
Na genauso viele Jahre in der eigenen Entwicklung weiter, wie wir verloren haben, weil wir zu spät kapitulierten. Hätten denn 20 Jahre DDR nicht auch gereicht? So im Zenit, bevor es nur abwärts ging?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Edelknabe » 12. März 2019, 11:20

Wie bitte Volker, du hattest etwas verloren bei deiner Entwicklung, in der DDR? Also nee Mann, ich war da schon weiter, trotz das ich jünger bin. Wenn ich das immer lese so vom steffen, ich sags doch "alles sinngemäß Verlierer",unsere Mara genau so, kamen doch im Sozialismus einfach nicht mit dem Hintern an die Wand. Dabei war das so einfach, du musstest nur wissen" WO, Wann, und wie bekomme ich das Objekt der Begierde am schnellsten in die eigene Hütte".

Und klar, das machte Arbeit, brauchte seine Zeit nur von Nix kam eben auch Nix. Da war schnell sein angesagt, und nicht ein Tag durfte verbummelt werden. Heute, gibts das fast Alles, stinklangweilig sowas, weil, du brauchst eben nur noch die Kohle. Befriedigen tut sowas nicht unbedingt. Zumindest nicht mich.

Rainer-Maria

Und einen guten Tag allen ins Forum
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16640
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon steffen52 » 12. März 2019, 11:29

Edelknabe hat geschrieben:Wie bitte Volker, du hattest etwas verloren bei deiner Entwicklung, in der DDR? Also nee Mann, ich war da schon weiter, trotz das ich jünger bin. Wenn ich das immer lese so vom steffen, ich sags doch "alles sinngemäß Verlierer",unsere Mara genau so, kamen doch im Sozialismus einfach nicht mit dem Hintern an die Wand. Dabei war das so einfach, du musstest nur wissen" WO, Wann, und wie bekomme ich das Objekt der Begierde am schnellsten in die eigene Hütte".

Und klar, das machte Arbeit, brauchte seine Zeit nur von Nix kam eben auch Nix. Da war schnell sein angesagt, und nicht ein Tag durfte verbummelt werden. Heute, gibts das fast Alles, stinklangweilig sowas, weil, du brauchst eben nur noch die Kohle. Befriedigen tut sowas nicht unbedingt. Zumindest nicht mich.

Rainer-Maria

Und einen guten Tag allen ins Forum

Hast es leider nicht verstanden wie ich es gemeint habe, Rainer-Maria! Es ging nicht um mit den Hintern an die Wand kommen, sondern um das Politische dieser DDR. Nun geschnallt?
Gruß steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
Friedrich Schiller
Benutzeravatar
steffen52
 
Beiträge: 14275
Bilder: 0
Registriert: 19. Februar 2015, 21:03

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 12. März 2019, 11:32

Edelknabe, mit Verlaub, Du begreifst nicht, wovon ich schreibe.

Du willst doch nicht allen Ernstes bestreiten, dass die DDR-Jahre seit Honeckers Machtantritt in Rückschau nur abwärts gingen. Natürlich sind das in der Entwicklung verlorene Jahre. Stell die vor, wir wären bereits 1970 wieder ein Deutschland gewesen. Ganz anders sähe unsere Entwicklung im Osten aus. Auch hätte es die innerdutschen Wanderbewegungen so krass nie gegeben. Der Osten wäre nie ausgeblutet.
Bei mir ging es immer nur bergauf im Leben. Trotzdem, wäre es ganz anders verlaufen, als es bis heute war.
Die DDR hat den Menschen Jahrzehnte Lebenszeit gestohlen, unwiederbringlich. DDR war Stillstand und Stagnation.
Ein Gleichnis können wir zu heute setzen. Die vierte Merkel-Legislatur bringt auch nichts. Vertane Zeit.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Sperrbrecher » 12. März 2019, 11:52

Edelknabe hat geschrieben:Was bitteschön steffen war denn in der DDR düster?

Die ganze DDR machte, zumindest für den Besucher, einen trüben, tristen und deprimierenden Eindruck. Die schmutziggrauen Fassaden der Häuser, die defekten
Straßen und die meist funzlige Straßenbeleuchtung waren wohl der Grund dafür.

Man fühlte sich irgendwie sicherer und geborgen, wenn man von einem Besuch in
der DDR wieder über die Grenze zurückfuhr. Selbst an trüben und kalten Herbst-
oder Wintertagen erschien es mir in West-Berlin oder in der Bundesrepublik etwas
wärmer und heller zu sein, obwohl der Unterschied nur wenige 100 Meter ausmachte.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
Benutzeravatar
Sperrbrecher
 
Beiträge: 1603
Registriert: 13. Dezember 2018, 20:34

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Edelknabe » 12. März 2019, 12:01

Du wirst es doch nicht glauben Sperrbrecher. Sogar die Sonne schien im Sozialismus und ja, trübe Tage gab es auch. Aber nee Männer, wenn das hier Einer liest der das damals nie erlebt hatte, der muss doch vollkommen durcheinander geraten in der Denke. Und das von Zeitzeugen ....köstlich nee und gut, das wir so unterschiedlich sind.

Rainer-Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16640
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 12. März 2019, 12:11

Edelknabe, Du schnallst nichts !

Ich bin in der Betrachtung beim Sperrbrecher.
Und wer Deine Texte liest, spürt doch, dass Du alles auf Dein direktes Umfeld beschränkst. Den Edelknaben-Horizont. Lies dazu mal meinen blauenText, mit dem Horizont...
Bei Dir war die DDR in Ordnung, weil Du Dir allem Anschein nach alles zusammengeklaut hast. Heute geht das nicht mehr so leicht. Man arbeitet für sein Fortkommen in der Regel. Da scheint mir das Problem in Deinem Denken zu liegen.
Wenn Du in der Nachwendezeit einen Konkurs hingelegt hast, ist es fast verständlich, dass Dir bei der Enttäuschung die DDR rosarot erschien.
So war sie aber nie.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Edelknabe » 12. März 2019, 12:21

Wie war das Volker Zottmann im Vortext mit deinen Unterstellungen? Vorsicht mein Freund mit solchen Dingern. Der Rainer um das mal klarzustellen hat seine damalige Firma ordnungsgemäß und ganz korrekt bei der HWK in Leipzig abgemeldet, da brauch ich mir von dir Schauspieler hier und heute nichts Übles an die Jacke dichten lassen.

Rainer-Maria....also nee ich fasse es nicht......
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16640
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 12. März 2019, 12:28

Ich erinnere mich wieder mal leicht anders zu Deinen eigenen Texten.
Diesmal suche ich aber garantiert nicht.
Deweiteren mach ich Dich gern drauf aufmerksam, dass ich WENN schrieb. Eben weil ich Deine Art kenne, auch die Oberflächlichkeit Deines Lesens.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Volker Zottmann » 12. März 2019, 14:08

Im Vorstellungsthread vom Thoth hast Du Edelknabe geschrieben, dass Du nach Selbständigkeit Deine Firma 2002 bei der HWK abgemeldet und somit gerade noch die Kurve gekriegt hast.
Soweit gut und schön.
Bist also nicht gescheitert aber hast erkannt, dass Dir das Selbstbestimmen und Marktbeherrschen offenbar nicht so liegen.
In der DDR gab es viele Arbeitnehmer, die sich lieber haben führen, treiben lassen. Alle Eigenverantwortung war ihnen abgenommen. Selbst wann die Solimarken zu bezahlen waren, bekamen sie vorgesagt.
Genau diese Menschen sind aber nach der Wende am schlechtesten mit den Veränderungen klar gekommen.
Logisch, dass manche, so wie Du auch immer wieder, die alte graue DDR als das tollste Farbspektrum wahrnehmen.
Ohne Rübe zu machen - nur überleben..... Herrlich?

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Dr. 213 » 12. März 2019, 14:23

Nach langer Überlegung hat der Herrgott hat den Rainer lieber mopsen lassen, damit er nicht mehr so viel Zeit hatte,
das Menschenkörper- Zerfetzer- Teufelszeugs in Gang zu halten.

Eigentlich sollten wir uns nicht mehr die biografischen Ungeschicklichkeiten von damals gegenseitig vorrechnen.
Es zählen doch nun mehr die heutigen Erkenntnisse und Überzeugungen, und alles nach so viel Lebenserfahrung.

Irgendwie sind wir doch alle recht gut im Neuland angekommen, vielleicht mit ganz wenigen ganz harten
Ausnahmen die immer noch standhaft aber gefangen im stalinistischen Zauberwald umherirren.

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
Benutzeravatar
Dr. 213
 
Beiträge: 1728
Registriert: 17. August 2014, 13:52

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon dein1945 » 12. März 2019, 14:45

Nov65 hat geschrieben:Mir sind damals solche Strafen für Westempfang nicht bekannt geworden. Es gab ja kein gesetzliches Verbot für die Masse der Bevölkerung, wohl aber für Armee, Volkspolizei und einige Berufe. Aber es wurde wie bei den Nazis mit "Feind hört mit" Druck ausgeübt. Andreas


Hallo Nov65,
wie sah denn der Druck aus ? Im Privatbereich oder besser gesagt in der Familie konnte man wenig dagegen unternehmen, ansonsten war es doch schon gelinde ausgedrückt RISKANT ! Mein geschildeter Vorfall geschah in der Nachtschicht im Pausenraum, in Anwesenheit meherer Mitarbeiter. Der eine Mitarbeiter war schon einmal verwarnt worden, damals beim Tod von Kennedy, dies lag aber wie Du sicher weißt 5 Jahre zurück. Nun wurde wieder in der Pause RIAS gehört, da schlug die Staatsmacht zu. Es gab eine öffentliche Gerichtsverhandlung, warscheinlich wollte man ein Exempel statuiren. Der Hauptangeklagte bekam eine Gefängnisstrafe von über drei Jahren, erst mit der Amnestie 1972 wurde er in den Westen entlassen. Obwohl es Amnestie hieß wurde dafür vom Westen bezahlt, er hat genau 38 Monate dafür eingesessen. Ich habe mit dem Mann einige Jahre zusammen gearbeitet, meine Firma war nur wenige Straßen vom Notaufnahme-Lager Marienfelde entfernt. Mein damaliger Chef hat sich dort öfter Arbeitskräfte gesucht, so hatte ich genug Zeit mir seine Geschichte anzuhören.

http://rotstift.archiv-buergerbewegung. ... westmedien

In den ersten beiden Jahrzehnten bekämpft die SED das Hören und Sehen der „Hetz- oder Feindsender“ massiv. Mit Sprüchen wie „Die Sonne geht im Osten auf, im Westen geht sie unter. Wir bauen für den Frieden auf, drum West-Antennen runter“ oder „RIAS lügt - die Wahrheit siegt“ nutzt die SED ihre umfänglichen propagandistischen Möglichkeiten. Zudem versucht sie mit technischen Mitteln den Empfang zu stören. Hinzu kommen „handfeste“ Kampagnen in Betrieben und Schulen. Unmittelbar nach dem Mauerbau im August 1961 initiiert beispielsweise die Freie Deutsche Jugend (FDJ) die Aktion „Blitz kontra NATO-Sender“, um das Hören und Sehen der Westsender endgültig zu unterbinden.
„Die Sonne geht im Osten auf, Im Westen geht sie unter.
Wir bauen für den Frieden auf, drum West-Antennen runter.“

Gruß aus Berlin Achim
Man(n) muß wissen wenn Schluß ist !
Benutzeravatar
dein1945
 
Beiträge: 956
Bilder: 10
Registriert: 27. April 2010, 16:11
Wohnort: Berlin

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Nov65 » 12. März 2019, 16:21

Achim, sei gegrüßt. Zum Druck: Die DDR-Oberen haben alle Medien eingespannt, um den Westen zu verteufeln. Vornweg der allseits bekannte Schnitzler mit seinem Schwarzen Kanal. In der Schule wurde der Westen und deshalb der Westempfang als üble Sache gebrandmarkt. Begründet mit dem Revanchismus, der die Arbeiter-und Bauernmacht angreifen und vernichten will. Dem Schüler passierte nichts, wenn rauskam, dass in dessen Zuhause Westfernsehen angesagt war. Übten die Eltern Berufe aus, die dem Regime wichtig waren wie Lehrer, Angestellte der öffentlichen Verwaltungen usw. bekamen Schwierigkeiten bis hin zur Androhung der Kündigung. Eine Kollegin (Lehrerin) von mir verweigerte die Wahlen, sie wurde wegen Unfähigkeit und Unzumutbarkeit entlassen. Danach arbeitete sie als Verkäuferin. In den Jahren Ulbrichts wurden tatsächlich Antennen runter geholt. Später verlagerte sich der Druck auf Einschüchterung, Androhung, Prämienversagung. Ich war parteiloser Lehrer, musste wohl oder übel am Parteilehrjahr teilnehmen. Der ideologische Druck auf die Lehrer war groß, der Lehrplan voller Lügen(Geografie, Geschichte, Staatsbürgerkunde, Deutsch). Du hast über die Länder der Welt unterrichtet und hast nichts von dieser Welt sehen können. In meinem Fall war es Geografie, Deutsch und Sport.
Ich kann nur das wiedergeben, was ich in meinem Umfeld erlebte. Man muss sich heute mal vorstellen, man würde seinem Kind einbleuen, nichts über irgendeinen Medienempfang zu Hause zu erzählen. Damals-eine verlogene Welt. Die Masse wurde eingesperrt, für "doof" erklärt und die Oberen in ihrem abgeschirmten Wandlitz aßen Bananen und andere kapitalistische Früchte.
Grüße von Andreas [grins]
Nov65
 
Beiträge: 4338
Registriert: 1. März 2012, 14:09
Wohnort: Plau am See in M-V

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Nostalgiker » 12. März 2019, 16:38

Aus einem längern, ziemlich interessanten Artikel aus der Rubrik "Zeitgeschichte" der bpb dieses Zitat für all diejenigen die hier steif und fest behaupten das hören und sehen von Westsendern war in der DDR verboten:

" In der DDR gab es kein Gesetz, das den Konsum westlicher Medien verbot. Trotzdem nutzte die Staatsführung immer wieder die Justiz, um gegen jene vorzugehen, die sich beim Hören, Sehen oder Lesen erwischen ließen."

Mit politischem Druck, administrativen, technischen und juristischen Mitteln wollte sie die Nutzung westlicher Rundfunk- und Fernsehsendungen verhindern. Die Mehrheit der Bevölkerung aber beharrte auf ihr Recht auf Unterhaltung. Aber um es nochmal zu wiederholen; es gab kein Gesetz welches explizit das hören und sehen von Westsendern unter Strafe stellt.

Der etwas längere Beitrag zum Thema hier
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13686
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Danny_1000 » 12. März 2019, 18:57

Es war nicht nur so, dass es kein Gesetz gab, welches das Hören und Sehen von Westsendern verbot.

Mit der Ära Honecker und insbesondere aber mit den Weltfestspielen 1973 interessierte es auch den Staat immer weniger, was man hör und sah. Verbieten konnte man es zwar aber unterbinden nicht. Zu guter Letzt unterließ man Beides.
Mitte der Achtziger speisten private Antennengemeinschaften die Westprogramme sowieso mit ein.

Als Zeuge der damaligen Zeit erinnere ich mich noch gut, wie wir in unserem Arbeitskollektiv munter beim Frühstück über „Dallas“, den „Denver Clan“,“Columbo“ und all den anderen unterhaltsamen Schwachsinn aus dem Westen diskutierten. Es hat die Oberen bei uns im Betrieb nur dann interessiert, wenn man damit öffentlich Reklame machte.

Ich hatte in meinem Dienstfahrzeug ein privates Radio eingebaut. Da hörte ich munter HR3. Das Fahrzeug nutzte auch mein Chef. Und nach einer seiner Fahrten stand die Radioskala immer noch auf HR3. Ergo….
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben
dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
(Evelyn Beatrice Hall 1868; † nach 1939)
Benutzeravatar
Danny_1000
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 2760
Registriert: 24. April 2010, 19:06

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon augenzeuge » 12. März 2019, 19:10

ergo...er hat es nie eingeschaltet. [grins]

Mitte der 70er Jahre diskutierte man zwar über manchen Film, aber nie über Kennzeichen D Oder Magazin in der Öffentlichkeit. In den 80er Jahren lockerte sich das.

Ich kann mich erinnern, als die ganze Schulklasse über Nonstop Nonsens diskutierte, das war 1975. Nur 2-3 nicht, die durften das nicht sehen und sagten das auch. Die ganze Familie war beim MfS.
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84414
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Nostalgiker » 12. März 2019, 19:24

In der Schule bestimmte meist der Austausch über bestimmte Fernsehsendungen (West) das Pausengespräch. entweder interessante Filme oder Unterhaltungssendungen und ab 1965 natürlich der Beatclub. Auch die entsprechenden Sendungen in denen man diese Musik hören konnte.
Ich schrieb es bereits öfters, mit dem Kofferradio wurden auch im öffentlichen Raum, Strasse, Plätze, Parks, Spielplätze, diese Sender gehört.

Eingeschränkt war es nur in Wohnheimen, also ich kenn nur Studentenwohnheim. Jedenfalls offiziell und da nun wieder Fernsehen im Fernsehraum. Aber wenn sich alle im Raum einig waren wurde schon mal umgeschaltet.
Radio auf den Zimmern, überwiegend Westsender.

Selbst während der vormilitärischen Ausbildung in der Lehrzeit hörten wir auf den Zimmern laut die entsprechenden Sendungen am Nachmittag und Abend. Und 6 auf den gleichen Sender eingestellte Radios, laut aufgedreht fiel nicht gerade unter die Rubrik "heimliches hören" ......
Ebenso im Studium ebenfalls bei der vormilitärischen Ausbildung liefen vorzugsweise Westsender.

Es mag ja bei anderen alles ganz anders gewesen sein aber ich habe es so erlebt.

Ich weiß nicht was unter Öffentlichkeit zu verstehen ist aber auf Arbeit tauschten wir uns durchaus über politische Sendungen des Westfernsehen aus. Nicht mit allen Kollegen, schließlich hatte man auch nicht zu allen Kollegen den gleichen intensiven Kontakt aber mit denen man sich in vielen Fragen gut verstand da wurde also auch drüber gesprochen.
Und das war, also Arbeit bei mir ab 1974.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13686
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon SkinnyTrucky » 13. März 2019, 08:48

Es passierte dir auch nichts, wenn du mit einem Ghettoblaster voll aufgedreht durch die Straßen gelaufen bist und Fehlfarben's favoriten Song "Ein Jahr (es geht voran)" laufen gelassen hast....zumindestens Ende der Achtziger in einer grenznahen Kleinstadt in der Altmark....

Die grauen B-Filmhelden hatten wahrscheinlich schon andere Probleme als ein aufmüpfigen Puber die Leviten zu lesen.... [denken]


groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
Benutzeravatar
SkinnyTrucky
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 9270
Bilder: 73
Registriert: 25. April 2010, 20:07
Wohnort: at the dutch mountains

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Interessierter » 13. März 2019, 14:13

Lebensnaher Bericht geht Schülern unter die Haut

Calw-Wimberg. Einen Geschichtsunterricht der besonderen Art erlebten sechs Klassen der Hermann-Gundert-Schule. Zusammen mit Sandra Gnädinger von der Kreisbibliothek hatte die Schule den renommierten Journalisten und Schriftsteller Hermann Vinke eingeladen.

Der Autor des preisgekrönten Jugendbuches "Das kurze Leben der Sophie Scholl" war geradezu prädestiniert für die Aufgabe, den Schülern über das Leben in der DDR zu berichten. Zum einen arbeitete der 72-jährige ehemalige Fernsehredakteur als Freier Korrespondent für Ostmittel- europa/Baltikum und war auch einige Zeit Leiter des ARD-Studios Ostdeutschland.

Neben vielen weiteren Jugendsachbüchern hat der Re- ferent ein lesenswertes Buch mit dem Titel "Die DDR" veröffentlicht, in dem er speziell für Jugendliche die DDR-Zeit sowie ihre Vorgeschichte und die Wiedervereinigung aufgearbeitet hat.

Obwohl die Veranstaltung als Lesung angekündigt war, hielt sich Vinke, abgesehen von wenigen Proben aus seinem Buch, weniger an seine gedruckten Texte. Der Autor war so sehr von seinem Lehrstoff erfasst, dass er lebendig und authentisch drauf los erzählte, und zwar so, dass es mucksmäuschenstill war im großen Saal. Da ging es nicht nur um DDR-Klischees wie Spreewaldgurken, Rotkäppchensekt, Mauer und Trabi, sondern die wirklichen Probleme dieser sozialistischen Diktatur wurden sichtbar gemacht. So wurden zum Beispiel die Frage gestellt: "Wisst ihr, wo das Tal der Ahnungs- losen in der DDR lag?" Gemeint war das Elbetal bei Dresden, in dem zu DDR-Zeiten keine Westsender em­pfangen werden konnten.

Weiter wurde das zuletzt marode System gezeichnet mit den Zuständen in den HO-Läden, wo es vergammelte Waren und ungenießbares Personal gegeben habe. Eigenartig hätten ihn Bilder angemutet, wie zum Beispiel ein großes Spruchband mit der Aufschrift "Alles zum höheren Wohle des Volkes", das an einem völlig vergammelten baufälligen Haus angebracht war. Weiter erfuhren die Schüler, dass die Staatssicherheit kein Geheimdienst im üblichen Sinne, sondern eine direkt dem Politbüro unterstellte Polizei war, die skrupellos zuschlagen konnte, ohne dafür eine Rechtfertigung liefern zu müssen.

Besonders beeindruckend in Vinkes Buch sind die Lebensbilder von DDR-Prominenten. Als Beispiel wurde den Schülern die Vita von Walter Ulbricht vorgestellt. Nie wurde der Referent zynisch, nie verurteilte er, sondern stellte einfach nur dar. Dabei zeigte er auch Vorzüge der Ostdeutschen auf: Sie waren fähig enge Netzwerke aufzubauen, hielten zusammen und hatten oft gute Gemeinschaften.

Auch die Westdeutschen blieben nicht ungeschoren. Nach der Wende wurden viele Ostdeutsche von westdeutschen Wirtschaftshaien regel- recht überfallen. Wie die Treuhand mit den Resourcen der DDR verfahren ist, prangerte Vinke ebenfalls an.

Bei den Schülern kam die ungewöhnliche Geschichtsstunde an. "Ich interessiere mich für Geschichte und fand die lebendigen Schilderungen sehr interessant", lobte der 17-jährige Adrian Schneider. Die 16-jährige Isabelle Sarici fügte hinzu: "Die lebensnahen Berichte haben mich geradezu innerlich berührt".

https://www.schwarzwaelder-bote.de/inha ... a93db.html
Interessierter
 

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon Nov65 » 13. März 2019, 17:19

Äußerst wertvoll und nozwendig sind solche Geschichtsstunden: Fair, realitätsgetreu und detailgespickt. Andreas
Nov65
 
Beiträge: 4338
Registriert: 1. März 2012, 14:09
Wohnort: Plau am See in M-V

Re: Zeitzeugen berichten 2

Beitragvon augenzeuge » 13. März 2019, 17:57

So behauptete sich Lichtenberg 47 in der DDR neben der Staatssicherheit...oder: Wie man im Stasi Ministerium Rias hören musste .... [flash]

Halbzeit im Hans-Zoschke-Stadion beim Spiel von Lichtenberg 47 in der DDR-Liga, zweithöchste Klasse. Der Platzwart spielt Musik ein, „flotte Rhythmen“, erinnert sich Henry Berthy, einer von mehreren tausend Zuschauern. Die Rhythmen kommen vom West-Berliner Radiosender Rias. Die Musik ist auch auf der anderen Straßenseite zu hören, in der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Mehrere Mitarbeiter ermahnen den Platzwart eindringlich, nie wieder den Rias anzumachen. Zudem werden auf dem Radio die erlaubten Sender markiert.

Diese Geschichte von Ende der 60er Jahre erzählt Henry Berthy im halbstündigen Film „Fußball im Hinterhof der Stasi“, der Teil einer Ausstellung im Stasi-Museum ist, in der es um den jetzigen Fußball-Oberligisten Lichtenberg 47 zu DDR-Zeiten geht.


https://www.tagesspiegel.de/sport/ausst ... 24330.html

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84414
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

VorherigeNächste

Zurück zu Politische Systeme

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 6 Gäste

cron