Neonazismus, Rassismus und Antisemitismus in der DDREine chronologische Dokumentation in Auswahl zu neonazistischen, rassistischen und antisemitischen Propaganda- und Gewalttaten in der Hauptstadt der DDR von 1949 bis 1990…Von Harry WaibelDieser Text basiert in seinem empirischen Teil auf Erkenntnissen aus meiner Forschungsarbeit, die ich mit Unterbrechungen, seit Ende 1990, vorwiegend in den Archiven des BStU, im Jugendarchiv (JA) der FDJ und im Bundesarchiv (SED-Archiv, SAPMO) gewinnen konnte. Diese ermittelten Tatsachen sind wesentliche Bestandteile meiner Veröffentlichungen seither. Es ging mir hier vor allem um eine dokumentierende Darstellung neonazistischer, rassistischer und antisemitischer Ereignisse in der Hauptstadt der DDR sowie um eine Skizzierung der Art und Weise der Behandlung des Neonazismus durch Politik, Geheimpolizei und Bürokratie der DDR. Diese Dokumentation über Berlin (Ost) zeigt in doppelter Weise quasi die Spitze des Eisbergs, der sich aus neonazistischen, rassistischen und antisemitischen Einstellungen und Gewaltakten zusammensetzt, die in der DDR stattgefunden haben.
Die Forschungsergebnisse beweisen, dass bereits vor dem Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“ in der DDR, latenter und manifester Neonazismus mit allen seinen Begleiterscheinungen existierte. Nach der „Wende“ konnten Neonazis aus Ost- und Westdeutschland ideell, materiell und personell nahtlos darauf aufbauen.
Neonazis in der DDRÜber Neonazis in der DDR oder in anderen Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes gab es bis 1990 keine offiziellen Informationen. Beinahe lückenlos hatte die Führung der SED dafür gesorgt, dass Informationen über neonazistische Vorgänge nicht nur vor der eigenen Bevölkerung, sondern eben auch vor ausländischen Beobachtern geheim gehalten wurden. Allein die ostdeutschen Neonazis, die als politische Häftlinge von der Bundesregierung „freigekauft“ worden waren und im Westen ihre bereits in der DDR entwickelte neonazistische Einstellung sichtbar machten, haben darauf schließen lassen, dass in Ostdeutschland diese Problematik existierte. Einer der ersten Neonazis, der aus DDR „freigekauft“ worden war, war Arnulf Winfried Priem. Er kam 1968 in den Westen, wurde Mitte der 1970er Jahre Landtagskandidat für die NPD in Baden-Württemberg und gründete in Freiburg im Breisgau die neonazistische „Kampfgruppe Priem“. 1976 zog er nach Berlin (West) und wurde dort Anführer des von ihm gegründeten neoheidnischen Asgard-Bund und der neonazistischen Gruppe Wotans Volk.
Neonazis in der DDR, (c) BStU BV-Bln-Fo-0382Unter den „Freigekauften“ befand sich auch Uwe Behrendt, er kam 1974 aus der DDR und organisierte sich in Tübingen im rechtsextremen Hochschulring Tübinger Studenten (HTS). Dazu gehörte auch Gundolf Köhler, mutmaßlich beteiligt am Attentat auf das Münchner Oktoberfest am 26.9.1980, und Axel Heinzman, später bei der Wehrsportgruppe Hoffmann, kamen ebenfalls auf diesem Weg in den Westen und landeten ebenfalls beim HTS. Die Brüder Frank und Peter Hübner aus Cottbus wurden 1984 in der DDR verhaftet und kamen 1985 in den Westen. Peter Hübner war 1982 als Anführer einer 30-köpfigen Wehrsportgruppe, u.a. dabei waren ein Unteroffizier der NVA und ein Anwärter auf den Dienst in der Volkspolizei beteiligt, in der DDR verhaftet worden. Unmittelbar nach ihrem Eintreffen im Westen schlossen sie sich neonazistischen Organisationen im Rheingau-Taunuskreis an (DVU, Nationale Sammlung, FAP).
Den vollständigen Bericht findet man hier:
http://www.hagalil.com/2019/05/antisemitismus-ddr/Am Ende des Artikels findet man eine riesige, chronologische Dokumentation in Auswahl zu neonazistischen, rassistischen und antisemitischen Propaganda- und Gewalttaten in der Hauptstadt der DDR von 1949 bis 1990…