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Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 5. Oktober 2020, 21:29
von Volker Zottmann
augenzeuge hat geschrieben:Kanntet ihr den Film noch nicht?


AZ


Doch!
Aber es scheint eine Altersfrage zu sein.
Weder Sonnenallee noch NVA, vom Quedlinburger Leander Hausmann, finde ich gelungen. Auch wenn sie lustige Szenen besitzen, Komödien sind, werden sie gerade zu Anlässen wie jetzt gesendet und verzerren völlig das wirkliche Geschichtsbild. Ich denke, die Filme schaden mehr als sie nutzen.

Gruß Volker

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 5. Oktober 2020, 21:37
von Icke46
Vermutlich meinst du damit dein wirkliches Geschichtsbild?

Das Problem ist ja, das dass Geschichtsbild mehrfarbig sein kann, zumindest, solange es noch Menschen gibt, die diese Zeit selbst erlebt haben.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 5. Oktober 2020, 21:41
von augenzeuge
Volker Zottmann hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:Kanntet ihr den Film noch nicht?


AZ


Doch!
Aber es scheint eine Altersfrage zu sein.
Weder Sonnenallee noch NVA, vom Quedlinburger Leander Hausmann, finde ich gelungen. Auch wenn sie lustige Szenen besitzen, Komödien sind, werden sie gerade zu Anlässen wie jetzt gesendet und verzerren völlig das wirkliche Geschichtsbild. Ich denke, die Filme schaden mehr als sie nutzen.

Gruß Volker


Da bin ich nicht deiner Meinung. Der Film hat so viele tolle, reale, leicht übertriebene Feinheiten, die dem DDR Bürger auffallen, man erkennt das erst später. Schau dir das best of an. Du wirst es erkennen.
AZ

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 5. Oktober 2020, 22:28
von Icke46
Weil weiter oben die Rede von Stefan Heym am 04.111989 auf dem Berliner Alexanderplatz angesprochen wurde:

Ich habe das damals auch verfolgt - Live-Übertragung im DDR-Fernsehen, und war auch schwer beeindruckt von den Sätzen über den aufreychten Gang dieses großen Humanisten und Schriftstellers. Allerdings ist es - nach meinem Eindruck - bei dem einen oder anderen falsch interpRetiert worden: man geriert sich dann als Gockel, plustert das Gefieder auf, und dann kräht man. Ich glaube nicht, dass Stefan Heym das mit dem aufrechten Gang gemeint hat.

Weil wir gerade auch von Stefan Heym sprechen,mal eine Anekdote aus meiner Jugend: in meine Ausbildung war es Tradition,dass man sich für die Weihnachtsfeier im Betrieb (West wohlgemerkt) das Weihnachtsgeschenk wünschen durfte. So habe ich mir denn zu Weihnachten 1974 das Buch „5 Tage im Juni“ gewünscht. Ich hab’s auch bekommen, allerdingsmit der Bemerkung, ich sollte nicht so was von einem Kommunistenschwein lesen. So ändern sich halt im Laufe der JahrzehntedieBewertungen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 06:35
von augenzeuge
Was ist am aufrechten Gang falsch interpretiert worden?


Ich denke, der Applaus der Masse nach diesem Satz, war der Beweis, dass es richtig verstanden wurde. Oder nicht?

AZ

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 07:32
von Kumpel
icke46 hat geschrieben:Hier hat man ja den Eindruck, dass die Menschen immer geduckt durchs Leben liefen, dass die Strassenbahn oder S-Bahn zu 85 % mit Stasi-Spitzeln besetzt waren, und dieses Bild halte ich für falsch, das widerspricht auch meinen Erlebnissen bei DDR-Besuchen.



Dieser Eindruck ist genauso falsch, wie die Erlebnisse eines westdeutschen Besuchers in der DDR über den gebückten oder aufrechten Gang eines DDR Bürgers kaum erhellende Erklärungen bieten können und von dem Eingriff des MfS in das Leben und der sozialen Kontrolle in der DDR schon gar nicht.
Viele linksorientierte Westdeutsche hatte ja eine gewisse Affinität zur DDR , gespeist aus Selbstgefälligkeit , Antiamerikanismus und Kapitalismuskritik , dabei selbst eingebettet und ausgestattet mit Rechten und Möglichkeiten die einem DDR Bürger völlig versagt blieben. Das hat die aber in der Regel wenig interessiert.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 07:40
von Olaf Sch.
der aufrechte Gang ist für mich schon nicht möglich gewesen: bei der Musterung, beim Besuch vom Onkel 2000, bei Polizeikontrolle...

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 07:48
von Volker Zottmann
augenzeuge hat geschrieben:
Da bin ich nicht deiner Meinung. Der Film hat so viele tolle, reale, leicht übertriebene Feinheiten, die dem DDR Bürger auffallen, man erkennt das erst später. Schau dir das best of an. Du wirst es erkennen.
AZ


Als reine Komödie lasse ich mich damit auch gern mal berieseln.
Diese Art Filme haben meiner Ansicht nach aber nichts an solchen denkwürdigen Feiertagen zu suchen.
Die verzerren besonders für später Geborenen jegliche klare Anschauung zu dieser Zeit.

Gruß Volker

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 07:57
von Kumpel
Das ist schon richtig Volker , der Film verzerrt und will das ja eigentlich auch.
Nachgeborene könnten durchaus ableiten die DDR war ein einziger Jux in der man die ''Organe'' nach Herzenslust verarschen konnte ohne ernsthafte Konsequenzen.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 07:59
von Volker Zottmann
Mal zu Icke46s Ansicht:
Den Satz mit dem "Aufrechten Gang" hat sicher JEDER DDR-Bürger verstanden.
In dessen Gefühlslage zu dieser Demonstration, egal ob live dabei oder im Fernsehen mitverfolgt, konnte sich kaum ein Westdeutscher hineinversetzen. Schon darum nicht, weil er die abertausenden kleinen bis minimalsten Demütigungen im täglichen DDR-Leben selbst nie erfuhr.
Die gab es beim täglichen Einkauf, an den verschlossenen Grenzen, durch die stete Bevormundung, durch Doppelzüngigkeit im DDR-Fernsehen, eben im sich niemals wirklich frei geben können. Nicht einer hat wirklich frei und ohne langes Nachdenken irgendwelche Anträge abgeben können, wenn er Hoffnung auf Erfolg haben wollte. Der Ostdeutsche war zeitlebens Bittsteller, was ein Icke46 niemals ohne eigenes Erleben fühlbar nachvollziehen kann.
Warum gab es denn bei all den Grenzöffnungen so viele Tränen? Jetzt, wo jeder erstmals laufen konnte, wohin er wollte? Der Druck ist von den Menschen abgefallen, eine Last, die viele auch eher unmerklich stets mit sich rumschleppten.
Da sollte auch heute, jeder der meine Worte nun kommentiert zuvor mal genau in sich hinein horchen.

Gruß Volker

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 07:59
von Olaf Sch.
gerade Sonnenallee spiegelt das Jugendempfinden sehr gut wieder. Wo der Junge angeschossen wurde und durch seine Stones LP gerettet wurde und er lieber die Kugel gefangen hätte... das selbstgemalte T-Shirt ROCK & POP, der eager Volkspolizist... die Verarsche der Westtouristen... Volker - es geht da um die 80er... da warst du doch schon ERWACHSEN! :D:D:D

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:00
von Volker Zottmann
Kumpel hat geschrieben:Das ist schon richtig Volker , der Film verzerrt und will das ja eigentlich auch.
Nachgeborene könnten durchaus ableiten die DDR war ein einziger Jux in der man die ''Organe'' nach Herzenslust verarschen konnte ohne ernsthafte Konsequenzen.

Genau das meine ich!

Gruß Volker

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:03
von Volker Zottmann
AkkuGK1 hat geschrieben:gerade Sonnenallee spiegelt das Jugendempfinden sehr gut wieder. Wo der Junge angeschossen wurde und durch seine Stones LP gerettet wurde und er lieber die Kugel gefangen hätte... das selbstgemalte T-Shirt ROCK & POP, der eager Volkspolizist... die Verarsche der Westtouristen... Volker - es geht da um die 80er... da warst du doch schon ERWACHSEN! :D:D:D

Ich verstehe Dich, das ist eben auch ein Generationending mit den Ansichten. Man bin ich alt. [flash] Stimmt aber, Du hast mit den wenigen Jahren Altersunterschied das bestimmt noch ganz anders empfunden.
Was ich schreibe, sind ja auch nur meine Empfindungen.

Gruß Volker

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:05
von Kumpel
Nun muss man aber schon auch dazu sagen , dass Berlin/ Ost und Berlin / West ein für die DDR eher spezielles Habitat war und sich nicht auf die gesamte DDR übertragen ließ.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:10
von Kumpel
Volker Zottmann hat geschrieben:Warum gab es denn bei all den Grenzöffnungen so viele Tränen?


Ich fürchte ein mit einer gewissen Saturiertheit ausgestatteter Bundesbürger hat auch darauf eine ''plausible'' Erklärung. Bananen und Westreisen.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:25
von Kumpel
icke46 hat geschrieben:So habe ich mir denn zu Weihnachten 1974 das Buch „5 Tage im Juni“ gewünscht. Ich hab’s auch bekommen,.................


Tja , siehst du , und da ist er , der Unterschied. Dem geneigten DDR Leser wurde dieses Privileg erst gut 15 Jahre später zuteil.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:28
von Olaf Sch.
ja, in der DDR gab es zum Renteneintritt vom BGLer das Buch "Hunde, wollt ihr ewig leben" überreicht...

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:46
von Nostalgiker
Kumpel hat geschrieben:
icke46 hat geschrieben:So habe ich mir denn zu Weihnachten 1974 das Buch „5 Tage im Juni“ gewünscht. Ich hab’s auch bekommen,.................


Tja , siehst du , und da ist er , der Unterschied. Dem geneigten DDR Leser wurde dieses Privileg erst gut 15 Jahre später zuteil.


Der "geneigte" DDR Leser hatte dieses Buch bereits sehr viel früher zum lesen.
Der Rest wusste auch 15 Jahre später mit diesem "Privileg" nichts anzufangen.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:50
von Kumpel
Nun ja Nosti , dass du dank deiner breit gefächerten Kontakte alles lesen konntest und jede Platte aus dem Westen quasi frei Haus geliefert bekamst oder dort sogar selbst abgeholt hast , das hast du hier ja schon mehrfach zum Besten gegeben und manches einstige Privileg erübrigt sich einfach wenn sich bestimmte gesellschaftliche Bedingungen ändern.
Das kann auch weh tun gelle.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:51
von HPA
Der "geneigte" DDR Leser hatte dieses Buch bereits sehr viel früher zum lesen.


Ja klar. Und dazu ging er in eine Buchhandlung seiner Wahl... [flash]

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 08:51
von Interessierter
Wenn Menschen weinen, dann machen sie das aus Leid oder Freude. Diese Gefühle sind dann so stark, dass man einfach seinen Tränen freien Lauf lässt, ohne zu überlegen ob man jetzt weinen sollte oder warum man es tun sollte. Da sollte man auch nicht angeblich gesättigten Bundesbürgern irgend etwas unterstellen.

Genau so erging es den Menschen aus Ost und West, die sich hemmungslos weinend in den Armen lagen. Dafür muss sich auch nach 30 Jahren niemand schämen. Diejenigen welche nicht so von der gewonnenen Freiheit überwältigt waren, denen flossen sicherlich keine Freudentränen. Ich schäme mich meiner Tränen auch heute nicht. Ganz im Gegenteil bekomme ich immer noch feuchte Augen, wenn ich die Bilder von der Grenzöffnung sehe.

Wer ewig in den Rückspiegel schaut - wie bestimmte Bürger aus der Ex - DDR - fährt irgendwann gegen die Wand.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 09:10
von Kumpel
Nostalgiker hat geschrieben:Der Rest wusste auch 15 Jahre später mit diesem "Privileg" nichts anzufangen.



Da sagst du was Nosti. Der ''Dumme'' Rest. Aber auf wen kommt es denn an Nosti? Auf die wenigen Klugen oder die vielen ''Dummen''?
In den meisten Regionen Ostdeutschlands spielt sich gerade nahezu unbemerkt eine weltweit einzigartige demografische Entwicklung ab. Wenn das mal gut geht. [flash]

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 09:16
von OaZ
Ich hatte gehofft, dass dieses Jahr auf irgend einem Sender wieder "Grüß Gott, Genosse!" kommt ... Den finde ich wirklich spitze. Leider wurde ich nirgends fündig.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 10:39
von Nostalgiker
Kumpel hat geschrieben:Nun ja Nosti , dass du dank deiner breit gefächerten Kontakte alles lesen konntest und jede Platte aus dem Westen quasi frei Haus geliefert bekamst oder dort sogar selbst abgeholt hast , das hast du hier ja schon mehrfach zum Besten gegeben und manches einstige Privileg erübrigt sich einfach wenn sich bestimmte gesellschaftliche Bedingungen ändern.
Das kann auch weh tun gelle.


Kumpelchen, du bist ja richtig grün vor Neid.
Ich kann daran nichts ändern das du weder Kontakte hattest noch Eigeninitiative entwickelt hast.
Für dich werde ich das alles nochmal zusammenfassen.

Erster Punkt: lesen
Wie kam ich an Literatur welche es in der DDR nicht zu kaufen gab?
1.) Halboffizielle Erwerbsquellen.
In Budapest gab es einen, für damalige Verhältnisse, gut sortierten Buchladen welcher ausschließlich Bücher aus der BRD führte. Zum Glück vorwiegend Paperback, aber die waren auch Teuer in Anbetracht der Summen die man pro Tag umtauschen durfte/konnte.
Da war schon etwas Kreativität angesagt um an Forints zu kommen.
In der SU. Dort gab es ähnlich wie in der DDR Buchläden die 'Internationales Buch' hießen oder in einem normalen Buchladen gab es die separate Ecke 'internationale Literatur' . auch dort wurde man fündig was "Westliteratur" betraf. Je weiter man in den Osten des Landes kam umso größer die Auswahl ......
In Polen waren die Flohmärkte interessant, sie hatten ebenfalls eine reichhaltige Auswahl an deutschen Büchern.
2.) andere Quellen.
Wenn der Freundes und Bekanntenkreis entsprechend war und sich nicht nur auf's gemeinsame Saufen beschränkte kamen unweigerlich die Thematik Bücher auf und zwar die die es entweder nicht im staatlichen Buchhandel gab oder wenn dann extrem scher zu bekommen. (Sogenannte Lizenzproduktionen)
Da wurden sehr schnell Bücher getauscht bzw. verliehen.
Ich habe einen Orwell, dafür bekam ich einen Solschenizyn; nur als Beispiel.
Gegenseitiges Vertrauen und Verschwiegenheit gegenüber Dritten war die Grundlage für solchen Büchertausch.
Später kam bei mir noch der "Lesekreis" für den Spiegel dazu (Ab 1979). Jede Woche gab es einen Spiegel, meist vierzehn Tage alt, einen Tag ausgeliehen, dann Weitergabe. Der Lesekreis bestand bis November 1989

Bibliotheken
Also nicht die Stadtbezirksbibliotheken, sondern die wissenschaftlichen Bibliotheken.
In Leipzig die Deutsche Bücherei und die Universitätsbibliothek. In Berlin die Staatsbibliothek und die Bibliothek der Humbolduni als Beispiele.
Alle Bibliotheken hatten die unwägbaren Modi der sogenannten Sperrliteratur.
Während in der DB prinzipiell keine Prosa ausgeliehen wurde; wissenschaftlicher Nachweis war erforderlich, gab es in der Unibibliothek durchaus westliche Prosa zum ausleihen, sogar zum mit nach Hause nehmen.
Man mußte sich nur ein wenig im Bereich der Literatur und der 'angesagten' Autoren auskennen und wenn sie im Bestand der Unibibliothek waren konnten sie auch ausgeliehen werden. Ganz wenige Bücher waren dort Sperrliteratur.
Für Sperrliteratur in der DB und anderen Büchereien brauchte man einen von der Einrichtung an der man tätig war eine beglaubigte Bescheinigung das man für ein wissenschaftliches Thema "XXX" entsprechend Literatur benötigte, wobei das auch für Periodika galt.
Hatte man einmal solche Bescheinigung und bekam "Verlängerungen" konnte man vor Ort in der Bücherei, in einem separaten Lesesaal so viel lesen bis einem der Kopf rauchte.

Zweiter Punkt: Musik [Schallplatten]
Auch hier als erstes Mitbringsel durch Verwandtschaft aus dem Westen ab 1964 als die Beatwelle so richtig anfing.
Ziemliches Kuriosum meiner Sammlung sind Platten von 1967 aus der SU auf denen unter anderem einige Beatles Songs drauf sind. Mitgebracht von meinem Vater aus Moskau.
Kennen von Kumpels die ebenfalls Platten heranschaffende Großeltern oder sonstige Verwandtschaft hatten und dann fing die Ausleihtauscherei an.
Wichtig für einen war der Besitz eines Tonbandgerätes, Plattenspieler sowieso und ausreichend ORWO Magnetband in der Vorratshaltung, denn oft kamen die Kumpels spontan vorbei und die Platte mußte sofort überspielt werden.
Dann gab es Lizenzplatten im Polnischen Kulturzentrum in Leipzig.
Platten in der CSSR, Ungarn und in den Achtzigern auch vermehrt in der SU (während die DDR Sittenwächter noch gegen die Rolling Stones wetterten gab es in der SU bereits LPs von ihnen, meißt Compilationen).
In Polen entdeckten wir auf einem einmal im Jahr für 14 Tage stattfindenden Flohmarkt ein riesiges Angebot von Original Westscheiben, von Aktuellsten bis zu absoluten Raritäten.
Jahrelang war der Besuch des Marktes ein festgebuchter Termin.
In den einigen Jugendclubs in Berlin fanden an bestimmten Tagen "Plattentauschbörsen" statt. ab den 80ger Jahren und dort wurde wahrlich nicht Herbert Roth gegen Puhdys getauscht.
- Somit entspricht die Szene vom Kauf der "Exile on Main Street" im Film Sonnenallee der damaligen Realität, auch was den Preis betrifft. Nur fand der Handel nicht im Lustgarten vor dem Dom statt wie im Film -

Du irrst dich Kumpel wenn du meinst das mir die wie du meinst gesellschaftlichen Änderungen weh getan haben könnten weil mir das "Privileg" Literatur und Musik mit einem gewissen Aufwand zu beziehen verlustig ging.
Zum Glück gab es durchaus rührige Leute die entsprechende Buchhandlungen und Plattenläden eröffneten wo ich die begehrten Objekte kaufen konnte oder Versandhandel etc.
Heute ist es noch schöner durch den OnlineHandel. Da kann ich begehrte Platten; Bücher weniger; in allen Ländern kaufen wenn es sie in DE nicht gibt und sie werden mir dann sogar ins Haus gebracht. Und damit schließt sich der Kreis.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 11:25
von Kumpel
Ja Nosti , schade um die schöne DDR mit ihren tausend und eins Möglichkeiten. Mit sowas kannst du vielleicht einen icke46 beeindrucken. [flash]
Über welchen deiner facettenreichen Kanäle kam jetzt noch mal 5 Tage im Juni?
Auf so ein Buch als Weihnachtswunsch als Westdeutscher 1974 muss man aber auch erst mal kommen.
Zur nachträglichen Einordnung der Vorgänge 1953 in der DDR ist es ohnehin nur bedingt brauchbar.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 11:55
von augenzeuge
OaZ hat geschrieben:Ich hatte gehofft, dass dieses Jahr auf irgend einem Sender wieder "Grüß Gott, Genosse!" kommt ... Den finde ich wirklich spitze. Leider wurde ich nirgends fündig.

Eventuell habe ich den in meiner Sammlung. Muss nachgucken. Dann findet man einen Weg. [grins]
AZ

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 11:57
von augenzeuge
Nosti hätte die Wende nicht gebraucht. Schade, dass er sie mitnehmen musste.
AZ

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 12:07
von Kumpel
Nostalgiker hat geschrieben:Hatte man einmal solche Bescheinigung und bekam "Verlängerungen" konnte man vor Ort in der Bücherei, in einem separaten Lesesaal so viel lesen bis einem der Kopf rauchte.



Klingt ja beinahe so wie in Der Name der Rose mit dem Mönch in seinem verrammelten Bücherturm.
Was warst du denn in der DDR Nosti?

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 12:34
von Nostalgiker
Kumpel hat geschrieben:Ja Nosti , schade um die schöne DDR mit ihren tausend und eins Möglichkeiten. Mit sowas kannst du vielleicht einen icke46 beeindrucken. [flash]
Über welchen deiner facettenreichen Kanäle kam jetzt noch mal 5 Tage im Juni?
Auf so ein Buch als Weihnachtswunsch als Westdeutscher 1974 muss man aber auch erst mal kommen.
Zur nachträglichen Einordnung der Vorgänge 1953 in der DDR ist es ohnehin nur bedingt brauchbar.


Ich wette das es dir zu Objektiv ist.

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2020, 12:36
von Kumpel
Ja ich weiß Nosti , und wenn sie nicht gestorben sind so suchen die Stasis noch heute die Westberliner Rädelsführer.