Ferienlager und Klassenfahrten in der DDRRückblick in eine andere Zeit: Fragt man Freunde und Bekannte, die in der DDR aufgewachsen sind, welche zu den schönsten Erinnerungen aus jener Zeit zählen, werden viele antworten: Die Schulklassenfahrten und Betriebsferienlager. Blicke ich - Jahrgang 1973 - auf Kindheit bzw. Schulzeit zurück, kann ich das bestätigen. Die Aufenthalte in den Ferienlagern waren mit die intensivsten und schönsten Erlebnisse. Die Erfahrungen, die ich dort machen durfte, prägten meine gesamte Kindheit. Grund genug, diese Zeit im Magazin turus.net etwas genauer zu beleuchten und zu hinterfragen, was denn eigentlich so schön an jenen Erlebnissen war.
Keine Frage. Fahrten mit der Schulklasse waren immer mit einer Menge Spaß verbunden. Mit den Kumpels aus der Schulklasse der Polytechnischen Oberschule ging es fast jährlich für ein paar Tage in irgendeine Ecke der Deutschen Demokratischen Republik. Gemeinsam mit dem Klassenlehrer und ein paar Elternteilen fuhren wir nach Dresden, Bad Doberan, zum Kloster Chorin oder nach Thale im Harz.
Bericht zum Ferienlager im Polen im Sommer 1987Der Besuch eines Konzentrationslagers oder einer sozialistischen Gedenkstätte als Pflichtprogramm sowie wirklich spannende Freizeitgestaltung in Form einer Nachtwanderung oder einer Heuschlacht standen an der Tagesordnung. Damalige Klassenfahrten waren mit Sicherheit den heutigen Klassenfahrten ähnlich. Vom Besuch der sozialistischen Gedenkstätte mal abgesehen. Freundschaften wurden gefestigt, Dummheiten wurden angestellt und etwa ab der siebten Klasse warf man als Junge erste ernsthafte Blicke auf die Mädels. Der erste Kuss? Nicht selten wurde dieser bei einer Klassenfahrt gegeben.
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https://www.turus.net/gesellschaft/4116 ... r-ddr.htmlErgänzend dazu auch das:
Kindheitserinnerungen an die Betriebsferienlager der DDRZeitreise zurück in die 1980er Jahre: Es war eine sehr emotionale Rückkehr. Nach 27 Jahren zurück am Ort, der für mich in der Kindheit wohl einer der schönsten überhaupt war. Im Herbst 2011 hatte ich mich auf den Weg gemacht, um die Spuren des einstigen Kinderferienlagers „Helmut Just“ in Eggersdorf, gelegen bei Strausberg und Berlin, ausfindig zu machen. Es dauerte nicht lange, bis ich die Ecke fand, an der einst die Gebäude des Betriebsferienlagers von ORWO Wolfen bzw. der Fotochemischen Werke Berlin standen.
Von den Holzbaracken und dem alten steinernen Hauptgebäude war nichts mehr zu sehen. Alles war abgerissen, das Gelände liegt derzeit brach. Zwischen wucherndem Gestrüpp und alten Kastanienbäumen wurde ich trotzdem fündig. Die einstigen Basketballkörbe des Sportplatzes, der alte hölzerne Fahnenmast, eine Tischtennisplatte, alte Plastik-Zahnputzbecher im Gebüsch, DDR-Bonbonpapier unter dem Laub, zerknautschte Tischtennisbälle, ein vermodertes Portmonee einer Gruppenleiterin, die Fundamentreste und verbogenen Blitzableiter der Schlafbungalows. Emotionen pur.
Wo ist all die Zeit geblieben? Mit feuchten Augen setzte ich mich auf eine Freifläche vor dem einstigen Hauptgebäude und ging in mich. Während die warme Herbstsonne an den Baumkronen vorbeizog, ließ ich Revue passieren...
Fragt man die Leute, die in der DDR aufgewachsen sind, was ihnen am intensivsten in Erinnerung blieb, bekommt man immer wieder die klare Antwort: Die Klassenfahrten und vor allen Dingen die Ferienlageraufenthalte. Ist es die Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ oder die Wehmut an die eigene Kindheit? Oder steckt noch viel mehr dahinter? Sehnsucht, Wehmut – ganz gewiss. Hinzu kommt der Fakt, dass mit dem Fall der Mauer diesbezüglich alles vorbei war. Die einstigen Betriebsferienlager wurden quer durch die Region Nordost entweder anderweitig genutzt oder wurden dem Verfall preisgegeben. Diese Tatsache verstärkte die Wehmut tief im Herzen um ein Vielfaches. Dem Erdboden gleichgemachte Ferienlager und zusammengefallene, von Efeu umrankte Baracken machen uns deutlich: Alles hat seine Zeit, alles ist vergänglich.