Wie frei war die Jugend in der DDR?

Wie waren die politischen Systeme der beiden deutschen Staaten zur Zeit des Kalten Krieges? Wo waren die Unterschiede? Gab es Gemeinsamkeiten?
Wie wurde die Politik auf beiden Seiten vermittelt?

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Kumpel » 5. Oktober 2020, 08:21

steffen52 hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:[grin] Nach wie vor hätte ich WENIGSTENS gerne mal gewusst was Du Dir so geleistet hast damit Dir" meine Genossen" sogar eine Stoßdame ins Bett gelegt haben. Wenn ich es schon " schön mit Schreibmaschine getippt" nicht zu lesen bekomme.

Kann ich Dir erklären: Wo ich nun so allein war und so richtig die Schnauze voll hatte vom Rest der Welt, habe ich im Freundeskreis mehrfach geäußert das mich eigentlich nichts mehr hier hält und ich die Fliege machen werde.
Da ja auch ein sogenannter IM ( der ein Freund war) mit dabei gewesen ist, da hatte er nichts Besseres zutun es seinen Führungsoffizier zu melden, in wie weit er das nun noch alles ausgeschmückt hat das entzieht sich meiner
Kenntnis. Da ich immer vor der Arbeit zum Bäcker hinten rein gegangen bin( er machte erst um 7 Uhr auf), um frische Brötchen zu holen, öffnete eine unbekannte Verkäuferin mir die Tür, sah recht passabel aus, das ging so
paar Tage und sind natürlich ins Gespräch gekommen. Für das kommende Wochenende hatte mein (lieber) Freund(IM) für uns Beide Karten für eine Faschingsfeier. Als wir den Saal betraten lief mir doch plötzlich diese Verkäuferin
wie zufällig über den Weg und er begrüßte sie( wäre eine flüchtige Bekannte so seine Aussage) , damit nahm die ganze Sache ihren Verlauf. Am Anfang habe ich das alles so noch nicht gemerkt, ihr einseitigen Fragen u.s.w.
Ist mir ja auch nicht das wichtigste gewesen, da zählten einfach andere Dinge! Aber später viel mir auf, immer wenn wir in einer Bar oder Gaststätte waren, saßen da so zwei Typen mit rum und immer wenn diese Dame
auf die Toilette musste gingen sie hinterher. Da nun endlich wurde es mir klar wieso und warum die Dame so schnell mit mir ins Bett gehüpft ist. Habe die Sache dann schnell beendet und dann kurz darauf meine heutige Frau
kennen gelernt und damit hatte sich diese Sache sowieso erledigt. So das mal als Erklärung. Beim lesen meiner Stasiakte kam der ganze Mist mir wieder hoch!!
Gruß steffen52



Dieser Dilettantismus ist kaum vorstellbar und den Aktenauszug dieses ''Freundes'' hätte ich auch gerne einmal gelesen.
Schwer vorstellbar , dass die Stasi wegen ein paar Bemerkungen im Freundeskreis so eine Aktion anlaufen lässt. Da gab es viel unterschwelligere Methoden um jemanden auf den Zahn zu fühlen.
Zumal wenn man lediglich ein kleiner unpolitischer Arbeiter war.
Kumpel
 

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon OaZ » 5. Oktober 2020, 09:17

Mit Verlaub, @steffen52, ich halte dich auch für zu unbedeutend (für die Stasi), als dass man deinetwegen dieses Szenario in Gang gesetzt hätte.
OaZ
 
Beiträge: 513
Registriert: 1. Juli 2020, 08:44

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Kumpel » 5. Oktober 2020, 09:49

Wenn ich das mal aus eigener Erfahrung erläutern darf , war das so , dass man ab einer bestimmten Renitenz erst mal eine vor den Bug bekam in dem man mir beispielsweise zu erkennen gab , du du du wir haben dich auf dem Schirm und wenn du dieses oder jenes weiter machst können wir mit dir auch mal ''Schlitten fahren''.
Dahinter wurde allerdings nie konkret die Stasi sichtbar , sondern das lief wie gesagt unterschwelliger ab in Person vom ABVer oder später mal einer von der Kripo ganz nebenbei bei einer Befragung zu irgend einem Fall mit dem ich nichts zu tun hatte.
Ich konnte damals jedenfalls nie jemanden zuordnen , wer da wem und was erzählt hat.
Kumpel
 

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Dr. 213 » 5. Oktober 2020, 12:06

Stimmt genau Kumpel, es waren nur die sichtbaren Neugierigen, die Du damals wahrgenommen hast.
Die vielen unsichtbaren Zuträger wurden erst in der Nachwendezeit entarnt.
Es sollen sich allerdings auch schon zu DDR- Zeiten einige Petzen so dämlich angestellt haben, das man es schon ahnte.


Interessant ist es, wenn man sich mal klarmacht, wie viele Zuträger mit IM- Status es gegeben hat.
Die Formel dazu lautet einfach, die Fläche der DDR geteilt durch die IM- Anzahl.
Das macht dann je nach Rechnung und Ursprung der IM- Zahlen etwa 2 bis 3 IM pro Quadratkilometer, wenn ich mich nicht vertan habe.
Und das ist dann über die gesamte Fläche, also auch mit den unbewohnten Flächen wie Wälder und Felder gerechnet.
In bewohnten Dörfern, Städten usw werden sich vieleicht ein Duzend oder mehr IM pro Quadratkilometer aufgehalten haben.

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
Benutzeravatar
Dr. 213
 
Beiträge: 1727
Registriert: 17. August 2014, 13:52

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 12:23

Das macht dann je nach Rechnung und Ursprung der IM- Zahlen etwa 2 bis 3 IM pro Quadratkilometer,


Wer zweifelte "flächendeckend" noch mal an?
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Merkur » 5. Oktober 2020, 12:33

augenzeuge hat geschrieben:
Das macht dann je nach Rechnung und Ursprung der IM- Zahlen etwa 2 bis 3 IM pro Quadratkilometer,


Wer zweifelte "flächendeckend" noch mal an?
AZ


Ich. [hallo]
Weil die nackten Zahlen nichtssagend sind.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
Beiträge: 4648
Registriert: 15. Juni 2010, 17:21

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Kumpel » 5. Oktober 2020, 12:35

Dazu kamen dann ja noch Angehörige der VP , SED Mitglieder, Leute in leitenden Funktionen und all die Anderen die zur Auskunft verpflichtet waren.
Bei denen dürfte die Stasi offene Türen eingerannt haben und die mussten nicht zwangsläufig IM sein.
Das ist ein Kapitel das bis heute nicht erforscht ist.
So eine plumpe Nummer mit Frau im Bett war da anfänglich überhaupt nicht notwendig und unangemessen.
Kumpel
 

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon steffen52 » 5. Oktober 2020, 13:14

OaZ hat geschrieben:Mit Verlaub, @steffen52, ich halte dich auch für zu unbedeutend (für die Stasi), als dass man deinetwegen dieses Szenario in Gang gesetzt hätte.

Okay, jeder wie er glaubt, aber es nicht weiß. Warum und weshalb kann ich auch nicht sagen. Fakten bleiben nun mal Fakten. Erstens so erlebt und zweitens es schriftlich erhalten. Punkt. Nur mal so als Beitrag zu dieser Geschichte, mein damaliger Schwager war Oberstleutnant beim MfS, ob es damit zusammen hängt, wer weiß, wer weiß!!!! [denken]
Gruß steffen52
"Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen!"
Friedrich Schiller
Benutzeravatar
steffen52
 
Beiträge: 14372
Bilder: 0
Registriert: 19. Februar 2015, 21:03

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Kumpel » 5. Oktober 2020, 13:51

Die ominöse von dir enttarnte Bäckersfrau ist dann spurlos verschwunden oder wie?
Kumpel
 

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 16:09

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Das macht dann je nach Rechnung und Ursprung der IM- Zahlen etwa 2 bis 3 IM pro Quadratkilometer,


Wer zweifelte "flächendeckend" noch mal an?
AZ


Ich. [hallo]
Weil die nackten Zahlen nichtssagend sind.


Manche verstehen es eben nie. Kann man nicht ändern.
Aber vielleicht verstehen wir unter flächendeckend auch etwas anderes.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon pentium » 5. Oktober 2020, 16:13

BStU dazu:

IM wurden auf bestimmte Schwerpunkte angesetzt, von denen tatsächliche oder vermeintliche Gefahren ausgehen konnten. Diese Objekte und Territorien, Bereiche oder Personen waren so zahlreich, dass die geheimpolizeiliche Durchdringung tendenziell den Charakter einer flächendeckenden Überwachung annahm.

Die Anzahl der vom MfS geführten inoffiziellen Mitarbeiter umfasste im Jahre 1989 ungefähr 189.000 IM, darunter 173.000 IM der Abwehrdiensteinheiten, ferner 13.400 IM in der DDR und 1.550 IM in der Bundesrepublik, die von der Hauptverwaltung A (HV A) geführt wurden, sowie diverse andere wie Zelleninformatoren usw. Auf 89 DDR-Bürger kam somit ein IM. In der Zeit von 1950 bis 1989 gab es insgesamt ca. 620.000 IM.

Die Entwicklung des IM-Netzes ist nicht allein von einem kontinuierlichen Anstieg geprägt, sondern verweist auf besondere Wachstumsphasen in Zeiten innergesellschaftlicher Krisen wie dem 17. Juni 1953 oder am Vorabend des Mauerbaus. Im Zuge der deutsch-deutschen Entspannungspolitik wurde das IM-Netz ebenfalls erweitert. So umfasste es Mitte der 70er Jahre - hochgerechnet - über 200.000 IM. Angesichts wachsender oppositioneller Bewegungen hatte es in den 80er Jahren gleichfalls ein hohes Niveau.

Die flächendeckende Überwachung der Gesellschaft fiel regional recht unterschiedlich aus. Im Land Brandenburg, das die Bezirke Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam vereint, war sie stärker als in Thüringen. Die höchste IM-Dichte wies der ehemalige Bezirk Cottbus auf.

Das MfS operierte formal nach territorialen Gesichtspunkten und Sicherungsbereichen, setzte jedoch operative Schwerpunkte in der geheimpolizeilichen Arbeit. Bezogen auf das Gesamtministerium lagen diese - sowohl auf Kreis-, als auch auf Bezirks- und Hauptabteilungsebene - bei der Volkswirtschaft, der Spionageabwehr und auf der "politischen Untergrundtätigkeit", der "Bearbeitung " von oppositionellen Milieus und den Kirchen.

Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren. Der Anteil von weiblichen IM lag in der DDR bei 17 Prozent, in der Bundesrepublik bei 28 Prozent. Über die Hälfte der IM war Mitglied der SED. Von den 2,3 Mio. Mitgliedern der Partei ausgehend, waren 4 bis 5 Prozent zuletzt inoffiziell aktiv, d. h. jedes 20. SED-Mitglied.

Das MfS differenzierte IM nach Kategorien: Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, Inoffizieller Mitarbeiter zur politisch-operativen Durchdringung und Sicherung des Verantwortungsbereiches (IMS), Inoffizieller Mitarbeiter im besonderen Einsatz (IME), Führungs-IM und Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens (IMK). Die wichtigste Kategorie waren IM mit "Feindverbindungen" bzw. solche, die Personen zu "bearbeiten" hatten, die "im Verdacht der Feindtätigkeit" standen. Im Laufe der 80er Jahre nahm der Anteil von IM in der Kategorie Inoffizieller Mitarbeiter der Abwehr mit Feindverbindung (IMB) bis Dezember 1988 auf rund 3.900 zu.

Der Anteil von Bundesbürgern oder Ausländern unter den IM des MfS betrug nicht einmal 2 Prozent. 1989 waren mindestens 3.000 Bundesbürger inoffiziell im Dienste des MfS, zusätzlich mehrere Hundert Ausländer. In der Zeit von 1949 bis 1989 waren insgesamt mindestens 12.000 Bundesbürger und Westberliner IM.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45522
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 16:57

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
Das macht dann je nach Rechnung und Ursprung der IM- Zahlen etwa 2 bis 3 IM pro Quadratkilometer,


Wer zweifelte "flächendeckend" noch mal an?
AZ


Ich. [hallo]
Weil die nackten Zahlen nichtssagend sind.


Dann mal Fakten:

Wie Erich Mielke Anfang der 80er Jahre betonte, ging es nicht mehr nur um die Identifizierung aktuell abweichenden Verhaltens, sondern um die "Aufklärung von Persönlichkeitsbildern", auf deren Grundlage Prognosen für künftiges Verhalten erstellt werden sollten. Diese Herangehensweise zeigte sich weniger in der herkömmlichen Vorgangsbearbeitung, die quantitativ in einem relativ begrenzten Rahmen blieb – in der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurden jährlich 4.500 bis 5.000 OV und rund 20.000 Operative Personenkontrollen durchgeführt.

Zu einem regelrechten Massengeschäft wurden dagegen die Sicherheitsüberprüfungen und andere Personenermittlungen unterhalb der Schwelle registrierter Vorgänge (siehe auch Registrierung), die jährlich in die Hunderttausende gingen (1987: ca. 400.000). Ende des Jahres 1987 war durchschnittlich jeder zweite DDR Bürger in der Vorverdichtungs-, Such- und Hinweiskartei (VSH-Kartei) der MfS-Dienststelle seines Kreises erfasst. Darüber hinaus waren zu ca. 40 Prozent der Bürger Informationen in den Zentralen Materialablage der Kreisdienststellen zu finden.

https://www.bstu.de/mfs-lexikon/detail/ ... chung-der/

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Edelknabe » 5. Oktober 2020, 17:17

Das ist doch irgendwie schon Paranoia, euer heutiger IM Kram verteilt über den damaligen Qudratkilometer. Eh Männers überlegt nur mal, weil, habt ihr zu damals nichts anderes zu tun gehabt wie Irgendwem zu mißtrauen? Gott ne im Staate der Jäger und Sammler dieser damaligen DDR gab man sich im Alltag noch mit sowas ab, Ihr müsst wirklich und echt nicht ausgelastet gewesen sein.

Rainer Maria
Benutzeravatar
Edelknabe
Grenztruppen
Grenztruppen
 
Beiträge: 16725
Bilder: 57
Registriert: 2. Mai 2010, 09:07

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon pentium » 5. Oktober 2020, 17:26

Edelknabe hat geschrieben:Das ist doch irgendwie schon Paranoia, euer heutiger IM Kram verteilt über den damaligen Qudratkilometer. Eh Männers überlegt nur mal, weil, habt ihr zu damals nichts anderes zu tun gehabt wie Irgendwem zu mißtrauen? Gott ne im Staate der Jäger und Sammler dieser damaligen DDR gab man sich im Alltag noch mit sowas ab, Ihr müsst wirklich und echt nicht ausgelastet gewesen sein.

Rainer Maria


Paranoia? Eher eine Art von Traumata....das kommt immer wieder...egal bei welchen Thema. Zusatzfrage wer ist Euer?
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45522
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Nostalgiker » 5. Oktober 2020, 17:36

Das Pendant zu "deine". und "wir".
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13707
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Ari@D187 » 5. Oktober 2020, 17:51

augenzeuge hat geschrieben:[...]Man suchte seine kleine Freiheit in der Unfreiheit um sich seine Welt irgendwie zu schaffen, in der man glücklich sein konnte. [...]

Wie stellten sich denn diese kleinen Freiheiten dar?

Ari
Alles wird gut!
Benutzeravatar
Ari@D187
Deutsche Marine
Deutsche Marine
 
Beiträge: 11270
Registriert: 26. April 2010, 19:58

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Dr. 213 » 5. Oktober 2020, 17:55

steffen52 hat geschrieben:
OaZ hat geschrieben:Mit Verlaub, @steffen52, ich halte dich auch für zu unbedeutend (für die Stasi), als dass man deinetwegen dieses Szenario in Gang gesetzt hätte.

Okay, jeder wie er glaubt, aber es nicht weiß. Warum und weshalb kann ich auch nicht sagen. Fakten bleiben nun mal Fakten. Erstens so erlebt und zweitens es schriftlich erhalten. Punkt. Nur mal so als Beitrag zu dieser Geschichte, mein damaliger Schwager war Oberstleutnant beim MfS, ob es damit zusammen hängt, wer weiß, wer weiß!!!! [denken]
Gruß steffen52


Mielke hat doch immer gepredigt "Genossen, wir müssen alles wissen"
Solche Bemerkungen von Mielke, oft in Dienstbesprechungen nur mündlich geäußert, wurden wie ein Befehl umgesetzt.
Der Aufwand stand in genauer Relatoin zur angenommenen Staatsgefahr. Aber eigentlich war der Aufwand immer überzogen groß.

Wenn ich mir so überlege wie arbeitsintensiv Delikte wie die Republikflucht untersucht wurde.
Und dann die ganze Einsperrerei, die Trennung der Mütter von den Kindern wenn es zur Zwangsarbeit nach Hoheneck ging.
Dieser ganze Aufwand für eigentlich im Grunde nur Ordnungswidrigkeiten, die aber in der DDR per Gesetz zu Verbrechen aufgeblasen wurden.

Noch kurz zur rechnerischen IM- Dichte in der Republik.
Man muß natürlich die IM- Anzahl durch die Fläche dividieren.
Hat keiner gemerkt, aber ihr wisst ja was gemeint war.

Man müßte mal wieder etwas dichter an das Thema ran rücken, so mit den ungeheuerlichen Freiheiten der Jugend und so.

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
Benutzeravatar
Dr. 213
 
Beiträge: 1727
Registriert: 17. August 2014, 13:52

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Dr. 213 » 5. Oktober 2020, 18:07

Edelknabe hat geschrieben:Das ist doch irgendwie schon Paranoia, euer heutiger IM Kram verteilt über den damaligen Qudratkilometer. Eh Männers überlegt nur mal, weil, habt ihr zu damals nichts anderes zu tun gehabt wie Irgendwem zu mißtrauen? Gott ne im Staate der Jäger und Sammler dieser damaligen DDR gab man sich im Alltag noch mit sowas ab, Ihr müsst wirklich und echt nicht ausgelastet gewesen sein.

Rainer Maria


Das Mißtrauen war immer mit eingepreist und es war ein Automatismus, so wie das abliefern der Phrasen wie die Treue zum SED- Staat.
Und man tat gut daran vorsichtig zu sein. Der Lehrer, der Hausgemeinschafts- Blockwart, Ärzte, selbst Pfarrer konnten Spitzel sein.

Herzlichst
Dr. 213
Das größte Landraubtier der Neuzeit ist DER Bär.
Benutzeravatar
Dr. 213
 
Beiträge: 1727
Registriert: 17. August 2014, 13:52

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 18:26

Ari@D187 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:[...]Man suchte seine kleine Freiheit in der Unfreiheit um sich seine Welt irgendwie zu schaffen, in der man glücklich sein konnte. [...]

Wie stellten sich denn diese kleinen Freiheiten dar?

Ari


Oh, da gibt es einiges zu erzählen. Wobei das individuell ist, von den Hobbies etwas abhängt.
Die einen fanden die Erfüllung im Schrebergarten. Andere im Motorradfahren bzw. - gestalten. Andere im Reisen durch den Ostblock.
Wieder andere zeichneten die Hitparaden auf, beteiligten sich in Discotheken. Das kann man fortführen....

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 18:29

Edelknabe hat geschrieben: Eh Männers überlegt nur mal, weil, habt ihr zu damals nichts anderes zu tun gehabt wie Irgendwem zu mißtrauen?

Rainer Maria


Richtig. Der durchschnittliche DDR Bürger war vertrauensselig. Ihm war das Ausmaß seiner Überwachung bei weitem nicht klar.
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon OaZ » 5. Oktober 2020, 18:51

Dr. 213 hat geschrieben: Der Lehrer, der Hausgemeinschafts- Blockwart, Ärzte, selbst Pfarrer konnten Spitzel sein.

Herzlichst
Dr. 213


... sogar Flüchtlinge
OaZ
 
Beiträge: 513
Registriert: 1. Juli 2020, 08:44

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 18:58

OaZ hat geschrieben:
Dr. 213 hat geschrieben: Der Lehrer, der Hausgemeinschafts- Blockwart, Ärzte, selbst Pfarrer konnten Spitzel sein.

Herzlichst
Dr. 213


... sogar Flüchtlinge


Natürlich. Im Westen ging das weiter. Ein Beamter vom Notaufnahmelager wurde später als IM enttarnt.

Schlimm war der enttarnte Freund. Ich besuchte ihn noch in 1/89 unverhofft. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen hab. Kein Klassentreffen später....
Ich kannte ihn fast aus dem Kindergarten. Gern hätte ich mit ihm gesprochen, wie man ihn dazu gebracht hat. Überzeugt war er nie.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Nostalgiker » 5. Oktober 2020, 20:16

augenzeuge hat geschrieben:
Edelknabe hat geschrieben: Eh Männers überlegt nur mal, weil, habt ihr zu damals nichts anderes zu tun gehabt wie Irgendwem zu mißtrauen?

Rainer Maria


Richtig. Der durchschnittliche DDR Bürger war vertrauensselig. Ihm war das Ausmaß seiner Überwachung bei weitem nicht klar.
AZ


Wirklich? Wird nicht gerade hier gerne kolportiert das die DDR gebückt und vor Angst schlotternd durch die Straßen der verfallenden Innenstädte schlurften auf der Suche nach Nahrung und Konsumgütern?
Ergo extrem Ängstlich und Misstrauisch waren sie doch und nichts mit Vertrauensseligkeit.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
Benutzeravatar
Nostalgiker
 
Beiträge: 13707
Registriert: 28. August 2012, 12:36

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 20:56

Nosti, was willst du eigentlich? Der aufrechte Gang kam später.

Ich würde fast behaupten, der DDR Bürger nahm das Ausmaß der zerstörten Innenstädte bis 89 nur teilweise wahr. Wenn er nicht direkt in die Baustellen involviert war.

Wenn du die jeweiligen Zeiten nicht berücksichtigst, nützt dir zur Interpretation Marx im Schrankregal auch nichts. [grins]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Icke46 » 5. Oktober 2020, 21:04

Ich habe gerade im MDR den Film Sonnenallee von Leander Haußmann gesehen.

Wenn ich das so alles lese, finde ich die Schlusssätze des Films irgendwie zum Thread passend:

Es war einmal ein Land, und ich habe dort gelebt.
Wein man mich fragt, wie es war: Es war die schönste Zeit meines Lebens, denn ich war jung und verliebt.
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 5867
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon OaZ » 5. Oktober 2020, 21:15

Habs gerade auch noch einmal gesehen. eine Komödie eben ... und meine Frau sagte gerade treffend: "Wenn das Wessis oder junge Leute sehen, dann müssen die eine völlig falsche Vorstellung kriegen."
OaZ
 
Beiträge: 513
Registriert: 1. Juli 2020, 08:44

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 21:22

Kanntet ihr den Film noch nicht?

Die Kommentare, die Gesten, ganz toll gemacht.

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Volker Zottmann » 5. Oktober 2020, 21:24

Der sarkastisch aufgesetzte und für mich doch verbittert klingende Text des Nostalgikers (21:16) ist völlig unpassend für die Zeit bis zum Mauerfall.
Der kam doch nur zustande, weil immer mehr Menschen mit den vergreisten stoischen Machthabern im Herbst 1989 brachen. Weil keiner deren Gesülze von einer besseren Zeit in ferner Zukunft mehr ertragen wollte.

Selbst all die nur mal mit in den Westen gelaufenen und bisher recht gut eingerichteten Mitläufern gingen nun die letzten Lichter auf.
Deutschland, besonders Ostdeutschland ist erwacht, ja wachgeküsst worden. Ob nun die Polen oder Gorbatscow oder die kleine innere Opposition der direkte Auslöser war? Ich denke das Zusammenspiel aller Faktoren in diesem kurzen Zeitfenster hat es möglich gemacht. Und sobald direkte Vergleiche (ohne einen hetzenden von Schnitzler) möglich waren, brodelte die Volksseele richtig. Deutschland einig Vaterland wurde als neuer wegweisender Slogan geboren.
Und genau in dieser Zeit, mein lieber Nostalgiker, kam es wieder zum aufrechten Gang, von dem zuvor schon Stefan Heym sprach. Sein Satz auf der riesigen Protestdemo in Berlin hat die Menschen mit aufgerüttelt und vielen auch neues Selbstbewusstsein eingeimpft, von dem deren Rückgrat gar nichts mehr wusste, dass es sowas noch gab.

Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 5. Oktober 2020, 21:30, insgesamt 1-mal geändert.
Volker Zottmann
 

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon Icke46 » 5. Oktober 2020, 21:25

Natürlich war das eine Komödie, teilweises schon Richtung Klamotte gehend. Mir ging es eher um denvon mir zitierten Schlusssatz, dass viele, wenn nicht sogar die meisten Menschen dort schlicht gelebt haben. Hier hat man ja den Eindruck, dass die Menschen immer geduckt durchs Leben liefen, dass die Strassenbahn oder S-Bahn zu 85 % mit Stasi-Spitzeln besetzt waren, und dieses Bild halte ich für falsch, das widerspricht auch meinen Erlebnissen bei DDR-Besuchen.
Benutzeravatar
Icke46
 
Beiträge: 5867
Bilder: 426
Registriert: 25. April 2010, 18:16
Wohnort: Hannover-Peine

Re: Wie frei war die Jugend in der DDR?

Beitragvon augenzeuge » 5. Oktober 2020, 21:28

"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 84745
Bilder: 6
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

VorherigeNächste

Zurück zu Politische Systeme

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste