Von Freya Klier
Es gehört zu den schlimmen Begleiterscheinungen einer Diktatur, dass Menschen nicht offen reden dürfen. Dass ein erzwungenes Schweigen sich ausbreitet. Und dass staatliche Propaganda sich des verfügbar gewordenen Raums bemächtigt und die Wahrheit immer mehr erdrückt – bis sie irgendwann von den Keulen der Propaganda gänzlich ins Vergessen gedrängt ist.
Gegen das Vergessen: Freya Klier bei ihrer Rede anlässlich der Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2014 im Sächsischen Landtag, die von den Abgeordneten mit stehenden Ovationen bedacht wurde.
Der Antifaschismus war eine dieser Propagandakeulen. Nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes gab es plötzlich fast so viele Antifaschisten wie Einwohner in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Antifaschist, das hieß nur allzu oft eine Wendung um 180 Grad: Man sah jetzt Menschen auf dem Weg nach oben, die vor kurzem noch glühende Nazis gewesen waren – in der Politik wie im kulturellen Leben. Ruth Berghaus sei als ein Beispiel genannt: Die vormals stramme BDM-Führerin hatte sich über Nacht in eine Kommunistin verwandelt. Als spätere Opernregisseurin und Theaterleiterin sah sie sich mit Nationalpreisen und freiem Westzugang für sozialistische Systemtreue belohnt. Wann, so habe ich mich oft gefragt, beginnen solche Lügner ihre erfundenen Biografien selbst zu glauben?
Nein, antifaschistisch war die DDR schon in ihrer Gründungszeit nicht. Selbst KZ-Aufseher – und einige werden erst jetzt, 25 Jahre nach dem Mauerfall, enttarnt – ließen sich problemlos in die DDR integrieren, wenn sie sich dem Staatssicherheitsdienst als Spitzel zur Verfügung stellten. Hier galt der Grundsatz des Ministeriums für Staatssicherheit: Wer Nazi war, bestimmen wir!
Weiter geht es hier:
http://www.derhauptstadtbrief.de/cms/10 ... uegenstaat
Der nachstehende Satz gegen Ende des Beitrages hat mich tief beeindruckt:
So viel Verzweiflung hatte sich bereits acht Jahre nach Kriegsende erneut angestaut, dass DDR-Bürger ihre Angst überwanden und am 17. Juni 1953 – zunächst in Berlin und schon kurz darauf im gesamten Land – die Arbeit niederlegten und mit Losungen wie „Komm, Kollege, reih Dich ein – wir wollen freie Menschen sein!“ auf die Straße gingen hat mich tief beeindruckt
Der 17. Juni 1953 war der Anfang vom Ende dieser SED - Diktatur.