von Merkur » 30. November 2011, 18:52
Bei einem Vergleich der Täter und der von ihnen begangenen Tötungsverbrechen fallen Gemeinsamkeiten aber auch signifikante Unterschiede auf.
Zur Begehungsweise der Taten im engeren Sinn (bezogen auf sadistische und Tötungshandlungen):
Hagedorn versetzte seinen beiden ersten Opfern je einen Bruststich und führte dann mit dem Messer den Halsschnitt durch. Bei seinem dritten Opfer führte er die sadistische Phase nach ausgiebigen sexuellen Manipulationen wesentlich intensiver aus und versetzte seinem Opfer zahlreiche Stiche in die Brust, den Rücken und den Kopf, bevor er den Halsschnitt realisierte.
Bartsch, der sich vor seiner ersten Tötung in einem höheren Stadium der Entwicklung des Sadisten (gegenüber Hagedorn) befand, würgte und erschlug seine Opfer mit dem Griffstück einer Pistole, einem Stein, einer Eisenstange und einem Hammer, nachdem er sie gequält hatte.
Hagedorn tötete seine Opfer in der weiteren Umgebung seines Wohngebietes im Wald bzw. in der Nähe einer Lichtung.
Bartsch führte die sadistischen Handlungen und die Tötungen in einem alten Luftschutzstollen in der weiteren Umgebung seines Wohngebietes durch.
Beide Mörder kannten sich in den von ihnen zu den Taten bevorzugten Gebieten sehr gut aus. Beide vermieden es allerdings, die Opfer aus ihrer unmittelbaren Umgebung auszuwählen.
Wenn sich Hagedorn auf Opfersuche befand, führte er stets ein feststehendes Messer mit sich.
Bartsch führte ständig Knebel- und Fesselwerkzeuge sowie Rasierklingen mit sich.
Den Tötungsdelikten standen eine Vielzahl von erfolglosen Kontaktversuchen gegenüber. Die Tötungen wurden alle an den Wochenenden zwischen Freitag und Sonntag vollzogen. Hagedorn tötete ausschließlich Samstags. Bartsch tötete einmal an einem Freitag, dreimal an einem Samstag und einmal an einem Sonntag. Die Kontakte zu den Opfern wurden von beiden Tätern in den Nachmittags- bzw. frühen Abendstunden hergestellt. Eine gewisse Zeit verbrachten die Täter mit den Opfern gemeinsam (Hagedorn bei Radtouren, Bartsch bei Kirmesveranstaltungen), wobei beide Täter die Opfer an bestimmte Orte lenkten, die ihnen für die Tötungshandlungen günstig erschienen, um dann in den späten Nachmittags- bzw. Abendstunden des Tattages die Tötungen zu vollziehen.
Bei Bartsch stellte sich im Unterschied zu Hagedorn heraus, dass er in den Abendstunden die sadistischen Handlungen an seinen Opfern realisierte, diese z. T. tötete, um sich dann den Gewohnheiten der Familie entsprechend, zum gemeinsamen Fernsehabend zu Hause einzufinden. Danach setzte er seine Tötungs- bzw. Opferbeseitigungshandlungen fort.
Im Nachtatverhalten unterschieden sich beide Täter signifikant. Hagedorn manipulierte nach dem Vollzug der ersten Tötung am Geschlechtsteil seines Opfers. Ihn berauschte der Anblick und das Fühlen des aus der Halswunde ausströmenden Blutes. Bei seinem dritten Opfer hatte Hagedorn den Wunsch, dass Geschlechtsteil ab- und den Bauch aufzuschneiden. Verbringungs- bzw. Beseitigungshandlungen nahm Hagedorn bei seinen Opfern kaum vor, da er sie in der jeweiligen Situation, in der er sie zurückgelassen hatte, in Erinnerung behalten wollte.
Bartsch nahm vor der Tötung seiner Opfer intensive sexuelle Manipulationen an sich und seinen Opfern vor. Nach den Taten schnitt er seine Opfer auf, entfernte die inneren Organe, trennte ihre Gliedmaßen und in einem Fall den Kopf ab. Diese Handlungen sind als Fortsetzung seiner sadistischen Handlungen zu sehen, zumal im das Betasten der inneren Organe besondere Befriedigung verschaffte. Unabhängig davon waren seine Handlungen zur Opferbeseitigung wie das Vergraben/Verbrennen von Leichenteilen zu werten.
Bei beiden Tätern war für die begangenen Tötungsdelikte eine gestörte Triebstruktur ursächlich. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie ihre Taten im Rauschzustand vollzogen haben. Beide Täter befanden sich im straken Erregungszustand, waren aber in der Lage, auf störende Umweltfaktoren zu reagieren und hatten sich unter Kontrolle und bestimmten jederzeit den gesamten Tatablauf.
Gemeinsam ist beiden Tätern, dass sie zwischen der ersten und der nachfolgenden Tötung einen langen Zeitraum verstreichen ließen. Hagedorn tötete sein drittes Opfer zwei Jahre und vier Monate nach seinem ersten Verbrechen, dem Doppelmord vom 31.05.1969. Bei Bartsch beträgt der Zeitraum zwischen der ersten und der zweiten Tötung drei Jahre und vier Monate.
Die von den Tätern ausgewählten Opfer, es waren ausschließlich Knaben, entsprachen der gleichen Altersstruktur. Hagedorn und Bartsch waren auf Jungen zwischen 9 und 12 Jahren (Hagedorn) bzw. zwischen 8 und 13 Jahren (Bartsch) fixiert. Dabei hatten beide Täter genaue Vorstellungen vom Typus, dem ihre Opfer entsprechen sollten. An der Auswahl der Opfer lässt sich sowohl die homosexuelle als auch die pädophile Neigung beider Täter erkennen.
Hagedorn und Bartsch waren in der Lage, relativ leicht Kontakt zu Knaben aufzunehmen, sich auf die Kinder einzustellen und z. T. vorhandene Bedenken der Kinder durch Gespräche und Verhaltensweisen zu zerstreuen.
Sowohl bei Hagedorn als auch bei Bartsch war die sadistische Triebanomalie bereits vor der Begehung der Tötungsverbrechen deutlich ausgeprägt. Die daraus resultierenden Vorfälle waren so auffällig, dass sie polizeiaktenkundig gemacht wurden. Sowohl bei Hagedorn als auch bei Bartsch unterblieb eine detaillierte Wertung und Auseinandersetzung mit den Verursachern.
Beide Täter begingen ihre Tötungsverbrechen im Alter von 17-19 Jahren (Hagedorn) bzw. 15-19 Jahren (Bartsch), was bedeutet, dass der Sadismus im jugendlichen Alter bereits voll ausgeprägt war.
Eine weitere interessante Parallele, aber auch Unterschiede ergeben sich bei der Betrachtung der Berufe beider Täter. Hagedorn war als Koch bzw. Lagerist, Bartsch als Metzger tätig. Gemäß Aussagen in seiner Exploration zum Forensisch-Psychiatrischen Gutachten empfand Hagedorn Befriedigung beim Schlachten von Fischen (insbesondere Aalen, weil diese länger zuckten), während Bartsch das Schlachten (insbesondere von Kälbern) in seine Beruf anwiderte.
Hagedorn und Bartsch besaßen die Fähigkeit, über Jahre ein Doppelleben zu führen. Auf der einen Seite waren sie sozial soweit angepasst, dass sie ihren beruflichen Pflichten nachgingen und ihre unmittelbare Umgebung von ihren Tötungen nicht das Geringste ahnte. Auf der anderen Seite setzten sie ihre sadistischen Vorstellungen hemmungslos um. Hagedorn und Bartsch waren hinsichtlich ihrer sadistischen Vorstellungen ausgesprochen phantasiereich. Sie planten die sadistischen Handlungen und Tötungen detailliert und erlebten diese in ihren Einzelheiten nach, wobei sie in Erregungszustände gerieten.
Der Hang zur Selbstdarstellung mit deutlich theatralischen Zügen ist eine weitere Gemeinsamkeit. Hagedorn und Bartsch genossen sichtlich das Interesse, welches ihnen durch die Ermittlungen und Begutachtungen entgegengebracht wurde. Andererseits waren Hagedorn und Bartsch gemütsarme Persönlichkeiten, die zu Reue- oder Schulgefühlen, zu wirklichem Mitgefühl mit von ihnen getöteten Opfern und ihren Angehörigen nicht in der Lage waren.
Die Äußerungen Hagedorns und Bartschs, bezogen darauf, wie sie sich in Zukunft entwickelt hätten, wenn sie nicht festgenommen worden wären, gingen übereinstimmend dahin, dass sie in kürzeren Abständen und mit höherer Intensität weiter getötet hätten.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.