Wir machen alles gründlich

Hier bitte ausschließlich Themen die sich mit der Berliner Mauer beschäftigen.

Wir machen alles gründlich

Beitragvon Werner Thal » 24. März 2016, 17:53

Der Spiegel: 26/1991 - Wir machen alles gründlich

Die Todesgrenze der Deutschen (I):

Schreibtischtäter aus Wandlitz

Mit Stahlhelm und durchgeladener Waffe, ein volles Magazin für die Maschinenpistole
und zwei Magazine für die Pistole in der Tasche. stand Frank Wolf, Offizier des
Ausbildungsregiments 39, gefechtsbereit am Brandenburger Tor.

"Notfalls mit äußerster Gewalt", so war ihm in der Einsatzbesprechung mi Offizieren
des Stabes befohlen worden, müsse unbefugtes "Betreten des Platzes vor dem
Brandenburger Tor verhindert werden". Rund 700 Grenzsoldaten riegelten das Terrain ab,
alle 50 bis 70 Meter stand ein Posten mit scharfer Munition in der gesicherten Waffe.

Als herrsche Krieg mitten in Berlin, war auch das Rummelsburger Grenzregiment 36,
die "letzte Linie" am Tor zwischen Ost und West, "erhöhte Gefechtsbereitschaft"
angeordnet worden. Schützenpanzerwagen, erinnert sich Wolf, standen vollaufmunitioniert
und marschbereit in den Straßen.

Dann näherte sich, nachmittags gegen 16 Uhr, der Feind. Rund 30 Demonstranten in der
nahen Otto-Grotewohl-Straße meldeten, meldeten Späher von der Front in der Innenstadt,
wollten die Grenze durchbrechen, angeblich mit Waffengewalt. Am Tor wurde Alarm - und
ein Schießbefehl.

Wer den Anruf "Halt! Grenzposten! Stehenbleiben oder ich schieße!" nicht unverzüglich
beachte, lautete die Order. Als einige Leutnants aufbegehrten, schnarrte Wolfs Kompanie-
chef: "Befehl ist Befehl."

Ein paar Steinwürfe entfernt feierte der SED-Chef, damals 77, an diesem 7. Oktober 1989
mit seinen Altgenossen starrköpfig den 40. Geburtstag der DDR, ließ die Kohorten mit den
sozialistischen Winkelementen an seinem Staatsgast Michail Garbatschow vorbeidefilieren,
der widerwillig aus Moskau angereist war und schon ahnte, dass das Leben den Genossen
Honecker bald bestrafen würde.

Bis zuletzt war der DDR-Staatschef bereit, so zeigt sich erst jetzt durch Augenzeugenberichte
wie die des Genzoffiziers Wolf, seine erlöschende Macht notfalls mit militärischer Gewalt
zu retten.

Zwar rühmt sich Honecker, der die Schüsse an seiner Todesgrenze bis heute im Einklang
wähnt mit dem Völkerrecht, er habe den Einsatz von Schußwaffen gegen Demonstranten
in der Heldenstadt Leipzig verhindert. Doch an der Grenze zwischen real existierendem
Sozialismus und Kapitalismus rislierte er ein Blutvergießen - direkt vor dem deutschen
Symbol für Spaltung und Einheit.

Mitverschwörer waren Stasi-Minister Erich Mielke, Chef der (Ost-) Berliner-Oktober-Operation,
Verteidigungsminister Heinz Keßler, Oberbefehlshaber der gefechtsbereiten Truppen, und
der Ost-Berliner Polizeipräsident Friedhelm Rausch, dessen Ordnungskräfte bei den
durchweg friedlichen Demonstrationen am Republik-Geburtstag 1047 Bürger festnahmen
und zum Teil schwer mißhandelten.

Ein erster Ost-Berliner Kommissionsbericht, der sich mit den Folgen des Honecker-Befehls
vom September 1989 zur "Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung" am 40. DDR-Jahrestag
befaßte, kam kurz nach der Wende zu dem Schluß, die Befehlshaber hätten wohl auch eine
gewaltsame "chinesische Lösung" einkalkuliert.

...und hier ist der link zum Weiterlesen:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13489713.html

W.T.
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Re: Wir machen alles gründlich

Beitragvon Werner Thal » 24. März 2016, 17:56

Der Spiegel: 27/1991 - taktisch klug und richtig

Die Todesgrenze der Deutschen (II)

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13490554.html

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Re: Wir machen alles gründlich

Beitragvon Werner Thal » 24. März 2016, 17:59

Der Spiegel 28/1991 - Die Augen feucht vor Wut

Die Todesgrenze der Deutschen (III):

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13488216.html

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Re: Wir machen alles gründlich

Beitragvon augenzeuge » 28. März 2016, 21:14

Einfach nur irre....aber kompromisslos deutlich. [angst]

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