augenzeuge hat geschrieben:Ich wollte es erst nicht erwähnen, aber ich denke, wir sollten das diskutieren:
Zitat: "Und dann wieder der Politoffizier, Klaus-Peter Renneberg, der die Verantwortung für diese Taten eben den Toten zuweist. "Dass er dort an der Stelle ist, macht ihn zum Straftäter, und wir haben diese Straftat zu verhindern", sagt er im Film. "Humanistische Regungen" habe er nicht gehabt. Er fand also das Erschießen von Menschen hier in Ordnung. "
…na gut, wenn Augenzeuge das hier diskutiert haben will:
Ich möchte mal ein wenig meine persönliche, private Meinung wiedergeben und ich hoffe, auch rainman2 liest mit.
Vor ein paar Jahren lernte ich in einem anderen – vielen von uns bekannten – Forum unter anderem den ehemaligen Hauptmann der Grenztruppen und „Polit“ rainman2 kennen.
Er schrieb sehr viele, gute Beiträge in dem Forum und war/ist eine Art Galionsfigur.
Bei Forentreffen gerne dabei – auch mit der Klampfe immer für Unterhaltung (u.a. wohl auch anlässlich eines Gedenkkonzertes) sorgend.
Obwohl ich ihm nie persönlich begegnet bin, für mich ein sehr interessanter, lieber, netter Mensch mit dem man vermutlich sehr gut auskommen könnte.
Nach einer privaten Auszeit tauchte er in beiden Foren wieder auf, gleichzeitig mit dem Hinweis auf seine Teilnahme an einer Dokumentation über die Mauer.
Darauf hin schaute ich mir den Film bei arte an. Dort kamen etliche alte Männer zu Wort, die ihr Wissen über ihr Erlebtes in Sachen Politik, Grenzaufbau, Grenzsicherung u.ä. zum Besten gaben. Alle waren – teils lächelnd – bemüht, das ganze als doch gar nicht so schlimm darzustellen und sie versuchten ihren eigenen Beitrag möglichst gering und unbedeutend zu halten.
Und plötzlich kommt dann als absoluter Hardliner unser rainman2 ins Bild und nennt Flüchtlinge Verbrecher und Schweine, die aufzuhalten und zu eliminieren sind und die dann auch noch selber Schuld haben.
Ich wollte sofort zum Telefon greifen, um bei arte anzurufen und ihnen mitzuteilen, dass mit ihrer Tonspur irgendwas nicht in Ordnung sein könne.
Aber es war real und ich war wirklich geschockt und erschüttert.
Erst nachdem ich u.a. durch einen link von icke weitere – nicht gesendete – Sequenzen des Interviews gesehen hatte und nachdem ich auch 1 – 2 Nächte über die Sache geschlafen hatte, wurde mir einiges klarer.
Schließlich hatte ich ja übersehen und/oder ausgeblendet, dass rainman2 nicht irgend so ein Stoppelhopser war, der seinen Wehrdienst mehr recht als schlecht an der Grenze ableisten musste. Nein, er war seinerzeit Berufsoffizier und als Polit ja außerdem noch der Statthalter der Partei in der Kompanie. Das heißt, er musste seinerzeit unbedingt ein Hardliner sein oder ihn zumindest äußerlich gut verkaufen können. Das heißt, wenn man die Zeit zurück dreht und nach seinen Empfindungen und Eindrücken aus der Zeit 1980 + x fragt, konnte ja gar nichts anderes rauskommen als das, was in den gesendeten Ausschnitten dann auch wirklich rüber kam.
Was mir also fehlte ist die Aussage, dass es Gedanken und Gefühle von vor 30 Jahren waren, die der damaligen Situation geschuldet waren.
Wie Mario schon geschrieben hat, ist es durchaus denkbar, dass die Macher des Films hier bewusst die Szenen des Interviews geschnitten haben, eben um gerade den Hardliner zu zeigen.
Für mich ist nach einigem Nachdenken absolut klar, dass rainman2 Dinge aus den 80er Jahren (recht drastisch) beschrieben hat, ohne dass explizit darauf hingewiesen wurde, dass diese Interviewfetzen die Lage in den 80ern darstellte.
Sein Fehler in dem Interview war meines Erachtens die zu drastische Wortwahl!
Vielleicht und hoffentlich gelingt es mir ja noch, rainman2 mal persönlich zu treffen und kennen zu lernen.
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