Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Hier bitte ausschließlich Themen die sich mit der Berliner Mauer beschäftigen.

55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 12. August 2016, 22:33

>Biografische Notizen zum Journalisten Ha.-Jo. Helwig-Wilson

Hans-Joachim Helwig-Wilson wurde am 12. März 1931 in Berlin geboren.

Beruf: Schlosser, freiberuflicher Bild-Journalist

Helwig-Wilson war akkreditierter Journalist und fotografierte häufig im sowjetischen
Besatzungssektor bzw. Ostberlin Straßenszenen. Typische Motive waren Schilder der
Alliierten zur Markierung der Berliner Sektoren- und Zonengrenze neben Wahlplakaten
und Sichtagitation. Die Veröffentlichung von einem Foto in der westlichen Presse, das
SED-Politiker mit herausgestochenen Augen zeigt und weiteren systemkritischen
Veröffentlichungen führte dazu, dass die SED den jungen Journalisten "unter der Legende
wegen Auftragserteilung für fotografische Arbeiten zum ND" in den Ostsektor gelockt und
dann "auf offener Straße - Am Werderschen - Markt von den Genossen Oltn. Winkler und
Lth. Schulze. H. festgenommen". Weiter heißt es im Festnahmebericht:

"Während der Festnahme und während der Fahrt leistete Wilson keinerlei Widerstand.
Wilson wurde 13,45 h in der Haftanstalt II eingeliefert. gez.:H. Schulze, Ltn." Gemäß der
Einlieferungsanzeige wird Helwig-Wilson wegen Verdacht der Spionage in
Untersuchungshaft genommen. Helwig-Wilsons Vernehmungsoffizier in der
Sonderuntersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen war Oberstleutnant Dr.
Gunter Lieberwirth (HA IX)

Wegen "Spionage (§ 14 StEG) und Hetze in schwerem Fall (§ 19 Abs. 2 und 3 StEG)"
wurde Helbig-Wilson zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Sogar noch nach seiner Entlassung aus dem DDR-Kerker wurde Helwig-Wilson weiter
beobachtet (Erfassungsbeleg 033264, datiert: Cottbus, 29.11.85), vermutlich auch wegen
seines Engagements im SPD-Arbeitskreis ehemals politischer Häftlinge, dem er als
Vorsitzender vorstand. Zur Observierung setzte das MfS Michael Gomnica (alias GM
Heinz Karow) in Berlin (West) auf Helwig-Wilson an.

Am 16. Dezember 1992 hat der 2. Senat für Rehabilitierungsverfahren des Bezirks
Potsdam beschlossen, das Urteil des Bezirksgerichts Frankfurt/Oder vom 26. Februar
1962 (Aktenzeichen: I BS 36/62) für rechtsstaatswidrig erklärt und aufgehoben.

"Der Betroffene war in der Zeit vom 28. August 1961 bis 24. Mai 1965 zu Unrecht in Haft."<

Aus: Berliner Mauer - Geschichte & Dokumentation des "Antifaschistischen Schutzwalls" der DDR
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55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 13. August 2016, 08:40

"Antifaschistischer Schutzwall" vor der Nase eines 14-Jährigen

Er ist 14 Jahre alt, da ziehen sie die Mauer hoch. Direkt vor ihm, in der Berliner Ackerstraße. Dieser Moment prägt Georges Schulzes ganzes Leben - und verbindet ihn auf ewig mit der Grenze.

Bild
Foto: Bernd Thiele/Ullstein

Ein Schreck war das schon. Als Georges Schulze nichts ahnend mit Freunden zur Ackerstraße fuhr und dort, wo einst die Mauer die Stadt in zwei Hälften geteilt hatte, eine Giebelwand emporblickte – und sich selbst wiedererkannte. Da stand er auf dem reproduzierten und vergrößerten Foto, 14 Jahre alt, die Hände in die Hüfte gestemmt und schaute zu, wie Bauarbeiter die letzte Lücke in der Bernauer Straße schlossen. Damals im August 1961.

Die Stirn ist in den vergangenen 55 Jahren höher geworden, aber die Ähnlichkeit ist unverkennbar mit dem Jungen, der da von oben auf die Besucher der Mauer-Gedenkstätte herunterblickt. Schulze ist fast 70, ein schlanker Mann, der beim Erzählen die Hände immer noch in die Hüfte stemmt und zwischendurch der Bitte nachkommt, ein paar Touristen zu knipsen. Ist er aus Ost oder West? – interessiert keinen mehr.

Dass der kleine Junge von einst nun riesengroß auf der Giebelwand der Ackerstraße 39 prangt, als Teil der Gedenkstätte Bernauer Straße, habe er damals kaum glauben wollen. Zu ause verglich er das historische Bild mit anderen Fotos aus seiner Jugend und beriet sich mit seinen Töchtern – bis er wirklich sicher war. Ist er nun stolz darauf, als Zeitzeuge verewigt zu sein? Ja, sagt er, das sei schon was Besonderes, auch weil das Foto immer wieder veröffentlicht wird. Aber, fragt er, kann man stolz sein auf etwas, „was doch einen so schlimmen Hintergrund hat?“

Mehr hier:
http://www.tagesspiegel.de/themen/repor ... 06734.html

Hier findet man ca. 176 Bilder vom Mauerstreifen: Einfach auf das am Ende des Beitrages stehende Bild klicken.

http://www.tagesspiegel.de/politik/55-j ... 07356.html
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 13. August 2016, 13:03

SPIEGEL-ONLINE - EINES TAGES:

Ost-Fotos nach dem Mauerbau - Berlin, wie es keiner sehen wollte

Vor 55 Jahren wurde in Berlin die Mauer gebaut. Vielen Westdeutschen galt die DDR danach als
abgeschottetes Reich des Bösen. Bernard Larsson fotografierte den Ost-Berliner Alltag -
heute ist das Echo auf seine Bilder größer als damals.:

http://www.spiegel.de/einestages/ost-be ... 06968.html

Nach dem Mauerbau: Bilder aus beiden Teilen Berlins:

http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotog ... 40068.html

W. T.
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 13. August 2016, 13:13

Werner Thal hat geschrieben:Nach dem Mauerbau: Bilder aus beiden Teilen Berlins:

http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotog ... 40068.html
W. T.


[super]

Bild

Wahnsinn:
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Dr. 213 » 13. August 2016, 20:10

Am Jahrestag dieses schändlichen Mauerbaus gedenken wir wieder den Opfern die dieses Ungetüm gefordert hat.
Wir gedenken den Toten, den bei der Flucht Gescheiterten, den Eingesperrten und allen Menschen denen durch
die Teilung sonst wie Leid zugefügt worden ist.

Der Bau der Mauer war der unsportliche Akt des Verlierers im Wettstreit zwischen zwei unterschiedlichen Systemen.
Letzlich hat die Geschichte das Pankower Regime auf den Müllplatz geworfen. Das läßt trotz der vielen Opfer bis dahin
auf einen höheren Mechanismus für Gerechtigkeit hoffen der selbst solch scheinbar ewige Diktaturen bezwingen kann.

Gruß
Dr. 213
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Wosch » 13. August 2016, 22:21

Im Alter Von 19 Jahren erlebte ich den Tag des Mauerbau's im mecklenburgischen Ludwigslust, einer Grenzkreisstadt mit Naehe Zur Elbe. Der ueberwiegende Teil der dortigen Bevoelkerung hatte gewachsene verwandtschaftliche Beziehungen in den Luebecker-und Hamburger Raum, die obwohl zu DDR-Zeiten schon immer sehr schwierig aufrecht erhalten wurden, nun von einem Tag auf den Anderen so gut wie vor einem Aus standen. Ich erinnere mich noch sehr genau an die Schockstarre der Bevoelkerung, der man mit dieser "Abriegelung" sozusagen die Luft zum Atmen nahm. Berlin war bis dahin fuer uns Ludwigsluster immer der "Notausgang" gewesen und nebenbei natuerlich auch das "Luftloch" um fuer kurze Zeit ab und zu mal "frei" atmen zu koennen. Ich habe an diesen Tagen viele Menschen "still" weinen gesehen, denn man durfte seine angestaute Wut ueber den sogenannten "Antifaschistischen Schutzwall" nicht oeffentlich zur Schau stellen, die Angst vor den "Organen" sorgte fuer das gewuenschte Ergebnis. Wer trotztdem "murrte" verschwand in die Stasi-U-Haft und danach nach Buetzow- Dreibergen. Letztendlich wurde in den gleichgeschalteten DDR-Medien frech behauptet dass die so "vergewaltigte" Bevoelkerung mit dem Schutz gegen die westlichen "Kriegsvorbereitungen" durch die "Sicherung" der Staatsgrenze in voller Uebereinstimmung mit den Beschluessen der Regierung einverstanden war.
Pfui Deibel.
Wosch.
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 14. August 2016, 08:42

Mauerbau Vor 55 Jahren
Verhaftet am Checkpoint Charlie

Carl-Wolfgang Holzapfel hat sich nie mit der Teilung Deutschlands abgefunden

Bild
Bild: Carl-Wolfgang Holzapfel
Angelika W. und Gerhard W., der Initiator des Tunnels in der Bernauer Straße. Beide lebten im Westen. Durch den Tunnel sollten die Eltern von Angelika W. aus dem Osten geholt werden.


Er trat in mehrere Hungerstreiks und demonstrierte gegen den Bau der Mauer. Carl-Wolfgang Holzapfel war auch am Bau eines Fluchttunnels beteiligt.

Berlin Die Mauer war für ihn nie eine Grenze, sondern ein Symbol für Unrecht, und sie hat ihn nie losgelassen. Er demonstrierte gegen sie und wurde dafür von DDR-Grenzern verschleppt, wurde zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt: Die Rede ist von Carl-Wolfgang Holzapfel (72), Menschenrechtsaktivist aus Berlin.

Zum Zeitpunkt des Mauerbaus lebte der damals 17-jährige Carl-Wolfgang Holzapfel in einem Lehrlingsheim in Hamburg. Als er am 13. August 1961, einem Sonntag, vom Besuch der Kirche ins Lehrlingsheim kam, hörte er von der Abriegelung Berlins. Holzapfel, der in Berlin aufgewachsen war und dessen Familie dort lebte, machte sich kurze Zeit später auf eigene Faust nach Berlin auf. Als er an der Bernauer Straße vor der Versöhnungskirche stand und vom Westen aus das zugemauerte Gotteshaus im Ostteil sah, war er tief bewegt. „Ich musste heulen“, sagt der heute 72-jährige Aktivist. Er schwor sich: „Du wirst so lange kämpfen, bis dieses grässliche Bauwerk verschwindet.“

Die Mauer hat er immer als Schande empfunden. Holzapfel engagierte sich mit Hungerstreiks für Opfer der Mauer und des Schießbefehls, er half mit, eine Ausstellung zur Mauer zu erstellen, und er machte mit Demonstrationen an der Sektorengrenze zum Osten auf das Unrecht aufmerksam.

60 Meter Tunnel

1963 war Holzapfel am Bau eines Fluchttunnels beteiligt, der 21 Menschen aus dem Osten in die Freiheit verhelfen sollte. Im März 1963 begann der Bau des 60 Meter langen Tunnels unter der Bernauer Straße, die die Grenze zwischen dem (östlichen) Bezirk Mitte und dem (westlichen) Bezirk Wedding darstellte. Der Eingang zu dem Tunnel befand sich an der Wand des Güterbahnhofs, der vom Osten nicht einsehbar war. Sechs Meter tief buddelten sich die Aktivisten. „Sonntags sind wir eingefahren und arbeiteten bis freitags“, erinnert sich Holzapfel. Auf Matratzen in einem Verschlag nächtigten Holzapfel und seine Helfer. Der lehmige Boden machte das Vorhaben schwierig, auch musste unvorhergesehen noch ein Abwasserkanal umgangen werden.

Der Tunnel war fast fertig, da wurde das Projekt verraten. Es stellte sich heraus, dass einer der Tunnelbauer auch der Kontaktmann für die Fluchtwilligen aus dem Osten war. Etwas, was professionelle Tunnelbauer wegen möglichen Verrats immer vermieden hatten. Zudem unterhielt der Kontaktmann ein Liebesverhältnis zur Ehefrau eines Grenzschützers, die ihrem Gatten den Seitensprung und das Fluchtvorhaben verriet. 21 Bürger der DDR flogen auf, sie wurden zu Zuchthausstrafen zwischen anderthalb und drei Jahren verurteilt.

Engagement fortgesetzt


Der Kontaktmann, er hatte offenbar auch die Stasi informiert, erhielt nominell die höchste Zuchthausstrafe, wurde aber sehr rasch aus der Haft entlassen.

Für Holzapfel war es der einzige Tunnelbau, an dem er beteiligt war. Sein Engagement gegen die Mauer setzte er aber fort. Er demonstrierte mehrfach am Übergang Checkpoint Charlie, in dem er sich auf die markierte Grenzlinie stellte. Am 18. Oktober 1965 nahmen ihn Grenzschützer der DDR dort fest und verschleppten ihn nach Ostberlin. Er wurde im April 1966 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, im Oktober 1966 von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft.

Viele Jahre lebte er anschließend in Bayern, bevor er sich am 13. August 1989 wieder in Berlin auf den weißen Strich beim Checkpoint Charlie an der Friedrichstraße legte. Russen und Amerikaner debattierten, wer nun zuständig sei. Die Nachricht von Holzapfels Demonstration drang sogar nach Ostberlin. „Diese Schande muss weg“, diese Parole hatte Holzapfel nach dem Mauerbau 1961 in nächtlichen Aktionen auf Mauerabschnitte geschrieben.

Mahnmal fehlt


Mit dem Fall der Mauer im November 1989 wurde das Wirklichkeit. Was allerdings noch fehle, sei ein Mahnmal zur Erinnerung an die Mauer, sagt der streitbare Aktivist, der auch Vorsitzender der Vereinigung 17. Juni 1953 ist und immer wieder mit Aktionen für Aufmerksamkeit gesorgt – und ebenso oft polarisiert – hat.

http://www.nwzonline.de/hintergrund/ver ... 38559.html
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2016, 09:08

bevor er sich am 13. August 1989 wieder in Berlin auf den weißen Strich beim Checkpoint Charlie an der Friedrichstraße legte. Russen und Amerikaner debattierten, wer nun zuständig sei.


Schon lustig, dieses Verhalten. Auf die Zuständigkeit der VP/GT kam niemand.... [flash]
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2016, 18:35

Immer wieder interessant...

Mario Röllig und Berthold Dücker erzählen über ihre Fluchtversuche. Sie endeten höchst unterschiedlich.

http://www.stern.de/panorama/gesellscha ... 52692.html

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 15. August 2016, 08:55

Hier ein Video zur Einrichtung einer Gedenktafel für die an der Mauer getöteten Menschen auf dem Friedhof Baumschulenweg.

http://www.bz-berlin.de/berlin/der-asch ... mauertoten
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 24. August 2016, 08:19

Bild
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon HPA » 24. August 2016, 08:35

Waren ja auch nur ca 50 Spinner, welche meinten, zum Mauerbau eine Feierstunde abhalten zu müssen
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 28. August 2016, 10:37

Die Schatten der Teilung vom 13. August 1961

Was bis heute, mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung, nachwirkt, ist die unterschiedliche Entwicklung, die die mit Gewalt voneinander getrennten Teile Deutschlands nahmen. Ein Kommentar. von Gerd Appenzeller

Es gehört zu den Selbstschutzreflexen der meisten Menschen, dass sie beim Rückblick auf ihr eigenes Leben dessen positive Phasen als dominierend empfinden. Aber gerade nach Zeiten von Diktatur und Gewalt überdeckt das oft nur die uneingestandenen Traumata, unter denen viele, nach Jahren des Unrechtes, Schreckens und der geraubten Freiheit, leiden.

Das ging Überlebenden des Bombenterrors des Zweiten Weltkriegs so wie denen, die aus den Konzentrationslagern befreit wurden, oder Soldaten, die noch einmal davongekommen waren. Und so legen sich, auch wenn darüber kaum geredet wird, 55 Jahre nach dem Bau der Mauer und nahezu 27 Jahre nach ihrem Fall, Schatten über die Psyche derer, die in der Zeit zwischen dem 13. August 1961 und dem 9. November 1989 auf der östlichen Seite dieses monströsen Bauwerks leben mussten.

Das betrifft nicht nur die Familien, denen geliebte Menschen durch Tod, Unfall oder Mord bei Fluchtversuchen entrissen wurden, sondern auch die vielen Tausend, Zehntausend, deren berufliche Entwicklung blockiert oder deren privates Glück zerstört wurde, weil sie nicht so dachten, wie die Machthaber vorgaben.
Im Rückblick ist es nur für Historiker wichtig, ob Chruschtschow oder Ulbricht den entscheidenden Impuls zum Mauerbau gab. Gerhard Wettig, Manfred Wilke und Hope Harrison deuten die Akten bis heute unterschiedlich.

55 Jahre nach dem Bau der Mauer und fast 27 Jahre nach ihrem Fall haben die Deutschen wohl gelernt, sich gegenseitig anzunehmen und Vergangenheit dennoch nicht zu verdrängen. Anders als nach 1945, wo Geschichte lange beschwiegen wurde, haben wir sie uns diesmal vergegenwärtigt. Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber Wunden heilen besser, wenn man sie behandelt – und wenn man über sie spricht. Dann schwinden auch irgendwann die Schatten.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.tagesspiegel.de/politik/55-j ... 07356.html
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 4. September 2016, 19:43

SPIEGEL ONLINE - EINES TAGES Berliner Lautsprecherkrieg

Völkerverständigung mit 5000 Watt


Nach dem Mauerbau 1961 beschallten Ost und West einander lange mit Dröhn-Propaganda aus
Lautsprecherwagen. Das Wettrüsten raubte entnervten Berlinern den Schlaf.

Von Danny Kringiel

Keiner der Soldaten konnte den Höllenlärm vorausahnen, der gleich über sie losbrechen würde.
Die Angehörigen der DDR-Streitkräfte, die sich in die Kaserne bei Groß-Glienicke einfanden,
hatten anderes im Sinn. Am 7. Oktober 1965 wollten sie hier den 16. Jahrestag der DDR feiern.

Zugleich geschah wenige Hundert Meter entfernt auf der anderen Seite der innerdeutschen Grenze
Rätselhaftes: Zwischen den Baumkronen, die das Gelände des nahegelegenen Royal-Air-Force-
Flugplatzes Gatow säumten, schoben sich Gestänge in den Himmel, die wie hydraulische
Extremitäten eines Maschinengewehrs aussahen. Nur waren an den Enden dieser Riesenarme
keine Finger, sondern gewaltige Lautsprecherhörne.

Unterdessen begannen in der Kaserne die Feierlichkeiten zum Tag der Republik, mit Musik,
einer Parade und Ansprachen zu Ehren des real existierenden Sozialismus. Bis die festliche
Stimmung jäh unterbrochen wurde - durch eine ohrenbetäubende Trompetenfanfare von
jenseits der Grenze.

Eine Stimme donnerte: "Achtung, Achtung! Hier spricht das Studio am Stacheldraht!
Männer der Nationalen Volksarmee: Wer einen Menschen erschießt, begeht einen Mord. (...)
Gestern früh verblutete in unmittelbarer Nähe eures Grenzübergangs ein Angehöriger
der Nationalen Volksarmee. Er wurde von seinen Kameraden erschossen, nur weil er von
Deutschland nach Deutschland gehen wollte. (...) Eure Schande wird um die Welt gehen."
Noch vier Kilometer hinter der Kaserne waren die Worte klar und deutlich zu verstehen.

Zwangsbeschallung nach Zeitplan

Es war der Höhepunkt eines Lautsprecher-Wettrüstens zwischen DDR und BRD, das schon
kurz nach dem Bau der Mauer Mitte August 1961 begonnen und
viele Berliner den Schlaf gekostet hatte. Mit immer lauteren Beschallungsanlagen
versuchten Ost und West über Jahre, die Gegenseite zu übertönen. So bizarr wie der
Wettstreit selbst war auch sein Ursprung - es hat mit einem Indianerhäuptling zu tun.

...und hier gehts weiter:

http://www.spiegel.de/einestages/lautsp ... 09906.html

W. T.
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 18. September 2016, 08:36

Die Mauer - Eine Reise durch die Ackerstraße

Die Geschichte der Ackerstraße ist auch eng verbunden mit der Teilung Berlins. Genau in der Hälfte der Ackerstraße verläuft die Bernauer Straße quer und die war gleichzeitig die Grenze zwischen zwei Gesellschafts-Systemen: Der Kapitalismus und der Sozialismus knallten mitten auf der Ackerstraße zusammen.Am 13. August 1961 begann ein neues Kapitel der Geschichte und so auch in der Ackerstraße. Bisher war sie eigentlich auch vorher schon keine einheitliche Straße, aber an diesem Tag wurde vieles noch ganz anders.

Es war Samstag und am nächsten Tag brauchten die Leute nicht zur Arbeit zu gehen. Kurz nach ein Uhr nachts verweigerten Volkspolizisten an den Grenz-Übergängen sowohl Fußgängern als auch Autofahrern den Weg in den Westteil Berlins. Zur selben Zeit verbreitete die ostberliner Nachrichten-Agentur ADN eine Erklärung der Regierungen der Ostblock-Staaten, in der "eine verlässliche Bewachung und wirksame Kontrolle" der Grenze um Westberlin herum empfohlen wurde. Ab zwei Uhr kamen die DDR-Machthaber dieser "Empfehlung" nach.

Bild

In der Bernauer Ecke Ackerstraße gab es plötzlich schweres Motorengeräusch; von der Invalidenstraße kommend fuhren Mannschafts-LKWs der Grenztruppen und der Volkspolizei vor. Sie sperrten in der Ackerstraße und allen Parallelstraßen
kurz vor der Bernauer Straße die Durchgänge Richtung Wedding ab. Hier in der Bernauer Straße verläuft die Grenze entlang der Häuserfront auf der ostberliner Seite. Und so brauchten die Bewohner dieser Häuser nur vorn aus dem Haus treten und schon waren sie im Wedding und damit im Westen. Doch gerade diese Häuser sind natürlich das erste Ziel der Grenzpolizisten. Westlich der Ackerstraße gab es ja keine Häuser auf der ostberliner Seite, denn
dort reichte der Sophien-Friedhof bis an die Bernauer Straße. Doch in Richtung Brunnenstraße war die Bernauer bewohnt.Doch es läuft hier nicht alles so reibungslos wie geplant. Denn da die DDR-Staatsführung diese Aktion geheim halten musste, hat sie auch nicht sofort an sämtlichen Stellen in Berlin genügend Baumaterial zur Verfügung stellen können.

So wurden erstmal Stacheldraht-Rollen ausgelegt, die aber nicht so sicher waren wie eine hohe Mauer. Immer wieder gab es Versuche durchzubrechen, aber die bewaffneten Einheiten standen davor: Offiziere und junge, verstörte Wehrpflichtige der NVA, Volkspolizisten und Mitglieder der Betriebs-Kampfgruppen. Plötzlich drehte sich einer der Bewacher um, ein junger Soldat, rannte auf den Stacheldraht zu und sprang über die Rollen in den Westen herüber. Dort stand in der Bernauer Straße ein Journalist, der dieses berühmte Foto machte, genau in dem Moment, als der Soldat sprang.

Bild

In den ersten zwei Tagen nach dem Mauerbau gab es eine merkwürdige Situation: Da die Häuser an der Bernauer Straße in
der Regel von hinten nicht zugängig waren, mussten (bzw. durften) die Mieter immer noch nach vorne heraus. So setzten sich natürlich viele noch in letzter Minute in den Westen ab, die nicht in Ostberlin wohnen bleiben wollten. In den ersten Tagen wurde damit begonnen, diese Häuser nach hinten aufzubrechen, bei manchen war dies auch schon vorher geschehen.

Mit der Geschichte der Ackerstraße geht es hier weiter:
http://www.danielambuehl.ch/t/d/Mauerbau.htm
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 1. November 2016, 07:57

Aufnahmen der Berliner Mauer

Rechtmäßiger Eigentümer gesucht


An dieser Stelle suchen wir den rechtmäßigen Eigentümer eines Fotofilms mit Motiven aus Berlin. Die Aufnahmen zeigen das westliche Vorfeld aber auch das Hinterland der Berliner Mauer hinein nach Ost-Berlin. Datiert wurden die Fotografien vom 6. Oktober 1966.

Bild

Durch Selbstporträts zweier Personen kann vermutet werden, dass es sich hierbei um Vater und Sohn handelt. Neben den Motiven der Grenzsicherungsanlagen sind ebenfalls mehrere Abbildungen einzelner Gebäude vorhanden. So zum Beispiel der Preußische Landtag, das Reichstagsgebäude, das Brandenburger Tor sowie teilweise noch durch Kriegsschäden vorhandene Häuserruinen im Umfeld der Grenzübergangsstellen Heinrich-Heine-Straße und Friedrichstraße / Checkpoint Charlie.

Die gesamte Fotoserie beinhaltet 59 Schwarzweißnegative und 29 Schwarzweißpositive. Für die Aufnahmen wurde ein Film der Perutz-Fotowerke im Kleinbildformat verwendet. Die Rückseite der Fotopositive weist durchweg eine Stempeldatierung vom 6. Oktober 1966 auf. Verwendet wurde Fotopapier der Mimosa-AG "Mimosa Kiel".

Wenn Sie hilfreiche Informationen zu diesen Bildern haben, nutzen Sie bitte das E-Mail-Formular unter der Bildergalerie.

Weitere Bilder hier:
http://www.bstu.bund.de/DE/Archive/Such ... renze.html
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 2. November 2016, 12:12

Quaster: 136 Rosen - geschrieben für die " Mauertoten "

Am 17. August 1962, ein Jahr nach dem Mauerbau, versuchten zwei Freunde an der Zimmerstraße zu fliehen. Von Mitte, Ost-Berlin nach Kreuzberg, West-Berlin. Peter Fechter schaffte es nicht, Kugeln der Grenzsoldaten trafen den 18-Jährigen, schreiend und wimmernd verblutete er an der Mauer.


Wenige Meter weiter befand sich der VEB Autobahn Projektierung Berlin. Die Arbeiter dort hatten einen direkten Blick auf das Geschehen, sie hörten die Schüsse, sie sahen den Jungen fallen und sterben. Einer der Kollegen war der Lehrling Dieter Hertrampf, der Jahre später als Gitarrist Quaster mit der Rockband Puhdys bekannt werden sollte:

„Schnell breitete sich bei uns eine starke Wut aus. Wir konnten es nicht verstehen das man dem Jungen nicht half, sondern ihn dort verbluten ließ. Keiner von uns arbeitete mehr weiter. Zu groß war der Schock des Erlebten. Unser Parteisekretär spürte unsere Wut und schloss sich kurzerhand in seinem Büro ein. Über Lautsprecher wurde uns dann verboten, aus dem Fenster zu sehen. In der Zwischenzeit war auch die Bereitschaftspolizei eingetroffen und besetzte unseren gesamten Betrieb.“
Mehr als 50 Jahre später veröffentlichte Quaster das Lied 136 Rosen, das an die Toten der Mauer erinnert.

136 Rosen
Treiben in der Spree
Als Symbol für unsre Großen
Hier am Mauerweg
Sie mussten alle fallen bevor sie fiel
Gingen mutig voran
Richtung blühendes Ziel

Ein sie treibender Traum
ein unbändiger Wille
Dorn im Auge der Macht
Geben uns neue Kraft
in der Stunde der Stille

Sie ging so tapfer mit dem Kopf durch die Wand
Wurde verstoßen, Verräterin genannt
Sie hat die Weichen auf Hoffnung gestellt
Und alle Regeln gebrochen
Am Kopf getroffen auf dem Minenfeld
Wir wussten’s erst nach Wochen

136 Rosen
Treiben in der Spree
Als Symbol für unsre Großen
Hier am Mauerweg
Sie mussten alle fallen bevor sie fiel
Gingen mutig voran
Richtung blühendes Ziel
Dorn im Auge der Macht
Geben uns neue Kraft in der Stunde der Stille

(Text und Musik: Mia Aegerter)



http://www.berlinstreet.de/13697

Ein bewegendes Lied - IHR SEID NICHT VERGESSEN [rose]
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Ausbau der Berliner Mauer - Zonengrenze

Beitragvon SkinnyTrucky » 17. November 2016, 22:43

Ausbau der Berliner Mauer - Zonengrenze

Videos Ravensburg auf YouTube hat geschrieben:Ausbau der DDR Grenze Mauer zwischen Ostberlin und Westberlin
( Sektorengrenze ) Heute nicht mehr vorstellbar dass rund 30 Jahre lang mitten durch Deutschland eine Mauer mit Todesstreifen verlief.





Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 12. Mai 2017, 18:10

Wer weiß wo und wann das ist?

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 12. Mai 2017, 18:13

Noch eins....

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Bahndamm 68 » 12. Mai 2017, 18:25

augenzeuge hat geschrieben:Wer weiß wo und wann das ist?

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Zu mindestens in Berlin, im Hintergrund das Axel Springer Haus. Die Aussichtsplattform könnte an der Kochstraße – Checkpoint Charly sein oder weiter hinten an der Zimmerstraße. Da war auch ein Besichtigungsturm, aber standen keine Grenzer vor der Mauer.
Der Zeitpunkt muss zwangsweise kurz vor der Wende sein, bezogen auf den Hinweis mit Honeker.

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 12. Mai 2017, 18:32

Nicht ganz, Bahndamm, 25 Jahre Mauerbau, August 1986. Der Ort stimmt. Das Bild mit der "irren Grenzsicherung" ist die Schwedter Str in Berlin.

Bild

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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 30. Juni 2017, 11:16

Das Gespräch zwischen Ulbricht und Chruschtschow

"NIEDERSCHRIFT EINES GESPREÄCHS DES GENOSSEN N.S.CHRUSCHTSCHOW MIT GENOSSEN W. ULBRICHT
am 1. August 1961


N. S. Chruschtschow: Ich habe Ihre Rede gelesen und habe keine Einwände. Die Rede gefällt mir, darin sind die richtigen Fragen gestellt.

Vielleicht doch eine kleine Anmerkung, weniger eine Anmerkung als eine Meinung zu einer einzelnen Formulierung. Man kann es so, oder auch anders sagen. In Ihrer Rede werden gute Argumente angeführt, bessere als unser Außenministerium sie liefert. Ich werde Ihr Material für meine Rede nutzen, diese und jene Anleihe nehmen. Ihre Rede enthält gute Fakten. Ich habe das Außenministerium gebeten, mir solche Fakten zu liefern, aber das ist bisher nicht geschehen. Danke, dass Sie es getan haben.

Meine Anmerkung betrifft Seite 14. Dort wird die Frage gestellt, was zu tun sei, und es heißt: „Wir nehmen an, dass die Sowjetregierung den Westmächten den Vorschlag unterbreiten wird, Verhandlungen aufzunehmen.“ Aber wir haben einen solchen Vorschlag bereits vor zwei Jahren, nach 1958, unterbreitet. Deshalb sollte es nicht heißen „unterbreiten wird“. Vielleicht unterbreiten wir ja noch etwas, doch faktisch haben wir es bereits getan, als wir unseren Entwurf eines Friedensvertrages veröffentlichten.
Ansonsten ist an der Rede alles in Ordnung.

W. Ulbricht: Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf den Abschnitt zu den wirtschaftlichen Fragen lenken. Eigentlich wollte ich diesen Teil schärfer formulieren, das heißt, unsere Abhängigkeit von Westdeutschland und die Tatsache erläutern, dass es ohne die Unterstützung der sozialistischen Länder nicht gehen wird. Das betrifft natürlich nicht nur die wirtschaftliche Lage. Es wäre gut, wenn die Länder der Volksdemokratie politische Erklärungen zu dieser Frage abgeben, es ist aber auch notwendig, dass sie sich wirtschaftlich an der Sache beteiligen.

Weiter mit dem sehr interessanten und lesenswerten Protokoll und vielen Bildern geht es hier:
https://www.welt.de/politik/article3828 ... schow.html
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 30. Juni 2017, 12:54

Traurig..... [angst]

Ulbricht: Zwei Monate lang gab es bei uns keine Kartoffeln zu kaufen. ...Außerdem haben wir verboten, aus Milch Sahne herzustellen, was manchem ebenfalls nicht gefällt.....Zu der besagten Jahreszeit sind bei uns an Gemüse in der Regel nur Sauerkraut und saure Gurken auf dem Markt. Aber in diesem Jahr hatten wir nicht einmal Kartoffeln. Wir mussten anweisen, dass Butter auf Kartoffelkarten abgegeben wird, denn Kartoffelkarten haben wir noch.


Und da wundert man sich, wenn die Menschen gehen?

Wir haben den Tschechen moderne metallurgische Ausrüstungen verkauft, und sie sollten uns 1960 vertragsgemäß 8000 Tonnen Stahl liefern. Doch sie haben das nicht getan. Genau so verhalten sich Polen und Bulgarien. Die Bulgaren schulden uns jetzt 60 Millionen
Lustiger....

N. S. Chruschtschow: Als ich vor zwei Jahren an eurem Parteitag teilgenommen habe, war alles in Ordnung. Was ist denn da passiert? Ihr wolltet doch die BRD bis 1961/62 überholen.
....
N. S. Chruschtschow: Selbst in jenem Jahr ist der Mais bei mir fünf Meter hoch gewachsen. Das liegt alles an der Pflege.
W. Ulbricht: Aber bei uns wächst er nicht. [flash]
N. S. Chruschtschow: Da kann ich Ihnen nicht zustimmen. Beim Mais bin ich Fachmann, Sie dagegen akzeptiere ich nicht als solchen.


AZ [grins]
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 30. Juni 2017, 14:49

Ja das und andere Passagen lesend mußte ich auch schmunzeln; aber eigentlich überaus traurig, was für Versager und Dumpfbacken im ZK saßen, unter denen das Volk leiden mußte.

Nikita der " Maisexperte ", der Ulbricht als Fachmann für Mais nicht aktzeptieren wollte..... [laugh]
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 26. Juli 2017, 11:26

Die Stille nach dem Schuss - Die Morde an der Mauer wurden schnell verdrängt – erst jetzt wird das Drama vieler Schicksale deutlich

Auf mehr als tausend schätzt man die Zahl der Menschen, die an den Außengrenzen der DDR bei Fluchtversuchen umkamen, 136 sollen es allein an der Berliner Mauer gewesen sein. Die meisten von ihnen waren jung und träumten von einem Leben in Freiheit. Für diesen Traum schwammen sie durch die Ostsee oder die Spree, sie bauten sich U-Boote und Heißluftballone, sie buddelten Tunnel, brachen mit Autos durch die Schlagbäume oder versuchten in einem unbeobachteten Moment die Mauer zu überwinden.

Vielen gelang tatsächlich die Flucht in den Westen, andere starben durch Schüsse oder sie ertranken erschöpft im deutsch-deutschen Niemandsland. Das Kapitel der Maueropfer ist die traurigste Hinterlassenschaft eines Landes, das sich seit 1961 nicht anders gegen den Wegzug seiner Bewohner zu wehren wusste, als mit dem Bau von Todesstreifen, Zäunen und Mauern. Gab es anfangs in Teilen der Bevölkerung sogar noch Verständnis für diese Maßnahme, die die DDR vor dem frühen Ende bewahren sollte, wurde ihnen und der ganzen Welt das Ausmaß der Menschenrechtsverletzung spätestens mit dem Tod des 18-jährigen Peter Fechter bewusst, der am 17. August 1962 eine Stunde lang angeschossen im Grenzstreifen lag und verblutete, weil weder aus dem Osten noch aus dem Westen Hilfe kam.

Nach der Maueröffnung hieß es: Die Todesschützen hätten nur auf Befehl gehandelt

Und dennoch ist fü̈r das Gedenken an die Maueropfer nach der Wende wenig Raum. Im allgemeinen Vereinigungsrausch fehlt Platz für die Trauer, die Menschen wollen nicht so gern an das Unrecht erinnert werden, sondern erst einmal die neue Freiheit genießen. Später kommen die ersten Rufe nach einem Schlussstrich unter die Vergangenheit dazu, dann wieder überlagern die wirtschaftlichen Probleme die Erinnerung an die Gewaltherrschaft. Für die Trauer der Angehörigen gibt es keinen Halt, die meisten Holzkreuze zur Erinnerung werden privat errichtet. Erst als Anfang der 90er die ersten Prozesse gegen die Mauerschützen geführt werden, die zu DDR-Zeiten sogar Auszeichnungen für die Morde an der Grenze bekamen, regt sich bei vielen die Hoffnung, dass der Tod ihrer Familienmitglieder oder Freunde doch noch gesühnt werden könnte. Doch die wird schnell enttäuscht.

Mit dem Urteil gegen die Beteiligten am Tod des vorletzten Maueropfers Chris Gueffroy, der noch im Februar 1989 mit 20 Jahren erschossen wurde, wird so etwas wie ein Präzedenzfall geschaffen: Das Gericht spricht drei der vier Tatbeteiligten frei, einer bekommt zwei Jahre Haft auf Bewährung. Begründung: Die schießenden Grenzer hätten auf Anordnung von oben gehandelt. Tatsächlich gibt es nach der Wende widersprüchliche Meldungen über die Existenz eines schriftlichen "Schießbefehls", der allerdings nie gefunden wird. Es gab aber in schriftlichen Anordnungen, Befehlen und schließlich im Grenzgesetz eine Schießerlaubnis, die durch die mündliche Befehlserteilung in die Nähe einer Pflicht rückte. Diese Weisung lautete bis in die 80er-Jahre: "Grenzverletzer sind festzunehmen oder zu vernichten".

Die Grenzsoldaten, die Menschen auf der Flucht erschossen, waren also Befehlsempfänger, so sehen es jedenfalls die Richter. Von diesem Moment an ist klar: Die Morde bleiben ungesü̈hnt. "Es gab Jahre, in denen ein absolutes Desinteresse an den menschlichen Schicksalen bestand", sagt der Historiker Hans-Hermann Hertle. Gemeinsam mit Maria Nooke von der Gedenkstätte Berliner Mauer recherchiert er seit Jahren in einem von der Bundesregierung geförderten Projekt die Geschichte der Mauer und ihrer Opfer. So ist auf dem Onlineportal "Chronik der Mauer" auch eine Seite mit sämtlichen Todesopfern entstanden, deren Lebensläufe von Hertle und seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern aus Akten, aber auch aus Gesprächen mit Familien und Freunden zusammengetragen werden. Auf diese Weise erhalten die Opfer von damals ein Gesicht, ihre Schicksale Kontur. Erstmals werden die Gründe ihrer Flucht deutlich und das ganze Ausmaß ihres Leidenswegs. Wo es außer Privatinitiativen kaum Mahnmale gibt, entsteht so eine Art virtuellen Andenkens.

Es gibt sogar Angehörige, die erst durch Hertle erfahren haben, unter welchen Umständen ihre Väter oder Söhne ums Leben kamen. Denn das Verschleiern der wahren Todesumstände der Flüchtlinge war in der DDR gängige Praxis – um Proteste zu vermeiden und dem Klassenfeind im Westen keinen Grund zur Propaganda zu geben. Der Mutter von Herbert Halli, der am 3. April 1975 an der Grenze erschossen wurde, erzählte man, dass ihr Sohn betrunken in eine Baugrube gefallen und den Verletzungen erlegen sei. Die Urne mit seiner Asche bekam sie per Post, beides war damals durchaus üblich. In Wirklichkeit wurde Herbert Halli erschossen – bei seinem Weg zurück in den Osten. Nachdem er die Ausweglosigkeit seines Fluchtversuchs erkannt und bereits Alarm ausgelöst hatte, kehrte er nämlich um, und versuchte über die Hinterlandmauer zurück in die DDR zu kommen. Doch das gelang ihm nicht mehr – ein Schuss aus einer Kalaschnikow traf ihn in den Rücken. Erst Jahre nach der friedlichen Revolution erfuhr Hallis Mutter von den wahren Umständen seines Todes. Manche Angehörige können immer noch nicht ü̈ber den Verlust von damals sprechen – zu tief sitzt der Schmerz, auch im Angesicht des teilweise profanen Umgangs mit den Opfern des Gewaltregimes.

http://www.fluter.de/die-stille-nach-dem-schuss

Das Schicksal des Herrn Halli und weiterer Opfer lesend, ist der Hinweis des Users Merkur, in einem anderen Thread, auf die kriminalistischen Erfordernisse dieses verlogenen MfS und Volkspolizei, nichts als die permanente Verhöhnung der Opfer. Der Versuch das MfS und als Handlanger auch Teile der Vopo, als rechtsstaatliche Untersuchungsorgane darstellen zu wollen, ist genau so verlogen, wie die geschilderten Verfahrensweise dieser Organe.
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Volker Zottmann » 26. Juli 2017, 11:55

Jedes staatliche Organ wurde von einem Menschen geleitet. Taugt dieser Mensch nichts, taugt seine Behörde zwangsläufig auch nichts.
Und wenn dieser Chef ein Verbrecher ist, gar ein Doppelmörder, kann dessen Anleitung für seine Behörde, sein Ministerium auch nur kriminellen Charakter spiegeln.
Dazu kam der in der DDR über Generationen anerzogene Gehorsam, alles zu schlucken und als unabdingbare Gesetzmäßigkeit zu ertragen, ja hörig zu glauben.
Sobald das erkannt ist, sollte es unsere Aufgabe sein, die Staatsstrukturen nie wieder in eine Diktatur abgleiten zu lassen.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon andr.k » 26. Juli 2017, 14:14

Ein " [bloed] " für die letzten drei Beiträge! [mundzu]
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon Dr. 213 » 26. Juli 2017, 18:13

andr.k hat geschrieben:Ein " [bloed] " für die letzten drei Beiträge! [mundzu]


Als freie Meinungsäußerung erlaubt, für die Opfer und ihre Angehörige aber eine bodenlose Frechheit.
Schade das die Albträume nur bei den Mauerschützen bleiben und nicht genossenschaftlich auf alle
Zahnrädchen der abgetriebenen Diktatur verteilt werden.

Ich wünsche allen immer noch bekennenden Anhängern dieser Todesgrenze, daß ihnen tief in der Nacht
mal so ein zerfetztes Maueropfer an ihrem Bettchen erscheinen möge und nach dem WARUM fragt.


Herzlichst
Dr. 213
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Re: 55 Jahre Mauerbau

Beitragvon andr.k » 26. Juli 2017, 20:55

Dr. 213 hat geschrieben:
andr.k hat geschrieben:Ein " [bloed] " für die letzten drei Beiträge! [mundzu]


Als freie Meinungsäußerung erlaubt, für die Opfer und ihre Angehörige aber eine bodenlose Frechheit.
Schade das die Albträume nur bei den Mauerschützen bleiben und nicht genossenschaftlich auf alle
Zahnrädchen der abgetriebenen Diktatur verteilt werden.

Ich wünsche allen immer noch bekennenden Anhängern dieser Todesgrenze, daß ihnen tief in der Nacht
mal so ein zerfetztes Maueropfer an ihrem Bettchen erscheinen möge und nach dem WARUM fragt.


Herzlichst
Dr. 213


Wer soll das deiner Meinung nach sein? [ich auch]
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