DER SPIEGEL - BERLIN 43/1978 vom 23.10.1978
Nasse Sackgasse
Wenn die DDR einer Wiedereröffnung des gesperrten Teltowkanals zustimmt, gewinnt West-Berlin
wertvolles Terrain für Industrieansiedlung.
Wann immer die deutschen Unterhändler Günter Gaus (West) und Kurt Nier (Ost) derzeit mit dürren
Worten ihren jeweiligen Verhandlungsstand bedeckt halten, ist auch von einer Wasserstraße die Rede.
Die DDR hält sie seit drei Jahrzehnten abgeriegelt, nach sehnlichem West-Wunsch soll sie wieder geöffnet
werden, und doch ist der Wasserweg außerhalb Berlins so gut wie unbekannt: der Teltowkanal.
Das hochpolitische Gewässer, das sich auf 38 Kilometern zwischen DDR-Gebiet, West- und Ostberlin hin und
her windet und von Grenzbefestigungen in zwei Sackgassen zerhackt ist, gilt westdeutschen Delegaten im
Augenblick als besonders fragiler Posten im sogenannten Verkehrspaket.
Denn während das Projekt Nord-Autobahn neben dem erhofften Devisenschnitt auch deshalb DDR-Interesse
findet, weil dadurch ein Teil des Entwicklungs-Bezirks Schwerin eine bessere Verkehrsanbindung
erhielte, hat Ostberlin einen eigenen Verkehrsvorteil durch die Öffnung des Kanals stets ebenso kategorisch wie
glaubhaft bestritten. Die 2,4 Millionen Ladungstonnen, die ihre volkseigene Binnenschifffahrt im Transit durch
West-Berlin schippert, könnten nach Ansicht von Experten leicht auch noch die nächsten dreißig Jahre auf diesem
Weg transportiert werden.
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W. T.