Der Spiegel 45/1961 - Die Russen kommen
Mit abgeblendeten Lichtern rollten dreißig Panzer der Sowjetarmee über Berlins vormalige Prachtstraße Unter den Linden. Auf einem Ruinengelände unweit der Sektorengrenze gingen die Kolosse in Bereitschaftsstellung.
Es war in den frühen Morgenstunden am letzten Freitag (27. Oktober 1961-W. T.): acht Jahre und vier Monate
nachdem Sowjetpanzer zum letzten Mal ins Zentrum der einstigen Reichshauptstadt vorgestoßen waren. Damals -
am 17. und 18. Juni 1953 - lautete ihr Befehl, aufbegehrende Ulbricht-Untertanen auseinanderzutreiben.
Diesmal hieß ihr Kampfauftrag: Schutz der Mauer Walter Ulbrichts gegen den Versuch der Amerikaner, ihr Siegrecht auch auf Ostberliner Gebiet zu praktizieren.
Die Amerikaner, die Ulbrichts Mauer vom 13. August widerstandslos hingenommen hatten, sind vor Abschluß
formeller Übereinkommen mit der Sowjet-Union nicht bereit, weitere Verstöße gegen den Viermächtestatus
Berlins hinzunehmen. Sie weigerten sich, jener DDR-Anordnung nachzukommen, die - entgegen Abkommen
und bisherigem Brauch - vorschreibt, daß zivilgekleidete Mitglieder der westalliierten Garnisonen und
Missionen beim Passieren des Ausländer-Kontrollpunkts Friedrichstraße den Vopos ihre Ausweise zeigen zu müssen.
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Fotos: alamy stock
W. T.