Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Hier bitte ausschließlich Themen die sich mit der Berliner Mauer beschäftigen.

Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Beitragvon Interessierter » 22. November 2018, 12:27

Bild
Michael Meyer am 13. September 1964, dem Tag seiner Flucht. Acht Kugeln trafen ihn, er lag 16 Wochen im Urban-Krankenhaus Foto: picture-alliance/ dpa .


Auf dem Todesstreifen wurden 300 Schüsse auf Michael Meyer abgegeben. Er überlebte.

Sein halbes Leben hatte Michael Meyer auf Pferden verbracht. Er liebte die Schnelligkeit, den Wind um die Haare – und die Freiheit. Am 13. August 1961 wurde der junge erfolgreiche Rennreiter wie Millionen anderer DDR-Bürger eingemauert. "Ich wollte da weg", sagt er heute. "Das war alles viel zu eng."

Am 13. September 1964 will er "rüber machen". In den frühen Morgenstunden fährt er nach Mitte. In der Stallschreiberstraße, unweit des Checkpoint Charlie, sinkt er auf die Knie und beginnt, unter den Stacheldrahtverhauen hindurchzukriechen. Nur noch ein Zaun liegt vor ihm. Plötzlich eröffnen die Grenzpolizisten das Feuer.

Acht Schüsse treffen Meyer, die Akten der Stasi offenbaren später: 300 Schüsse wurden auf ihn abgegeben!

Meyer bricht auf dem Todesstreifen blutend zusammen. Sein rechter Arm ist getroffen: "Elle und Speiche waren gebrochen. Ich hatte an beiden Oberschenkeln Durchschüsse, ein Querschläger traf mich im Kreuz."

DDR-Grenzer rennen auf ihn zu, wollen ihn wegschleppen. Doch die Schüsse haben die amerikanische Militärpolizei alarmiert. Meyers Lebensretter heißt Sergeant Hans-Werner Pool. Er klettert auf die Mauer und ruft: "Lasst den Jungen los, er gehört uns!"

Als die Grenzer nicht ablassen, wirft Pool eine Tränengasgranate. Die DDR-Soldaten ziehen sich daraufhin zurück, lassen den blutenden Flüchtling an der Mauer liegen.

"Lasst den Jungen los, er gehört uns!"


Im Feuerschutz amerikanischer Soldaten und West-Berliner Polizisten wirft Pool ein Seil über die Mauer, an dem sich der schwer Verletzte mit letzter Kraft hinaufzieht.

Im Westen wird sofort gehandelt, Meyer wird ins Urban-Krankenhaus gefahren, er hat fast vier Liter Blut verloren, steht kurz vor dem Tod.

16 Wochen liegt er im Krankenhaus. In dieser Zeit entstand das oben stehende Foto. Es zeigt einen schwer verletzen, aber selbstbewussten jungen Mann, der sich die Freiheit erkämpft hat.

In seinem Rücken steckt bis heute eine Kugel, die nicht entfernt werden kann. Dennoch nimmt Meyer den Pferdesport wieder auf. Anfang der 70er-Jahre reitet er als Jockey für Schweden, heute lebt er in Neustadt an der Weinstraße. Seinen Lebensretter hat er nie wiedergesehen. Bis heute sucht er nach ihm. Michael Meyer fühlt seit dem 13. September 1964 eine tiefe Verbundenheit zu den USA: "Es waren die Amerikaner, die mir das Leben retteten und unserem ganzen Volk die Freiheit schenkten."

https://www.bz-berlin.de/artikel-archiv ... e-freiheit
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Re: Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Beitragvon Nov65 » 22. November 2018, 12:47

Sollen das stimmen? Elle und Speiche gebrochen und trotzdem an einem Seilbahn über die Mauer? Andreas
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Re: Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Beitragvon zonenhasser » 22. November 2018, 14:08

Interessierter hat geschrieben:der junge erfolgreiche Rennreiter
...
Anfang der 70er-Jahre reitet er als Jockey für Schweden


Ich war ein begeisterter Galopprennbahnbesucher. Es trug sich in den 80er Jahren zu, dass zwei sehr gute Jockeys, darunter mit Alex Mirus ein mehrfacher Champion, von Besuchsreisen im Westen nicht zurückkehrten. Im Formenteil des Fachblatts "Rennkurier" ließ man die Namen der Reiter weg. Es sah so aus, als sei das Pferd ohne Reiter gelaufen. [laugh]
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Re: Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Beitragvon augenzeuge » 22. November 2018, 17:11

Nov65 hat geschrieben:Sollen das stimmen? Elle und Speiche gebrochen und trotzdem an einem Seilbahn über die Mauer? Andreas


Und an beiden Oberschenkeln Durchschüsse, ....ein Querschläger traf mich im Kreuz."

Unglaublich, wie er sich da noch hochziehen konnte. Aber vielleicht hat man ihn einfach nur hochgezogen. [denken]

Korrektur:

In der Stallschreiberstraße, unweit des Checkpoint Charlie, sinkt er auf die Knie und beginnt, unter den Stacheldrahtverhauen hindurchzukriechen. Nur noch ein Zaun liegt vor ihm.


Richtig:
Durch die Spree will er in den freien Teil Berlins schwimmen. Doch als er nach einer halben Stunde aus dem Wasser klettert, ist er noch immer im Osten.

„Ich habe gedacht, dass sie mich sofort festnehmen. Aber niemand hat von mir Notiz genommen.“ Um 5.20 Uhr steht Michael Meyer schließlich vor dem ersten Stacheldrahtzaun in Berlin-Mitte.

„Ich bin unter dem Zaun durchgekrochen. Da haben die Grenzpolizisten sofort angefangen zu schießen.“

„Der Hans hat mich das letzte Stück an den Haaren über die Mauer gezogen.“

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Re: Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Beitragvon augenzeuge » 22. November 2018, 17:50

Hab mal recherchiert.
Hans Werner Puhl

Als Puhl an der berüchtigten Berliner Mauer ein Gewehrfeuer hörte, rannte er auf das Geräusch zu, rannte in ein Gebäude und rannte zu einem Fenster im zweiten Stock, um die Situation besser beobachten zu können. Als er entdeckte, dass ein verwundeter Ostberliner Flüchtling in seine Freiheit über die Mauer fliehen wollte, ging Puhl ohne zu zögern zur Mauer, um ihm zu helfen.

Ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit zu ignorieren und das schwere Gewehrfeuer der Ostberliner Grenzsoldaten zu ignorieren, zog sich Puhl an die Wand und stellte die genaue Position des Flüchtlings fest. Nachdem er zu Boden gefallen war und ein Seil über die Mauer geworfen hatte, an der Westberliner Feuerwehrleute ein Loch in den Stacheldraht geschnitten hatten, bestieg er tapfer eine Leiter und befahl dem Flüchtling, .... das Seil unter seinen Armen zu sichern.

Obwohl es ihm gelungen war, den Verwundeten mit Hilfe von amerikanischem Personal und deutschen Feuerwehrleuten an der Wand hochzuziehen, brach der Flüchtling an diesem Punkt zusammen und drohte, zurück nach Ost-Berlin zu stürzen.
Puhl stellte sich dann zum dritten Mal mutig dem konzentrierten Gewehrfeuer, um die Kleidung des Flüchtlings zu ergreifen und ihn in Sicherheit zu bringen.

Seine Standhaftigkeit, Entschlossenheit und tiefe Sorge um das Wohlergehen und die Freiheit der Menschheit führten zur erfolgreichen Rettung des Flüchtlings und symbolisierten das Engagement des amerikanischen Soldaten für die Prinzipien der Demokratie.

[Diese Auszeichnung ersetzt die am 13. September 1964 verliehene Auszeichnung der Army Commendation Medal für eine Heldentat, wie in General Orders No. 79, Hauptquartier der United States Army, Berlin, APO 742, US-Streitkräfte vom 25. September 1964,


https://valor.militarytimes.com/hero/141528

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Re: Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Beitragvon Nov65 » 22. November 2018, 18:24

Mein skeptischer Satz ist über mein Smartphon abgesetzt worden. Dabei habe ich nicht die automatische Schreibweise der Technik kontrolliert.
War also nicht etwa besoffen.
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Re: Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Beitragvon zonenhasser » 22. November 2018, 18:52

Puhl stellte sich dann zum dritten Mal mutig dem konzentrierten Gewehrfeuer
Klingt seltsam; ist das eine Google-Übersetzung?
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Durch einen Kugelhagel in die Freiheit

Beitragvon augenzeuge » 22. November 2018, 19:07

zonenhasser hat geschrieben:
Puhl stellte sich dann zum dritten Mal mutig dem konzentrierten Gewehrfeuer
Klingt seltsam; ist das eine Google-Übersetzung?


Nee, aber so ähnlich. Original Englisch steht ja drunter. [grins]

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