Den Flüchtenden vom Zaun geschossen

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Den Flüchtenden vom Zaun geschossen

Beitragvon Interessierter » 12. November 2018, 09:52

Bild
Klaus Garten: Gedenkstele am Ufer des Teltowkanals in der Paul-Gerhardt-Straße (Foto: Dajana Marquardt)

Klaus Garten
geboren am 19. Juli 1941
erschossen am 18. August 1965
nahe der Philipp-Müller-Allee in Seehof
am Außenring zwischen Teltow (Kreis Potsdam-Land) und Berlin-Steglitz


Gegen 21.00 Uhr beobachtet ein Grenzposten den 24-Jährigen dabei, wie er in Teltow-Seehof den Maschendrahtzaun eines Grundstücks in der Paul-Gerhard-Straße übersteigt, das in unmittelbarer Nähe der Grenze liegt. Der Grenzstreifen ist hier nur 20 Meter breit. Bevor der Flüchtling in Richtung West-Berlin laufen kann, eröffnet ein Posten aus ca. 200 Meter Entfernung das Feuer: Drei Schuss lösen sich aus dem Maschinengewehr – der Flüchtende fällt vom Zaun. [9] Nach einigem Suchen finden die Grenzposten ihn im Kfz-Sperrgraben, wohin er sich mit einem stark blutenden Oberschenkelsteckschuss geschleppt hat. Auch zwei hinzugerufene Grenzsoldaten treffen am Tatort ein, doch anstatt den Verletzten zu verbinden oder abzutransportieren, ducken die vier Posten sich in den Sperrgraben, denn von der sehr nahen West-Berliner Seite her sucht die Polizei inzwischen das Grenzgelände mit Handscheinwerfern ab. Immer mehr Anwohner sammeln sich auf der Westseite der Grenze und versuchen, in der zunehmenden Dunkelheit etwas zu erkennen. [10] Die West-Berliner Polizei registriert, dass gegen 21.50 Uhr ein Verletzter von sechs Grenzern in einer Zeltplane geborgen wird. [11]

Die Grenzer hingegen glauben sich bei ihrer Bergungsaktion unbeobachtet: „Unsere Handlungen wurden gedeckt ausgeführt und konnten vom Gegner nicht eingesehen werden" [12], berichtet einer der Beteiligten, und: „Wir transportierten den Grenzverletzer kriechend auf dem Rücken tragend." [13] Sicher ist, dass sie, um vom Westen aus nicht gesehen zu werden, beim Transport des Verletzten durch den Sperrgraben zum Platz am Beobachtungsturm, wo er schließlich notdürftig verbunden wird, einen erheblichen Umweg in Kauf nehmen. Bis zur ersten medizinischen Hilfe vergeht fast eine Stunde. Mit erheblichem Blutverlust wird Klaus Garten schließlich abtransportiert: Aber nicht in das nur einen Kilometer entfernte Krankenhaus der Diakonie, sondern in das Haftkrankenhaus des MfS in Hohenschönhausen, ein Weg von mindestens einer Stunde. Noch in der Nacht erliegt Klaus Garten seinen Verletzungen. [14]

35 Jahre später nimmt die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen im Fall Klaus Garten auf. 1995 werden diese aber wieder eingestellt, da der mutmaßliche Todesschütze angibt, nur einen Warnschuss abgegeben zu haben, was vom Gericht nicht widerlegt werden kann. [15]

Noch am Tag seines Todes sucht ein Mitarbeiter der Staatssicherheit in den Vormittagsstunden die Ehefrau von Klaus Garten auf und holt sie zur Vernehmung nach Oranienburg ab. Ohne sie über den Tod ihres Mannes zu unterrichten, wird sie über ihre Ehe, die beruflichen Probleme ihres Mannes und dessen Fluchtabsichten befragt. Erst einige Tage später teilt man ihr mit, dass ihr Mann bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen sei. Nähere Einzelheiten erfährt sie erst, als ihr eine damals in West-Berlin lebende Verwandte einen Zeitungsausschnitt aus der "BZ" vom 18. August 1965 zuschickt, in dem über den tödlich verlaufenen Fluchtversuch ihres Mannes berichtet wird. [16] Um die Todesumstände von Klaus Garten geheim zu halten, verpflichtet die Staatssicherheit seine Witwe, nur die nächsten Angehörigen über die tatsächlichen Hintergründe seines Todes zu unterrichten. Allen anderen gegenüber soll behauptet werden, Klaus Garten sei bei einem Motorrad- oder Autounfall ums Leben gekommen. [17]

Die Leiche von Klaus Garten wird am 20. August 1965 im Krematorium Berlin-Baumschulenweg eingeäschert, die sterblichen Überreste kurz darauf auf dem Friedhof von Schmachtenhagen beigesetzt.

http://www.chronik-der-mauer.de/todesop ... rten-klaus

So wie den Klaus Garten ließ man auch den Heinz Sokolowski und andere Flüchtlinge verbluten. Da wirken die Versuche von Usern das zu bestreiten, nur hilflos und beschämend. [denken]
Interessierter
 

Re: Den Flüchtenden vom Zaun geschossen

Beitragvon Olaf Sch. » 12. November 2018, 11:16

nein nicht hilflos, wer will schon zu den Schuldigen gehören?!
Olaf Sch.
 


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