Eine Wasserleiche mit „Plastebeutel“ in der Hose

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Eine Wasserleiche mit „Plastebeutel“ in der Hose

Beitragvon Interessierter » 2. November 2018, 13:06

Im Dezember 1970 versuchte Hans-Joachim Zock, durch die Spree in den Westen zu fliehen. Es war sein zweiter Fluchtversuch. Erst jetzt stießen Historiker in den Stasi-Akten auf seinen Fall.

Die Wasserleiche war „auffällig dunkel“ gekleidet. Als die Ost-Berliner Wasserschutzpolizei am 17. Dezember 1970 den Körper eines Mannes aus der Spree barg, in den Nähe des Heizkraftwerkes Mitte, fiel den Beamten sofort die ungewöhnliche Bekleidung auf: dunkelblaue Strumpfhose, dunkelgrüner Pullover, dunkler Schal und schwarze Lederhandschuhe, darunter Unterwäsche und ein zusätzliches Hemd.

Also Kleidung, die sowohl möglichst bequem als auch möglichst schwer zu sehen war. Als dann noch im linken Bein der Strumpfhose ein „Plastebeutel“ entdeckt wurde, der den Personalausweis des Toten, einen Führerschein, mehrere Kinderbilder, eine Brille und einen Brief enthielt, war klar: Hier handelte es sich um das Opfer eines gescheiterten Fluchtversuches.

Fast 43 Jahre später ist der Fall des bislang unbekannten Grenzopfers Hans-Joachim Zock erstmals bekannt geworden. Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, sind Historiker des Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin im Rahmen ihres Projektes zu Toten der innerdeutschen Grenze gestoßen. Der „Bild“ sagte der Wissenschaftler Jan Kostka: „Die Unterlagen belegen, dass Hans-Joachim Zock bei einem Fluchtversuch starb.“

Die erste Flucht in den Westen

Erschwert werden die Recherchen durch die Vorgaben des Datenschutzes im Stasiunterlagen-Gesetz. Da noch längst nicht alle vorhandenen Akten nach Sachthemen erschlossen sind, bleibt oft nur die Recherche nach Namen – die aber strengen Auflagen unterliegt. So kann es passieren, dass eher zufällig wichtige Informationen bekannt werden – wie jetzt zum Todesfall von Hans-Joachim Zock.

Der Anfang 1940 in Berlin geborene Mann hatte ein bewegtes Leben hinter sich, als er den Fluchtversuch wagte. Als 15-Jähriger hatte er eine Ausbildung im Gästehaus der DDR-Regierung begonnen und war deshalb von der Stasi überprüft worden. Doch er erwies sich laut Stasi als disziplinlos und wurde in eine Gaststätte in Berlin-Mitte strafversetzt.

Drei Monate später, kurz vor Weihnachten 1956, verließ Zock über die damals noch offene innerstädtische Grenze die DDR und zog nach Bad Salzuflen in der Bundesrepublik um. Offenbar war er also als politischer Flüchtling anerkannt worden, sonst hätte er weder einen West-Berliner Personalausweis noch ein Flugticket nach Westdeutschland bekommen.

Dreieinhalb Jahre später allerdings kehrte Zock in die DDR zurück, noch bevor die Mauer gebaut wurde.

Hier geht es weiter:
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... -Hose.html
Interessierter
 

Re: Eine Wasserleiche mit „Plastebeutel“ in der Hose

Beitragvon augenzeuge » 2. November 2018, 15:55

Offenbar war er also als politischer Flüchtling anerkannt worden, sonst hätte er weder einen West-Berliner Personalausweis noch ein Flugticket nach Westdeutschland bekommen.


Jeder DDR Flüchtling hatte die Möglichkeit den Westberliner PA und ein Flugticket nach Westdeutschland kostenlos zu bekommen. Mit einer Anerkennung als politischer Flüchtling hatte das nichts zu tun.

später wegen fortgesetzter Untreue an „Volkseigentum“ noch einmal zehn Monate Gefängnis.

Hat Edelknabe noch mal Glück gehabt. Der würde hier ganz anders diskutieren.... [grins]

Dieses gelbliche Gebäude stand im Mauerstreifen, hier habe ich kurzzeitig mal in den 90er Jahren gearbeitet, oberstes Fenster rechts, ganz oben, Blick nach Westen. [flash]
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