Erheiterndes zum Schluss - Rosenmontag 1990
Im Laufe der Wochen wurde unser gegenseitiger Kontakt ausgebaut. Ich brachte mal Kuchen vom Bäcker und die Kollegen von den PKE-Kräften oder des Zolls brachten Hausschlachtewurst mit. So wurde immer mal eine Besprechung hüben wie drüben abgehalten.
Für Rosenmontag, ich hatte Frühdienst, verabredeten wir uns zu einer gemeinsamen Besprechung mit Frühstück. Ich kaufte verschiedene Brötchensorten ein und brachte für jeden ein Weizenbier mit. So kam es, dass der Zoll (West und Ost), die Kräfte der Pass-Kontroll-Einheit (PKE), eine Mot-Streife der DDR-Grenztruppen und ich gemeinsam in der Baracke frühstückten und dazu ein Weizenbier tranken. Weizenbier kannte man in der DDR ja nicht.
Wir waren gerade in Rosenmontagslaune, da ging die Tür auf und es stand der Kompanieführer, Major E. in der Tür. Er fragte, was das denn sei. Keiner sagte etwas. Da ergriff ich das Wort und sagte: „Herr Major, in der Bundesrepublik ist heute Rosenmontag. Und in ganz Deutschland wird traditionell am Rosenmontag um 09:00 Uhr gefrühstückt. Und dazu wird traditionell ein Weizenbier getrunken und das sieht so aus“.
Der Major bekam einen roten Kopf und verschwand wortlos.
Tage späte erfuhren wir, dass noch am selbigen Tag mittags der Befehl in der Abbenröder Kompanie aushing, dass seine Kräfte mit uns aus dem Westen keinen Kontakt mehr aufnehmen bzw. haben dürften!
http://www.wolfgangroehl.de/GUeSt-Locht ... ochtum.htm
Sirius hat geschrieben:Kumpel hat geschrieben:Zum Anderen sollten die ehemals Geschassten dieses Systems DDR nicht vergessen , dass sie selbst es waren die versuchten ihre Bürger
hinter Mauer und Stacheldraht der Welt zu entwöhnen.
Dann darf man sich auch nicht wundern wenn sich manche DDR Bürger nachdem das Tor aufgeht eben so verhielten.
Diese gierig auf ein paar Bananen starrenden Zeitgenossen waren auch ein Produkt dieser DDR.
Das dürfen sich diese edlen ehr vollen ehemaligen Genossen hinter ihre Löffel schreiben.
Die Diskussion begann ja mit dem von einem User eingeworfenen Begriff "Ehrgefühl", weil zwei Kinder etwas Geld geschenkt bekamen. Warum nun schon Kinder ein Ehrgefühl haben und dieses Geld dann also ablehnen sollten, erschließt sich wohl nur den wenigsten. Oder sollten etwa die Eltern "dazwischen gehen" und dem Schenker untersagen den Kindern etwas zu schenken bzw. die Kinder auffordern, dieses Geschenk nicht anzunehmen? Alleine diese Vorstellung ist lächerlich! Wer hätte in dieser Zeit in dieser Situation so etwas gemacht? Im Prinzip doch nur Einhundertprozentige, und gerade die werden mit ihren Kindern kaum zur Grenzöffnung gegangen sein.
Das diese Diskussion überhaupt erst entstanden ist, zeigt doch, dass die "Einhundertprozentigen" den Untergang ihres Traumstaates nie wirklich verwunden/verarbeitet haben, was man ja noch nachvollziehen kann. Allerdings sollte man dann nicht diese Ehrgefühldiskussion beginnen, weil es völlig unrealistisch war, da die mit dem "Erich & Erich-Ehrgefühl" sicher nicht zur Grenzöffnung gegangen sind.
Den Jieper (die Gier) auf die elenden Bananen hat die DDR mit der 40-Jährigen Mangelwirtschaft gezüchtet.
Volker Zottmann hat geschrieben:
Und nun bin ich wieder bei Karnaks Stolz:
Meine Frage nach seinem Stolz, als er seine 100.-DM Begrüßungsgeld einstrich, hatte ich mir bisher verkniffen.... Wo war da Dein Stolz? Oder hast Du gar verzichtet? Oder wolltest Du nur den Klassenfeind schädigen?
Volker Zottmann hat geschrieben:
Warum schreibe ich das nochmal?
Weil es mir belegt, dass diese Uniformträger kurz vor Untergang der DDR schon ausreichend mit Bananen gefüttert wurden. Die hatten reichlich.
ich war auch erst irgendwann im Frühjahr dort,
Es geht um den süffisanten Unterton des Westlers und besonders um das dankbare Beifallklatschen des Ostlers bis in alle Ewigkeit.
Interessierter hat geschrieben:Weder die große Masse der Westler hat dabei einen süffisanten Unterton, noch erwartet man ewige Dankbarkeit.
karnak hat geschrieben:............... und hatte Gelegenheit ein paar ganz spezielle Marken des Siegervolkes der Geschichte zu analysieren, also erzähle mir nichts.
.................
Ich habe keine Goldbarren, nur das Geld, dass ich in lohnabhängiger Tätigkeit verdiene. Wenn ich mir auch ziemlich sicher bin, dass das so manch einer vermutet und das hat schon wieder was mit diesem Wahn zu tun.
HPA hat geschrieben:ich war auch erst irgendwann im Frühjahr dort,
Das kann nicht sein. Das Begrüßungsfeld wurde nur bis zum Ende 89 ausgezahlt.
Was Du eventuell meinst, sind die 100 DM ,welche man 1:1 umtauschen konnte?
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten jüdische Synagogen in ganz Deutschland. Angehörige von Sturmabteilung (SA) und Schutzstaffel (SS) zertrümmerten die Schaufenster jüdischer Geschäfte, demolierten die Wohnungen jüdischer Bürger und misshandelten ihre Bewohner. 91 Tote, 267 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte - das war die "offizielle" Bilanz des Terrors. Tatsächlich starben während und unmittelbar in Folge der Ausschreitungen weit mehr als 1.300 Menschen, mit mindestens 1.400 wurden über die Hälfte aller Synagogen oder Gebetshäuser in Deutschland und Österreich stark beschädigt oder ganz zerstört.
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regi ... -1938.html
Volker Zottmann hat geschrieben:Na solche Wendung?
Deine 100.-DM Begrüßungsgeld waren doch auch ein Geschenk! Zwar nicht mehr so spontan, aber vom westdeutschen Steuerzahler finanziert.
Ob von denen jeder begeistert war, dass die Regime-Befürworter und hauptamtlichen Grenzwächter ihr Steuergeld verprassten? Ich glaube das nicht....
Da hätte doch, so geschult Du warst, Dein Gewissen rebellieren müssen! Oder hats nur gerufen: "Wo ist mein Fleischtopf?"
Wer im Glashaus sitzt, sollte keine Pflastersteine auf Geschenke empfangende Kinder werfen.
Gruß Volker
Ich habe keine Goldbarren, nur das Geld, dass ich in lohnabhängiger Tätigkeit verdiene. Wenn ich mir auch ziemlich sicher bin, dass das so manch einer vermutet und das hat schon wieder was mit diesem Wahn zu tun. Deswegen muss ich es mir ab und an einfach mal leisten diesem Affe Futter zu geben . Auch wenn ich mich dann der Prahlerei verdächtig mache, dass ist mir schon klar und das kalkuliere ich durchaus mit ein. Ich interpretiere das auch noch etwas um" Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten".
karnak hat geschrieben:Hat jemand die"Schuld der Anderen" bei Arte gesehen? Bei allem Ärger zur GEZ, ich bin immer wieder mal froh, daß wir dieses System haben, anderes wären solche Beiträge nicht möglich.
Volker Zottmann hat geschrieben:Wahnsinn....
War damals das meistgehörte Wort. Mir ist es in Erinnerung, als wäre es erst gestern gewesen. So wird es wohl allen, die nach Freiheit drängten, gehen.
In den 28 Jahren aber ist so unendlich viel passiert....
Statt sofort zu reisen, bauten wir erstmal unsere Firma um, knüpften gute, uns weiterbringende Kontakte. Tausende Fenster, Tore, Türen und Sicherheitsanlagen haben wir verbaut. Doch manches verblasst in den letzten, meinen ersten 12 Rentnerjahren. Es ist offensichtlich nie so einschneidend gewesen, wie den Honecker und sein Gefolge fort zu jagen.
Wilfried, lass ein paar uns ruhig belächeln. Ich bekomme heute noch Gänsehaut und ein schauriges Wohlgefühl, wenn ich an Schabowskis Stotterfolgen denke. Welch ein Glück!
Gruß Volker
das erste mal durch das Brandenburger Tor zu gehen, alleine der Gedanke lässt die Gänsehaut erneut entstehen
augenzeuge hat geschrieben:Schau mal, Teresa, so sah es am Tag danach in Rudow aus. Ich war damals dabei....
viewtopic.php?f=143&t=878&p=77383&hilit=rudow#p77383
AZ
Spartacus hat geschrieben:das erste mal durch das Brandenburger Tor zu gehen, alleine der Gedanke lässt die Gänsehaut erneut entstehen
Das geht mir auch heute noch so Teresa, auch wenn ich über die ehemalige grüne Grenze von Bayern nach Sachsen fahre, kommt dieses Gribbeln auf der Haut.
Meine Tochter kennt das schon und weiß, jetzt kommt gleich wieder der Spruch von Papa: Schau genau hin Kleines, hier war einmal die Grenze zwischen den
beiden deutschen Staaten.
Sparta
steffen52 hat geschrieben:So ging es mir zur Wendezeit(Gänsehaut), als ich endlich von der Westberliner Seite auf so einen Aussichtplattform rüber nach Ostberlin schauen konnte. Das vergisst man
nie und vor allem das Gefühl!!!! Habe mir ein echtes Stück von der Mauer mit genommen.
Gruß steffen52
Teresa hat geschrieben:steffen52 hat geschrieben:So ging es mir zur Wendezeit(Gänsehaut), als ich endlich von der Westberliner Seite auf so einen Aussichtplattform rüber nach Ostberlin schauen konnte. Das vergisst man
nie und vor allem das Gefühl!!!! Habe mir ein echtes Stück von der Mauer mit genommen.
Gruß steffen52
Hallo Steffen,
daran kann ich mich noch erinnern, als ich dann wieder zurück nach Berlin kam, konnte man an diversen Verkaufsstände solche Stücke der Mauer kaufen. Damals dachte ich: möchte ich mich wirklich an diese schreckliche Mauer erinnern? ... ich denke heute hätte ich ein solches Stück gekauft (nicht weil ich sie heute besser finde, als vielmehr ein Stück der Geschichte zu haben)
Ich hatte übrigens zur Überbrückung ganz zu Beginn kurzzeitig direkt an der Mauer gewohnt... nur ca 1 Monaten. Später dann in Mariendorf
Liebe Grüße
Teresa
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