Wenn sie den Fuß über die Dachrinne strecken, sind sie schon da! Thomas, neun Jahre, blickt Bernd mit großen Augen an.
Flach liegen die Freunde am 10. April 1962 auf dem Dach eines Hauses an der Bernauer Straße, Ecke Swinemünder. Sie haben sich hineingeschlichen in dieses Gebäude, das ein ganz besonderes ist: Seine Mauern stehen in Ostberlin, die Straße davor liegt im Westen! Und genau von dort hören sie plötzlich Schreie: "Runter, runter!" Feuerwehrmänner breiten vor dem Haus ein Sprungtuch aus. Thomas steht sofort auf - und springt, 20 Meter hinab! Bernd zögert. Da poltern Ostberliner Grenzpolizisten aufs Dach, packen den Jungen und verpassen ihm eine schallende Ohrfeige.
"Wir wollten doch nur zu unseren Omas in Westberlin und dort ins Kino", erzählt Bernd Schottka Jahrzehnte später. Doch aus dem Spiel wird an jenem April-Nachmittag bitterer Ernst. Denn Berlin ist in einen Ost- und einen Westteil zerschnitten; seit einem knappen Dreivierteljahr sogar durch eine hohe Mauer. Zudem teilt eine Grenze ganz Deutschland in zwei eigenständige Staaten: die Bundesrepublik Deutschland im Westen und die Deutsche Demokratische Republik im Osten. Komplett unterschiedliche politische und wirtschaftliche Systeme prallen da aufeinander! Und darunter leiden vor allem die Menschen. Auch die Jungen werden für ihren Lausbubenstreich deftig bestraft: Thomas kommt eine Zeitlang in ein Heim im Westen, Bernd in eine Anstalt für Republikflüchtlinge. Selbst als beide wieder in Ostberlin bei den Eltern sind, dürfen sie sich nicht treffen - später können sie es nicht mehr: Thomas stirbt 1963 bei einem Unfall.
http://www.geo.de/geolino/mensch/6013-r ... ag-der-ddr
Wieviele ähnliche, tragische und unbekannte Schicksale müssen diese SED - Schergen wohl tatsächlich zu verantworten haben?