Berlin:GeisterbahnhöfeDER SPIEGEL - GeschichteMauer unter TageBerlins verbotene GeisterbahnhöfeNächster Halt: nicht mehr da. Um Flüchtlinge aufzuhalten, vermauerte die DDR 1961 in Ost-Berlin etliche
U-Bahn- (+ S-Bahn-) Zugänge und schuf Geisterbahnhöfe. Der Fotograf Robert Conrad ist 1989 heimlich zu
den verbotenen Gleisen hinabgestiegen. Auf eines tages zeigt er seine Bilder aus der Unterwelt.
Die Berliner Mauer wirkte schon über der Erde ziemlich unüberwindbar mit all ihrem Stahlbeton, dem
Todesstreifen und den schussbereiten Grenzern. Dieter K. und Kurt B. ahnten nicht, dass es auch tief unter
der Erde ein kaum minder monströses Bollwerk gegen Fluchtwillige wie sie gab: eine Art Mauer unter der
Mauer.
Das SED-Regime hatte Berlin im August 1961 mit nahezu chirurgischer Präzision auseinandergeschnitten - nur
unter der Erde verbanden noch drei Lebensadern den Osten mit dem Westen: die U-Bahnen der Linie C und D,
heute die U6 und U8, sowie die Nord-Süd-Linie der Stadtbahn. Warum also nicht durch eine der U-Bahn-Röhren
in den Westen fliehen?
Doch die DDR war selbst für solch abwegige Fluchtpläne gerüstet: Zeitgleich mit dem Mauerbau wurden im
Sommer 1961 auch mehr als ein Dutzend U- und S-Bahn-Haltestellen stillgelegt, die Zugänge zugemauert oder
mit schweren Schlössern verriegelt. Über Nacht entstanden auf diese Weise Geisterbahnhöfe: Züge aus dem
Westen fuhren auch nach dem Mauerbau noch unter Ost-Berlin hindurch, durften aber an den alten Stationen
nicht mehr halten. Und direkt darüber endeten Treppen und einstige Gleiszugänge im Nichts.
Für Verzweifelte wie Peter K. und Kurt B. wurden diese Geisterbahnhöfe zur letzten Hoffnung: Am 3. Oktober
1966 brachen sie nachts ein Loch in die Mauer an der U-Bahnstation Heinrich-Heine-Straße. Das reichte nicht.
Die beiden Männer mussten noch ein Rollgitter aufhebeln und eine weitere Sperrmauer durchbrechen, bi sie
endlich die Bahngleise erreichten. Vier Nächte hatten sie dafür gebraucht, doch kurz vor dem Ziel schnappte
die Falle zu: Als einer der Flüchtlinge ein Trittbrett im U-Bahn-Stollen berührte, löste ein unsichtbarer Schalter
Alarm bei den DDR-Grenzposten aus.
....und hier geht es weiter:
https://www.spiegel.de/geschichte/berli ... 53270.htmlW. T.