Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Hier bitte ausschließlich Themen die sich mit der Berliner Mauer beschäftigen.

Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Danny_1000 » 14. August 2015, 10:54

Beethoven hat geschrieben:Na ja, die Adenauerstiftung ist nun mal aus einem bestimmten Grunde ins Leben gerufen worden. Für den sich "Interessierter" nennenden mag Sie ja ein Heilsgral sein, für mich ist es eine Institution, die sich Hetze und Lügen gegen die DDR auf die schlaffen Fahnen geschrieben hat. Sei´s drum.
......In diesem Sinne - Feuer frei auf jeden anders denkenden Menschen (ob nun mit Worten "oder der Waffe")

Das erste Zitat aus der Website der Adenauer Stiftung stammte ja von mir. Und wenn deren Historiker in diesem Falle mal der Wahrheit Genüge tun – nämlich Ereignisse immer in ihrem historischen Kontext zu betrachten – halte ich das schon für erwähnenswert.
Fakt ist: Dieses hässliche Bauwerk diente damals zur Vermeidung einer möglichen Konfrontation der beiden Atommächte. Ergo: Die Mauer verhinderte wahrscheinlich einen 3.Weltkrieg mit Millionen von Toten.

Und jetzt argumentiere ich mal genauso propagandistisch wie es unser Forumspropagandist hier regelmäßig tut: Gegen die Millionen von Toten in einem möglichen 3.WK sind die knapp 150 Toten an der Berliner Mauer in den 40 Jahren ….. Ende der Propaganda !

Der DDR heute anhand dieses sächsischen Gestammels vom ollen Ulbricht den Bau der Mauer historisch in die Schuhe schieben zu wollen ist absurd.
Ich stimme mit Karnak völlig überein: Vorzuwerfen ist der DDR- Führung die über 40 Jahre währende billigende Inkaufnahme dieses unmenschlichen Grenzregimes. Spätestens am 14.August 1961 hätten sich die Verantwortlichen Gedanken machen müssen, wie man dieses Ding wieder los wird !

Danny
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben
dafür einsetzen, dass du es sagen darfst !
(Evelyn Beatrice Hall 1868; † nach 1939)
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Dille » 14. August 2015, 11:25

Edelknabe hat geschrieben: Da war Geheimhaltung noch Geheimhaltung....da könnte sich heute mal ne Scheibe von abgeschnitten werden.


Das ist Quark lieber @Edelknabe -- meine Schwester war damals im Urlaub an der Ostsee und ich entsinne mich, daß ich ihr schrieb (noch vor dem 13.8.) so sinngemäß "..hoffentlich kann ich im September noch zur "Internationalen Funkausstellung" gehen..." (die fand/ findet immer Anfang September unterm Funkturm statt.
Will sagen, man wußte zwar nicht die genaue "Ausführungsform", ahnte -- zumindest als Berliner -- aber sehr wohl, daß es zu drastischen Maßnahmen, möglicherweise auch zu einer "Polizeiaktion" gegen die West- Sektoren kommen wird.

Wenn ich das als Abiturient gespürt habe, darf man wohl davon ausgehen, daß die Geheimdienste schon auch mehr wußten. Und irgendwo habe ich auch gelesen, daß sehr wohl die Bereitstellung von Sperrmaterial beobachtet wurde, die MVM's berichteten über Truppenbewegungen etc.

Gruß, Dille
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Volker Zottmann » 14. August 2015, 11:42

Danny_1000 hat geschrieben:
Fakt ist: Dieses hässliche Bauwerk diente damals zur Vermeidung einer möglichen Konfrontation der beiden Atommächte. Ergo: Die Mauer verhinderte wahrscheinlich einen 3.Weltkrieg mit Millionen von Toten.

Danny


Diesen Unsinn hat man uns damals schon offeriert. Glaubst Du diesen Quatsch wirklich?
Egal, ob im Westen oder aber im Osten ein Verantwortlicher den Knopf gedrückt hätte, es hätte Deutschlands Ende bedeutet! Was sollen dann da eine Mauer und ein Zaun ausrichten?
Diese Einkästelung galt nur den weglaufenden Untertanen. Die DDR war ein Freiluftknast, sicher auch mancher Orts mit halbwegs lebenswerten Winkeln. Doch eingesperrt waren wir alle!
Wie kann man 54 Jahre später immer noch solchen Humbug verbreiten wollen?

Gruß Volker
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Olaf Sch. » 14. August 2015, 12:27

die USA waren selbstverständlich informiert worden, was da am 13.8. ablaufen wird. Man war an einer Eskalation nicht interessiert und wäre die DDR weiter ausgeblutet, hätte die Sowjetführung sicher etwas unternommen, was noch unlustiger gekommen wäre. Ein Status Quo und alle (Regierungen) konnten damit leben.
Olaf Sch.
 

Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Beethoven » 14. August 2015, 12:33

Nun, lieber Volker, ein Kernwaffenkrieg war Anfang der 60-er Jahre zwar möglich aber nicht sehr wahrscheinlich.

Beide Seiten besaßen Kernwaffen und man war sich gerade klar geworden, Beweis dafür ist die Kubakrise 62, dass es bei einem eventuellen Krieg der Systeme, nicht zum KW-Einsatz kommen darf. Deshalb verstärkten beide Seiten zu jener Zeit z.B. ihre Panzerwaffen und ihre Luftstreitkräfte.

Im Übrigen, ich habe mich in der DDR nicht eingesperrt gefühlt und ich weiß, dass es in meiner Familie und bei meinen Freunden genauso war. Du bist halt anders als ich und hast überall um Quedlinburg Mauern gesehen, wie ich vermute.

In diesem Sinne - lieber reden als schießen
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Volker Zottmann » 14. August 2015, 13:23

Beethoven hat geschrieben:Nun, lieber Volker, ein Kernwaffenkrieg war Anfang der 60-er Jahre zwar möglich aber nicht sehr wahrscheinlich.

Beide Seiten besaßen Kernwaffen und man war sich gerade klar geworden, Beweis dafür ist die Kubakrise 62, dass es bei einem eventuellen Krieg der Systeme, nicht zum KW-Einsatz kommen darf. Deshalb verstärkten beide Seiten zu jener Zeit z.B. ihre Panzerwaffen und ihre Luftstreitkräfte.

Im Übrigen, ich habe mich in der DDR nicht eingesperrt gefühlt und ich weiß, dass es in meiner Familie und bei meinen Freunden genauso war. Du bist halt anders als ich und hast überall um Quedlinburg Mauern gesehen, wie ich vermute.

In diesem Sinne - lieber reden als schießen


Du solltest mal gründlicher lesen!

Ich habe nur dem @danny_1000 geantwortet. Ich selbst habe auch nicht an den A-Krieg geglaubt, das war mir um 1961 als Kind auch sicher piepegal. Dass man mit der Mauer einen Atomkrieg verhindert hat, ist der große Blödsinn!

Und nun noch mal zum "DDR-Freiluftknast":
Ich schrieb, dass es auch lebenswerte Nischen gab, wenn Dir die reichten, ist es ja gut.
Ich war als Soldat mal im Torgauer Zuchthaus. (Zahnarzt) In diesem Knast waren wohl auch die meisten Eingesperrte. Die Wärter sahen ihr eigenes Leben bestimmt auch freier, denn die konnten zum Schichtschluss raus. Trotzdem war es ein Knast, selbst wenn sich Wenige dort wohlfühlten.
Wenn Du Dich nicht eingesperrt fühltest, dann hattest Du sicher nie das Verlangen im gesunden Lebensalter die Welt zu bereisen. Mir hat der Erdkundeunterricht ala DDR nie gereicht. Mir verwehrte man obendrein das Segelfliegen, das Fallschirmspringen... (hatten wir ja schon mal) Und zur versperrten Harzgrenze hatte ich ganz speziellen Bezug und durfte da selbst nie dahinter.... Ich fühlte mich immer eingesperrt und bevormundet.

Gruß Volker
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2015, 15:13

Danny_1000 hat geschrieben: Ergo: Die Mauer verhinderte wahrscheinlich einen 3.Weltkrieg mit Millionen von Toten.
Danny


Beethoven hat geschrieben:.....ein Kernwaffenkrieg war Anfang der 60-er Jahre zwar möglich aber nicht sehr wahrscheinlich.


Danny ist vermutlich nicht vom Gegenteil zu überzeugen, zu fest sitzen die Klappen.... [flash]

Aber mal ohne Spaß, die größte Gefahr eines Atomkriegs bestand 1983. Mit Mauer.....na sowas. [shocked]

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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon karnak » 14. August 2015, 15:28

Volker Zottmann hat geschrieben:Egal, ob im Westen oder aber im Osten ein Verantwortlicher den Knopf gedrückt hätte, es hätte Deutschlands Ende bedeutet! Was sollen dann da eine Mauer und ein Zaun ausrichten?


Gruß Volker

Hast Du natürlich recht,wenn man gewisse politische Entscheidungen auch nicht immer mit gesundem Menschenverstand erklären kann.
Die Bunker für Millionen hätte man auch nicht in die Erde graben brauchen,in Ost wie in West um von dort aus in"Ruhe"weiter zu regieren,in der Regel für 30 Tage. [flash]
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon bürger der ddr » 14. August 2015, 21:13

augenzeuge hat geschrieben:
bürger der ddr hat geschrieben:[muede] , laber, laber


Oh, da habe ich wohl mal wieder ins Schwarze getroffen.....
(gleiche Quelle wie von Danny übrigens.... [grins] )

AZ


Manches hat sich so abgenutzt, das es nicht der Mühe wert ist.....
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Sirius » 15. August 2015, 09:56

Volker Zottmann hat geschrieben:Dass man mit der Mauer einen Atomkrieg verhindert hat, ist der große Blödsinn!


Ja, das ist natürlich Unsinn. Im Prinzip wollen die Mitverantwortlichen mit dieser Legende ihr politisches und wirtschaftliches Versagen kaschieren - das ihnen nämlich Millionen Menschen davon liefen, mit den Füßen über ihre Politik abstimmten. Den personellen Aderlass zu stoppen war der einzige Zweck des Mauerbaus. Im Sommer 1961 erreichten die Flüchtlingszahlen einen neuen Höchststand und genau zu diesem Zeitpunkt wurde die Mauer gebaut, und der Mauerbau sollte dann mit der Fluchtwelle nichts zu tun haben? Für wie dumm halten Kessler, Streletz und Konsorten eigentlich die Menschen? Diesen beiden historisch gescheiterten Figuren fällt dann nichts besseres ein, als ein Fluchtverhinderungsinstrument zum Friedenserhaltungsinstrument umzudeklarieren. Schon ziemlich dreist, was sich die zwei erlauben.
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Interessierter » 15. August 2015, 10:06

Stilles Gedenken am Todesstreifen

Weiße Rosen sollen am einzigen Mahnmal für die DDR-Grenztoten in MV bei Kneese an die Opfer des Mauerbaus erinnern.


„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten." – Kaum ein Satz wie der des damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht wurde weltweit so oft zitiert, wie dieser von einer Pressekonferenz am 15. Juni 1961. Nur knapp zwei Monate später begannen am 13. August die Arbeiten am Bau jener Mauer, die nicht nur eine ganze Generation Deutscher in Ost und West voneinander trennen, sondern darüber hinaus mindestens 138 Todesopfer fordern sollte. 54 Jahre danach wurde gestern den DDR-Grenztoten in einer kleinen Zeremonie am vor zwei Jahren errichteten Mahnmal in der Nähe von Kneese Dorf gedacht.

Unweit des heutigen Mahnmals fand das Leben von Harry Weltzin am frühen Morgen des 4. September 1983 beim Versuch, von Ost nach West ein Loch unter den Grenzzaun zu graben, ein gewaltsames Ende. Eine Selbstschussanlage vom Typ SM-70 hatte sich selbständig ausgelöst, als der 28-jährige Wismarer mit seinem Spaten einen unterirdischen Draht berührt hatte.

„Das ist die erste Gedenkstätte für DDR-Grenztote in Mecklenburg-Vorpommern. Schon bald planen wir aber die Errichtung eines zweiten Mahnmals, dann in der Nähe von Schlutup“, sagt Michael Markus Schulz von der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft.

„Hier in der Gegend gibt es noch viele frühere DDR-Grenzsoldaten, die linientreu ihren Dienst versehen haben“, sagt Harry Peschke aus Groß Salitz. „Die weißen Rosen, die wir heute an das Mahnmal geheftet haben, soll auch sie an das Geschehene erinnern.“

Bild Bild
Weiße Rosen am Mahnmal für Harry Weltzin, für Michael Gartenschläger, Hans Georg Lemme und all die anderen ungenannten Grenzopfer des SED-Regimes

Liebe Freunde,

am 13. August jährte sich der Tag des Mauerbaus zum 54. Mal. Die MAUER wurde weltweit zum Symbol für den Kalten Krieg, für den Bankrott einer Diktatur und für erschütternde Unmenschlichkeit. Für die Familien in Ost und West bedeutete sie Trennung, Leid und Schmerz. Am 24. August 1961 erschossen DDR-Grenzwächter den 24jährigen Günter Litfin – er war der erste Tote an der Berliner Mauer. Insgesamt kamen mehr als 1.000 Menschen bei dem Versuch ums Leben, die DDR in Richtung Freiheit zu verlassen.

Um den Tag des Mauerbaus als Mahnung und Erinnerung an die Opfer im Gedächtnis unserer Nation zu bewahren, lud der UOKG-Bundesvorstand - Regionalbeauftragter Metropolregion Nord - zu einer Gedenkveranstaltung ein.

Erinnern ist eine Pflicht, denn so erhalten wir die DEUTUNGSHOHEIT!

Beste Grüße an alle Mitstreiter -
Michael M. Schulz


http://f3.webmart.de/f.cfm?id=2165073&r ... 32740&pg=2
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Re: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten…“ (Walter Ulbrichts Lüge 1

Beitragvon Nov65 » 15. August 2015, 12:27

Sirius hat geschrieben:
Volker Zottmann hat geschrieben:Dass man mit der Mauer einen Atomkrieg verhindert hat, ist der große Blödsinn!


Ja, das ist natürlich Unsinn. Im Prinzip wollen die Mitverantwortlichen mit dieser Legende ihr politisches und wirtschaftliches Versagen kaschieren - das ihnen nämlich Millionen Menschen davon liefen, mit den Füßen über ihre Politik abstimmten. Den personellen Aderlass zu stoppen war der einzige Zweck des Mauerbaus. Im Sommer 1961 erreichten die Flüchtlingszahlen einen neuen Höchststand und genau zu diesem Zeitpunkt wurde die Mauer gebaut, und der Mauerbau sollte dann mit der Fluchtwelle nichts zu tun haben? Für wie dumm halten Kessler, Streletz und Konsorten eigentlich die Menschen? Diesen beiden historisch gescheiterten Figuren fällt dann nichts besseres ein, als ein Fluchtverhinderungsinstrument zum Friedenserhaltungsinstrument umzudeklarieren. Schon ziemlich dreist, was sich die zwei erlauben.

Da bin ich ganz bei Dir, Sirius.
Ein Mauerbau wie in Berlin und heute als Drahtbau in Italien,Spanien, Griechenland usw. gegen einströmende Flüchtlinge ist nicht mehr als eine Reaktion des Willens, aber nicht zum Nutzen.
Die DDR schaffte es nicht, die eigene Bevölkerung hinter sich zu bringen, sie sperrte sie nur partiell ein und die EU wird dem Ansturm von Flüchtlingen hinein in die Mitgliedsländer niemals mit einem Zaun gerecht.
Ich denke da ein ein (chinesisches?)Sprichwort, umgemünzt: Wenn der Wind weht, baut man Windräder und keine Mauern.
Grüße an die Mitdenkenden von Andreas
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon Interessierter » 15. August 2015, 16:39

Die Historiker Manfred Wilke und Gerhard Wettig haben neue Dokumente entdeckt, wonach Ulbricht sich bereits im Jahr 1952 an die Russen mit der Bitte um Genehmigung des Mauerbaus gewandt hat. Diese hätten nach Stalins Tod 1953 das Ansinnen abgelehnt.

Den langen Weg zur Berliner Mauer 1952/53 - 1958/59 - 1961 findet man hier:

http://www.berliner-mauer-gedenkstaette ... lder-1.pdf

Ich bin zwar erst auf Seite 12; aber es ist ein sehr interessanter Artikel.
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon Interessierter » 16. August 2015, 11:27

Hier einmal die Essenz der ersten 20 Seiten bis zur Ablehnung am 18 März 1953.

Interessant auch, dass bereits 1952 mit dem Aufbau einer Armee in der DDR begonnen wurde. Weil es nach amtlichen Bekunden kein Militär, sondern nur eine „ Kasernierte Volkspolizei „ gab, wurde den Rekruten erklärt sie sollten Polizeidienst tun. Diese merkten aber schnell, dass sie zu Soldaten ausgebildet wurden. Viele von ihnen protestierten oder versuchten in den Westen zu fliehen.

Weiter ließ Ulbricht auf der II. Parteikonferenz keinen Zweifel darüber aufkommen, wem das Recht in der DDR zu dienen hatte:

Die Richter und die Generalstaatsanwälte müssen sich bewusst sein, dass sie nicht eine neutrale Position einnehmen können, sondern die Feinde unseres demokratischen Staates und andere Rechtsbrecher zu bestrafen haben.

Zur Brechung des Widerstandes auf dem Lande wurden von August 1952 bis Ende Januar 1953 „ 583 Verfahren gegen Großbauern, 311 Verfahren gegen Mittelbauern und 353 Verfahren gegen Kleinbauern durchgeführt „.
Viele entzogen sich durch die Flucht in die BRD.

4022 Bauern hatten die DDR 1952 verlassen. In den ersten vier Monaten des folgenden Jahres gingen noch einmal 7.555 weg.

Insgesamt flohen von Januar bis April 1953 447.000 Personen aus allen Schichten nach Westdeutschland.


Anfang Dezember erklärten Ulbricht, Armeegeneral Cujkow und dessen politischer Berater Semenov, das Schlupfloch in Berlin die offene Sektorengrenze müsse geschlossen werden.

Monatelang blieb das Ersuchen an Moskau ohne Antwort. Zwei Wochen nach Stalins Tod fasste der Ministerrat der UDSSR auf Vorschlag Molotowas einen ablehnenden Beschluss.
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon Interessierter » 20. August 2015, 13:57

Irgendwo beim Thema Mauerbau stellte unser Forumsfreund karnak einmal die Frage, welche Alternativen es denn gegeben hätte. Zunächst einmal hat es mich erstaunt und fast sprachlos gemacht, das jemand der jahrelang Schild und Schwert dieses SED - Regimes war, sich nicht diese Frage schon zu DDR - Zeiten gestellt hat und uns hier nun nicht die Antwort präsentiert.

Aber es ist ja so herrlich einfach eine menschenverachtende, verbrecherische Maßnahme zu rechtfertigen, zu der es angeblich keine Alternative gab.

Natürlich lässt mir so etwas keine Ruhe und ich fand, unter anderem, diese Ansichten des Potsdamer Zeithistoriker Hans-Hermann Hertle:

Hatte die Staatsmacht der DDR vor dem Hintergrund des Flüchtlingsstroms überhaupt eine Alternative zu der Abriegelung?

Der Flüchtlingsstrom war nicht naturgegeben, sondern schon seit den frühen 50er Jahren eine Reaktion auf die diktatorische Politik der SED. Diese Politik hätte ja geändert und menschenfreundlicher gestaltet werden können. Der große Flüchtlingsstrom, der seit Anfang 1960 beständig anschwoll, war maßgeblich verursacht durch die unsinnige Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Bauern wurde ihr Land geraubt, Eigeninitiative erstickt, Eigentümer proletarisiert. 1960 sind 200 000 Menschen überwiegend aus diesen und anderen politischen Gründen aus der DDR geflohen. Eine weniger repressive Politik wäre eine Alternative gewesen.Die hat sogar die sowjetische Führung des Öfteren von Ulbricht gefordert. Doch mit seiner rabiaten Unterdrückungspolitik trieb er die Menschen geradezu scharenweise aus der DDR.

Repression und Mauerbau waren also die einfachste Lösung.

Mit Sicherheit die primitivste und zugleich brutalste Lösung. Letzten Endes hat Ulbricht der DDR damit mehr Probleme eingehandelt, als er gelöst hat. Denn die Sperranlagen glichen ja anfangs – wie Willy Brandt damals auch sofort feststellte – Umzäunungen von Konzentrationslagern. Die Einsperrung der Bevölkerung war eine unglaubliche Bankrotterklärung für den „Sozialismus“. Und vor allem auch eine politische Niederlage, weil die ursprüngliche Zielsetzung, West-Berlin in eine „Freie Stadt" umzuwandeln und die Westmächte hinauszutreiben, nicht erreicht wurde. Die dauerhafte Anwesenheit der Westmächte und ihrer Truppen in Berlin wurde zu einem wichtigen Faktor der Überwindung der Teilung. Wegen Berlin mussten die Deutschen untereinander und die West-Alliierten auch mit der Sowjetunion im Gespräch bleiben. Das war ein entscheidender Unterschied etwa zur Teilung von Korea, wo die Kommunikation zwischen beiden Teilen vollständig abbrach.

Insofern lag im Mauerbau schon das Ende der DDR begründet, auch wenn es bis dahin recht lang dauerte.

Ohne Mauer wäre die DDR schon 1961 zusammengebrochen. Insofern hat der Mauerbau zunächst einmal die DDR stabilisiert. Die Menschen konnten nicht mehr flüchten, sie mussten sich anpassen, sich irgendwie arrangieren. In SED-Kreisen – und besonders unter „Kulturschaffenden“ – gab es die Hoffnung, dass ohne den Druck des Flüchtlingsstroms nun eine liberalere Politik unter Ulbricht einsetzen würde. Aber diese Hoffnungen wurden sehr schnell enttäuscht. Es blieb bei dem preußischen Kasernen-Kommunismus.


http://www.pnn.de/campus/561598/
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon Nov65 » 20. August 2015, 17:54

Den vorhergehenden Kommentar teile ich. Wer von Friedenssicherung durch die Mauer palavert, meint die Machterhaltung des SED-Regimes.
Gruß, Andreas
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon Kumpel » 20. August 2015, 18:03

Ich hätte gerne mal erfahren welche Maßnahmen sich die Linksfraktion heutzutage ausdenken würde um im Machtfall ihr Volk beisammen zu halten. Putin hinterher rennen und dann von wegen demokratischer Sozialismus.
Von einer in der DDR untergetauchten RAF Terroristin gab es diesbezüglich mal eine interessante Anmerkung. Da blitzt es in manch einem Revolutionsauge.
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon pentium » 21. August 2015, 10:31

Fragen bzw. Beiträge zur Landwirtschaft (LPG) wurden in den Thread "Zwangskollektivierung in der DDR" ausgelagert!

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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 22. August 2015, 19:01

Zitat: DIE WELT:

So dokumentierten Amateurfilme den Mauerbau 1961.
Nur wenige Tage nach dem 13. August 1961 zogen die Brüder Fechner
mit einer Kamera los, um den Bau der Mauer festzuhalten.
Eine Schenkung macht ihre ungewöhnlichen Bilder jetzt bekannt.

Hier geht es weiter:

http://www.welt.de/geschichte/article14 ... -1961.html

W.T.
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon Interessierter » 23. August 2015, 09:47

WEIßE ROSEN FÜR FLÜCHTLINGE

Rosen gelten als Sinnbild für das Leben, die Farbe Weiß steht für Unschuld, Reinheit, Entsagung, Abschied und – Frieden. 54 weiße Rosen wurden nun gestern Nachmittag am Lütkenwischer Hans-Georg-Lemme-Denkmal angebracht. Das nahe der dortigen Fährstelle sich befindliche Zaunsegment, welches vor genau einem Jahr feierlich als Denkmal eröffnet wurde, erinnert nicht nur an den einstmals auf dem nahen Deich stehenden Grenzzaun, sondern auch an den Prignitzer Hans-Georg Lemme, der in der Nacht vom 19. zum 20. August 1974 nahe dem Elbkilometer 472,5 – also kurz vor der Lütkenwischer Ortslage – von einem Grenzerboot brutal überfahren wurde, so dass er ertrinken musste.

Bild
Foto: Kerstin Beck

UOKG-Vorstandsmitglied Michael Schulz, der zusammen mit dem Lanzer Bürgermeister Hans Borchert und dem in Lütkenwisch lebenden Historiker Christian Etzel die Aktion durchführte und dazu extra aus Ratzeburg passende Blumen, die mittels eines „Tricks“ sogar in zehn Tagen noch frisch aussehen dürften, mitgebracht hatte, verkündete in einer kurzen Gedenkansprache: „Die 54 Rosen stehen für die mindestens 54 Flüchtlinge, die beim Versuch, die Grenze von Salzwedel bis Priwall zu überwinden, getötet worden sind. Wir sollten uns daran erinnern, dass alle Flüchtlinge damals mit offenen Armen aufgenommen sind. So gilt unsere Empathie auch all jenen Flüchtlingen, die jetzt zu uns kommen und die wir ebenfalls mit offenen Armen aufnehmen sollten!“

http://f3.webmart.de/f.cfm?id=2165073&r ... 33492&pg=1
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon Werner Thal » 5. September 2015, 09:45

Der Spiegel: Ausgabe 33/1961 vom Mittwoch, 9. August 1961 - "Deutschland - Vor Toresschluß"

hier bitte lesen:

http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/ ... f/43365469


W.T.
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Re: Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten

Beitragvon augenzeuge » 5. September 2015, 09:56

Werner Thal hat geschrieben:Der Spiegel: Ausgabe 33/1961 vom Mittwoch, 9. August 1961 - "Deutschland - Vor Toresschluß"

hier bitte lesen:

http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/ ... f/43365469


W.T.


Toller Artikel! Der Westen erwartete also schon den Mauerbau, bzw. die Abriegelung von Berlin-West. Er war über den Notstandsplan des MfS detailliert informiert.

Die Maßnahmen der SED beweisen auch eins. Es bestand keine Angst vor einem Krieg, alle Mühen und Kosten wurden in Maßnahmen zur Vereitelung der Fluchten gesteckt.

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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 4. Oktober 2015, 10:34

Der 22-jährige Bernd Lünser will sich am Abend des 4. Oktober in der Bernauer Straße mit einem Wäscheseil in den Westteil von Berlin abseilen. Doch sein Fluchtvorhaben wird bemerkt. Grenzpolizisten eröffnen das Feuer. Erstmals gibt die West-Berliner Polizei einem Flüchtenden Feuerschutz; im Feuergefecht wird ein Grenzpolizist verletzt.


Bernd Lünser
geboren am 11. März 1939
tödlich verunglückt am 4. Oktober 1961


beim Sprung vom Dach des Hauses Bernauer Straße 44
an der Sektorengrenze zwischen Berlin-Mitte und Berlin-Wedding

Bild
Bernd Lünser: MfS-Foto des Mahnmals in der Bernauer Straße 44 (Aufnahme um 1975) (Foto: BStU, MfS, HA XXII Nr. 18536, F2, Bild 12)

Als sie die Verfolgung aufnehmen, macht Bernd Lünser durch laute Rufe West-Berliner Passanten auf sich aufmerksam: "Helft mir, ich will springen", ruft er ihnen aus schwindelnder Höhe zu. Sie verständigen eine Sektorenstreife der West-Berliner Polizei, und während auf der anderen Seite die ersten Schüsse fallen, stehen kurze Zeit später Feuerwehrleute mit einem Sprungtuch bereit, um den Flüchtling aufzufangen.

Durch den Bau der Berliner Mauer sind Hunderte von Studenten aus dem Ostteil und dem Umland der Stadt von ihren Studienplätzen in West-Berlin abgeschnitten. Auch der 22-jährige Bernd Lünser wird von der Abriegelung der Sektorengrenze mitten in den Semesterferien überrascht.

Am 11. März 1939 in Berlin geboren, wächst er nach der Scheidung seiner Eltern bei der Mutter im Stadtbezirk Friedrichshain auf, während sein Vater in West-Berlin lebt. Mit 18 Jahren macht er das Abitur und absolviert danach eine Maurerlehre in einem Ost-Berliner Betrieb, bevor er im Wintersemester 1959/60 im Westteil der Stadt ein Fachhochschulstudium beginnt. Er will Bauingenieur werden und ist nach Auskunft seiner Dozenten und Kommilitonen von der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen in Berlin-Neukölln ausgesprochen talentiert und beliebt.[1] Aus welchen Gründen er in West-Berlin studiert, geht aus Polizei- und Presseberichten nicht hervor. Die Annahme liegt jedoch nahe, dass die Ablehnung des DDR-Bildungswesens in seinem Fall ebenso eine Rolle spielt wie bei vielen Altersgenossen, die bis zum 13. August 1961 täglich zwischen ihren Wohnorten im Osten und Hochschulen oder Universitäten im Westen pendeln.

So ist Bernd Lünser Angaben seines Vaters zufolge auch nach der Grenzschließung fest entschlossen, sein Studium in West-Berlin zu beenden und sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, rechtzeitig zum Semesterbeginn Anfang Oktober dorthin zu gelangen.[2] Als sich seine Hoffnungen auf einen Passierschein und eine Fluchthilfegelegenheit zerschlagen, unternimmt Bernd Lünser den Versuch, sich vom Dach eines Ost-Berliner Grenzhauses auf die Bernauer Straße abzuseilen. Dabei kommt er am 4. Oktober 1961 auf tragische Weise ums Leben. Die Umstände seines Todes erregen in Ost und West großes Aufsehen. Denn es ist das erste Mal seit dem Mauerbau, dass West-Berliner Polizeibeamte die Schüsse von Ost-Berliner Grenzposten erwidern.[3]

Die Bernauer Straße gehört in ihrer ganzen Breite zum West-Berliner Bezirk Wedding, während die Häuser am südlichen Straßenrand auf Ost-Berliner Gebiet liegen und seit dem Mauerbau immer wieder Ausgangspunkt von Fluchtaktionen sind. Deshalb lassen die DDR-Behörden viele Häuser räumen, Fenster und Türen zumauern und die Bewachung verschärfen. Bernd Lünser versucht, Absperrungen und Grenzposten zu umgehen, indem er gegen Abend in der anliegenden Swinemünder Straße auf ein Hausdach klettert, um über die Dächer bis zum Eckhaus an der Bernauer Straße zu gelangen und sich mit einer Wäscheleine abzuseilen. Dabei wird er von zwei Grenzposten entdeckt.

Bild
Bernd Lünser springt am 4. Oktober 1961 vom Dach dieses Hauses in der Bernauer Straße 44 in den Tod: Er verfehlt das Sprungtuch der West-Berliner Feuerwehr.

Als sie die Verfolgung aufnehmen, macht Bernd Lünser durch laute Rufe West-Berliner Passanten auf sich aufmerksam: "Helft mir, ich will springen", ruft er ihnen aus schwindelnder Höhe zu. Sie verständigen eine Sektorenstreife der West-Berliner Polizei, und während auf der anderen Seite die ersten Schüsse fallen, stehen kurze Zeit später Feuerwehrleute mit einem Sprungtuch bereit, um den Flüchtling aufzufangen.[4] Unterdessen kommt es auf dem Dach des Hauses Bernauer Straße 44 zu einem Handgemenge zwischen dem Flüchtenden und einem seiner Verfolger. Beide rutschen bis zur Dachkante. Schließlich reißt sich Bernd Lünser los und springt in die Tiefe. Er verfehlt das Sprungtuch der Feuerwehr um wenige Meter, prallt mit voller Wucht auf das Pflaster und ist auf der Stelle tot.

Weiter hier:
http://www.chronik-der-mauer.de/todesop ... nser-bernd
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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 6. Oktober 2015, 10:14

Fluchthilfe durch die Kanalisation in den Westen – und an die Stasi verraten, 6. Oktober 1961

Aus Minden in Westfalen zieht der Abiturient Carl-August von Halle 1956 nach West-Berlin, wo er ein Architekturstudium aufnimmt. Der Bau der Mauer am 13. August 1961 ist für den 25-Jährigen ein Schock. Kurze Zeit später lernt er in West-Berlin einen Schüler kennen, der zusammen mit Studenten der Technischen Universität DDR-Bürgern zur Flucht verhelfen möchte. Die jungen Leute verfügen über Pläne der Berliner Kanalisation, die sich zur Flucht eignet. Auch Carl-August von Halle möchte die Mauer durchlässig machen – wie es der Regierende Bürgermeister Willy Brandt gerade öffentlich gefordert hat.

Bild
Carl-August von Halle im Sommer 1961, wenige Monate vor seiner Verhaftung: Fluchthilfe durch die Kanalisation in den Westen – und an die Stasi verraten, 6. Oktober 1961 (Foto: Privatarchiv Carl-August von Halle)

Zusammen mit dem Schüler fährt Carl-August von Halle mehrfach mit seinem Auto nach Ost-Berlin. Dort informieren sie Fluchtwillige über die unterirdischen Fluchtwege. Mit ihrer Hilfe gelangen zahlreiche DDR-Bürger durch die Kanalisation nach West-Berlin, bis Ost-Berliner Sicherheitskräfte den Fluchtweg entdecken. Carl-August von Halle und seine Mitstreiter müssen diese Form der Fluchthilfe umgehend einstellen.

Im September 1961 lernt Carl-August von Halle in West-Berlin einen Potsdamer Schauspieler kennen. Der Mann wurde durch den Mauerbau von seiner Familie getrennt und möchte sie in den Westen holen. Carl-August von Halle erzählt ihm von den gelungenen Fluchten und sagt seine Hilfe zu. Er bemüht sich um einen gefälschten Pass für dessen Ehefrau. Mehrmals fährt er nach Ost-Berlin und trifft sich mit ihr, um Briefe des Schauspielers zu überbringen und die Flucht der Familie vorzubereiten. Auch am 6. Oktober 1961 fährt von Halle deshalb nach Ost-Berlin. Als er am Bahnhof Friedrichstraße ankommt, wird er verhaftet und im Potsdamer Stasi-Untersuchungsgefängnis inhaftiert. Während der Verhöre begreift er, dass er in eine Falle geraten war: Der Schauspieler hatte im Auftrag der Stasi gehandelt.

Am 3. Februar 1962 verurteilt das Kreisgericht Potsdam-Stadt Carl-August von Halle wegen „fortgesetzter Beihilfe zur Republikflucht" zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten. Die Strafe muss er im Gefängnis Magdeburg-Sudenburg antreten. Dort setzt ihn die Stasi unter Druck: Sie stellt eine vorzeitige Entlassung in Aussicht, wenn er im Westen für die Stasi arbeitet. Mit der Absicht, niemals für den DDR-Geheimdienst tätig zu werden, stimmt Carl-August von Halle zu. Nach 14 Monaten Haft kommt er am 4. Dezember 1962 frei. Im Auftrag der Stasi wird er in die Bundesrepublik entlassen, nach Hannover, wo er das Architekturstudium fortsetzen und im März 1963 in Marienborn seinen Führungsoffizier »Siegfried« treffen soll.

Weiter geht es hier:
http://www.chronik-der-mauer.de/fluchte ... tober-1961
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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon augenzeuge » 6. Oktober 2015, 16:30

Interessierter hat geschrieben:Im Auftrag der Stasi wird er in die Bundesrepublik entlassen, nach Hannover, wo er das Architekturstudium fortsetzen und im März 1963 in Marienborn seinen Führungsoffizier »Siegfried« treffen soll.


Hast du spannend gemacht. [super] Nöö, ich verrat auch nix.... [grin]
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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 23. Oktober 2015, 14:16

"Berliner Mauer - Vom Schandmal zur Ruine

In der DDR-Propaganda hieß das Bauwerk >antifaschistischer Schutzwall< und sollte den jungen
Staat vor >Abwanderung, Unterwanderung, Spionage, Sabotage, Schmuggel, Ausverkauf und
Aggression aus dem Westen< schützen. Doch tatsächlich war es vor allem nach innen gerichtet,
denn zehntausende Menschen hatten zuvor Monat für Monat das kleinere Deutschland verlassen.
Dem >sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat< lief das Volk davon. Im Westen wurden die
Grenzanlagen als >Schandmal< gebrandmarkt. Wer heute >original Berliner Mauer< sehen will,
muss lange danach suchen. In Berlin steht allein im Ortsteil Mitte noch ein denkmalgeschützter
Rest. Für die Gedenkstätte Bernauer Straße musste sogar ein Stück Mauer wieder errichtet werden.
Der Fall der Mauer: >Wir kommen jetzt öfter.<"

hierzu der link:


http://www.spiegel.de/einestages/berlin ... 48810.html

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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 13. November 2015, 10:12

Heinz Cyrus
geboren am 5. Juni 1936
unter Beschuss schwer verletzt am 10. November 1965


Bild
Heinz Cyrus; Aufnahmedatum unbekannt (Foto: BStU, MfS, AS 754/70, Bd. 2, Nr. 8, o.P.)

bei einem Sprung oder Sturz aus dem Haus Gartenstraße 85
an der Sektorengrenze zwischen Berlin-Mitte und Berlin-Wedding

am 11. November 1965 an den Folgen der Verletzungen gestorben


Heinz Cyrus bewegt sich in der Nähe des Nordbahnhofs kriechend auf die Sperranlagen zu. Ein Wachhund wittert den Flüchtling und schlägt an. Sofort meldet ein Grenzpostenpaar den Vorfall; Volkspolizisten werden hinzugezogen und riegeln das Hinterland ab. Als der Flüchtende sich – angeblich auf Anruf – nicht stellen will, eröffnen die Grenzer von drei Seiten das Feuer.

Bild
Heinz Cyrus: Tatortfoto der West-Berliner Polizei von den Grenzanlagen an der Bergstraße in Berlin-Mitte, 10. November 1965 (Foto: Polizeihistorische Sammlung/Der Polizeipräsident in Berlin)


Berlin-Mitte, 10. November 1965, kurz vor 21.00 Uhr: Heinz Cyrus bewegt sich in der Nähe des Nordbahnhofs kriechend auf die Sperranlagen zu. Ein Wachhund wittert den Flüchtling und schlägt an. Sofort meldet ein Grenzpostenpaar den Vorfall; Volkspolizisten werden hinzugezogen und riegeln das Hinterland ab. Als der Flüchtende sich – angeblich auf Anruf – nicht stellen will, eröffnen die Grenzer von drei Seiten das Feuer. Aus dem Kugelhagel rettet sich der Gejagte unverletzt in das angrenzende Haus Gartenstraße 85. Seine Verfolger umstellen es und beginnen mit der Durchsuchung. Der junge Mann flieht von Etage zu Etage, seine Situation wird immer auswegloser. Schließlich klettert er in seiner Verzweiflung aus dem Flurfenster der 4. Etage, klammert sich an der Dachrinne fest – und stürzt auf den Hof. Mit einem Schädelbasisbruch und zahlreichen Knochenbrüchen wird er gegen 21.30 Uhr ins Krankenhaus der Volkspolizei nach Berlin-Mitte gebracht.[1] Noch in derselben Nacht wird er dort notoperiert; in den Morgenstunden des folgenden Tages erliegt er seinen Verletzungen.

Weiter geht es hier:
http://www.chronik-der-mauer.de/todesop ... z?letter=C
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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon Interessierter » 15. November 2015, 13:35

Ingolf Diederichs

geboren am 13. April 1964
tödlich verunglückt am 13. Januar 1989
im Bereich Bösebrücke/Grenzübergang Bornholmer Straße
an der Sektorengrenze zwischen Berlin-Prenzlauer Berg und Berlin-Wedding


Am Abend des 13. Januar 1989 will Ingolf Diederichs von Ost- nach West-Berlin flüchten. Mit einer selbst gebauten Leiter steigt der 24-Jährige am Bahnhof Pankow in die S-Bahn und fährt in Richtung Schönhauser Allee. In unmittelbarer Nähe des Grenzübergangs Bornholmer Straße springt Ingolf Diederichs gegen 18.30 Uhr aus dem fahrenden Zug.

Er stürzt, bleibt an der S-Bahn hängen und wird mitgeschleift. Dabei zieht er sich schwerste Kopfverletzungen zu, an denen er unmittelbar stirbt. Ein S-Bahnführer bemerkt den verstümmelten Leichnam zwischen den Fern- und S-Bahngleisen auf Höhe der Bösebrücke. Staatssicherheit und Grenztruppen sperren bis nach Mitternacht die Strecke zwischen Pankow und Schönhauser Allee, um die Leiche zu bergen und die Spuren zu sichern.[3]

Was den 24-Jährigen zu seinem waghalsigen Vorhaben bewegt, ist nicht überliefert. Die Staatssicherheit „legendiert" den Fluchtversuch als reinen Unfall. Den Angehörigen von Ingolf Diederichs soll lediglich mitgeteilt werden, er sei durch den Sturz aus einem fahrenden S-Bahnzug zu Tode gekommen.

http://www.chronik-der-mauer.de/todesop ... f?letter=D
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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 15. Dezember 2015, 10:02

"Anfänge der Berliner Mauer - Mörderisches Flickwerk

Sie konnten einander sehen, hören - und bewerfen;
Dort, wo sich DDR-Grenzer und West-Berliner ab August 1961 gegenüberstanden,
markierte zunächst nur ein Drahtverhau den Verlauf der späteren Mauer.
Lange geheim gehaltene Aufnahmen aus dem Grenztruppenarchiv dokumentieren
das provisorische Flickwerk."

Von Solveig Grothe:

...und hier geht es weiter:

http://www.spiegel.de/einestages/anfaen ... 47283.html

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Re: 50 Jahre Mauerbau

Beitragvon Werner Thal » 19. April 2016, 13:29

STUDIO AM STACHELDRAHT - Sektorengrenze Schall und Rauch:

Der Spiegel: 49 / 1961 am 29.11.1961

Einen Sieg im kalten Krieg meldete die Besatzung des Lautsprecherwagens B 14 - 11:
Ulbrichts Grenzwächter an der Hänselstraße so berichteten die Phon-Krieger dem
Westberliner Innensenator, "drehten uns den Rücken zu, senkten die Köpfe und
heulten . Sie wirkten vollkommen demoralisiert."

Als Antwort auf einen östlichen Gasbomben-Angriff hatten Westberliner Polizisten
zehn Tränengaskerzen über die Mauer geschleudert. Durch den Nebel drang aus den
sechs Lautsprechern des Westberliner Autos der Mahnruf an die weinenden Ost-
Kameraden: "Laßt euch nicht dazu mißbrauchen, auf Deutsche zu schießen!
Mord bleibt Mord!"
Der Appell ans nationale Gewissen war ein altes, der Bombenwurf gen Osten
ein neues Kampfmittel: An diesem Tage, dem 31. Oktober, wurde der östliche
Protest gegen westlichen Schall zum ersten Mal im Rauch erstickt.
Die Westberliner Schall-Kämpfer - offizielle Bezeichnung: "Studio am Stacheldraht" -
waren bereits wenige Tage nach dem 13. August an die Front beordert worden.
Seither fahren sie mit vier Lautsprecherwagen Tag und Nacht die Sektorengrenze
entlang und überschütten eine fünf Kilometer breite Zone in Ostberlin mit
ohrenbetäubendem politischen Lärm. Leitmotiv der jeweils viertelstündigen
Propagandasendung ist das Trompetensolo aus dem Hollywood-Film "Verdammt in
alle Ewigkeit" - (Original: ´From Here To Eternity´ nach James Jones)

Die Besatzung des Ostberliner Festungswalls versuchte zunächst, gegen den westlichen
Lautschwall mit volksdemokratischen Weisen aus jenen 190 Lautsprechern
anzukrächzen, die entlang der Sektorengrenze stationiert sind.

Erst nach etlichen Wochen dämmerte den Abwehrexperten Ulbrichts die Erkenntnis,
daß ihre Lärmmaschinen nicht gen Westen, sondern ebenfalls gen Osten richten
müßten, um die Studio-Sendungen wirksam zu stören.

Seither mischt sich unter die westlichen Propagandafanfaren gelegentlich der
Lärm sowjetzonaler, nach Osten tönender Lautsprecherwagen, im West-Berliner
Polizeijargon "Rote Hugos" genannt, die als Pendant zum "Studio am Stacheldraht"
per Funk an die Einsatzstellen dirigiert werden.

Das Resultat des Schall-Wettstreits: Die vier Studio-Wagen bringen es jeweils auf
120, die 15 "Roten Hugos" hingegen nur auf 95 bis 105 Phon.

...und hier kann man den Artikel weiterlesen:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43367685.html

garniert mit einigen Fotos jener Zeit:

http://www.landesarchiv-berlin.de/lab-n ... rentPic=86

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