„In der Fremde war ich Botschafterin der DDR“

Bücher, die nicht in den Bereich politische Systeme oder Grenze gehören.

„In der Fremde war ich Botschafterin der DDR“

Beitragvon augenzeuge » 23. Oktober 2016, 21:33

Paula Fürstenbergs erster Roman erzählt die Geschichte von Johanna, die mehr über ihren zu DDR-Zeiten verschwundenen Vater erfahren will. Wieso Eltern - und die DDR - wichtig für die eigene Identität sind, erzählt die Autorin im Interview.

Der Roman erzählt die Geschichte von Johanna. Sie ist 1987 in der DDR geboren, wuchs ohne Vater auf. Er habe „rübergemacht“, sei also in den Westen gegangen, erzählt ihre Mutter. Nur eine Postkarte haben sie mal von ihm bekommen, sonst nie etwas über ihn gehört. Bis seine Stimme plötzlich auf dem Anrufbeantworter ist, wirr irgendwelche Worte stammelnd. Johanna ruft ihn zurück und erfährt, dass er an Krebs erkrankt ist. Endstadium. Sie lernt Antonia kennen, ihre Stiefschwester. Und ihre Großmutter. Nur den Vater, den kann sie nicht mehr kennenlernen, denn der Krebs lässt ihn nicht mehr sprechen. Doch Johanna will nun Antworten: Ist ihr Vater Jens wirklich geflohen? Oder wurde er – wie Antonia sagt – verhaftet? Sie beginnt, die Geschichte ihrer Familie zu erforschen.

Es gab den ersten Vorläufer in der Schule. An dem Tag, als mein Geschichtslehrer eine Folie an die Wand geworfen hat, auf der wir die Diktatur des Nationalsozialismus mit der der DDR vergleichen mussten. Darüber stand: „Systemvergleich Nationalsozialismus und DDR“. Da gab es in mir selbst einen massiven Widerstand gegen diese Aufgabe, dabei war ich 14 Jahre alt und konnte das nicht so richtig einordnen. Trotzdem gab es innerhalb der Klasse große Proteste. Mit dem war unser Lehrer – ein Wessi – hoffnungslos überfordert. Er hat dann zwar gesagt, es sei ja nur ein Vergleich, bei dem ja auch herauskommen könne, dass die beiden Systeme nichts miteinander gemein haben und dass es große Unterschiede gebe. Da hatten wir aber schon komplett dicht gemacht.

Ganz deutlich wurde es dann, als ich nach dem Abitur einige Jahre nach Frankreich und in die Schweiz gegangen bin. Da wurde ich plötzlich zur Botschafterin der DDR. Dauernd wurde ich darüber ausgefragt. Ich hatte ein doppeltes Erschrecken, zum einen darüber, wie wenig über die Geschichte bekannt ist und zum anderen, wie wenig ich tatsächlich beantworten konnte...
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Re: „In der Fremde war ich Botschafterin der DDR“

Beitragvon Volker Zottmann » 23. Oktober 2016, 21:39

Was will auch ein Mädchen aus der DDR berichten, wenn sie doch erst 1987 geboren wurde?

Gruß Volker
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Re: „In der Fremde war ich Botschafterin der DDR“

Beitragvon Merkur » 24. Oktober 2016, 15:44

Volker Zottmann hat geschrieben:Was will auch ein Mädchen aus der DDR berichten, wenn sie doch erst 1987 geboren wurde?

Gruß Volker


Das ist doch alles möglich Volker. Es gibt hier eine Person, die uns täglich aus der DDR berichtet, ohne jemals dort gelebt zu haben. [flash]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: „In der Fremde war ich Botschafterin der DDR“

Beitragvon augenzeuge » 24. Oktober 2016, 16:12

Respekt, Merkur. [flash] Eine Ergänzung habe ich noch...nur damit man erkennt, dass das Mädel einiges wissen kann.

Es gibt ja auch Spezies, die über das MfS so viel wissen, als ob sie in jeder Abteilung des MfS 5 Jahre gearbeitet hätten, ohne je wirklich im MfS gewesen zu sein. Ich hoffe, das ist nicht übertrieben. [hallo]

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Re: „In der Fremde war ich Botschafterin der DDR“

Beitragvon Merkur » 24. Oktober 2016, 16:23

augenzeuge hat geschrieben:nur damit man erkennt, dass das Mädel einiges wissen kann.
AZ


Genau das wollte ich dem Volker ggü zum Ausdruck bringen.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: „In der Fremde war ich Botschafterin der DDR“

Beitragvon andr.k » 24. Oktober 2016, 21:28

augenzeuge hat geschrieben:Eine Ergänzung habe ich noch...nur damit man erkennt, dass das Mädel einiges wissen kann.

Es gibt ja auch Spezies, die über das MfS so viel wissen, als ob sie in jeder Abteilung des MfS 5 Jahre gearbeitet hätten, ohne je wirklich im MfS gewesen zu sein. Ich hoffe, das ist nicht übertrieben.


Und nicht nur vom MfS. Bekannterweise gab es ja auch andere Behörden und Institutionen in der DDR. Über diese genannten Bereiche kann man, wenn wirkliches Interesse besteht, auch sehr gut recherchierte Bücher lesen.

Wie heißt es doch so schön: "Der Weg ist das Ziel".
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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