Anatoli N. Rybakow "Die Kinder vom Arbat"

Bücher, die nicht in den Bereich politische Systeme oder Grenze gehören.

Anatoli N. Rybakow "Die Kinder vom Arbat"

Beitragvon Nostalgiker » 1. Februar 2024, 10:04

Endlich habe ich den Roman "Die Kinder vom Arbat" von A. Rybakow gelesen.
Insgesamt sind es drei Bände, der zweite Teil heißt "Jahre des Terrors" und der dritte Teil "Stadt der Angst". Ein vierter Teil "Staub und Asche" liegt nicht auf Deutsch vor.

Geschrieben wurde der Romanzyklus von Rybakow Ende der 50ger, Anfang der 60ger Jahre in der SU. Allerdings wurde er erst 1987 veröffentlicht. Der über 20 Jahre währende Kampf von Rybakow um die Veröffentlichung seines Buches, er wollte es nicht im Ausland als Erstveröffentlichung erscheinen lassen, liest sich genauso spannend wie der Romanzyklus.

Der Roman tragt teilweise autobiographische Züge und spielt in der Zeit von 1933 bis 1938 In Moskau, Sibirien und in diversen Provinzorten der SU.
Er handelt von einer Gruppe von jungen Leuten welche am Arbat wohnten und zeichnet ihr Leben in der damaligen SU sehr realistisch nach.
Der Hauptheld wird aus nicht nachvollziehbaren Gründen von der Hochschule relegiert, wieder immatrikuliert und anschließend verhaftet und zu drei Jahren Verbannung in Sibirien verurteilt.
Die "heimliche" Hauptfigur des Buches ist allerdings Stalin. Rybakow zeichnet ein umfassendes Psychogramm dieses Diktators und er war nicht bereit in seinem Kampf um die Veröffentlichung des Buches etwas davon zu entschärfen oder gar zu streichen.
Wäre das Buch in der vorliegenden Form bereits Anfang der 60ger Jahre in der SU veröffentlicht worden, dann hätte es bestimmt ein mittelschweres "Erdbeben" ausgelöst.

Natürlich beleuchtet der Roman auch die Umstände der Ermordung von Kirow, die Inszenierung der drei großen Schauprozesse in den Jahren 1936, 1937 und 1938 und die Zeit des großen Terrors von 1937/38.

Diesen Romanzyklus gibt es zur Zeit nur als Paperback.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Anatoli N. Rybakow "Die Kinder vom Arbat"

Beitragvon andr.k » 1. Februar 2024, 17:00

Von A. Rybakow habe ich nur "Krosch und seine Abenteuer" gelesen. Das Buch war allerdings nicht nur schwere Kost, sondern auch schlecht ins Deutsche übersetzt. Die "Abenteuer" habe ich vergebens in diesen Roman gesucht. Über Rybakow haben wir, @Nostalgiker, schon vor einiger Zeit mal philosophiert.
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Re: Anatoli N. Rybakow "Die Kinder vom Arbat"

Beitragvon Edelknabe » 1. Februar 2024, 17:17

Von A.Rybakow gibt es weitere richtig gute Bücher. Das Buch "Schwerer Sand" zum Beispiel. Das hatte ich vor längerer Zeit einmal gelesen und habe es auch noch in meiner Sammlung.

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Re: Anatoli N. Rybakow "Die Kinder vom Arbat"

Beitragvon augenzeuge » 1. Februar 2024, 17:43

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