Chronik einer angekündigten Flucht

Bücher, die nicht in den Bereich politische Systeme oder Grenze gehören.

Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 27. September 2021, 15:33

Ich kenne den Autor ganz gut. Übrigens ein Ex-Kollege vom alten User Dille, der einen ähnlichen Weg nahm.

Günter Knoblauch, geb. 1940. Über die Kaderschmiede der DDR (ABF) kommt er zum Studium an die TU Dresden und ist nebenher als Reiseleiter für Jugendtourist tätig. 1966 erfolgt seine Verhaftung durch das MfS. Er wird verurteilt und ins "Gelbe Elend" nach Bautzen verbracht. Nach der Haft stellt er vergeblich Ausreiseanträge. 1970 kündigt er dem Generalstaatsanwalt der DDR seine Flucht an und führt diese 1971 aus. Das hat Konsequenzen. 1971 beginnt er seine Tätigkeit bei der Siemens AG München, 1986 Aufnahme in den Oberen Führungskreis, Preisträger der Siemens AG/UBN. Günter Knoblauch ist Autor und Mitherausgeber zahlreicher technischer Fachbücher und Publikationen zur DDR-Vergangenheit.


Er hat seine Lebensgeschichte nun veröffentlicht.

Meine Empfehlung!

Chronik einer angekündigten Flucht
Die Flucht - In einer spektakulären und dem Generalstaatsanwalt der DDR angekündigten Flucht über vier Grenzen erreicht der Autor 1971 die Bundesrepublik. Zurückbleiben seine Verlobte und sein sechs Monate alter Sohn. Bei der Stasi läuft das volle Überwachungsprogramm an. Wenn man auf so riskante Weise flüchtet, dann muss es dafür eine Vorgeschichte geben. Die Freunde - Der Bogen wird gespannt vom abenteuerlichen Reisen im Ostblock, wie man es so eigentlich gar nicht durfte, wie man vor Ort Geld beschaffte, das man offiziell nicht erhalten konnte und weiter über die Indoktrination, der man als Student und nebenbei als Reiseleiter ausgesetzt war, bis hin zur Verhaftung durch das MfS. Der Feind - Ein Blick hinter die Gefängnismauern zeigt, mit welchen Mitteln und Aufwand das MfS arbeitet. Es gelingt, aus dem Stasi-Gefängnis Nachrichten nach draußen zu bringen, um Freunde zu warnen. Die Schilderungen aus der Stasi-Haft und dem Gelben Elend werden um zeithistorische Informationen ergänzt. Nach der Haftentlassung eskaliert die Situation. Die Flucht ist die Ultima Ratio. - Ein Tagebuch angesiedelt zwischen Krimi und erlebter Zeitgeschichte.


AZ
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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 27. September 2021, 15:39

Muss ich noch nachreichen....die Fluchtroute:
Das MfS hat nie herausbekommen, wie ich die DDR verlassen habe.
[grins]
Bild

Und die Homepage von Knobi:
http://www.knobi-muc.de/Gunter/Die_Fluc ... lucht.html

AZ

P.S
@Nostalgiker
Ich weiß, dass du hier gern mitliest. Auch wenn es zu "mehr" nicht mehr reicht, so empfehle ich dir, die Homepage von Knobi intensiv zu lesen. [grin]
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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 3. Oktober 2021, 10:43

Man kann einige Abschnitte lesen:

https://books.google.de/books/about/Chronik_einer_angekündigten_Flucht.html?id=86pCEAAAQBAJ&redir_esc=y

Ich hab mir das Buch heute bestellt.

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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon Interessierter » 3. Oktober 2021, 11:03

Auf diese Webseite habe ich auch schon 2015 hingewiesen:

Interessierter » 14. Sep 2015, 10:46
Ich teile dem Generalstaatsanwalt der DDR mit, dass ich flüchten werde

Was macht man, wenn man über Jahre immer wieder Ausreiseanträge stellt, seitenweise argumentiert, warum ..... und dann nur in zwei Sätzen belehrt wird, dass dem Antrag nicht entsprochen wird und von weiteren Eingaben anzusehen sei ?

Ich teile dem Generalstaatsanwalt der DDR mit, .....dass ich gezwungen bin, die DDR illegal zu verlassen, da das Verhalten der Staatsorgane im Widerspruch zu den international abgegeben Erklärungen der Regierung der DDR steht.Punkt!

Diese Erklärung ist ein Straftatbestand - Vorbereitung zum Illegalen Grenzdurchbruch !

Er müsste Haftbefehl ausstellen

Aber, es passierte nichts, absolut nichts.

Wahrscheinlich war es die Hoffnung, dass dieser Staat DDR ein Minimum an Ehrgefühl hat. Enttäuschung?

Geht es nicht auf Intellektuelle Art, so eben hinunter auf das intellektuelle Niveau eines Minister des Innern (Dickel) der DDR

Weiter mit vielen Dokumenten geht es auf dieser interessanten Webseite hier:
http://www.knobi-muc.de/html/ddr-g-staatsanwalt_.html


AZ

P.S
@Nostalgiker
Ich weiß, dass du hier gern mitliest. Auch wenn es zu "mehr" nicht mehr reicht, so empfehle ich dir, die Homepage von Knobi intensiv zu lesen.


Muss ich dahingehend ergänzen, dass es aber immer noch dazu reicht, mich mit einer PN vollzupöbeln.... [flash]
Interessierter
 

Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 3. Oktober 2021, 11:11

Auf diese Webseite habe ich auch schon 2015 hingewiesen:


Kein Problem. Ist mir sicher nicht aufgefallen, da ich Knobi eh seit 2008 kenne.

dass es aber immer noch dazu reicht, mich mit einer PN vollzupöbeln..

Sei stolz. Meine Beiträge reichen dafür vermutlich nicht. [grins]

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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 9. Oktober 2021, 18:14

Ich lese aktuell das Buch. Und ich find die Lebensgeschichte spannend.

Auch in ihren Reihen sitzt der Klassenfeind. Und wir werden ihn finden.


Wie gesagt, das hier spielt in den 60er Jahren.....mich erinnert es stark an ein Erlebnis im Jahre 1981 in der Abiklasse. Am Ende warf man ihn raus....den 17jährigen "Klassenfeind", der nur seine Meinung gesagt hatte.

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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 10. Oktober 2021, 16:25

Klasse: Strafanzeige in der DDR wegen geöffneter Post [super]

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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 11. Oktober 2021, 16:22

Aus dem Buch erneut ein Auszug. Mein Resümee:

Knoblauch landete u.a. aufgrund Kontakten mit Fluchthelfern für 20 Monate in Bautzen. Später verlor er aufgrund Stellen eines Ausreiseantrages seinen Job.
Er flüchtete, nachdem er etwa 1 Jahr arbeitslos war, sein Diplom aberkannt bekam und 1 Jahr zuvor diese Flucht noch angekündigt hatte. Diese Flucht, akribisch geplant, war der einzige Strohhalm, der ihm blieb. Am Ende konnte er seine Verlobte und das Kind mittels Familienzusammenführung herausholen.

All das ist hervorragend, logisch und packend beschrieben, mit vielen Originalfotos. Natürlich erkennt man, an ihm hatte sich das System festgebissen.
Als man ihn lehren wollte, wer der Klassenfeind ist, erkannte er schnell, wer es für ihn wirklich ist. Er entwickelte sich, mithilfe des Systems, selbst zum Klassenfeind.

Als er später in der BSTU seine Stasiakten lesen konnte, wollte er es nicht glauben. 10.000 Seiten, zig IM's hatte er beschäftigt..... [angst]

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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 30. Oktober 2021, 21:33

Eine Rezension

Kurzweilig, spannend, interessant, informativ und lehrreich zugleich

Rezension aus Deutschland vom 27. Oktober 2021

Jeder DDR Bürger, der das Land verlassen konnte, hatte zuvor einen Prozess durchlebt, der in ihm die Reife für diese Entscheidung entwickelte.

Der Leser ist mittendrin in diesem Prozess, er wird zum Zeugen einer Gesellschaft, der nicht bewusst ist, wie sehr sie diesen Prozess der Erkenntnis selbst fördert. Einer Gesellschaft, welche zugleich Angst und Widerstand produzierte und dafür keinen noch so großen Aufwand scheute.

Dem jungen Leser, der diese Zeit nicht selbst erlebt hat, mag es unglaublich erscheinen, wenn geschildet wird, auf welcher Grundlage ein erworbenes Diplom aberkannt wurde, wie schnell man allein bei unzulässigen Kontakten länger als ein Jahr im berüchtigten Zuchthaus in Bautzen landen konnte. Und wie schwer es danach war, den Schritt in die Gesellschaft zurück zu finden. Aber so war die absurde Realität der DDR zu dieser Zeit, der sich die Menschen stellen mussten.

Dieses Buch ist ein geschichtliches als auch authentisches Zeugnis einer Zeit der deutschen Teilung. Kurzweilig, spannend, interessant, informativ und lehrreich zugleich. Ich hab es in wenigen Tagen gelesen.

Das Buch ist eine klare Empfehlung an alle, die nicht nur erfahren möchten, unter welchen Bedingungen es der Autor schaffte, über 4 Grenzen unentdeckt zu gelangen, sondern auch, welche zahlreichen Versuche er in fast 3 Jahren unternahm, um seine Familie nachzuholen. Fast kann man von einem Kampf mit der Dresdner Staatssicherheit um seine Frau und sein kleines Kind sprechen.

Die wahre Lebensgeschichte des Autors liefert ein Zeugnis darüber ab, welche Wechselbeziehungen zwischen ihm und den politischen Vertretern der DDR zuvor bestanden bzw. bestanden haben mussten, und wie diese durch die Staatssicherheit geschickt dirigiert wurden.

Besonders aufschlussreich als auch erschreckend erscheinen einige Erlebnisse bzw. Vorgänge, wenn dazu die Planungen und Sichtweisen des Staates durch Dokumente aus den BSTU-Akten beweiskräftig dargestellt werden.

Ich wünschte mir, dass dieses Buch verfilmt werden könnte. Das Potenzial dazu hat es.
Jörg

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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon Dille » 5. März 2022, 20:36

Ja, Danke @AZ, ist diese Empfehlung also tatsächlich bis zu Dir und ins Forum durchgedrungen,
ich wollte es seinerzeit nicht von einem diesbezüglichen "Spezialisten" verwurschten lassen.

Ich kenne natürlich "knobi" ganz gut, er hieß in unserem Kreis immer nur "'s Männl" wegen seiner
zierlichen Statur, aber zäh wie sonstwas !! Ich müßte nochmal auf seine Website schauen, aber
er ist auch heute mit seinen bald 82 Jahren noch immer mal im Himalaya (Pakistan) unterwegs....

Und an dieser Zähigkeit hat sich seinerzeit der DDR- Apparat die Zähne ausgebissen, sein Buch
ist entstanden auf Anregung etlicher Bekannter, ist einfach spannend und teils "unterhaltsam",
und ja -- sein Weg von Ungarn über Jugoslawien nach Österreich war sozusagen die Blaupause
für unsere "illegale Ausreise" im Okt. 1971. (und noch weiterer)
Einzige Kritik am Buch von mir war, daß er ohne Not im eigenen Text den Propaganda- Terminus
"Westberlin" verwendet hat, statt "West- Berlin" oder "Berlin- West". Hat er inzwischen korrigiert.

Hier in Bayern hat er auch sofort wieder seinen akademischen Grad "Dipl.- Ing." wieder zuerkannt
bekommen (lesenswert, wie die couragierte Sekretärin im Prorektorat für Studienangelegenheiten
der TU Dresden seinerzeit auf die Aberkennung des akademischen Grades reagierte....), hat dann
eine nette Karriere in der Lichtwellenleiter- Entwicklung bei der Siemens AG gemacht....

So wie noch einige andere "Republikflüchtige", und was auch immer mancherorts philosophiert
wird -- es waren nicht die Schlechtesten, die gegangen sind, und die müssen ja mit ihrer Krea-
tivität gefehlt haben......und zum Niedergang beigetragen haben....
Die Diskussion über die Motivation (.."Fleischtöpfe"..etc.) habe ich schon 2016 geführt und zu
meiner Zufriedenheit abgeschlossen, darauf werde ich mich nicht mehr einlassen....

Gruß, Dille
Dille
 
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Re: Chronik einer angekündigten Flucht

Beitragvon augenzeuge » 5. März 2022, 22:21

Sehr schön, Dille.
Knobi und ich hatten schon Jahre vor Gründung des Forums Kontakt. Der hat bis heute angehalten, ich find's gut.
Über meine Rezension hat er sich gefreut, mir wars ein Bedürfnis.
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