„Rechtsextreme fühlen sich in der Polizei viel zu sicher“

Bücher, die nicht in den Bereich politische Systeme oder Grenze gehören.

„Rechtsextreme fühlen sich in der Polizei viel zu sicher“

Beitragvon Interessierter » 29. April 2021, 13:32

Ein Spiegelbild der Gesellschaft? Der Autor und Journalist Aiko Kempen findet, dass die Polizei besser als die Gesellschaft sein soll. Doch von diesem Ziel sind wir noch weit entfernt: Darum geht es in seinem neuen Buch „Auf dem rechten Weg? Rassisten und Neonazis in der deutschen Polizei“. Ein Gespräch über polizeiliche Machokultur, die keine Kritik toleriert, und eine blaue Mauer des Schweigens, die keine Rechtsextreme sehen will.

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Aiko Kempen
Auf dem rechten Weg? Rassisten und Neonazis in der deutschen Polizei
April 2021: Europa-Verlag
240 Seiten
ISBN 978-3-95890-350-0


Ein ausführliches, interessantes Interview dazu gibt es hier:
https://www.belltower.news/interview-mi ... er-114955/

Hier ein kurzer Ausschnitt:
Momentan vergeht kaum eine Woche ohne die nächste brisante Schlagzeile für die Polizei. In Ihrem Buch zeigen Sie, dass es aber auch eine historische Kontinuität gibt, dass es immer ähnliche Polizeiskandale gegeben hat. Führen wir eigentlich nicht immer die gleichen Debatten, ohne aus der Vergangenheit zu lernen?
Definitiv. Es ist wichtig zu betonen, dass die Polizei bis heute eine Institution ist, die es nicht geschafft hat, funktionierende Selbstreinigungsmechanismen zu etablieren. Sie hat aktiv verhindert, unabhängige Kontrollmechanismen von außen zuzulassen. Letztendlich zeigen diese Kontinuitäten über Jahrzehnte hinweg, dass wir nach derartigen Skandalen immer wieder dieselben Fragen stellen – und danach kommen immer wieder dieselben Antworten. Daraus wird nicht gelernt, und das ist das Entscheidende für mich.

Eines der Hauptprobleme, das Sie in Ihrem Buch beschreiben, ist nicht nur, dass es Rechtsextreme und Nazis in der Polizei gibt, sondern dass sie sich dort auch viel zu sicher fühlen. Was meinen Sie damit?
All diese rechtsextremen Chatgruppen, die an die Öffentlichkeit gelangen, zeigen, dass rechtsextrem und rassistisch gesinnte Beamt*innen oft widerspruchsfrei ihre Meinung äußern können. Selbst Rechtsextreme fühlen sich in der Behörde viel zu sicher – weil über Jahre Kolleg*innen einfach weggesehen haben und nichts wissen wollten. Ihre Äußerungen bleiben also relativ folgenlos. Man redet ja selbst auf wissenschaftlicher Ebene von einer „blauen Mauer des Schweigens“. Aber auch auf Führungsebene haben wir eine vollkommen mangelhafte Fehlerkultur: Das heißt, dass selbst in den Fällen, wo solche Äußerungen oder Straftaten nach außen dringen, sich nicht um eine vorbehaltlose Aufklärung gekümmert wird. Sondern man weist darauf hin, welche Polizist*innen alle nicht am Skandal beteiligt waren – was eigentlich gar nicht das Thema ist.
Interessierter
 

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