Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945

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Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945

Beitragvon Interessierter » 2. Februar 2018, 13:44

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Auch nach dem Kriegsende blieb der Rechtsextremismus ein kontinuierlicher Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Dieses Fazit zieht eine neue Sonderausstellung, die das Münchner NS-Dokumentationszentrum noch bis zum 2. April zeigt. Unter dem Titel „Nie wieder. Schon wieder. Immer noch. Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945“ beschäftigten sich deren Urheber mit den Entwicklungen der extremen Rechten und möglichen Gegenstrategien. Begleitet wird die Ausstellung von einer gleichnamigen Publikation, veröffentlicht im Berliner Metropol-Verlag.

Auf 280 Seiten beleuchten die Autoren dort verschiedene Aspekte der extremen Rechten, stellen bayerische Gegenmaßnahmen und zwei Fallstudien zum Oktoberfestattentat und dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) vor. Außerdem wird die Veröffentlichung durch eine umfangreiche Chronik und durch eine Analyse typischer Ideologieelemente ergänzt, die kennzeichnend für den Rechtsextremismus sind. In diesem Abschnitt können sich die Leser dank zahlreicher Illustrationen ein Bild davon machen, wie menschenverachtende Ideologien in Kampagnen verbreitet werden sollen, wie diese auf Propagandamaterialien präsentiert werden und wie sich derartige Bestrebungen erkennen lassen.

Dabei unterscheidet sich der Katalog durch seine Herangehensweise wohltuend von ähnlichen Veröffentlichungen. Gleich zu Anfang stellen die Autoren Beate Küpper und Andreas Zick in ihrem Aufsatz klar, dass sich rechtsextreme und rechtspopulistische Einstellungen nicht auf die vermeintlichen Ränder des politischen Spektrums beschränken lassen (S. 21 – 30). Unter Berufung auf die Mitte-Studien legen sie vielmehr überzeugend dar, welche fließenden Übergänge bei entsprechenden Ansichten teilweise festzustellen sind – bis hinein in die bürgerliche, vermeintlich demokratische Gesellschaft. Damit geben sie eine lobenswerte Richtung vor, die die Publikation als Ganzes auszeichnet.

Überhaupt ist die gesamte Publikation stets auf vorbildliche Weise am Puls der Zeit. Der jüngste Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft erfährt in der Veröffentlichung eine umfassende Würdigung, die dem Phänomen angemessen ist. Zudem spart der Ausstellungskatalog nicht mit Kritik an Gruppierungen wie „Pegida“ oder an Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD), die laut Wolfgang Benz nach dem Bedeutungsverlust der NPD deren Funktion „übernommen hat“ (S.15). Diese Deutlichkeit ist besonders wohltuend, werden solche Inhalte doch oftmals nicht mit der nötigen Entschiedenheit als antidemokratisch eingeordnet. Auf diese Weise leistet das NS-Dokumentationszentrum – gemäß seinem Auftrag – eine gute, weil engagierte und aufrüttelnde Aufklärungsarbeit, die überzeugend für eine demokratische Gesellschaft eintritt.

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